DE195813C - - Google Patents

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DE195813C
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cholines
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Description

KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
- M 195813 KLASSE \2q. GRUPPE
und ihrer Benzoylverbindungen.
Patentiert im Deutschen Reiche vom 16. Februar 1907 ab.
Das Cholin und seine Salze sind bekanntlich quaternäre Verbindungen des Dimethylaminoäthanols, also Abkömmlinge eines Atninoalkohols. Homologe dieses typischen Cholins können einerseits durch Ersatz der Methylgruppen durch höhere Alkylgruppen entstehen, wie. dies beispielsweise das von Würtz (Liebigs Annalen, Suppl. 7, S. 88) dargestellte Triäthyläthoxyliumchlorid zeigt.
Andererseits kann das Öxyäthyl, also die Äthylalkoholgruppe sowohl durch den Methylalkohol oder die höheren primären Alkohole als auch durch sekundäre und tertiäre sowie durch mehrwertige Alkohole ersetzt werden.
Doch sind von der großen Zahl dieser möglichen Homologen erst verhältnismäßig wenige , bekannt geworden; es sind dies das Formocliolin (A. W. Hof mann, Chem. Centralblatt i860, S. 170; Litterscheid, Liebigs Annalen, Bd. 337 [1904], S. 74), das y-Homocholin oder Trimethyloxypropylammoniumhydroxyd (Partheil, Liebigs Annalen, Bd. 268 [1892], S. 175), das β - Trimethyloxyisopropylammoniumchlorid (Morley, Ber. d. d. chem.
Ges. 13 [1880], S. 1805), das ß-Methyldiäthyloxyisopropylammoniumjodid (Ladenburg, Ber. d. d. chem. Ges. 15 [1882], S. 1145), das Trimethyldioxäthyliumchlorid oder Isomuskarinchlorid (Bode, Liebigs Annalen, Bd. 267 [1891], S. 291) und das Trimethylglycerammoniumchlorid und -jodid (V. Meyer, Ber. d. d. chem. Ges. 2 [1869], S. 186 und L. und Ed. Knorr, ebenda 32 [1899], S. 756). Homologe Choline mit primärem und sekundärem Alkoholcharakter sind also bereits bekannt, dagegen sind Choline, die sich von einem tertiären Alkohol ableiten, bisher noch nicht beschrieben worden. E. Fourneau (Compt. rend, de l'Acad. des sciences 138 [1904], S. 766) erwähnt zwar, daß bei der Einwirkung eines tertiären Amins auf die Chlorhydrine der allgemeinen Formel
R - COH- (CH3) - CK2Cl
die gleichen Aminoalkohole entstehen wie bei Anwendung eines sekundären Amins, indem das zunächst entstehende Cholin beim Zersetzen% der gebildeten Chlorhydrate durch Natronlauge ein Molekül Alkohol abspaltet, doch hat er diese Choline nicht isoliert. Es wurde nun gefunden, daß solche Choline mit tertiärem Alkoholcharakter und ihre Benzoylverbindungen erhalten werden, wenn man auf Dialkylaminodimethyläthylcarbinol der allgemeinen Formel
C2 Hr- C — OH,
CHn
55
60
worin R — Alkyl, und auf seine Benzoylverbindungen in Gegenwart oder bei Abwesenheit eines indifferenten Lösungsmittels HaIogenalkyle einwirken läßt. Diese Choline mit tertiärem Alkoholcharakter besitzen auffallenderweise eine wesentlich geringere Giftigkeit als die Salze des gewöhnlichen Cholins und sind frei von der Kurarewirkung der letzteren.
Während die Injektion von 0,01 g bromwasserstoffsaurem Cholin beim Frosch nach
kurzer Zeit völlige Lähmung unter kurareähnlichen Erscheinungen bewirkt und den Tod des Tieres am folgenden Tage herbeiführt, macht sich bei der Injektion von bromwasserstoffsaurem Salz des vom Dimethyläthylcarbinol sich ableitenden Cholins in der zehnfachen Dosis, also von 0,1 g, höchstens eine gewisse Parese bemerkbar, von der sich das Tier bald völlig erholt. Eine ähnliche
ίο beträchtliche Abschwächung der Giftwirkung hat bereits E. Schmidt (Archiv d. Pharmazie, Bd. 242 [1904], S. 706 u. ff.) bei den durch Verlängerung der Seitenkette entstandenen Homologen des Neurins festgestellt, es konnte aber aus diesem Befunde nicht abgeleitet werden, daß diese Entgiftung auch bei denjenigen Cholinen, welche sich vom Tertiäramylalkohol ableiten, sich vorfinden würde.
Diese Choline und ihre Benzoylverbindungen sollen als solche therapeutische Verwendung finden sowie als Ausgangsmaterialien für die Darstellung therapeutischer Produkte dienen.
Beispiele.
I. Trimethyltertiärpentanolammoniumbromid.
CHS
I
(CH3J3 · N-CH2-C-OH.
I I
Br C2H5
20 g Dimethylaminodimethyläthylcarbinol (vgl. E. Fourneau, Compt. rend., Bd. 138 [1904], S. 766) werden in einem geeigneten, gut verschlossenen Gefäß mit 20 bis 25 g reinem Methylbromid unter Eiskühlung gemischt. Durch die sofort einsetzende Reaktion entsteht zunächst eine Trübung, und nach einigen Minuten beginnt die neue Verbindung in farblosen Blättchen auszukristallisieren. Nachdem das Gemisch noch einige Stunden bei Zimmertemperatur gestanden hat, ist es zu einem festen Brei erstarrt und die alkalische Reaktion verschwunden. Die Ausbeute ist quantitativ. Zur Reinigung wird das Bromid in 35 ecm absolutem Alkohol in der Wärme gelöst, und zur filtrierten und mit 5 bis 10 ecm absolutem Alkohol nachgespülten Lösung werden 70 ecm über Natrium getrockneten Äthers in mehreren Portionen zugefügt. Im Laufe einiger Stunden kristallisiert das Bromid in rein weißen, zentimeterlangen breiten Spießen, die nach dem Absaugen uud Nachwaschen mit Alkoholäther und Äther über Schwefelsäure im Vakuum getrocknet werden. Es ist an der Luft weniger zerfließlich als das typische Cholinbromid. In offener wie auch in zugeschmolzener Kapillare beginnt es bei 1670 zu erweichen und schmilzt bei 168 bis 1690. Zur Analyse wurde es im Stöpselgläschen im Vakuum über Schwefelsäure getrocknet.
Berechnet für C6H20ONBr:
42,45 Prozent C, 8,91 Prozent H, 35,36 Prozent Br.
Gefunden:
42,55 Prozent C, 8,88 Prozent H, 35,37 Prozent Br.
Benzoylverbindung (StO vainbrommethylat).
. CH3
(CH3J3 \ N— CH2 — C—0· COC6 H5.
Br
Die aus 27,15 g Stovain (Benzoyläthyldimethyldimethylaminocarbinolchlorbydrat, siehe E. Fourneau, a. a. O.) durch Ammoniak ab- g5 geschiedene und mit Chloroform aufgenommene Base wird nach dem Trocknen der Chloroformlösung mittels Chlorcalcium mit 12 g reinem Methylbromid gemischt und im Druckgefäß einige Stunden auf 60° erwärmt, go bis die alkalische Reaktion verschwunden ist. Beim Verdunsten des Chloroforms und Trocknen des Rückstandes im Vakuum bleibt die Benzoylverbindung als farblose Kristallmasse in quantitativer Ausbeute zurück. Sie wird g5 aus einem Gemisch von 66 ecm absoluten Alkohols und 330 ecm trocknen Äthers umkristallisiert und in farblosen, nur wenig hygroskopischen und nicht zerfließlichcn Nädelchen erhalten.
Berechnet für C15 H2iO2 N Br:
24,22 Prozent Br.
Gefunden:
24,19 Prozent Br.
2. Trimethyltertiärpentanolammoniumjodid.
20 g Dimethylaminodimethyläthylcarbinol werden mit 30 bis 35 g Methyljodid im geschlossenen Gefäße gemischt und die sogleich eintretende heftige Reaktion durch Kühlen des Gefäßes mit Eis gemäßigt. Nach dem Verschwinden der alkalischen Reaktion wird die erhaltene gelblichweiße Kristallmasse aus einem Gemisch von absolutem Alkohol und trocknem Äther umkristallisiert; das Jodid bildet farblose, derbe und nicht zerfließliche Prismen, die bei 123 bis 125 ° schmelzen.
Berechnet für C8H20 ONJ:
46,46 Prozent J.
Gefunden:
46,28 Prozent /.
Benzoylverbindung (Stovainjodmethylat).
25 g Stovain werden in ioo g Wasser gelöst, die Base durch Ammoniak als öl abgeschieden und mit Äther aufgenommen. Von der mit Chlorcalcium getrockneten Lösung wird der Äther abdestilliert, der Rückstand in 50 ecm absolutem Alkohol gelöst und nach Zugabe von 20 bis 25 g Jodmethyl 1 bis 2 Stunden im Wasserbade erhitzt. Beim Erkalten kristallisiert die Benzoylverbindung in farblosen, nicht zerfließlichen Nadeln vom Schmp. 169 bis 1700 aus.
Berechnet für C16HnO2NJ:
33,64 Prozent /.
Gefunden:
31,63 Prozent J.
°° °
3. Äthyldimethyltertiärpentanolammoniumbromid.
CH
CHa-)N- CH2-C- OH.
Br
10 g Dimethylaminodimethylätbylcarbinol werden mit 15 g Bromäthyl in einer Druckflasche mehrere Stunden im Wasserbad erhitzt. Das ölige Reaktionsprodukt wird mit angewärmtem absoluten Alkohol aufgenommen und die Lösung mit dem mehrfachen Volumen trocknen Äthers vermischt. Hierbei scheidet sich das Bromid zunächst als farbloser Sirup ab, der im Vakuum über Schwefelsäure zu einer undeutlich kristallinischen, leicht zerfließlichen Masse trocknet.
Nach dem Trocknen im Vakuum bei ioo° wurden 33,27 Prozent Br gefunden; für die Formel C9H22ONBr berechnen sich 33,29 Prozent Br.
Benzoylverbindung (Stovainbromäthylat).
Wird analog dem in Beispiel 2 beschriebenen Jodmethylat aus Stovainbase und Bromäthyl dargestellt. Sie kristallisiert aus absolutem Alkohol in farblosen, wenig zerfließlichen Nädelchen.
Berechnet für C16H26O2NBr:
23,23 Prozent Br.
Gefunden:
23,14 Prozent Br.
Äthyldimethyltertiärpentanolammoniumjodid.
Wird analog dem Beispiel 3 durch mehrstündiges Erhitzen von Dimetbylaminodimethyläthylcarbinol mit Jodäthyl dargestellt und zunächst als ein stark hygroskopischer Sirup erhalten, der im Vakuum nach längerer Zeit zu einer am Licht sich bräunenden, kristallinischen Masse erstarrt.
Benzoylverbindung (Stovainjodäthylat).
Durch mehrstündiges Erhitzen von Stovainbase mit einem Überschuß von Jodäthyl dargestellt, kristallisiert sie aus absolutem Alkohol in farblosen, nicht zerfließlichen Nadeln, die bei 155 bis 1570 schmelzen.
Berechnet für C16H26O2NJ:
32,43 Prozent J.
Gefunden:
32,27 Prozent J.
Die aus dem Diäthylaminodimethyläthylcarbinol (Sdp. 85° bei 27 mm; vgl. E. Fourneau, a. a. O.) in analoger Weise darstellbaren Choline sind äußerst leicht zerfließliche, nur schwierig im kristallisierten Zustand zu erhaltende Verbindungen.
Die oben beschriebenen neuen Choline und ihre Benzoylverbindungen lösen sich leicht und mit neutraler Reaktion in Wasser und angewärmtem Alkohol, in Äther und den übrigen organischen Lösungsmitteln sind sie dagegen unlöslich. Ihre wäßrigen Lösungen geben mit Sublimatlösung weiße kristallinische Niederschläge, mit Kaliumquecksilberjodid gelbliche, ölige oder käsige Fällungen, die allmählich kristallinisch erstarren.

Claims (1)

  1. Patent-Anspruch: 1oo
    Verfahren zur Darstellung der Dialkylaminodimethyläthylcarbinolhalogenalkylate und ihrer Benzoylverbindungen, darin bestehend, daß man auf Dialkylaminodimethyläthylcarbinol und seine Benzoylverbindung Halogenalkyle einwirken läßt.
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