DE943717C - Verfahren zur Herstellung und Gewinnung eines Antibiotikums - Google Patents
Verfahren zur Herstellung und Gewinnung eines AntibiotikumsInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf die Herstellung eines neuen wertvollen Antibiotikums, genannt Anisomycin
(Warenzeichen Flagecidin), durch Gärung, auf Verfahren zu seiner Gewinnung und Konzentrierung aus
rohen Lösungen, wie vergorene Nährungslösungen, und auf Verfahren zu seiner Reinigung. Das neue
Antibiotikum ist zur Bekämpfung pathogener Mikroorganismen, insbesondere zur Bekämpfung von Fungi
und Protozoen, besonders brauchbar.
Dieses neue Antibiotikum wird während des unter bestimmten geregelten Bedingungen erfolgenden
Wachstums eines neuen Stammes einer als Streptomyces
griseolus bekannten Art oder eines neuen Stammes einer anderen als Streptomyces roseochromogenus
bekannten Art von Mikroorganismen gebildet. Diese Mikroorganismen Tvurden identifiziert,
indem man Kulturen von ihnen .auf die gewöhnlich für solche Identifizierungen verwendeten Medien
impfte, dort untersuchte und die Kennzeichen der Kulturen mit denen verglich, die in Bergeys »Manual
of Determinative Bacteriology«, O.Auflage' (1948),
beschrieben wurden. Dieser neue Stamm des S.grise-
olus wurde mit der Bezeichnung Isolat Nr. 14576-4
in die Kulturensammlung der Chas. Pfizer & Co,, Inc. of Brooklyn, N. Y., eingereiht. Eine Kultur davon
wurde in der »American Type Culture Collection, Washington, D. C«, als ATTC 11796 aufgenommen.
Der neue Stamm des S.xoseochromogenus wurde mit der Bezeichnung Isolat Nr. 15855-4 bezeichnet.
Die Kennzeichen der Kulturen dieser beiden
Mikroorganismen, die Herstellung des neuen Anti-
biotikums aus ihnen und die Eigenschaften dieses neuen Antibiotikums werden- nachfolgend näher 65
beschrieben. Die Kennzeichen der Kultur des neuen Stammes des S. griseolus sind in der nachfolgenden
Tabelle aufgeführt. Wenn nichts anderes erwähnt, beruhen die Ergebnisse auf Versuchen mit sechs
gleichen Proben, die 2 Wochen lang bebrütet wurden. 70 Bei Angabe von R beziehen sich die Farben auf
Ridgway, »Color Standards and Nomenclature«.
Tabelle I Streptomyces griseolus ATTC 11796
Medium
Wachstum
Luftmycel und Sporenbildung
lösliches Pigment
Bemerkungen
Glukoseaspargin-Agar
Gelatine
Magermilch
Glukose-Agar
Glukose-Agar
Nähr-Agar
Calciummalat-Agar
Synthetischer Agar
Calciummalat-Agar
Synthetischer Agar
Emersons-Agar
Zellulose
Dextrosenitratnährlösungen
Kartoffelscheiben
Stärke-Agar
mäßig
mäßig
mäßig
gut
schwach
schwach bis mäßig
schwach
mäßig
keines
mäßig
mäßig
gut
mäßig
mäßig
Sporenbildung mäßig, fast Benzo-Braun (R)
Kolonien sahnig, weiß wachsartig; keine Sporenbildung, kein
Luftmycel
sahnigweißer Ring
weißes, in die Luft gerichtetes Mycel; keine Sporenbildung
dünnes, flaches weißes Luftmycel
weißes Luftmycel, keine Sporenbildung
geringe Sporenbildung, nahezu helles Mausgrau (R)
mäßige Sporenbildung, nahezu Mausgrau (R)
Sporenbildung dunkler als Mausgrau (R)
Sporenbildung fast Benzobraun (R) keine
keine
Korallenrot (R)
Rotbraun
Rotbraun
sehr helles Braun
keine
keine
Hellbraun
Mittel- bis
Dunkelbraun
Dunkelbraun
keine
sahnigweiße Rückseite: Sporen grampositiv,
Ausmaße 1 bis 1,3 (1,3) X 0,65 (1,0) X i,3 μ; in
Spiralen
Verflüssigung mäßig
keine Koagulation;
Hydrolyse; pH-Wert wechselnd von 6,4 bis 6,9
Hydrolyse; pH-Wert wechselnd von 6,4 bis 6,9
Rückseite Mittelbraun
Rückseite Sahnigweiß
Calcium-malat digeriert, Rückseite Sahnigweiß log
Rückseite Sahnigweiß bis leicht Grau
Rückseite Hellbraun
keine Reduktion von Nitraten
gelbes Wachstum unter der Oberfläche, Rückseite Hellbraun, schmale lao
Hydrolysezone
, Der neue Stamm des S, griseolus unterscheidet sich
von den beschriebenen Stämmen in verschiedenen Punkten, die in der nachfolgenden Tabelle aufgezählt 135
sind.
Medium
S. griseolus ATTC 11796 Bergeys Beschreibung
Gelatine
Synthetischer Agar
Glukose-Agar
1£" Lackmusmilch
1£" Lackmusmilch
Dextrosenitratnährlösungen
Kolonien sahnig, weiß, wachsartig (in Petrischalen)
geringe Sporenbildung, nahezu Mausgrau (R), Wachstum schwäch
gutes Wachstum, weißes Luftmycel, keine Sporenbildung
(auf entrahmter Milch bei 28°) mäßiges Wachstum, sahnigweißer Ring;
korallenrotes (R) lösliches Pigment; keine Koagulation; Hydrolyse, pH
wird alkalisch
Keine Reduktion zu Nitriten gelbliche, flockige Häutchen und Sedimente
(in Gelatine-Stichkulturen)
Luftmycel zuerst grau, wurde später blaßneutralgrau; farbloses, dünnes
Wachstum, Oberflächenwachstum fast ganz auf das Luftmycel
beschränkt
beschränkt
sich ausbreitendes Wachstum; Mitte erhöht, sahnefarben, wurde dunkel
reichliches Wachstum, rotes Häutchen; koaguliert; peptonisiert; wird alkalisch
Nitrite erzeugt
TabeUe III Streptomyces roseochromogenus Reinkultur Nr. 15855-4
Medium.
Wachstum
Farbe
Luftmycel und Sporenbildung lösliches Pigment
Bemerkungen
Glukoseasparginplatten
mäßig
weißes Luftmycel; gelb-wachsartig um den Rand der Kolonie; Sporenbildung nahezu
Hellweinrot bis Rehfarben (»Pale Vinaceous Fawn«, R) keine
Gelatineplatten
Magermilch
Magermilch
Glukose-Agar
Nähr-Agar
gut
schwach bis
mäßig
mäßig
mäßig
schwach bis
mäßig
mäßig
weißes Luftmycel
hellgelber bis mittelbrauner Ring
Hellbraun, wachsartig; weißes Luftmycel am oberen Ende des Schrägnährbodens;
keine Sporenbildung
Hellbraun; wachsartig Dunkelbraun
heller als Haselnußbraun
(» Avellaneous «,
(» Avellaneous «,
Mittelbraun
Hell- bis Mittelbraun
Kolonie leicht erhöht, Oberfläche faltig;
Rückseite zwischen Aprikosengelb (R) und Cadmiumgelb (R), Spiralen vorhanden; Sporenellipsoid grampositiv, 0,66 bis 0,95 (0,95) X 0,95 bis 1,3 (1,3) μ. Kolonien auf Verdünnungsplatten wechselten von Hellweinrot bis Rehfarben (R) nach Rotbraun bis Weinrot (»Russet
Vinaceoustf, R), Sporenbildung bei örtlicher Hau- uo fung, bis zu Hellbraun ohne Sporenbildung
Rückseite zwischen Aprikosengelb (R) und Cadmiumgelb (R), Spiralen vorhanden; Sporenellipsoid grampositiv, 0,66 bis 0,95 (0,95) X 0,95 bis 1,3 (1,3) μ. Kolonien auf Verdünnungsplatten wechselten von Hellweinrot bis Rehfarben (R) nach Rotbraun bis Weinrot (»Russet
Vinaceoustf, R), Sporenbildung bei örtlicher Hau- uo fung, bis zu Hellbraun ohne Sporenbildung
gute Verflüssigung
keine Koagulation, keine X15
Hydrolyse; Änderung des pH-Wertes von 6,5 auf 6,9
Rückseite Hellbraun 120
Rückseite Hellbraun
Tabelle III
Streptomyces roseochromogenus Reinkultur Nr. 15855-4
Streptomyces roseochromogenus Reinkultur Nr. 15855-4
5 | Medium | 20 | Stärkeplatten | 30 | Wachstum | Farbe | lösliches Pigment | Bemerkungen |
Synthetischer Agar 10 |
schwach | Luftmycel und Sporenbildung |
keine | Rückseite nahezu farblos | ||||
25 Dextrosenitrat | Sporenbildung nahezu | |||||||
Calciummalat | nährlösung | schwach | XvU LUl φ. UIJL UIb Weinrot (R) |
keine | Rückseite nahezu farblos | |||
Emersonscher Agar- | Sporenbildung nahezu | |||||||
ig Zellulosestreifen | Nährboden | keine | Rehfarben (R) | |||||
Kartoffelscheiben | mäßig | Hellbraun | ||||||
weißes bis hellgraues | ||||||||
Luftmycel; Sporen | ||||||||
bildung Hellweinrot- | ||||||||
rehfarben (R) bis | ||||||||
Rotbraunweinfarben | ||||||||
schwach | (R) | keine | schwache bis mäßige | |||||
Sahnigweiß, wachsartig, | Hydrolyse | |||||||
mäßig | keine Sporenbildung | keine Reduktion zu | ||||||
Nitriten | ||||||||
mäßig | Rückseite Hellbraun | |||||||
Hellbraun, wachsartig; | ||||||||
Sporenbildung Wein | ||||||||
rotrehfarben (R) bis | ||||||||
Hellweinrotrehfarben | ||||||||
(R) |
Die vorstehend genannten Kennzeichen stimmen fast völhg mit der in »Bergeys Manual« gegebenen
Beschreibung des Streptomyces roseochromogenus überein.
Es ist zwar bekannt, daß ein anderer Stamm des S. roseochromogenus das Antibiotikum Roseomycin
erzeugt; es wurde jedoch klar festgestellt, daß das Antibiotikum Anisomycin von dem Roseomycin verschieden ist, wie sich aus den nachfolgenden Daten
ergibt.
Selbstverständlich ist die Erfindung zur Herstellung von Anisomycin nicht auf die vorgenannten
oder auf solche Organismen beschränkt, die der vorstehenden nur zum Zwecke der Erläuterung gegebenen
Beschreibung entsprechen. Es ist sogar erwünscht und beabsichtigt, Mutanten zu verwenden, die aus
den vorstehend beschriebenen Organismen auf verschiedene Weise, z. B. durch Röntgen- oder U.V.Bestrahlung,
Stickstofflost u. dgl., erzeugt werden. Das Antibiotikum Anisomycin ist gegen eine Vielzahl von Mikroorganismen wirksam; wie bereits erwähnt
wurde, ist es jedoch gegen pathogene Protozoen und Fungi besonders wirksam. Die folgende Tabelle
erläutert das antibiotische Spektrum des Anisomycins durch Versuche, die mit einer Anzahl derartiger Fungi
ausgeführt wurden. Diese Versuche wurden durchgeführt, indem man Nährböden, die verschiedene
Konzentrationen des reinen Antibiotikums enthielten,
mit dem jeweils angegebenen Mikroorganismus infizierte
und die Konzentration feststellte, bei denen Wachstum oder nicht auftrat. Das Antibiotikum
wurde in Konzentrationen von 1, 10, 50, 100, 500 und
1000 y/cm3 angewandt. Die Versuche erfolgten unter
Normalbedingungen.
Tabelle | IV | S. griseolus) | kein Wachstum |
10s |
100 | ||||
100 | ||||
(a) Spektrum von Anisomycin Pathogene Fungi | 100 | |||
(Anisomycin von | IO | 110 | ||
6JOO | ||||
Organismus | 500 | |||
115 | ||||
Microsporum canis | ||||
Microsporum audouini | ||||
Histoplasma capsulatum. .·.. | ||||
Cryptococcus neoformans ... | ||||
Trichophyton | 120 | |||
Phialophora verrucosa | ||||
Blastomyces dermatiditis ... | ||||
Sporotrichum schenkii | ||||
Trichophyton violaceum.... | Konzentration | |||
Hormodendron compactum . | Anisomycin y/cm3 | |||
Blastomyces brasüiensis | Wachstum | |||
IO | ||||
IO | ||||
IO | ||||
I | ||||
100 | ||||
100 | ||||
>5oo | ||||
>5oo | ||||
>5oo | ||||
>5oo | ||||
>5oo |
(b) Spektrum von Anisomycin Pathogene Fungi (Anisomycin von S. roseochromogenus)
Organismus
M. canis
M. audouini
H. capsulatum ...
Crypt. neoformans
Crypt. neoformans
T. sulfureum
Ph. verrucosa .
B. dermatiditis ...
Sp, schenkii
T. violaceum ,
H. compactum
B. brasiliensis
Konzentration Anisomycin. y/cm3
kein
Wachstum
50 TW
IO
50 TW
IO 100 100 100 100
106 100
Wachstum
100
50
100 IO
50
500
iooo
iooo
IOOO IOOO IOOO
(TW bedeutet teilweise Wachstumshemmung.)
Die pilzhemmende Wirksamkeit des Antibiotikums Anisomycin wird weiter in Tabelle V erläutert, die die
niedrigste Konzentration des Antibiotikums zeigt, bei der kein Wachstum der verschiedenen Stämme von
Candida albicans mehr erfolgte. Diese Konzentration wird als die »geringste wachstumshemmende Konzentration«
in y/cm3 ausgedrückt. Es wurde ein Normalverfahren angewandt, das dem vorstehend
für die Werte der Tabelle IV beschriebenen Verfahren ähnlich war. Die pilzhemmende Wirksamkeit des
Anisomycins wurde am menschlichen Körper noch nicht gezeigt.
(a) Spektrum des Anisomycin gegen Candida Albicans (Anisomycin von S. grisoleus)
Candida Albicans
Stamm Nr.
Stamm Nr.
II
13
Geringste wachstumshindernde
Konzentration des Anisomycins
y/cm3
3,12 TW 6,25 TW
3,12
12,5
(b) Spektrum des Anisomycins gegen Candida Albicans (Anisomycin von S. roseochromogenus)
Candida Albicans
Stamm Nr.
Stamm Nr.
II
13
Geringste wachstumshindernde
Konzentration des Anisomycins
y/cm3
3,12
6,25
3,12
6,25
(TW bedeutet teilweise Wachstumshemmung.)
Die antiprotozoische Wirksamkeit des Antibiotikums Anisomycin wurde untersucht, indem man
Reagenzgläser, die verschiedene Konzentrationen des Antibiotikums enthielten, mit typischen pathogenen
Protozoen, Trichomonas vaginalis und Endamoeba histolytica, impfte und den Grad der Beweglichkeit
und/oder des Wachstums der Mikroorganismen nach 48stündiger Bebrütung beobachtete. Zum Vergleich
wurden die gleichen Versuche mit dem Antibiotikum Fumagillin durchgeführt, das für seine antiprotozoische
Wirksamkeit bekannt ist. Die Ergebnisse dieser Versuche sind in Tabelle VI zusammengestellt, g0
in der die Werte für die Wirksamkeit gegen Trichomonas auf Grund der Bewegungsfähigkeit und des
Wachstums angegeben sind; beobachtet auf Objektträgern nach Bebrütung in Reagenzgläsern mit den
angegebenen Konzentrationen. Bei der Bewertung der Wirksamkeit gegen Trichomonas bedeutet die
Zahl 4+ eine vollständige Hemmwirkung des untersuchten Antibiotikums, d. h. es war weder Beweglichkeit
noch Wachstum der Mikroorganismen mehr feststellbar; 3+ bedeutet eine deutliche Wirksamkeit
des Antibiotikums oder nur geringe Beweglichkeit und/oder Wachstum; 2+ bedeutet mäßige, 1+ geringe
und »—« gar keine Wirksamkeit. Die Wirksamkeit gegen Endamoeben wurde durch Vergleich der
Anzahl von Zellen in den zur Kontrolle dienenden Reagenzgläsern mit derjenigen Zellenzahl in den
Reagenzgläsern festgestellt, die das Antibiotikum in den angegebenen Konzentrationen enthielten, wobei
den Gläsern die Bewertung »-\-<c für vollständige
Hemmwirkung und »—« für Unwirksamkeit gegeben wurde.
TabeUe VI.
(a) Wirksamkeit des Anisomycins (von S. griseolus) gegen Protozoen
(a) Wirksamkeit des Anisomycins (von S. griseolus) gegen Protozoen
Antibiotikum
Anisomycin
Anisomycin
Fumagillin*)
Fumagillin
Anisomycin
Fumagillin*)
Fumagillin
Protozoa
Trichomonas Endamoeba Trichomonas Endamoeba
Wirksamkeit bei Konzentrationen von
7,8y/cm3 I 3,9 y/cm3 I i,o.y/cm3
7,8y/cm3 I 3,9 y/cm3 I i,o.y/cm3
3 +
2 +
*) Unterhalb von 15,6 y/cm3 wurde keine Wirksamkeit beobachtet.
(b) Wirksamkeit des Anisomycins (von S. roseochromogenus) gegen Protozoen
Antibiotikum
Anisomycm
Anisomycin
Anisomycin
Protozoa
Trichomonas Endamoeba Wirksamkeit bei Konzentrationen von
7,8y/cm3 I 3,o.y/cin3 I i,o,y/cni3
Aus der obigen Tabelle ergibt sich, daß das Antibiotikum
Anisomycin gegen Trichomonas und Endamoeba hochwirksam ist. Weiterhin. zeigen die Ergebnisse,
daß es gegen diese Organismen viel wirkig samer ist als FumagiUin.
Gegen saprophytische Mycobakterien wurde kerne Wirksamkeit des Antibiotikums ■ Anisomycin festgestellt,
wenn Konzentrationen des Antibiotikums bis zu ioo y/cm3 auf ihre Wirksamkeit gegen die Arten
ao M. ranae, phlei, smegmatis, Nr. 607, berolinense und
butyricum untersucht wurden. Gegen verschiedene grampositive und gramnegative Mikroorganismen
wurde nur eine geringe Wirksamkeit festgestellt.
Es zeigte sich andererseits im Tierversuch, daß das Antibiotikum Anisomycin verhältnismäßig wenig
giftig ist. Gibt man es Mäusen intravenös als wäßrige Lösung, dann beträgt der LD0-WeIt etwa 2 mg/20 g
Maus.
Nach der Erfindung entsteht das neue Antibiotikum Anisomycin während des Wachstums der Mikroorganismen
S. griseolus ATTC 11796 oder S. roseochromogenus Nr. 15855-4 in wäßrigem Nährmedium
bei etwa 24 bis 30° und unter submersen Bedingungen unter Rühren und Belüftung. Nährmedien, die für
diese Verfahren geeignet sind, enthalten unter anderem Kohlehydrate, wie Zucker, Stärke, Glycerin oder
Maismehl, und eine Quelle organischen Stickstoffs, wie Kasein, Sojabohnenmehl, Erdnußmehl, Weizengluten,
BaumwoUsamenmehl, Kaktalbumin, enzymatische Kaseinabbauprodukt'e, Trypton. Auch eine
Quelle von Wuchsstoffen, wie lösliche Destillationsrüekstände,
Hefeextrakt, Gärungsrückstände von Melasse, sowie Mineralsalze, wie Natriumchlorid,
Kaliumphosphat, Natriumnitrat, Magnesiumsulfat, und Spurenelemente, "wie Kupfer, Zink und Eisen,
können vorteilhaft zugefügt werden.
Gegen übermäßiges Schäumen während der Gärung kann man Schaumverhütungsmittel, z. B. Pflanzenöle,
zugeben. Der pH-Wert der Gärlösung bleibt im allgemeinen
ziemlich unverändert; wenn jedoch Schwankungen auftreten, kann man dem Medium auch ein
Puffermittel, wie Calciumcarbonat, zusetzen.
Den Impfstoff für die Erzeugung des Antibiotikums Anisomycin durch das Wachstum von S. griseolus
oder S. roseochromogenus kann man durch Züchtung von Vorkulturen auf Schrägnährböden aus Emersonschem
Agar oder Rindfleisch-Laktose erhalten. Diese Vorkulturen können dazu dienen, um entweder
Schüttelkolben oder Impfbehälter für submerses Wachstum damit zu impfen, oder aber die Impfbehälter
können aus den Schüttelkolben geimpft werden. Das Wachstum der Mikroorganismen erreicht
seinen Höhepunkt gewöhnlich innerhalb von 2 oder
4+
3+
4 +
3 Tagen. Änderungen der verwendeten Anlage, der Belüftungs- und Rührgeschwindigkeit usw. können
die Zeitdauer beeinflussen, innerhalb deren die höchste Wirksamkeit erreicht wird. Im allgemeinen wird die
Gärung so lange fortgesetzt, bis das Medium eine erhebliche antibiotische Wirksamkeit erlangt hat;
24 Stunden bis zu 4 Tagen sind hierfür meist ausreichend. Das Medium wird in den Behältern für
submerses Wachstum mit einer Geschwindigkeit von etwa 1Z2 bis zu 2 Raumteilen Luft je Raumteil Gärlösung
der Minute belüftet. Zum Rühren kann man Rührvorrichtungen bekannter Art benutzen, die den
Gärungsfachleuten im allgemeinen bekannt sind. Selbstverständlich müssen während der Übertragung
des Impfstoffs und ' während des Wachstums der
Mikroorganismen aseptische Bedingungen eingehalten werden.
Nach dem Wachstum der Mikroorganismen kann das im allgemeinen üppig wuchernde und feine Mycel
durch verschiedene übliche Geräte, wie Filterpressen, Zentrifugen usw., von der Gärlösung abgetrennt
werden. Danach gewinnt' man das Antibiotikum aus der Gärlösung auf verschiedene Weise, oder aber man
verwendet die ganze Lösung wie sie ist oder trocknet sie. Das Antibiotikum kann auf verschiedene Weise
weitergereinigt werden; die Verbindung kann beispielsweise aus der wäßrigen Lösung bei neutralen
oder leicht alkalischen pH-Werten, vorzugsweise bei pH-Werten zwischen etwa 6 und etwa 10, mit vielen
wasserunmischbaren organischen Lösungsmitteln, einschließlich Äthem, aromatischen Kohlenwasserstoffen,
Estern, Ketonen, niederen Alkoholen, halogenierten Kohlenwasserstoffen und ■ deren Mischungen ausgezogen
werden. Beispiele solcher Lösungsmittel sind Diäthyläther, Benzol, Äthylacetat, Butylacetat, Methylisobutylketon,
Butanol und Chloroform. Man kann das Antibiotikum aus den meisten Lösungs- no
mittellösungen danach wieder in angesäuertes Wasser, vorzugsweise solches mit einem pH-Wert unter etwa
2,5, zurückextrahieren. Gegebenenfalls kann der Lösungsmittelauszug vor der Rückextraktion in das
angesäuerte Wasser eingeengt werden.
Durch Einstellung des pH-Wertes auf den Neutralpunkt
oder einen alkalischen Wert kann man das Antibiotikum dann wieder in eines der vorstehend
angegebenen Lösungsmittel zurückextrahieren. Nach Trocknung des Lösungsmittels und Konzentrieren iao
der Lösung kristallisiert das Antibiotikum in langen weißen Nadeln aus. Es kann durch Abkühlung seiner
heißen Lösung in Butanol, Äthylacetat, Benzol oder Äthylendichlorid umkristallisiert werden. Andere
geeignete Verfahren zur Gewinnung sind die Ab-sorption auf Holzkohle mit anschließendem Aus-
waschen, Behandlung mit Ionenaustauscherharzen und die chromatographische Entwicklung auf Tonerdesäulen.
Das Antibiotikum Anisomycin ist eine basische, weiße organische Verbindung, die in verdünnten
wäßrigen Säuren gut, in Wasser aber nur mäßig löslich ist. Sie ist ferner gut löslich in einer Anzahl
von organischen Lösungsmitteln, wie Methylalkohol, Aceton, Dioxan und Chloroform, unlöslich dagegen
ίο in Hexan, Cyclohexan, Tetrachlorkohlenstoff und
Äther. Die Verbindung bleibt bei Zimmertemperatur mehrere Stunden lang in einem weiten Bereich von
pH-Werten beständig, bei Erhitzung in saurer Lösung
ist sie jedoch ziemlich unbeständig. In trockenem Zustand oder gelöst in wasserfreien Lösungsmitteln
ist sie dagegen beständig. Die kristalline antibiotische Base schmilzt bei etwa 140 bis 1410 und weist im
ultravioletten Bereich drei Maxima bei 224, 277 und 283,5 πιμ auf (3»34 rog in 25 cm3 Methanol gelöst).
Wenn es in Chloroform aufgelöst wird, zeigt das Antibiotikum eine Anzahl bezeichnender Maxima im
infraroten Bereich, deren wichtigste bei den folgenden Frequenzen (in reziproken Zentimetern) liegen: 3545,
3450, 3320, 2890, 2800, 1725, 1610, 1582, 1515, 1470,
1447, 1380, 1320, 1302,. 1242, 1178, 1036 und 962.
Das Infrarotspektrum ist des näheren aus den Zeichnungen zu ersehen, von denen Fig. 1 das Spektrum
bei Frequenzen zwischen 5000 und 1100 cm-1 und
Fig. ia (i°/oige Lösung) von 1100 bis 625 cm-1 zeigt.
Die in Methanol gelöste Base zeigte nach der Einstellung des Gleichgewichts eine Drehung von
Mf= — 3°°· In Chloroform gelöst (c, 1 %) beträgt
die optische Drehung [α] f = —· 45° 30'.
Eine Probe des Anisomycins aus S. griseolus wurde nach Umkristallisation aus Äthylacetet 3 Stunden lang bei 560 ohne Gewichtsverlust getrocknet. Das getrocknete kristalline Antibiotikum wurde dann analysiert und bestand, wie gefunden wurde, aus den folgenden Elementen in den angegebenen Gewichts-Verhältnissen:
Eine Probe des Anisomycins aus S. griseolus wurde nach Umkristallisation aus Äthylacetet 3 Stunden lang bei 560 ohne Gewichtsverlust getrocknet. Das getrocknete kristalline Antibiotikum wurde dann analysiert und bestand, wie gefunden wurde, aus den folgenden Elementen in den angegebenen Gewichts-Verhältnissen:
Kohlenstoff., 63,55%
Wasserstoff 7,27 %
Stickstoff 5,20 %
Sauerstoff (als Differenz) 23,98%
Das Molekulargewicht des aus S. roseochromogenus gewonnenen Antibiotikums Anisomycin wurde nach
dem Siedeverfahren (ebullioskopisches Verfahren) festgestellt und betrug 276. Eine aus Äthylacetat
umkristallisierte Probe dieses Anisomycins wurde 3 Stunden lang bei 560 ohne Gewichtsverlust getrocknet.
Das getrocknete kristalline Antibiotikum wurde dann analysiert und bestand aus den folgenden
Elementen in den angegebenen Gewichtsverhältnissen: 55
Kohlenstoff 63,51 %
Wasserstoff 7,21 %
Stickstoff 5,22%
Sauerstoff (als Differenz) 24,06 %
Die vorstehenden Analysen entsprechen der wahrscheinlichen empirischen Formel C14Hj9NO4 für die
Antibiotikumbase.
Das Antibiotikum Anisomycin unterscheidet sich deutlich von anderen Antibioticis durch seine vorstehend
beschriebenen Eigenschaften und durch sein Verhalten bei der Papierchromatographie. Brauchbare
Salze des Antibiotikums kann man nach bekannten Verfahren herstellen, so durch Behandlung der Base
in wäßriger Lösung oder unter wasserfreien Bedingungen mit der erforderlichen Säure. Das Hydrochlorid
ist z. B. erhältlich, indem man die Base in Aceton löst und Chlorwasserstoffgas in die Lösung
leitet. Andere Säuren, z. B. Schwefel- oder Phosphorsäure, können in gleicher Weise mit der Base zu den
entsprechenden Salzen des Antibiotikums umgesetzt werden.
Die Erfindung wird weiter durch die folgenden Beispiele erläutert, die jedoch nicht die Erfindung
einschränken sollen.
Ein Nährmedium wurde aus den folgenden Zusätzen auf 11 Wasser hergestellt.
Glukose (»Cerelose«) 10 g 8s
Maisstärke 10 g
Hydrolysiertes Kasein (»N-Z Amin B<?) 5 g
Lösliche Melasse-Destillationsrückstände (Curbay BG) 5 g
Lösliche Melasse-Destillationsrückstände (Curbay BG) 5 g
Sojabohnenmehl 15 g
Natriumchlorid ig
Nach Einstellung der Mischung auf einen pH-Wert
bis 7 mit Kalilauge wurde 1 g Calciumcarbonat zugesetzt und 30 bis 45 Minuten lang zur Sterilisation
Dampf durch die Mischung geblasen. Eine auf einem Schrägnährboden gezüchtete Kultur des neuen Stammes
des S. griseolus wurde in 100 cm3 dieses Mediums gegeben, das sich in einem 3oo-cm3-Erlenmeyerkolben
befand, und damit 45 Stunden lang geschüttelt bis ein gutes Wachstum entstand. Der Impfstoff für eine
größere Gärung wurde hergestellt, indem man dem Inhalt des vorgenannten Kolbens 11 des gleichen
Mediums in einem 3-l-Kolben unter aseptischen Bedingungen
zusetzte und diesen Kolben 48 Stunden lang schüttelte.
190 1 Nährmedium wurden auf die oben beschriebene Weise bereitet, sterilisiert und mit dem so hergestellten
Impfstoff geimpft. Die Mikroorganismen wurden dann 3 Tage lang unter submersen Bedingungen mit Belüftung
und Rühren gezüchtet. Die Gärbrühe wurde mit konzentrierter Schwefelsäure auf einen pH-Wert
von etwa 2 eingestellt und zur Entfernung des Mycels mit Supercel filtriert. Danach wurde die Gärlösung
mit konzentrierter Natronlauge auf einen pH-Wert
von 9 eingestellt und zweimal mit je 57 1 Chloroform ausgezogen.
Die vereinigten Chloroformauszüge wurden eingeengt und mit Wasser ausgezogen, das mit konzentrierter
Schwefelsäure auf pH 2 eingestellt worden war. Danach wurde die angesäuerte wäßrige Lösung konzentriert
und mit Natronlauge wieder auf den pH-Wert 9 eingestellt. Das Antibiotikum wurde nun erneut mit
Chloroform extrahiert, das danach auf ein Volumen von etwa 50 cm3 eingedampft wurde. Nach dem
Zusatz des gleichen Volumens Cyclohexan und
weiterer Eindampfung kristallisierte das rohe Antibiotikum aus und konnte durch Filtration gewonnen
werden. Das rohe Antibiotikum wurde durch Auflösen in Äthylacetat, Behandlung der erhaltenen
Lösung mit Aktivkohle und Eindampfen der Lösung in dem Äthylacetat bis zur Bildung langer weißer
Kristalle des Antibiotikums Anisomycin gereinigt.
Eine Kultur des S. roseochromogenus auf Emersonschem
Agar wurde unter genau geregelten Bedingungen gezüchtet, um Sporen für die Impfung
eines Nährmediums der folgenden Zusammensetzung zu erhalten:
Glukose (»Cerelose«)
io g
Sojabohnenmehl io g
Natriumchlorid 5 g
Lösliche Destillationsrückstände
(»Curbay BG«) 5 g
Maisstärke io g
Diese Nährflüssigkeit wurde mit Wasser auf 11
verdünnt, mit Kalilauge auf pH 7 eingestellt, mit
0,1% Calciumcarbonat als Puffermittel versetzt und in der Hitze sterilisiert. Das Medium wurde dann
abgekühlt, worauf man die Sporen unter aseptischen Bedingungen zufügte. Die Mikroorganismen wurden
in Kolben unter Schütteln bei etwa 280 2 Tage lang gezüchtet.
Das so erhaltene. Gemisch aus Gärlösung und Mycel wurde zum Impfen von 57 1 eines sterilen Gärungsmediums benutzt, das etwa die gleiche Zusammensetzung
wie oben angegeben hatte, und die Mischung wurde unter sterilen Bedingungen 2 Tage lang bei
etwa 28° gerührt und belüftet. Danach wurde das Mycel nach Zusatz von Supercel durch Filtration
entfernt, und die Gärlösung wurde im Vakuum auf ein Volumen von 11,4 1 eingeengt. Dieses Konzentrat
wurde mehrfach mit Äthylacetat ausgezogen. Die vereinigten Lösungsmittelphasen, die zusammen etwa
57 1 ausmachten, wurden im Vakuum auf 1500 ecm eingeengt und fünfmal mit je 100 cm3 0,1 n-Salzsäure
geschüttelt. Die das Antibiotikum enthaltende saure Lösung wurde mit Natronlauge auf pH 9 gebracht
und dann zehnmal mit je 250 cm3 Äther extrahiert. Der Äther wurde in Vakuum entfernt und das Wasser
durch azeotrope Destillation mit Benzol. Beim Konzentrieren der zu destillierenden Flüssigkeit durch
Austreibung des Benzols kristallisierte das Antibiotikum, aus und wurde durch Filtration gewonnen.
Es wurde dann durch Auflösen in heißem Äthylacetat und anschließende Behandlung mit Aktivkohle und
Kühlung der erhaltenen Lösung umkristallisiert. Das in Form langer weißer Nadeln erhaltene kristalline
Produkt wurde aus Filter gebracht, getrocknet und nach dem oben angegebenen Verfahren untersucht.
Es erwies sich als hochwirksam gegen pathogene Protozoen und Fungi.
Das auf diese Weise hergestellte Antibiotikum ist identisch mit dem nach dem Verfahren des Beispiels 1
beschriebenen Produkt, wie sich durch die Infrarot- und Ultraviolettabsorptionsspektren durch papierchromatographische
Untersuchung und durch Bestimmung des Mischschmelzpunktes ergab. Dies wurde auch durch das Mikrobenspektrum und andere
physikalische und chemische Daten bestätigt, die man bei Versuchen mit den von den obenerwähnten
S. roseochromogenus- und S. griseolus-Stämmen erzeugten Produkten erhielt. Geringe Unterschiede in
den vorstehend angegebenen Versuchsdaten liegen innerhalb der Grenzen experimenteller Meßfehler und
sprechen in keiner Weise gegen die Indentität.
Man kann auch auf die Abwandlung und Äquivalente zurückgreifen, die in den Rahmen der vorliegenden
Erfindung und unter die nachfolgenden Ansprüche fallen.
Claims (3)
1. Verfahren zur Herstellung von Anisomycin, dadurch
gekennzeichnet, daß man den Mikroorganismus Streptomyces griseolus ATTC 11 796 oder den
Mikroorganismus Streptomyces roseochromogenus Nr. 15855-4 in einem wäßrigen Nährmedium unter
'submersen aeroben Bedingungen züchtet, worauf das neue Antibiotikum aus der Gärlösung gewonnen
und gegebenenfalls mit Säuren zu den entsprechenden
Salzen umgesetzt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Mikroorganismen bei Temperaturen zwischen etwa 24 und 300 innerhalb etwa
ι bis 4 Tagen züchtet.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Gärlösung filtriert und das Antibiotikum mit einem mit Wasser nicht mischbaren
organischen Lösungsmittel bei neutralen bis alkalischen pH-Werten extrahiert wird.
Hierzu 1 Blatt Zeichnungen
609 510 5.
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1954
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