DE1929355B2 - Thiopeptin-Antibiotika und deren Verwendung in Futtermittelzusätzen - Google Patents
Thiopeptin-Antibiotika und deren Verwendung in FuttermittelzusätzenInfo
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Description
einen Schmelz- oder Zersetzungspunkt zwischen etwa 219° C und etwa 222"C,
eine optische Drehung [a] f? von —80° (c—\, in
Chloroform),
einen Rf-Wert von 0,!9 in einem Lösungsmittelsystem aus Chloroform und Methanol im
Volumenverhältnis 10:1,
ein charakteristisches Ultraviolettabsorptionsspektrum gemäß F i g. 4,
ein charakteristisches Infrarotabsorptionsspektrum gemäß F i g. 7,
eine Löslichkeit in Dioxan, Dimethylsulfoxid, Dimethylformamid, Pyridin, Chloroform und
3 η Salzsäure, eine geringe Löslichkeit in Methanol, Aceton und Äthylacetat und eine
Unlöslichkeit in Äther, Benzol, n-Hexan, Petroläther und Wasser und
eine Aminosäurezusammensetzung bei Hydrolyse mit 6 π Salzsäure bei 110°C während 24
Stunden, bezogen auf 2 Mol Alanin, von 039 Mol Threonin, 1,03 Mol Valin und 0,97 Mol
Cystein.
4. Thiopeptinantibiotikakorhplex, erhältlich durch
Kultivieren von Streptomyces tateyamensis ATCC 21389 in einem üblichen Nährmedium und Extrahierung des durch Filtration der Kulturbrühe erhaltenen Mycelkuchens mit Aceton.
5. Thiopeptin-Mycelkuchen, erhältlich durch Kultivieren von Streptomyces tateyan.ensis ATCC
21389 in einem Üblichen Nährmedium und Filtration der Kulturbrühe.
6. Verwendung von Antibiotika Thiopeptin Ai,
Thiopeptin A3, Thiopeptin B, von Thiopeptin Antibiotika-Komplex und/oder von Thiopeptin-Mycelkuchen in Futtermittelzusätzen.
Die Erfindung betrifft die neuen Antibiotika Thiopeptin Ai, Thiopeptin Aj, Thiopeptin B, einen
neuen Thiopeptin-Antibiotika-Komplex und einen neuen Thiopeptin-Mycelkuchen mit einer antibakteriellen Aktivität gegenüber einer Vielzahl von Mikro-
Organismen sowie deren Verwendung in Futtermittel-Zusätzen,
Es sind bereits zahlreiche Antibiotika im Handel, die als Futtermittelzusätze verwendet werden, wie z. B.
Flavomycin, Tylosin, Siomycin und Thiostrepton, von
denen Flavomycin eines der bekanntesten ist. Weitere
Antibiotika, die als Futtermittelzusätze verwendet werden, sind Siomycin, Peptiomycin, Sulfomycin,
Thermothiocin und Sporangiomycin (vgl. »The Journal
of Antibiotics«, Band XXHl (1970). S, 113-119).
Voraussetzung für die Eignung eines Antibiotikums als Futtermittelzusatz ist jedoch ein ausgeprägter Effekt
auf die Gewichtszunahme des Tieres, dem es verabreicht wird, während es gleichzeitig nicht in der Humanmedizin verwendet werden darf, keine Kreuzresistanzprobleme bestehen sollen und das Antibiotikum vom
Magen- und Darmtrakt kaum oder überhaupt nicht resorbiert werden darf. Diese Kombination von Eigenschaften wiru jedoch von keinem der bisher auf dem
Markt befindlichen Antibiotika erfüllt. So weist beispielsweise Flavomycin nur eine unzureichende Aktivität gegenüber Mycoplasma, das für Geflügel und
Schweine pathogen ist, auf, während Tylosin zwar eine ausreichende Aktivität gegenüber Mycoplasma besitzt,
bei seiner Verwendung treten jedoch Kreuzresistanzprobleme gegenüber anderen Antibiotika, wie z.B.
Erythromycin, auf, während beispielsweise Siomycin und Thiostrepton bei ihrer Verwendung als Futterzusatz
einen derart geringen Effekt ergeben, daß sie in der Praxis nicht eingesetzt werden. Andere der obengenannten Antibiotika haben wiederum den Nachteil,
daß sie vom Magen- und Darmtrakt des Tieres, dem sie
verabreicht werden, in unerwünschter Weist-resorbiert
werden, so daß im Fleisch und ?n den Organen des geschlachteten Tieres unzulässig hohe Rückstände an
diesen Antibiotika enthalten sind.
Aufgabe der Erfindung war es daher, neue, als Futtermittelzusatz verwendbare Antibiotika zu entwickeln,
welche die Nachteile der bisher bekannten Antibiotika nicht besitzen und die Forderungen, die an ihre Eigenschaften gestellt werden, besser erfüllen als die bisher Ln
der Praxis eingesetzten Antibiotika.
Es wurde nun gefunden, daß diese Aufgabe gelöst
werden kaiin mit den Antibiotika Thiopeptin Ai, A3 und
B sowie dem entsprechenden Thiopeptin-Antibiotika-Komplex und Thiopeptin-Mycelkuchen, wie sie in den
vorstehenden Patentansprüchen 1 bis 5 charakterisiert sind.
Die erfin dungsgemäßen Antibiotika, nachfolgend der
Einfachheit halber als »Thiopeptin(e)« bezeichnet, werden gebildet von einem neuen Mikroorganismus der
Gattung Streptomyces tateyamensis, der aus einer Bodenprobe isoliert wurde, die in Tateyama, Toyama
Prefecture, Japan, entnommen wurde. Das erfindungsgemäBe Thiopeptin wird durch Kultivieren dieses
Mikroorganismus Streptomyces tateyamensis ATCC 21389 (Proben der hinterlegten Kultur können nach
Maßgabe der geltenden Rechtsvorschriften von der Hinterlegungsstelle bezogen werden) in einem üblichen
Nährmedium gewonnen und in Futtermittelzusätzen verwendet Es bietet gegenüber den bisher verwendeten
bekannten Antibiotika die folgenden Vorteile: es treten keine Kreuzresistenzprobleme gegenüber anderen
Antibiotika auf, es wird vom Magen- und Darmtrakt des Tieres, dem es verabreicht, kaum oder überhaupt nicht
resorbiert und es weist eine deutlich verbesserte Aktivität gegenüber Mycoplasma, das insbesondere für
Geflügel und Schweine pathogen ist, auf. Es ruft bei den Tieren, denen es als Zusatz zu den Futterrationen
beigemischt wird, ein wesentlich beschleunigtes
Wachstum hervor, ohne daß irgendwelche unerwünschten Nebeneffekte bei diesen Tieren auftreten. Darüber
hinaus wird es innerhalb kurzer Zeit nach der Verabreichung praktisch vollständig von den Tieren wieder
ausgeschieden, so diü die Resorption durch den Magersund Darmtrakt minimal ist. Ferner bewirken sie, daß das
Futter, dem sie zugesetzt werden, wesentlich besser
ausgenutzt wird als bei Verwendung der bekannten
Futtermittelzusätze,
Die Morphologie einer Streptomyces tateyamensis-Kultur wurde mikroskopisch auf Bennet's-Agar beob-
achtet. Dabei zeigte sich, daß die Mycelfäden dieser
Kultur dick und gerade sind und Büschel bilden. Das Konidium mit der glatten Oberfläche ist verhältnismäßig groß und länglich-rund. Es sind aber auch einige
' rechteckige Konidien zu beobachten.
Streptomyces tateyamensis ATCC 21389 hat die folgenden Kulturmerkmale, wenn es auf den nachfolgend genannten Medien 10 bis 14 Tage lang bei 3O0C
wachsen gelassen wird. Lediglich bei der Gelatinestichkultur wurde eine Ausnahme hinsichtlich des
Wachstums gemacht, in dem die Beobachtung nach 20tägiger Aufbewahrung bei Zimmertemperatur durchgeführt wurde.
^0 schwaches Wachstum, farblos; kein Luftmycel; kein
lösliches Pigment
reichliches Wachstum, gelblich-braun am Rand, weiß im Zentrum; Luftmycel, dick, bräunlich-weiß,
pulverig, kein lösliches Pigment
flaches Wachstum, dunkelbraun; Luftmycel, sich ausbreitend, weiß, pulverförmig; kein lösliches
Pigment
flaches Wachstum, schwach braun; Luftmycel, weiß,
pulverförmig; kein lösliches Pigment
schwaches braunes Wachstum; Luftmycel, sich ausbreitend, schwach bräunlich-weiß, pulverförmig;
kein lösliches Pigment.
schlechtes Wachstum, farblos; kein Luftmycel; kein lösliches Pigment
schwaches braunes Wachstum; Luftmycel, schwach gräulich-weiß, pulverförmig, sich ausbreitend; kein
lösliches Pigment.
Bemerkung: Ziemlich schlechtes Wachstum bei 37* C
so Gelatinestich:
schwaches Wachstum; kein Luftmycel; kein lösliches Pigment
Bemerkung: Geringe Verflüssigung.
kleine weiße Kolonien ausgefällt; kein Luftmycel;
kein lösliches Pigment
ω schwache graue Kolonien wachsen auf der Oberfläche; kein Luftmycel; kein lösliches Pigment.
Bemerkung: Der pH-Wert wechselt leicht zum sauren Bereich.
Milch:
schwache graue Kolonien wachsen auf der Oberfläche: kein Luftmycel; kein lösliches Pigment.
Bemerkung: Peptonisation und Koagulation negativ.
Kartoffelplug:
schwaches braunes Wachstum, runzelig; kein Luftmycel; kein lösliches Pigment.
Cellulose:
kein Wachstum.
Die Kohlenstoffverwendung von Streptomyces tateyamensis wurde nach der von Pridham und Gottlieb
beschriebenen Methode bestimmt. In der nachfolgenden Tabelle sind die Ergebnisse des Kohlenstoffverwendungs-Versuchs wiedergegeben. Die darin zur Bezeichnung des Wachstums angewandten Symbole haben
die folgenden Bedeutungen:
( + ) = wahrscheinlich Verwendung
(-) = Verwendung fraglich
Kohlenstoffverwendungs-Übersicht für Streptomyces
tateyamensis
Arabinose ( + )
Fructose ( —)
Glucose ( + )
Inosit (-)
Lactose (+)
Mannit (-)
Mannose (-)
Raffinose (-)
Rhamnose (-)
Salicin ( —)
Sucrose (+)
Trehalose (-)
Xylose (-)
35
Hinsichtlich der Herstellung von Thiopeptin sei darauf hingewiesen, daß dieses nicht nur aus Streptomyces tateyamensis, sondern auch aus Mutanten, die
durch Mutationsmittel, wie Röntgenstrahlen, Ultraviolett-Bestrahlung, Behandlung mit Phagen und Stickstofflost aus diesem Mikroorganismus erhalten werden
können, gewonnen werden kann.
Thiopeptin kann durch Züchtung von Streptomyces tateyamensis in einem wäßrigen Nährmedium unter -15
submersen aeroben Bedingungen erzeugt werden. Das zur Züchtung von Streptomaces tateyamensis brauchbare Nährmedium zur Herstellung von Thiopeptin
enthält sowohl eine Kohlenstoffquelle, beispielsweise ein assimilierbares Kohlehydrat als auch eine Stickstoffquelle, beispielsweise eine assimilierbare Stickstoffverbindung oder ein proteinhaltiges Material. Beispiele für brauchbare. Kohlenstoffquellen sind Stärke,
Glucose. Sucrose und Glycerin. Beispiele für brauchbare
Stickstoffquellen sind Fleischextrakt Pepton, Glutin- ss
mehl Sojabohnenmehl, Baumwollsamenmehl, Maisquellwasser, trockene Hefe, Hefeextrakt, Ammoniumsulfat Natriumnitrat Casaminosäure und Harnstoff. Es
können auch Kombinationen dieser Kohlenstoff- und/oder Stickstoffquellen in vorteilhafter Weise
verwendet werden. Anorganische Salze, die zur Bildung von Ionen befähigt sind, wie Kalium, Natrium, Calcium,
Phosphat und Sulfat können dem Kulturmedium zugesetzt werden. Spurenelemente, wie Magnesium,
Mangan, Zink und Eisen, können ebenfalls dem Kulturmedium zugefügt werden. Derartige Spurenmetaüe
können als Verunreinigungen beiläufig mit der Zugabe der Bestandteile des Mediums geliefert werden. Es ist
deshalb darauf hinzuweisen, daß die Zugabe von solchen Spurenmetallen oder anorganischen Salzen effektiv
erfolgt, wenn der das Antibiotikum produzierende Mikroorganismus sie als Komponente des Kulturmediums benötigt, Vitamine, wie Inosit, Vitamin B^.
Isoascorbinsäure und Biotin, können dem für die Züchtung verwendeten Medium ebenfalls zugesetzt
werden.
Zur Gewinnung einer möglichst hohen Ausbeute an Thiopeptin aus dem vorstehend beschriebenen Medium
ist die Verwendung von Schwefelverbindungen organischer oder anorganischer Art bevorzugt. Beispiele für
solche Schwefelverbindungen sind N-Acetyl-DL-methionin, Methionin, 2-Naphthol-6,8-disulfonsäure, Natriumsulfosaiicyiat, Natriumcetylsulfat, Taurin, Thionin,
Methylorange und Natriumsulfat. Die bevorzugten Schwefelverbindungen sind N-Acetyl-DL-methionin
und Natriumsulfat. Aus wirtschaftlichen Gründen wird jedoch Natriumsulfat bevorzugt verwendet.
Optimale Ausbeuten an Thiopeptin werden erhalten, wenn die Züchtung bei einer Temperatur durchgeführt
wird, die ein zufriedenstellendes Wachstum des Mikroorganismus zur Folge hat und zwischen etwa 240C und
etwa 37° C, vorzugsweise zwischen etwa 27° C und etwa 32°C, liegt, wobei die Züchtungsdauer etwa 2 bis etwa 6
Tage beträgt.
Nachdem die Züchtung durchgeführt worden ist, kann eine Vielzahl von Verfahren zur Isolierung und
Reinigung von Thiopeptin angewendet werden. Geeignete Verfahren sind beispielsweise die Lösungsmittelextraktion, die Chromatographie und die Kristallisation aus Lösungsmitteln.
Nach einem bevorzugten Gewinnungsverfahren wird das Thiopeptin aus der gesamten Fermentationsbrühe
dadurch gewonnen, daß der Mycelkuchen nach konventionellen Verfahren, z. B. durch Filtration oder
Zentrifugieren, abgetrennt und dann einer Extraktion mittels eines geeigneten organischen Lösungsmittels,
wie Aceton oder Methanol, unterworfen wird.
Aceton ist das bevorzugte Extraktions-Lösungsmittel. Der erhaltene Extrakt kann nach üblichen Verfahren
konzentriert werden, wobei ein Rückstand erhalten wird, der wiederum einer Extraktion mit einem
geeigneten organischen Lösungsmittel wie Äthylacetat oder Chloroform unterworfen wird. Eine unreine
kristalline Masse von Thiopeptin kann dadurch erhalten werden, daß der erhaltene Extrakt zu einem Rückstand
konzentriert wird, der dann auf Zimmertemperatur abgekühlt wird. Die unreine kristalline Masse von
Thiopeptin kann auch dadurch erhalten werden, daß der erhaltene Extrakt zu einem Rückstand konzentriert
wird, der dann wiederum in einem organischen Lösungsmittel wie η-Hexan oder Petroläther gelöst wird,
um dann eine Fällung zu bewirken.
Es sei darauf hingewiesen, daß Thiopeptin ein Komplex ist, der aus einem Hauptfaktor und zwei
Nebenfaktoren besteht Die Bestimmung wurde durch Analyse mittels Dünnschicht-Chromatographie der
unreinen kristallinen Thiopeptinmasse durchgeführt wobei als Entwicklungsmittel ein Lösungsmittelsystem
aus Chloroform und Methanol (10:1 bezogen auf das
Volumen) verwendet wurde. Von den drei Komponenten wurden willkürlich die zwei Nebenkomponenten
als Thiopeptin Ai und Thiopeptin A3 und die Hauptkomponente als Thiopeptin B bezeichnet Aus dieser
Dünnschicht-Chromatogramm-Analyse, die in Fig. 1
wiedergegeben ist wurden die Rf-Werte der drei Faktoren wie folgt bestimmt:
Rf-Werte der Thiopeptin-Komponenten
Komponenten
Thiopeptin Ai
Thiopeptin A3
Thiopeptin B
Thiopeptin A3
Thiopeptin B
Rf-Werte
0,78
0,60
0,19
0,60
0,19
Diese den Thiopeptinantibiotika-Komplex bildenden
Komponenten können dadurch voneinander getrennt werden, daß die unreine kristalline Zubereitung, die wie
vorstehend beschrieben erhalten wurde, in einem geeigneten organischen Lösungsmittel wie Chloroform
gelöst und die Lösung dann der Kolonnenchromatographie mit einem geeigneten organischen Lösungsmittelsystem
unterworfen wird, wobei Chloroform und Methanol bevorzugt verwendet werden. Die drei
Komponenten können in Form der Felder der drei absorbierten Bänder identifiziert werden, die in der
Silica-Gel-Kolonne erscheinen. Die Isolierung der
beiden Thiopeptin Α-Komponenten kann unter Verwendung von Chloroform und Methanol in einem
Volumenverhältnis von etwa 20 : 1 bis etwa 50 : I durchgeführt werden. Um die zwei Thiopeptin A-Komponenten
voneinander zu trennen, ist eine Änderung des Lösungsmittelsystems nicht erforderlich. Die Komponenten
können dabei in die einzelnen Thiopeptin-Komponenten aufgetrennt werden, indem die erscheinenden
Bänder kontinuierlich unter Verwendung des gleichen Lösungsmittelsystems entwickelt werden.
Nach der Eluierung der Thiopeptin A-Komponenten kann eine Änderung des Volumenverhältnisses des
genannten Lösungsmittelsystems zur Eluierung der Thiopeptin B-Komponente führen. Das bevorzugte
Volumenverhältnis liegt bei etwa 4:1 bis etwa 9:1. Obwohl, wie oben angegeben wurde, die zuerst
erfolgende Eluierung der zwei Thiopeptin A-Komponenten bevorzugt durchgeführt wird, ist auch eine
Umkehrung der Eluiemngs-Reihenfolge möglich.
Die beiden Thiopeptin Α-Komponenten können voneinander dadurch getrennt werden, daß die Eluate in
Fraktionen aufgeteilt und dann die Rf-Werte dieser Fraktionen bestimmt werden. Alle Thiopeptin A-Verbindungen
können äurch Konzentrationen der abgetrennten Fraktionen und anschließendes Auflösen des
Konzentrates in Aceton kristallisiert werden. Im Gegensatz zu diesen beiden Α-Komponenten bildet die
B-Komponente kein kristallines Material bei Durchführung des gleichen Verfahrens. Diese Fraktion wird
wiederum in einer Kieselsäure-Kolonne Chromatographien, wobei Chloroform und Methanol als Lösungsmittelsystem
(vorzugsweise in einem Volumenverhältnis von 50:1 bis 20:1) verwendet werden. Die Kristallisation von Thiopeptin B kann dadurch durchgeführt
werden, daß das erhaltene Eluat zu einem Rückstand eingeengt wird, der dann in warmem Aceton aufgelöst
wird Die Kristallisation kann durch Abkühlen der
Lösung auf unter 100C bewirkt werdea
Die folgenden Beispiele erläutern die Herstellung einer Impfkultur, die Bildung von Thiopeptin und die
Isolierung der Thiopeptin-Komponenten.
Beispiel i
Herstellung einer Impfkultur
Das Inokulum, das zur Herstellung der Impfkultur verwendet werden solL wurde durch 4tägiges
Wachstum von Streptomyces tateyamensis ATCC 21389 auf einer Agar-Platte bei 300C erhalten. Die
Impfkultur kann dadurch hergestellt werden, daß das erzeugte Inokulum in eine Bennett's-Agar-Schrägkultur
überimpft wird und diese Agar-Kultur dann 7 Tage lang bei 30°C bebrütet wird. Diese Impfkultur wurde für das
nachstehend beschriebene Fermentationsverfahren verwendet.
Beispiel 2
Bildung von Thiopeptin
Bildung von Thiopeptin
A. Fermentation
1. Eine Impfkultur von Streptomyces tateyamensis, wie sie in Beispiel 1 erhalten wurde, wurde auf ein
steriles Medium überimpft, das in 100 ml Wasser die folgenden Bestandteile enthielt:
is --i—tc^i-ix-i—
ι\αι iiMiwaicii nt» |
2,0% |
Baumwollsamenmehl | 1,0% |
Maisquellwasser | 0,3% |
Calciumcarbonat | 2,18% |
Kaliumdihydrogenphosphat | 12H2O 1,43% |
Dinatriumhydrogenphosphat ■ | |
Die geimpfte Brühe wurde 2 Tage lang bei 30°C inkubiert. Diese Kultur wurde dann in einen 30-1-Fermentationsapparat
aus rostfreiem Stahl gegeben, der 201 des erwähnten Mediums enthielt. Der sterile Fer-
jo mentationsapparat wurde 48 Std. lang bei 3O0C
inkubiert, wobei 201 sterile Luft pro Minute durchgeleitet wurden. Es wurde auf einem Rotationsschüttelapparat
mit 300 UpM gearbeitet.
2. Die Fermentation wurde unter den gleichen
r> Bedingungen und nach dem gleichen Verfahren wie im Abschnitt 1 beschrieben durchgeführt, wobei jedoch ein
steriles Medium verwendet wurde, das in 100 ml Wasser
die folgenden Komponenten enthielt:
Kartoffelstärke | 4,0% |
Baumwollsamenmehl | 2,0% |
Maisquellwasser | 1,0% |
Trockene Hefe | 1,0% |
Calciumcarbonat | 0,3% |
Kaliumdihydrogenphosphat | 2,18% |
Dinatriumhydrogenphos | 1,43% |
phat ■ 12H2O | |
N-Acetyl-DL-methionin | 0,17% |
3. Die Fermentation wurde wiederum unter den gleichen Bedingungen und nach der gleichen Verfahrensweise
wie im obigen Abschnitt 1 durchgeführt, wobei jedoch ein Medium verwendet wurde, das in
ICO ml Wasser die folgenden Komponenten enthielt:
Kartoffelstärke | 2.0% |
Baumwollsamenmehl | 2,0% |
Maisquellwasser | 1,0% |
Trockene Hefe | 1,0% |
Calciumcarbonat | 03% |
Kaliumdihydrogenphosphat | 2,18% |
Dinatriumhydrogenphosphat · | 12H2O 1,43% |
Natriumsulfat | 0,5% |
B. Gewinnung von Thiopeptin
1. Die Gewinnung von Thiopeptin wurde dadurch erzielt, daß die Kuiturbrühe filtriert und 1,8 kg des
erhaltenen Mycelkuchens mit 7 I eines Gemisches aus Chloroform und Methanol (2:1, bezogen auf das
Volumen) extrahiert wurden, wobei das Gemisch aus 500C erwärmt wurde. Dieses Extraktionsverfahren
wurde dreimal wiederholt, und die vereinigten Extrakte wurden filtriert. Dann wurde das Filtrat zur Trockne
eingeengt und der Rückstand wurde in 200 ml Chloroform jelöst. Bei Zugabe von 200 ml Benzol
bildete sich ein Niederschlag, der durch Filtration aus dem Lösungsgemisch entfernt wurde. Der durch
Einengen des erhaltenen Filtrats zurückgebliebene Rückstand wurde in der etwa zehnfachen Menge n-Hexan
gelöst, um ein kristallines Material, bestehend aus den drei Thiopeptin-Komponenten, zu bilden.
2. Thiopeptin wurde erhalten durch Filtration der Kultur-Flüssigkeit und durch Extraktion des so
erhaltenen Mycelkuchens mit Aceton. Der Acetonextrakt wurde zu einem Rückstand konzentriert, der
wiederum mit Äthylacetat extrahiert wurde. Das rohe kristalline Thiopeptin wurde dadurch erhalten, daß der
erhaltene Extrakt eingeengt und das Produkt abgekühlt wurde.
Beispiel 3
Isolierung des Thiopeptin A-Komplexes
Isolierung des Thiopeptin A-Komplexes
Das rohe Thiopeptin wurde in einer Silicagel-Kolonne Chromatographien, wobei ein Lösungsmittelsystem
aus Chloroform und Methanol (50 :1, bezogen auf das Volumen) verwendet wurde. Das Eluat wurde
zur Trockne eingedampft, und der Thiopeptin A-Komplex wurde als braunes Pulver erhalten, indem das
Konzentrat in Aceton gelöst und das Gemisch auf unter Zimmertemperatur abgekühlt wurde.
Beispiel 4
Isolierung von Thiopeptin Ai
Isolierung von Thiopeptin Ai
Das in Beispiel 3 erhaltene unreine Pulver wurde in einer Silicagel-Chromatographiekolonne absorbiert.
Nachdem mit Chloroform gewaschen worden war, wurde mit einem Chloroform-Methanol-Lösungsmittelsystem
im Volumenverhältnis 50:1 eluiert. Das Eluat wurde zu einem Rückstand eingeengt, der in Aceton
gelöst wurde. Wenn die Lösung unter Abkühlen stehengelassen wurde, kristallisierte das Thiopeptin Ai
aus. Es wurde durch Filtration gesammelt.
Beispiel 5
Isolierung von Thiopeptin A3
Isolierung von Thiopeptin A3
Das Thiopeptin A3 wurde nach dem gleichen Verfahren
kristallisiert, das in Beispiel 4 angewandt wurde.
Beispiel 6
Isolierung von Thiopeptin B
Isolierung von Thiopeptin B
Nachdem der Thiopeptin Α-Komplex mit einem 50 :! Lösungsmittelsystem e'uiert worden war, wurde
das Volumenverhältnis des gleichen LöP'Tigsmittelsystems
geändert, um das absorbierte Band von Thiopeptin B zu entwickeln. Es wurde ein Volumenverhältnis
von 3:1 angewandt. Thiopeptin B wurde dadurch gewonnen, daß das erhaltene Eluat zu einem
Rückstand eingeengt wurde, der in Chloroform gelöst und nochmals Chromatographien wurde in einer
Kolonne unter Verwendung von Kieselsäure. Als Lösungsmittelsystem wurde Chloroform : Methanol
(50:1, bezogen auf das Volumen) verwendet Das kristalline Thiopeptin B, das durch Einengen des
Eluats zu einem Rückstand erhalten wurde, wurde in Aceton gelöst. Die Lösung wurde auf weniger als
100C abgekühlt, um eine Auskristallisation zu bewirken.
Das erhaltene Thiopeptin B wurde durch Filtration gesammelt.
ι > Die so erhaltenen Thiopeptin-Komponenten besitzen
alle im wesentlichen gleiche chemische und physikalische Eigenschaften. Diese Thiopeptin-Komponenien
sind jeweils löslich in Dioxan, DimethylsulfoxiJ. Dimethylformamid, Pyridin, Chloroform und 3 η
2n Salzsäure; wenig löslich in Methanol, Aceton und
Äthylacetat; unlöslich in Äther, Benzol. n-Hexan. Petroläther und Wasser. Sie zeigen eine positive
Reaktion im Permanganat-Test und eine negative Reaktion im Ninhydrin-, Biuret-, Fehling-, Ferrichlorid-,
Ehrlich- und Dragendorff-Test. Die Thiopeptin-Komponenten sind alle stabil bei 60°C für einen
Zeitraum von einer Stunde bei einem pH-Wert von etwa 2,0 bis etwa 8,0. Die folgenden chemischen
und physikalischen Eigenschaften von Thiopeptin Ai.
Thiopeptin Aj und Thiopeptin B werden zusätzlich genannt.
Thiopeptin Ai
Thiopeptin Ai ist eine schwach gelbe kristalline Substanz mit einem Schmelz- oder Zersetzungspunkt
zwischen etwa 223° C und etwa 226° C. Die optische Drehung dieser Substanz ist: [λ] 1J= -71° (c=\,0. in
Chloroform). Es hat das Molekulargewicht 1637, bestimmt nach der Dampfdruckmethode. Die folgenden
w Werte für die Elementaranalyse wurden gefunden:
C = 49,38; H = 4,93;N = 14,22;S = ll,72('>
Das Ultraviolettabsorptionsspektrum von Thiopeptin Ai in Methanol zeigt Vorsprünge bei 230 bis 250 nm,
■4i 295 nm und 305 nm, wie aus F i g. 2 ersichtlich ist. Aus
Fig.5 ist ersichtlich, daß das Infrarotspektrum in Nujol Absorptionsbanden bei den folgenden Wellenzahlen
zeigt: 3400, 3330, 3150, 1718, 1655, 1585, 1508,
1492,1338,1305, 1275, 1245,1205,1160. 1135, 1123. 1113.
1092, 1065, 1028, 1002, 973, 950, 923, 893, 850, 820, 805,
765, 723 cm-'. Es wurde festgestellt, daß das mit 6 η Salzsäure bei 100° C hydrolysierte Thiopeptin Ai als
Aminosäurekomponenten beispielsweise Valin, Cystein, Threonin und Alanin enthält, was durch den Ninhydrin-Test
festgestellt wurde.
Thiopeptin A3
Thiopeptin A3 ist eine schwach gelbe kristalline
Substanz mit einem Schmelz- oder Zersetzungspunkt zwischen etwa 232° C und etwa 236° C Es zeigt die
folgende optische Drehung: [<%]£=-10,8° (c=l, in
Chloroform). Das Molekulargewicht dieser Substanz beträgt 1972, bestimmt nach der Dampfdruckmethode.
Bei der Elementaranalyse wurden die folgenden Werte "efunden:
C=48,45; H=5,ll; N = 14,46; S=12,09%.
F i g. 3 zeigt ein Ultraviolettabsorpnonsspektrum dieser Substanz in Methanol, wot»ei Vorspränge bei 235
bis 255 n-n, 285 bis 300 nm und 302 bis 310 nm erscheinen.
Fig.6 zeigt das Infrarotabsorptionsspektrum in
Nujol mit Banden bei 3386, 3320. 1725, 1655, 1583, 1518.
1490, !305, 1210, 1160, 1130, 1115, 1090, 1070, 1028, 1000.
945, 920. 890, 860, 765, 720, 710 cm-'.
Thiopeptin B
Thiopeptin B ist eine Hauptkomponente einer schwach gelben kristallinen Substanz, die einen
Schmelz- oder Zersetzungspunkt zwischen etwa 219°C
und etwa 222°C hat. Die optische Drehung beträgt: [α]« = -80° (c= 1, in Chloroform). Das Molekulargewicht
beträfet 1942, bestimmt nach der Dampfdruck
methode. Bei der Elementaranalyse wurden die folgenden Werte erhalten:
C = 48,73; H =4,87; N = !4,30; S= 11,04%.
Das Ultravi.olettabsorptionsspektrum von Thiopeptin
B in Methanol ist in Fig.4 dargeste'lt und zeigt
Vorsprünge bei 230 nm bis 250 nm, 295 und 305 nm. Fig. 7 zeigt das Infrarotabsorptionsspektrum dieser
Fraktion in Nujol; es weist maximale Absorptionsbanden bei den folgenden Wellenzahlen auf: 3400, 3300,
3160, 1735, 1685, 1660, 1650. 1640, 1585, 1510, 1485, 1335,
1305, 1270. 1250, 1240, 1205. 1165. 1130, 1120, 1110, 1095,
1070, 1025. 1005, 975, 950. 9J0, 895, 820, 765, 725,
705 cm-'.
Die antibiotische Wirksamkeit von Thiopeptin Ai,
Thiopeptin A3 und Thiopeptin B wurde untersucht. Bei
diesen Versuchen, deren Ergebnise in Tabelle III zusammengestellt sind, wurde die Aktivität der Verbindungen
ausgedrückt als die minimale Hemmkonzentration (MIC). Die MIC wurde nach der üblichen Agar-Verdünnungsmethode
gegenüber einer Vielzahl von Mikroorganismen bestimmt. Die MIC-Werte werden
angegeben als die Konzentration der Verbindung in μg/ml, welche das Wachstum des Mikroorganismus
verhinderte.
MIC der Thiopeptin-Komponenten
Mikroorganismus:
Thiopeptin
A1
A1
Thiopeptin
A3
A3
Thiopeptin
B
B
Staphylococcus 0,10 0,25 0,10
aureus 209 P
Bacillus subtilis 0,10 0,25 0,05
Bacillus megaterium 0,10 0,25 0,05
Sarcina lutea 0,05 0,06 0,025
Corynebacterium 0,05 0,25 0,01
xerosis
Escherichia coli > 100,0 > 100,0 > 100,0
Proteus vulgaris > 100,0 > 100,0 > 100,0
Pseudomonas > 100,0 > 100,0 > 100,0
aeruginosa t
Mycobacterium > 100,0 8,0 50,0
SP-607
Mycobacterium phlei 50,0 32,0 50,0
Mycobacterium phlei 50,0 32,0 50,0
Um zu zeigen, daß die minimale Hemmkonzentration (MIQ der erfindungsgemäßen Thiopeptine gegenüber
Mycoplasma besser ist als diejenige von Flavomycin, wurden weitere Vergleichsversuche durchgeführt
Materialien und Verfahren
Die minimale Hemmkonzentration (MIC) der Thiopeptine und von Flavomycin gegenüber drei
) Stämmen von Mycoplasma von Hühnern wurde unter Verwendung eines normalen Agar-Vercunnungsver
fahren bestimmt.
Teststämme:
'" Mycoplasma gallisepticum PG-31 (ATCC 19 610)
isoliert aus Hühner, die an chronischen Atmungskrankheiten leiden;
Mycoplasma gallisepticum IRF
isoliert aus Hühnern, die an chronischen Atmungs '' krankheiten leiden;
Mycoplasma synovieae WVU-1853 (ATCC 25 Γ04)
isoliert aus Hühnern, die an Luftsacculitis und Synovitis leiden.
_'o Kulturmedium:
Für die ersten beiden Stämme:
1,47 g PPLO-Brühe (dehydratisiert) wurden in 70 ml destilliertem Wasser gelöst und in an sich
_>-) bekannter Weise sterilisiert. Zu der Lösung wurden
20 ml Pferdeserum, 10 ml getrockneier Bäckerhefeextrakt,
hergestellt durch Extraktion von 500 g getrockneter Bäckerhefe mit 1500 ml Wasser, 1 ml
lO°/oiges Ampicillin und 0.5 ml lO°/oiges Thallium-
Ki acetat zugegeben.
Für den letzten Stamm:
2,25 g Mycoplasma-Grundbrühe und 1 g Agar wurden in 100 ml destilliertem Wasser gelöst und
'' in an sich bekannter Weise sterilisiert. Zu der
Lösung wurden 20 ml Pferdeserum. 1 ml Nicotinamid-adenindinucleotid und 1 ml l%iges
L-Cysteinhydrochlorid zugegeben.
Inokulumgröße:
0,01 ml Brühe, die etwa 105 CFU (koloniebildende
Einheiten) Mycoplasma/ml enthielten.
Kulturbedingungen:
4> Die Kultur wurde 4 Tage lang bei 370C in einer
Atmosphäre durchgeführt, die 10% Kohlendioxid enthielt.
so
55
Ergebnisse:
Tabelle IV
Tabelle IV
Mycoplasmastämme
MIC (ug/ml)
Thiopeptin B A3
Flavomycin
M.gallisepticum PG 31 | 0,39 | 0,10 | >100 |
M.gallisepticum IRF | 0,20 | 0,10 | >100 |
M^ynoviae WVU-1853 | 0,78 | 0,78 | >100 |
Die obigen Versuche zeigen, daß die erfindungsgemäßen Thiopeptine hinsichtlich ihrer Aktivität
gegenüber Mycoplasma, das bekanntlich bei Geflügel und Schweinen pathogen, ist, dem Vergleichsprodukt
Flavomycin eindeutig überlegen sind, d. h. wenn man die erfindungsgemäßen Thiopeptine enthaltendes Futter
an Geflügel und Schweine verfüttert, wird der
Lebensraum des Geflügels oder der Schweine frei von Mycoplasma gehalten.
Das erfindungsgemäße Thiopeptin B weist auch keine Kreuzresistenz gegenüber Penicillin-G, Aminobenzylpenicillin, Streptomycin, Chloramphenicol, Tetracyclin,
Leucomycin, Erythromycin und Kanamycin auf. Bei intraperitonealer Verabreichung von 500 mg/kg Thiopeptin B an Mäuse trat zwei Wochen nach der
Injektion kein toxisches Symptom auf (vgL »The Journal of Antibiotics«, Band XXIII (1970), Seiten 113
bis 119). Auch gegenüber dem Antibioticum Tylosin,
das gegenüber Mycoplasma wirksam ist, ist das erfindungsgemäße Thiopeptin überlegen, weil es keine
iCreuzrestistenzen mit anderen Antibiotika, beispielsweise mit Erythromycin, aufweist (vgL die obengenannte Literaturstelle in Verbindung mit »Antibiotics
and Chemotherapy«, Band 11 (1961), Seiten 320 bis 327).
Zur Bestimmung der akuten Toxizität der Thiopeptin-Komponenten bei der Maus wurde eine 5%ige
Suspension des Antibiotikums in Natriumcarboxymethylccllulose mit destilliertem Wasser verdünnt und
intraperitoneal den Mäusen verabreicht DieLDso-Werte von Thiopeptin Ai, Thiopeptin A3 und Thiopeptin B wurden mit
>500, > 250 bzw. >250 mg/kg ermittelt
Das die obigen Eigenschaften aufweisende Thiopeptin kann vorteilhaft als wachstumsfördernder
Zjsatz in Tierfutter für beispielsweise Schweine und
Geflügel verwendet werden. Für eine solche Verwendung können die als Bestandteil von Tierfutter
eingesetzten Thiopeptin-Verbindungen vorzugsweise in weniger reiner Form angewandt werden. Beispielsweise können diese Komponenten auch in Form des
getrockneten, rohen Thiopeptin-hahigen Mycelkuchens verwendet werden, der durch Abfiltrieren des Mycels
aus dem den Fermenlationsapparat entnommenen Flüssigkeitsgemisch erhalten wurde. Der Thiopeptinhaltige Mycelkuchen kann so trocken als möglich
aufbewahrt werden, um seine Aktivität zu bewahren. Wenn er mit geeigneten Mengen an Nährmitteln
vermischt wird, sollten diese Nährmittel einen möglichst geringen Wassergehalt besitzen. Es können
natürlich auch die drei Thiopeptin-Komponenten alleine oder in Kombination als Zusatzstoffe für
Tierfutter verwendet werden. Die Thiopeptin-Komponenten aHeine oder deren Kombination(Komplex) oder
die Form des Mycelkuchens können mit den Rationen vermischt werden, die üblicherweise zur Tierfütterung
verwendet werden. Der Anteil dieses Antibiotikums, der Tierfutter-Mischungen zugefügt werden kann, kann
in weiten Grenzen schwanken in Abhängigkeit u. a. von dem beabsichtigten Wachstum der Tiere, den Eigenschaften des Antibiotikums und den gewünschten
Eigenschaften der erhaltenen Mischungen. Wenn das Antibiotikum an Geflügel oder Schweine in Mengen
zwischen etwa 0,1 ppm und etwa 100 ppm bzw. zwischen etwa 10 ppm und etwa 500 ppm verfüttert
wurde, konnten keine Antibiotikum-Rückstände im Serum oder im Gewebe der untersuchten Tiere
festgestellt werden. Wenn auch Spurenmengen der Antibiotikum-Rückstände innerhalb der Analysengrenzen in der Bauchhöhle vorhanden sein könnten, ist
doch festzustellen, daß im Hinblick auf die Tatsache, daß die Antibiotikumrückstände nicht im Fleisch der
Tiere gefunden werden konnten und feststellbare Mengen von aktiven Antibiotikum-Rückständen im
Fleisch der mit den Antibiotikum-Zusätzen gefütterten
Tiere schnell verschwanden, wenn die Antibiotikum-Verfütterung einige Tage vor dem Schlachten eingestellt worden war, die Antibiotikum-Rückstände nicht
zu irgendwelchen ungewünschten Effekten beim
Menschen führea Es sei auch bemerkt, daß diese
anübiotischen Zusatzstoffe, wenn sie in den richtigen
Mengen den Futter-Rationen beigemischt werden, keine unerwünschten Effekte bei den Tieren hervorrufen und ein erhöhtes bzw. beschleunigtes Wachstum
ίο bewirken.
Versuche haben gezeigt, daß das erfindungsgemäße Antibiotikum Thiopeptin bei der Verabreichung an
Hühner innerhalb von 48 Stunden nach der Verabreichung mit den Exkrementen der Versuchstiere
ausgeschieden und von dem Gewebe nicht absorbiert wird. Auch bei der Verabreichung an Schweine tritt
eine praktisch vollständige Wiederausscheidung auf.
10 Landrace-Schweine mit einem durchschnittlichen Körpergewicht von 53 kg wurden in zwei Gruppen
aufgeteilt Einer Gruppe wurde an 54 aufeinanderfolgenden Tagen eine 500 g des erfindungsgemäßen
Thiopeptins pro Tonne Futter enthaltende Futterration verabreicht Die 5 Schweine der Kontrollgruppe
erhielten das Basal-Futter. Das Körpergewicht und der
Futterverbrauch wurden jede Woche aufgezeichnet Am Ende des Versuchs wurden alle Schweine getötet
und ,einer makroskopischen Untersuchung unterzogen. Zur Bestimmung der Rfickgewtnnungsrate von Thiopeptin aus Tiergepebe wurde das Thiopeptin dem Blut,
Leber- und Muskel-Homogenaten von Geflügel und Schweinen in einer Menge von 0,02 ug pro g Probe
verabreicht bzw. es wurde dem Eigelb und dem Eiweiß in einer Rate von 0,1 μg/g verabreicht Jede dieser
Proben wurde gründlich durchgemischt und anschfie
ßend einer Extraktion und einer Analyse unterzogen.
Zur Durchführung der Geweberückstandsuntersuchung wurden 10 Hähnchen mit einem durchschnittlichen Körpergewicht von 1,2 kg oral 100 mg Thiopeptin pro Versuchstier in Gelatinekapseln verabreicht
Zwei Hähnchen wurden 2,4,8,24 und 48 Stunden nach
der Verabreichung getötet Der gesamte Gastrointestinaltrakt mit seinem Inhalt, die Fäkalien und andere
wichtige Organe (Blut, Herz, Lungen, Leber, Milz,
Nieren, Pankreas und Schlegelmuskel) wurden ge·
•is sammelt und untersucht
Die in beiden Versuchen erhaltenen Ergebnisse sind in den folgenden Tabellen zusammengefaßt
Thiopeptin-Rflckftewinnuni
(%) bei Vertbreidning ν
SI W/g <M>2|if/g
ewebc Oewebe
ing von
Geflügel
Schweine
Eier
·) NT-Nicht untersucht.
Blut | NT·) | 96 |
Über | NT | 102 |
Muskel | NT | 110 |
Blut | NT | 96 |
Über | NT | % |
Muskel | NT | % |
Eiweiß | 98 | NT |
Eigelb | 63-83 | NT |
Tabelle VI | Verabreichung einer einzelnen | 4Std | nach | 8Std. | Thiopeptin-Dosis | 48Std |
6,0 | Spuren | 0 | ||||
Verteilung von Thiopeptin in Geflügel nach | Thiopeptin-Rückgewinnung (%) | |||||
von 100 mg pro Versuchstier | 2Std | 47.8 | 20,0 | 24Std | 0 | |
Organ | IU | 29,1 | 55,3 | 0 | 0 | |
18,2 | 24,5 | 101,0 | ||||
Proventriculus- | 703 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Gizzard-Kropf | 15.2 | 0 | 0 | Spuren | 0 | |
Dünndarm | 23 | 0 | 0 | 984 | 0 | |
Dickdarm | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Fäkalien | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Blut | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Herz | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Lungen | 0 | 0 | 0 | 0 | 0 | |
Leber | 0 | 101,1 | 99,8 | 0 | 101,0 | |
Muz | 0 | 0 | ||||
Nieren | 0 | 0 | ||||
Pankreas | 100,2 | 98,5 | ||||
Scfalegelmuskel | ||||||
Gesamt (%) | ||||||
Die vorstehenden Ergebnisse zeigen, daß bei Verabreichung einer einzigen Dosis von Thiopeptin von
100 mg pro Versuchstier innerhalb von 48 Stunden mit den Fäkalien nahezu 100% des verabreichten Thiopeptins wieder ausgeschieden wurden, so daß keine Spur
von Thiopeptin in den untersuchten Hauptorganen nachgewiesen werden konnte.
IHe folgenden Beispiele erläutern die Wirkung der
Thiopeptin Α-Komponenten und des Thiopeptins B auf das Wachstum und die Futterausnützung bei Geflügel.
Hahner wurden zu fünf Gruppen von je 40 Hühner mit jeweOs gleichem Gewicht zusammengestellt Die
Einzelgewichte und.der Futterverbrauch pro Gruppe wurden alle zwei Wochen gemessen. Die sechs
behandelten Gruppen bestanden aus zwei Kontrollgruppen und vier Versuchsgruppen. Die Kontrollgruppen wurden mit der Basal-Ration gefüttert Die
vier Versuchsgruppen wurden mit der Basal-Ration
gefüttert, der jeweils 5 g der Thiopeptin A-Komponenten bzw. 20 g Thiopeptin B pro t beigemischt
worden waren. Als Thiopeptin Α-Komponenten wurde
das in Beispiel 3 erhaltene Produkt verwendet. Das Thiopeptin B war das in Beispiel 6 erhaltene Produkt
Sowohl die Thiopeptin A-K.omponenten als auch das
Thiopeptin B alleine waren wirksam hinsichtlich der Forderung des Wachstums und der Erhöhung der Ge
wichtszunahme und der Verbesserung der Futterverwertung. Die Versuchsergebnisse lind in den weiter
unten folgenden Tabellen VIl und VIII zusammengestellt
Das folgende Beispiel erläutert die Wirkung von Thiopeptin als tCömbmation der Thiopeptin A-Komponenten und des Thiopeptins B und in Form des
Mycelkuchens bei der Behandlung von Geflügel.
basis zusammengestellt Die Einzelgewichte und der Futterverbrauch pro Gruppe wurden alle zwei Wochen
gemessen. Von den fünf behandelten Gruppen wurde
die eine mit der Basal-Ration alleine als Kontrolle
gefüttert Die anderen Gruppen erhielten das Futter mit dem Thiopeptin-Komplex in einer Menge von 2$ g bzw.
10 g pro t der Basal-Ration sowie mit 15 g bzw. 10 g des
Mycelkuchens pro t der Basal-Ration.
Die Beimischung der Thiopeptin-Kombination sowie
des Mycelkuchens zur Ration führte zu einer Erhöhung der täglichen Gewichtszunahme und einer Verbesserung der Futterverwertung während der Versuchsperiode. Die Ergebnisse sind in der weiter unten
folgenden Tabelle IX zusammengestellt
Das folgende Beispiel erläutert die Wirkung von Thiopeptin in Form der Kombination der Thiopeptin-Komponenten bei Schweinen.
Schweine wurden zu drei Versuchsgruppen von je 6 Schweinen mit jeweils gleichem Gewicht zusammenso gestellt Die Einzelgewichte und der Futterverbrauch
wurden alle zwei Wochen ermittelt Die Versuchs* gruppen erhielten ein Futter, dem alle Thiopeptin-Komponenten if. einer Menge von 20 g bzw. 100 g pro t
beigemischt waren. Die Versuchszeit betrug 6 Wochen. > 55 Die Zugabe der Thiopeptin-Komponenten bewirkte
eine Verbesserung der täglichen Gewichtszunahme und der Futterverwertung während der 6-Wochen-Periode.
Die Versuchsergebnisse sind in Tabelle X zusammengestellt
Hühner wurden zu fünf Behandhingsgruppen von
jeweils 36 Hühnern mit jeweils gleicher Gewichts-
Tabelle VII |
Basal-
Ration |
Thiopeptin
(5 ppm) |
A
(20 ppm) |
1 |
36,80 | 36,80 | 36,80 | f | |
Durchschnittl.
Anfangsgewicht (g) |
I
Il |
|||
( .. | 19 | 17 | 29 355 | (g) | 1933 | Tabelle X | (2J5 ppm) | 18 | (10 ppm) | -V | (100 ppm) | Thiopeptin | B | |
(g) | 307,7 | 37,7 | 37,7 | 19,75 | (5 ppm) | (20 ppm) | ||||||||
Fortsetzung | Tabelle VIII | Gramm verfüttert/ | Gramm verfüttert/Gramm Zunahme in 1,97 | 583,4 | Basal- | 580,7 | ||||||||
Basal- Thiopeptin A Ration ic _„_» tin nnm| |
15 Gramm Zunahme in | 0-4 Wochen | DurchschnittL | Ra tion | 47,27 | 37,00 | 37,00 | |||||||
(a ppm; i*u ppm; | 0—4 Wochen | Anfangsgewicht (kg) | 1953 | 199,0 | ||||||||||
DurchschnittL | 3493 | 37,00 | 344,0 | 629,16 | 637,50 | |||||||||
627,08 666,66 659,57 | 3 DurchschnittL | Endgewicht (kg) | 1,89 | 139 | ||||||||||
DurchschnittL | Durchschnitti. | 614,63 | 17,67 | |||||||||||
Endgewicht (g) | Basal-Ration Thiopeptin A+B | Zunahme (kg) in | 935 | |||||||||||
0-4 Wochen | Basal- Thiopeptin | A + B | 2,61 | 2153 | 217,79 | |||||||||
DurchschnittL | DurchschnittL Anfangsgewicht (g) 37,7 | 4-6 Wochen | ^0" (20 ppm) | 37637 | 382,71 | |||||||||
Gewichtszunahme in | 201,05 237,85 213,40 | DurchschnittL Endgewicht (g) 5493 | kg verfüttert/ | 19,75 19,75 | 200,85 | 1,74 | 1,79 | |||||||
0-2 Wochen (g) | 389,23 398,97 409,37 | DurchschnittL Gewichtszunahme in | kg Zunahme in | 376,78 | ||||||||||
2-4 Wochen (g) | 132 130 1,78 | 0-2 Wochen (g) | 0-6 Wochen | 44,42 45,70 | 1,80 | |||||||||
Gramm verfüttert/ | Anfangsgewicht (g) | 2-4 Wochen (g) | ||||||||||||
Gramm Zunahme | Durchschnitt!. | Mycelkuchen | ||||||||||||
in 0—4 Wochen | Endgewicht (g) | (23 ppm) | (10 ppm) | |||||||||||
Tabelle IX | ίο DurchschnittL | 15.72 15,65 | 37,7 | 37,7 | ||||||||||
832 9,60 | 577,1 | 579,6 | ||||||||||||
231 2,83 | ||||||||||||||
204,4 | 199,0 | |||||||||||||
Gewichtszunahme in | 334,7 | 3423 | ||||||||||||
0-2 Wochen | Hierzu 7 Blatt Zeichnungen | 138 | 137 | |||||||||||
2-4 Wochen | ||||||||||||||
Claims (3)
1. Antibiotikum Thiopeptin A), eine schwach gelbe
kristalline Substanz, gekennzeichnet durch
eine Elementaranalyse mit folgenden Werten: C 4938; H 4,93; N 14,22; S 11,72%
ein Molekulargewicht von 1637, bestimmt nach der Dampfdmckmethode, woraus sich die folgende angenäherte Summenformel errechnen
IaBt
einen Schmelz- oder Zersetzungspunkt zwischen etwa 223 und etwa 226"C,
eine optische Drehung [α] 3i von -71° (c=\, in
Chloroform),
einen jW-Wert von 0,78 in einem Lösungsmittelsystern aus Chloroform und Methane! im
Volumenverhältnis 10:1,
ein charakteristisches Ultraviolettabsorptionsspektrum gemäß F i g. 2,
ein charakteristisches Infrarotabsorptionsspektrum gemäß F i g. 5,
eine Löslichkeit in Dioxan, Dimethylsulfoxid, Dimethylformamid, Pyridin, Chloroform und
3 η Salzsäure, eine geringe Löslichkeit in Methanol, Aceton und Äthylacetat und eine
UnlöslV"i>keit in Äther, Benzol, η-Hexan, Petroläther und Wasser und
eine Arninosäufezusammensetzung bei Hydrolyse mit 6 π Salzsäure be! 110° C während 24
Stunden, bezogen auf 2 Mol Alanin, von 0,93 Mol Threonin, 1,01 Mol Valin und 0,91 Mol
Cystein.
2. Antibiotikum Thiopeptin A3, eine schwach gelbe
kristalline Substanz, gekennzeichnet durch
eine Elementaranalyse mit folgenden Werten: C 48,45; H 5,11; N 14,46; S 12,09%,
ein Molekulargewicht von 1972, bestimmt nach der Dampfdmckmethode, woraus sich die
folgende angenäherte Summenformel errechnen läßt:
einen Schmelz- oder Zersetzungspunkt zwischen etwa 232" C und etwa 236" C,
eine optische Drehung [<x] 5? von -103° (c-1,
in Chloroform),
einen Rf-Wert von 0,60 in einem Lösungsmittelsystem aus Chloroform und Methanol im
Volumenverhältnis 10:1,
ein charakteristisches Ultraviolettabsorptionsspektrum gemäß F i g. 3,
ein charakteristisches Infrarotabsorptionsspektrum gemäß F f f.- 6r
eine Löslichkeit in Dioxan, Dimethylsulfoxid, Dimethylformamid, Pyridin, Chloroform und
3 η Salzsäure, eine geringe Löslichkeit in Methanol, Aceton und Äthylacetat und eine
Unlöslichkeit in Äther, Benzol, n-Hexan. Petroläther und Wasser und
eine Aminosäurezusammensetzung bei Hydro-
lyse mit 6 η Salzsäure bei HO0C während 24
Stunde», bezogen auf 2 Mol Alanin, von 0,94 Mol Threonin, 1,01 Mol Valin und 0,98 MoI
Cystein.
3. Antibiotikum Thiopeptin B, eine schwach gelbe kristalline Substanz, gekennzeichnet durch
«sine Elementaranalyse mit folgenden Werten: C 48,73; H 4,87; N 14,30; S 11,04%,
ein Molekulargewicht von 1942, bestimmt nach der Dampfdmckmethode, woraus sich die folgende angenäherte Summenformel errechnen
läßt:
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
C3 | Grant after two publication steps (3rd publication) |