DE966635C - Herstellung und Gewinnung des Antibiotikums Carbomycin - Google Patents
Herstellung und Gewinnung des Antibiotikums CarbomycinInfo
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Description
AUSGEGEBEN AM 29. AUGUST 1957
P gii2 IVa j 30h
Die Erfindung bezieht sich auf die Herstellung und Gewinnung eines neuen und wertvollen Antibiotikums,
Carbomycin genannt (ursprünglich P. A. 97), auf biologischem Wege. Die Erfindung umfaßt die Herstellung
des Antibiotikums und seiner Salze in verdünnten Lösungen sowohl in Form der rohen Konzentrate
als auch in reiner kristalliner Form. Diese neuen Produkte sind besonders nützlich in vitro als
Desinfektionsmittel und örtlich und innerlich als therapeutische Mittel zur Bekämpfung von pathogenen
Mycobakterien und verschiedenen grampositiven Mikroorganismen.
Das neue Antibiotikum bildet sich bei der gelenkten Kultivierung eines bisher nicht beschriebenen Stammes
einer als Streptomyces halstedii bekannten Mikroorganismenart. Diese neue Kultur wurde auf den gewöhnlich
zur Identifizierung des Actinomycetes verwendeten Nährböden gezogen und getestet. Auf
Grund der erzielten Ergebnisse wurde sie als ein neuer Stamm des Streptomyces halstedii identifiziert, wobei
die in Bergeys Werk »Manual of Determinative Bacteriology«, 6. Auflage (1948), angegebene Beschreibung
der Actinomyceten berücksichtigt wurde. Die Kennzeichen dieses Stammes weichen in manchen
Pvnkten von der Bergeyschen Beschreibung des Streptomyces halstedii ab. Lebende Kulturen des
neuen Stammes wurden der Gärungsabteilung des »Northern Regional Research Laboratory« in Peoria,
Illinois, USA., übergeben und in dessen ständige Sammlung von Mikroorganismen als NRRL-2331 eingereiht.
Die gesamten Kulturmerkmale des neuen Stammes, der im folgenden mit NRRL-2331 bezeichnet wird
(ursprünglich als Isolat Nr. 13040-30A bezeichnet),
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werden in der folgenden Tabelle angegeben. (Farbenangaben, die mit R bezeichnet sind, beziehen sich auf
das Werk von Ridgway, »Color Standards and
das Werk von Ridgway, »Color Standards and
Nomenclature«.) Die Angaben beruhen, wenn nicht
anders angegeben, auf der Auswertung von sechs 65 Röhren.
anders angegeben, auf der Auswertung von sechs 65 Röhren.
Tabelle I
Streptomyces halstedii NRRL-2331
Streptomyces halstedii NRRL-2331
Nährboden | Glukoseagar | Λ η | Stärkeplatten | Wachstums grad |
Farbe Luftmycel und Sporenbildung |
lösliche Pigmente | Bemerkungen |
Glukose- | mäßig | gute Sporenbildung. Maus | keine | Rand der Kolonie glatt, | |||
15 Asparagin | grau (R) bis Dunkeloliv | Kolonie leicht erhoben; | |||||
3° Nähragar | Synthetischer | grau (R); in einigen Ab | Rückseite weiß bis ganz | ||||
45 Agar | schnitten weißes Luft | leicht braun; Sporen | |||||
mycel | grampositiv. Maß der | ||||||
Stäbe 2,27 · ΐ,95μ. Einige | |||||||
20 | Cellulose | lose Spiralen; einzelne | |||||
35 Kartoffel | Emersonscher | Ketten, an den Enden | |||||
nährböden | 50 Nährboden | gebogen. Verdünnungs | |||||
Apfelsaures | platten : Kolonien ähn | ||||||
Calcium | lich, außer Farbunter | ||||||
schieden von Olivgrau (R) | |||||||
D extr ose-Nitrat- | bis Dunkelolivgrau (R) | ||||||
Brühe | mäßig | weißes Luftmycel; keine | keine | Kolonie runzelig, Rückseite | |||
Gelatine (210) | Sporen; Ränder nechten- | kremigweiß | |||||
ärtig | |||||||
Magermilch | schwach bis | weißes Luftmycelium; ge | keine | Rückseite kremigweiß | |||
60 (15 Tage) | mäßig | ringe weiße Sporenbil | |||||
dung am Rand der Ko | |||||||
lonie ; einige wächserne | |||||||
Kolonien | |||||||
schwach bis | weißes Luftmycel, keine | leicht gräulich | |||||
mäßig | Sporenbildung | braun ' | |||||
schwach bis | gute Sporenbildung, tief | keine | Rückseite kremigweiß | ||||
mäßig | mausgrau (R); ausgebrei | ||||||
tete Kolonien | |||||||
mäßig | weißes Luftmycel, schwache | keine | Rückseite weiß; schwache | ||||
Sporenbildung, gräulich | Hydrolyse | ||||||
weiß | |||||||
gut | gute Sporenbildung, maus | keine | Rückseite dunkelgrau bis | ||||
grau (R) bis tiefmaus | hellgrau; Spiralen an | ||||||
grau (R) | wesend, jedoch nicht | ||||||
zahlreich | |||||||
schwach | |||||||
gut | an einigen Stellen des Rohrs | keine | Rückseite kremigweiß | ||||
keine Sporenbildung, | |||||||
weißes Luftmycel; an an | |||||||
deren Stellen mausgraue | |||||||
(R) Sporenbildung | |||||||
mäßig | Nitrate reduziert | ||||||
gut | weißes Luftmycel; keine | keine | schwache Verflüssigung; | ||||
Sporenbildung | Rückseite weiß | ||||||
mäßig | keine | Milch in zwei Röhren ko | |||||
aguliert; Milch in zwei | |||||||
Röhren unverändert; | |||||||
Keine Peptonisierung; | |||||||
Proteolyse sehr schwach |
Der neue Stamm Streptomyces halstedii, NRRL-2331,
unterscheidet sich in verschiedenen Punkten von der Beschreibung in Bergeys Werk. Diese Unterschiede
werden in der folgenden Tabelle gezeigt.
Nährboden
Stamm NRRL-2331 Bergeys Beschreibung
Stärkeagar
Glukoseagar
Kartoffelnährboden
Synthetischer Agar
Kartoffelnährboden
Synthetischer Agar
mäßiges Wachstum; weißes Luftmycel; schwache Sporenbildung, gräulichweiß
Ränder flechtenartig, bleiben weiß
Wachstum schwach bis mäßig mit weißem
Luftmycel, keine Sporen Spiralen anwesend, jedoch nicht zahlreich reichliches Wachstum, bräunlich, glänzendes
Wachstum
Ränder der Kolonie flechtenartig, werden braun
reichliches Wachstum. Wachstum feucht, runzelig, kremfarbig mit grüner Tönung
keine Spiralen
Es wird betont, daß die Erfindung zwecks Herstellung von Carbomycin nicht auf die Verwendung
dieses speziellen Organismus oder von Organismen, die obiger Beschreibung genau entsprechen, beschränkt
ist, da diese Beschreibung nur zur Erläuterung gegeben ist. Die Erfindung umfaßt vielmehr auch die
Verwendung von Mutanten dieser Organismen, die aus ihnen mittels Röntgenstrahlen, Ultraviolettstrahlen,
Stickstoffsenfölen u. dgl. erhalten werden. Carbomycin zeigt hohe Wirksamkeit gegenüber
einer Anzahl von Mikroorganismen. Wie bereits erwähnt wurde, ist es besonders bemerkenswert wegen
seiner Einwirkung auf Myobakterien und grampositive Mikroorganismen. Es zeigt ebenfalls einige Wirksamkeit
gegenüber gramnegativen Organismen, jedoch ist diese etwas geringer. Die folgende Tabelle zeigt das
antibiotische Spektrum des Carbomycins gegenüber einer Anzahl von gramnegativen und grampositiven
Mikroorganismen. Diese Versuche wurden durch
Strep, faecalis
Brucella bronchiseptica
A. aerogenes 2
E. coli 21
Proteus Sp. 1
Ps. aeruginosa 173
M. albicans 8
E. typhosa 344
K. pneumonia 132
S. paratyphi A 134
S. paratyphi B 139
Mikrokokkus pyogenes var.
areus 5
B. subtilis 219
Wachstum jiig/ccm
6,25
50 IOO
50 50
IOO
50 50 50 50
0,19
0,39
Kein
Wachstum μg/ccm
< 0,19 12,5
IOO
IOO IOO
IOO IOO IOO IOO
0,39
0,78
Impfung von Nährbrühen durchgeführt, die verschiedene Konzentrationen des reinen Antibiotikums mit
den besonderen Organismen enthalten. Die in der mit »Wachstum« bezeichneten Spalte befindlichen Zahlen
zeigen die höchste untersuchte Konzentration '(in μg/ccm), bei der noch ein Wachstum der Mikroorganismen
stattfand. Die zweite Spalte » Kein Wachstum«
zeigt die verwendete Minimalkonzentration an, bei der kein Wachstum mehr stattfand. Die Untersuchung
wurde unter genormten Bedingungen durchgeführt, und die Röhren wurden während eines genormten
Zeitabschnittes inkubiert.
Zusätzlich zu den oben angegebenen Mikroorganismen wurden gewisse resistente Stämme verwendet,
um die Wirksamkeit des neuen Antibiotikums zu bestimmen. Bei der Verwendung des aureomycin- und
chloramphenicolresistenten Stammes des A. aerogenes wurde z. B. gefunden, daß ein Wachstum bei einer
Konzentration von 25 μg Carbomycin je ecm der Nährbrühe
stattfindet, daß jedoch bei einer Konzentration von 50 μg/ccm kein Wachstum stattfindet. In einem
zweiten Versuch dieser Art wurde gefunden, daß ein streptomycin- und streptothricinresistenter Stamm
des A. aerogenes ebenfalls bei Anwesenheit von 25 μg
Carbomycin je ecm wuchs, daß ein Wachstum jedoch bei einer Konzentration von 50 μg/ccm nicht stattfand.
Außer der Wirksamkeit des neuen Antibiotikums gegenüber solchen resistenten Stämmen zeigte dieser
Versuch auch, daß das Antibiotikum sich wesentlich von Aureomycin, Chloramphenicol, Streptothricin und
Streptomycin unterscheidet. Es zeigt sich auch, daß Carbomycin, wie in der Tabelle III gezeigt ist, sogar
wirksamer gegenüber antibioticaresistenten Stämmen des A. aerogenes ist als gegenüber dem normalen
Stamm des A. aerogenes. Es wurde gefunden, daß ein Stamm des Staphylokokkus aureus gegenüber der
Wirkung von Penicillin bei einer Konzentration von 100 Einheiten/ccm, von Dihydrostreptomycin bei
100 Einheiten/ccm und von Polymyxin bei 100 Einheiten/ccm
in vitro resistent ist, jedoch gegenüber der Wirkung von Chloramphenicol bei 100 μg/ccm und
Aureomycin bei 12,5 μg/ccm empfindlich ist. Dieser
Organismus wurde bei einer Carbomycinkonzentration von 3,1 μg/ccm inhibiert.
Carbomycin hat sich als höchst wirksam gegenüber einer Anzahl von Myobakterienarten erwiesen. In der
folgenden Tabelle werden die Ergebnisse solcher Untersuchungen angegeben. In diesem Fall wurden
Röhren mit einem flüssigen Medium nach Dubos und
einem Albumingehalt von 0,5 % als Testmedium verwendet. Carbomycin wurde, wie in der ersten Spalte
der folgenden Tabelle gezeigt wird, zu verschiedenen Mengen des Mediums gegeben. Die Röhren mit dem
Medium, das, wie gezeigt, verschiedene Konzentra-
tionen des Antibiotikums enthält, wurden dann mit Kulturen der verschiedenen Myobakterien geimpft.
In der Tabelle ist an der Spitze einer jeden Spalte die
Myobakterienart angegeben. Darunter sind die Ergebnisse der Untersuchungen angegeben. Die Röhren
wurden unter sterilen Bedingungen i8 Stunden lang inkubiert. Das Ausbleiben des Wachstums in den
Röhren am Ende des genormten Zeitabschnittes ist durch ein Minuszeichen (—), zweifelhaftes Wachstum
durch ± und Wachstum durch + gekennzeichnet.
Wirksamkeit des Carbomycins gegenüber Myobakterien
/tg/ccm | ranae | phlei | smeg- matis |
607 | beroli- nense |
traty- ricium |
12,5 | — | |||||
6,25 | — | — | — | — | — | — |
3,12 | ± | — | — | — | — | — |
1,56 | + | — | — | — | — | — |
0,78 | + | ± | — | ± | — | ± |
0,39 | + | + | — | ± | ± | ± |
0,19 | + | + | ± | + | ± | + |
Aus dieser Tabelle gehthervor, daß Carbomycin gegenüber diesen Myobakterien ungewöhnlich wirksam ist.
Es wurde gefunden, daß Carbomycin eine verhältnismäßig geringe Giftigkeit hat, wenn es bei Versuchstieren
verwendet wird. Wenn das Antibiotikum als Lösung in angesäuertem Wasser Mäusen intravenös
eingespritzt wird, beträgt z. B. der LD0-Wert 7 mg pro 20 g Maus. Die Giftigkeit, gegenüber anderen
Arten und bei anderer Anwendungsform ist ähnlich.
Die Erfindung umfaßt ein Verfahren zur Züchtung des bisher nicht beschriebenen Stammes des S. halstedii.
Die Kultivierung des Mikroorganismus findet vorzugsweise innerhalb eines wäßrigen Nährbodens
unter submerser Rührung und Belüftung bei einer Temperatur von etwa 24 bis 300 statt. Für dieses Verfahren
besonders geeignete Nährstoffe sind Kohlehydrate, wie z. B. Zucker, Stärke, Glycerin, Maismehl
und eine organische Stickstoffquelle, wie z. B. Kasein, Sojabohnenmehl, Erdnußmehl, Weizenkleber, Baumwollsamenmehl,
Laktalbumin, ein enzymatisches Abbauprodukt von Kasein, Trypton u. a. Ein Wachstumsstoff,
wie z. B. ein unter dem Namen «Distillers' Solubles« bekanntes Handelsprodukt, Hefeextrakt,
Melasse-Gärrückstände und Mineralsalze, wie z. B.
Natriumchlorid, Kaliumphosphat, Natriumnitrat, Magnesiumsulfat und Spurenelemente, wie z. B. Kupfer,
Zink und Eisen, können ebenfalls mit den gewünschten Resultaten verwendet werden. Wenn während der
Gärung übermäßiges Schäumen auftritt, können Antischaummittel, wie z. B. Pflanzenöle, dem Gärmittel
zugegeben werden. Der pH-Wert der Gärung neigt dazu, ziemlich konstant zu bleiben. Falls jedoch
Schwankungen auftreten, kann eine Puffersubstanz, wie z. B. Calciumcarbonat, zu dem Medium gegeben
werden.
Impfstoff zur Herstellung von Carbomycin durch Züchtung des neuen Stammes von S. halstedii kann
man erhalten, wenn man ein Wachstum aus Schrägnährböden auf einem- Nährboden, wie z. B. Emersons
Agar oder »Beef Lactose« (Agar-Nährboden aus Fleischextrakt, Agar, Pepton und Wasser mit Zusatz
von ι % Lactose), verwendet. Dieses Wachstum kann man verwenden, um entweder geschüttelte Kolben
oder Impfbehälter für submerses Wachstum zu impfen. Man kann auch diese Impfbehälter aus den geschüttelten
Kolben impfen. Das Wachstum des Mikroorganismus erreicht gewöhnlich seinen Höchstwert in
2 bis 3 Tagen. Jedoch können Änderungen der verwendeten Apparatur, der Belüftungsmenge, Rührung
usw. die Geschwindigkeit beeinträchtigen, mit der die maximale Wirksamkeit erreicht wird. Im allgemeinen
ist ein Zeitraum von etwa 24 Stunden bis 4 Tagen zur Herstellung des Antibiotikums erwünscht. Die Belüftung
des Nährbodens in Behältern für submerses Wachstum wird so vorgenommen, daß etwa 1Z2 bis
2 Volumen Luft pro Volumen Brühe pro Minute eingeblasen werden. Das Umwälzen der Flüssigkeit kann
durch geeignete, bekannte Rührer vorgenommen werden. Aseptische Bedingungen müssen natürlich
während der ganzen Zeit der Impfung und des Wachsturns beibehalten werden.
Nach dem Wachstum des Mikroorganismus kann das Mycel, das im allgemeinen fein und üppig wuchert,
aus der Gärbrühe mit Hilfe von verschiedenen genormten Vorrichtungen, wie z. B. Filterpressen,
Zentrifugen u. dgl., gewonnen werden. Es wurde gefunden, daß die Herabsetzung des pH-Wertes der gesamten
Gärbrühe auf etwa 3,0 das Filtern fördert. Da das Antibiotikum unter sauren Bedingungen nicht
sehr beständig ist, soll die Gärbrühe, nachdem sie filtriert wurde, annähernd neutral eingestellt werden.
Das Carbomycin kann aus der Gärbrühe nach verschiedenen unterschiedlichen Verfahren gewonnen
werden. Man kann die gesamte Brühe auch in dem erhaltenen Zustand verwenden, oder sie kann getrocknet
werden. Das Antibiotikum kann auf verschiedene Weise weitergereinigt werden. Die Verbindung
kann z. B. aus wäßriger Lösung bei neutralen oder leicht alkalischen pH-Werten, vorzugsweise
zwischen etwa 6 und etwa 10, mittels einer Anzahl mit Wasser nicht mischbarer organischer Lösungsmittel,
wie z. B. Äther, aromatische Kohlenwasserstoffe, Ester, Ketone, niederer Alkohole oder halogenierter
Kohlenwasserstoffe, extrahiert werden. Beispiele dafür sind Diäthyläther, Benzol, Toluol, Äthylacetat,
Butylacetat, Methylisobutylketon, Butanol und Chloroform. Selbst bei sauren pH-Werten extrahieren
einige dieser Lösungsmittel eine beachtliche Menge des Antibiotikums. Dies trifft besonders für
die mit Wasser nicht mischbaren Alkohole zu, wie z. B. Butanol, Pentanole u. dgl. Das Antibiotikum
kann aus den meisten Lösungen in Lösungsmitteln in angesäuertes Wasser zurückextrahiert werden, vorzugsweise
bei einem pH-Wert von unter etwa 2,5. Gewünschtenfalls kann der Lösungsmittelextrakt vor
der Extraktion in das angesäuerte Wasser konzentriert werden. Durch Einstellung des pH-Wertes auf
Neutralität oder Alkalität kann das Antibiotikum in eines der oben angegebenen Lösungsmittel zurückextrahiert
werden. Nach Trocknung des Lösungsmittels und Konzentrierung der Lösung kristallisiert das An-
tibiotikum. Es kristallisiert im allgemeinen in Form weißer grober kristalliner Nadeln. In manchen Fällen
jedoch werden die Kristalle in Form von Platten erhalten. Das Produkt kann aus Benzol, Äther, niederen
Ketonen oder niederen Alkoholen umkristallisiert werden. Gewünschtenfalls wird eine Lösung in einem
der mit Wasser nicht mischbaren Alkohole oder Ketone konzentriert, und es wird Wasser zugegeben, um
die Kristallisation zu fördern. Das Antibiotikum kann ίο auch durch Adsorption auf Aktivkohle aus der Gärbrühe
oder Konzentraten gewonnen werden. Durch Auswaschen mit Säure oder mit Wasser und einem
mit Wasser mischbaren säurehaltigen Lösungsmittel wird die Verbindung in gereinigter Form zurückerhalten.
Carbomycin ist eine schwach basische, weiße, organische Verbindung, die in verdünnten wäßrigen
Lösungen löslich, jedoch in Wasser nur schwach löslich ist (etwa 0,5 mg/ccm). Es ist äußerst löslich in
einer Anzahl organischer Lösungsmittel, wie z. B. Aceton, Äther, Benzol, Chloroform und Dioxan, und
etwas weniger löslich in Methanol und Äthanol. In Hexan ist es unlöslich. Bei der Konzentrierung einer
Lösung des Carbomycin in einem Lösungsmittel besteht die Neigung zur Bildung von übersättigten
Lösungen und von Kristallen, die einen Teil des verwendeten Lösungsmittels zurückhalten. Die Verbindung
zeigt in starken Säuren und in basischen Lösungen, selbst bei Raumtemperatur, eine verringerte
Beständigleit. Beim Erhitzen in Säure- und Alkalilösungen ist sie völlig unbeständig. Sie zeigt
ihre maximale Beständigkeit bei pH-Werten von 3 bis 7. Ihre Beständigkeit als trockene oder in einem
trockenen Lösungsmittel gelöste Verbindung ist gut. Eine stark gereinigte kristalline Carbomycinbase,
wie sie z. B. durch viermaliges Umkristallisieren aus Lösungsmitteln, wie z. B. Äthanol, Benzol usw., erhalten
wird, neigt dazu, lösungsmittelhaltige Kristalle zu bilden, aus denen das Lösungsmittel durch
Trocknen im Vakuum bei ioo° mehr oder weniger vollständig entfernt werden kann. Wenn ein
solcher Stoff unter diesen Bedingungen 3 Stunden lang getrocknet wird, zeigt er einen Schmelzpunkt von
217 bis 2i8° bei leichter Zersetzung. (Hierbei wird die Probe in das Schmelzpunktbestimmungsbad bei
1960 gegeben und die Badtemperatur um 3,6° pro
Minute gesteigert.) Das kristalline, wasserfreie Material bildet ein Monohydrat, wenn es der atmosphärischen
Feuchtigkeit ausgesetzt wird. Die Analyse dieses Monohydrats zeigt folgende Zusammensetzung:
Kohlenstoff 59.oi %
Wasserstoff 8,35 %
Stickstoff 1,66%
Sauerstoff (aus der Differenz) .... 30,98 %
Die stark gereinigte kristalline Base, die im Vakuum bei ioo° 3 Stunden lang getrocknet wurde, wurde
analysiert und hatte die folgende Zusammensetzung:
Kohlenstoff 60,04%
Wasserstoff 8,24 %
Stickstoff 1,55%
Sauerstoff (aus der Differenz) ... 30,17%
Die optische Drehung des Stoffes beträgt etwa [a]o = — 55° (1% Lösung in Chloroform). Die
Titrierung der Verbindung in einer Mischung von 2 Volumen Dimethylformamid und 1 Volumen Wasser
ergab einen pKa-Wert von 6,4 und ein Molekulargewicht von etwa 866. Das Ultraviolett-Absorptionsspektrum
der reinen, in Äthanol gelösten Base hat zwei Maxima, das eine liegt bei 240 πιμ (ε = i6,o8o)
und das andere bei 327,5 πιμ (ε = 113). Wenn die
wasserfreie kristalline Base in Chloroform gelöst wird, zeigt sie eine Anzahl von charakteristischen Höhepunkten
im Infraroten. Unter diesen befinden sich die folgenden Frequenzen (in reziproken cm): 3510,
2920, 1732, 1690, 1630, 1460, 1375, 1300, 1230, 1160,
1122, 1077, 1052, 1025, 1015, 976, 916, 910, 873, 860
und 827. Das infrarote Spektrum ist in Fig. 1 der Zeichnungen dargestellt.
Die Salze des Carbomycin mit Säuren können durch die Behandlung der Base mit der jeweiligen Säure
hergestellt werden. Wird z. B. die Base in Äther gelöst und ein Chlorwasserstoffstrom in die Lösung
eingeblasen, so fällt sofort Carbomycinchlorhydrat aus. Andere Säuren können in der gleichen oder ähnlichen
Weise zur Herstellung der Salze des Antibiotikums verwendet werden. Die Behandlung der Base mit der
Säure kann in wäßrigem Medium, in dem das Salz löslich ist, vorgenommen werden. Das Salz kann dann
durch Verdampfung des wäßrigen Mediums gewonnen werden. Carbomycin ist jedoch, wie oben gesagt, in
wäßrigen Säurelösungen nicht sehr beständig, so daß Vorsicht geboten ist.
Das getrocknete, kristalline, in Chloroform gelöste Chlorhydrat zeigt unter anderem folgende charakteristische
Höhepunkte im Infraroten (in reziproken cm): 3220, 2870, 1715, 1670, 1610, 1450, 1358, 1296, 1230,
1160,1140, 1120, 1100, 1074, 1060, 975, 914, 890 und
860. Das Infrarotspektrum dieses Salzes ist in Fig. 2 dargestellt.
Eine Anzahl verschiedener Mikroorganismen kann zur Bestimmung der Wirksamkeit der Carbomycinpräparate
verwendet werden. Dazu gehören K. pneumoniae, B. Subtilis, Staph. aureus und andere genormte
Testorganismen. Wenn K. pneumoniae verwendet wird, so kann dies in Form eines Trübungstestes oder einer Plattenprobe geschehen. Kristallines
Chloramphenicol kann als Standard verwendet werden, wobei diesem Antibiotikum ein Wert von 1000 Einheiten/mg
gegeben wird. Auf dieser Basis hat kristallines Carbomycin eine Wirksamkeit von 750 bis
850 Chloramphenicoleinheiten/mg. Bei der Herstellung
von Carbomycin mittels Gärung werden Gärbrühen mit einer Wirksamkeit von etwa 15 bis
100 Einheiten/ccm erhalten.
Carbomycin wird von anderen Antibiotika durch seine Eigenschaften unterschieden. Zu den für diesen
Vergleich verwendeten Eigenschaften gehören die oben angegebenen sowie Messungen mittels Papier-Chromatographie,
die einen deutlichen Unterschied anzeigen. Es wurden ebenfalls Vergleiche mit Mikroorganismen
gezogen, die sich verschiedenen anderen Antibiotika gegenüber resistent verhalten.
Die folgenden Beispiele dienen der Er^terung und sollen die Erfindung nicht beschränken.
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Beispiel ι
Sporen eines Emersonschen Schrägagars von S. halstedii
NRRL-2331 wurden unter aseptischen Bedingungen zu einem Nährboden der folgenden Zusammensetzung
gegeben:
Cerelose (festes Glukosehydrat) 10 g
Sojabohnenmehl 10 g
Natriumchlorid 5 g
Distillers Solubles 5 g
Calciumcarbonat ig
Diese Mischung wurde auf 11 verdünnt, und der
pH-Wert wurde von der Sterilisierung mit Kalium-
hydroxyd auf 7 eingestellt. Nach der Abkühlung wurden die Sporen zugegeben. Man ließ den Organismus
in geschüttelten Flaschen 2 Tage lang bei etwa 28° wachsen. Die das Mycel enthaltende Gärbrühe
wurde dann in die zwanzigfache Menge ihres Volumens eines sterilen Mediums der folgenden Zusammensetzung
gegeben:
Stärke 20 g
Kasein 10 g
a5 Sojabohnenmehl 15 g
Calciumcarbonat ig
Dieses Gemisch wurde auf 11 verdünnt und auf
einen pH-Wert von 7 eingestellt, bevor es in einen Autoklav
gegeben und geimpft wurde. Nach 2tägiger Rührung und Belüftung unter sterilen Bedingungen
betrug die Wirksamkeit der Gärbrühe 100 Einheiten j e ecm. Das Gemisch wurde auf einen pH-Wert von 3,0
gebracht und das Mycel durch Filtrieren entfernt. Der pH-Wert des Filtrats wurde auf 6,5 eingestellt, und
das Filtrat wurde dann zweimal mit einem Viertel seines Volumens Methylisobutylketon extrahiert. Die
vereinigten Lebensmittelphasen wurden dann im Vakuum auf ein Zehntel ihres Volumens konzentriert.
Das Antibiotikum wurde in Wasser bei einem pH-Wert von 2,0 extrahiert, wobei Schwefelsäure zur Einstellung
des pH-Wertes verwendet wurde. Die wäßrige
Phase wurde abgetrennt, mit einem kleinen Volumen
Benzol gewaschen, um gelöstes Methylisobutylketon zu entfernen. Dann wurde die wäßrige Phase auf
einen pH-Wert von 6,5 eingestellt. Das Antibiotikum wurde mehrmals mit Äther extrahiert, und die einzelnen
Ätherphasen wurden über wasserfreiem Natriumsulfat getrocknet. Das Lösungsmittel wurde
durch Destillation entfernt, worauf das Antibiotikum in Form weißer Nadeln auskristallisierte. Das Produkt
wurde durch Lösen in Aceton, Filtrieren, Konzentrieren und Wasserzugeben umkristallisiert. Ein
Fließschema, das zur Erläuterung des oben beschriebenen Extraktionsverfahrens dient, ist in Fig. 3
gezeigt. Es wurde gefunden, daß das erhaltene Produkt gegenüber einer Anzahl von Myobakterien
und grampositiven Mikroorganismen äußerst wirksam ist.
Es wurde ein Medium der folgenden Zusammensetzung hergestellt:
Stärke 20 g
Distillers Solubles '. 10 g
Sojabohnenmehl 15 g
11 Wasser wurde zu dem Stoffgemisch gegeben, und der pH-Wert wurde auf 7 eingestellt, bevor 1 g
Calciumcarbonat zugegeben wurde. Das Medium wurde dann in einem Autoklav gegeben und unter
sterilen Bedingungen mit S. halstedii NRRL-2331 geimpft. Das Gemisch wurde unter sterilen Bedingungen
bei etwa 280 2 Tage lang belüftet und gerührt. Die filtrierte Gärbrühe enthielt 25 Einheiten Carbomyein
pro ecm Lösung.
Eine Kultur von Streptomyces halstedii NRRL-2331 wurde einer Röntgenstrahlung von 100 000 Röntgen
ausgesetzt. Aus den überlebenden Organismen wurden Kulturen hergestellt. Eine dieser Kulturen (Nr. 1)
wurde zur Beimpfung von mehreren 300 ecm fassenden
Erlenmeyerkolben verwendet, in denen sich jeweils 50 ecm des folgenden sterilen Nährrnediums befanden:
Glucose Monohydrat 1,0 %
Maisstärke 1,0 °/0
N-Z Amins B (Enzymatiscb.es Kaseinhydrolysat)
0,5 %
Curbay BG flüssig (Rückstand aus der
Destillation von Alkohol, der durch
Vergärung von Korn erhalten wurde) 1,0 %
Destillation von Alkohol, der durch
Vergärung von Korn erhalten wurde) 1,0 %
NaCl 0,5%
Sojamehl i,5 °/o
Wasser zum Ausfüllen auf das gewünschte Volumen, pH-Wert 7 (mit
Kaliumhydroxydlösung eingestellt)
Kaliumhydroxydlösung eingestellt)
CaCO3 0,1 °/0
75 Minuten bei 0,14 atü autoklaviert
Der Kolben wurde nach der Beimpfung 48 Stunden bei 280 geschüttelt. Die filtrierte Lösung hatte je ecm
eine Wirksamkeit von 115 γ Carbomycin.
Die, wie im Beispiel 3 angegeben, durch Bestrahlung mit Röntgenstrahlen erhaltene Mutante Nr. 6 des
Streptomyces halstedii NRRL-2331 wurde unter den gleichen Bedingungen und auf dem gleichen Nährmedium
wie im Beispiel 3 kultiviert. Die filtrierte Gärlösung hatte je ecm eine Wirksamkeit von 155 γ
Carbomycin.
Claims (1)
- PATENTANSPRUCH:Die Verwendung von Streptomyces halstedii, Stamm NRRL-2331, zur Herstellung des Antibiotikums Carbomycin auf üblichem biologischem Wege, Gewinnung des Antibiotikums aus der Gärlösung und gegebenenfalls Überführung in seine Salze. 'Hierzu 1 Blatt Zeichnungen© 709 652/77 8.
Priority Applications (1)
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---|---|---|---|
DE1953P0009112 DE966635C (de) | 1953-01-30 | 1953-01-30 | Herstellung und Gewinnung des Antibiotikums Carbomycin |
Applications Claiming Priority (1)
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Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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DE1953P0009112 Expired DE966635C (de) | 1953-01-30 | 1953-01-30 | Herstellung und Gewinnung des Antibiotikums Carbomycin |
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1953
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