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Effektgarne mit Flammencharakter Die vorliegende Erfindung betrifft
ein spezielles Effektgarn mit Flammencharakter.
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Es ist bereits bekannt, Flammengarn herzustellen, indem man ein Vorgarn
aus Fasern mit gleicher Schnittlänge durch das Streckwerk einer in der 3-Zylinder-Spinnerei
üblichen Ringspinnmaschine gibt, den Verzug zeitweilig vermindert bzw. ganz unterbricht
und dem aus dem Streckwerk austretenden Fasermaterial auf übliche Weise Drehungen
erteilt.
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Das auf diese Weise erhaltene Flammengarn stellt ein Garn mit definierter
Stärke dar, welches in bestimmten Abständen starke Verdickungen aufweist, welche
als Flammen bezeichnet werden. Die zwischen den Flammen verbleibenden Fadenstücke
weisen praktisch nur relativ garinge Dickenschwankungen auf.
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Verwendet man solche Flammengarne als Schussmaterial bei der Herstellung
von Gewebe, so erhalten diese einen besonderen Charakter. Aus dem gleichmässig und
einheitlich wirkenden Gewebegrund heben sich deutlich die einzelnen Flammen hervor.
Wegen der Gleichmässigkeit der Fadenstücke zwischen den Flammen ist der Gewebegrund
sehr ruhig und zeigt keine eigene Struktur.
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Es ist weiterhin bekannt, Garne mit starken Dickenschwankungen, die
über die ganze Garnlänge verteilt sind, herzustellen. Zu ihrer Herstellung gibt
man ein Vorgarn aus vorher z. B. in der Flocke oder im Streckenband gemischten Fasern
mit stark unterschiedlicher Schnittlänge durch das Streckwerk einer Ringspinnmaschine,
wobei die Zylinder-Stellung des Streckwerkes auf die längere Faserkomponente abgestellt
ist, so dass diese Fasern gut und einheitlich geführt werden, während die kürzeren
Fasern nicht mehr richtig geführt werden. Die langen Fasern sind 10 bis 30 mm länger
als die kurzen Fasern. Die so erhaltenen Garne zeigen Dickenschwankungen, jedoch
ist der Unterschied zwischen den dicken Stellen und den dünnen Stellen im Garn viel
geringer als der Unterschied zwischen der Dicke einer Flamme und dem dünnen Zwischenstück
bei einem Flammengarn. Ausserdem folgen die Verdickungen des Garns unmittelbar aufeinander
und es sind keine längeren Zwischenstücke mit einer gleichmässigen und niedrigeren
Garn-Nummer zwischen den Verdickungen vorhanden. Der Charakter dieses Garns ist
also vollständig anders als der Charakter von Flammengarn.
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Verwendet man bei der Herstellung von Geweben solche Garne als Schuss,
so erhält man Gewebe, mit einem sogenannten Shantung-Effekt. Die Gewebe zeigen eine
unruhige aber gleichmässige Musterung. Das Unruhige kommt durch die Dickenschwankungen
des Garns zustande, die Gleichmässigkeit
durch die dichte Aufeinanderfolge
von dicken und dünnen Stellen im Garn. Bei diesen Geweben treten niemals einzelne
Flammen deutlich aus einem ruhigen Gewebegrund hervor.
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Durch Mischung von Fasern mit unterschiedlicher Farbe können mit beiden
vorbekannten Verfahren zusätzlich auch noch Melange-Effekte erzielt werden. Die
Verteilung der verschiedenfarbigen Fasern im Garnverband ist jedoch ziemlich regelmässig.
Derselbe Effekt kann auch durch Mischung von Fasern mit unterschiedlicher Farbaffinität
erzeugt werden, wenn die Garne später einbadig oder zweibadig überfärbt werden.
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Aus diesen Melange-Garnen können in der oben angegebenen Weise Gewebe
hergestellt werden. Man erhält dannbei Flammengarnen Gewebe mit einem gleichmässigen
ruhigen melangierten Untergrund und Flammen, welche selbst wiederum gleichmässig
melangiert sind.
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Verwendet man Garne mit Dickenschwankungen, so sind die einzelnen
dicken Stellen ebenfalls wie die dünnen Stellen gleichmässig melangiert und das
Gewebe zeigt eine unruhigere Musterung als die Gewebe mit Flammgarnen, jedoch treten
keine Flammen aus dem Untergrund hervor. Das Gewebe als Ganzes ist somit zwar unruhig,
aber in der Gesamtaufsicht gleichmässig.
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Verwendet man zur Herstellung solcher Gewebe ungefärbte Garne mit
zwei verschieden färbbaren Komponenten, so kann das Gewebe nachträglich in gleicher
Weise wie die Garne gefärbt werden.
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Es wurde nun gefunden, dass man Effektgarne mit Flammencharakter,
die gleichzeitig stark hervortretende Flammen und zwischen den Flammen stärkere
Dickenschwankungen im Garn aufweisen, erhält, wenn man mindestens zwei Vorgarne
aus Fasern mit unterschiedlicher Schnittlänge gemeinsam im Streckwerk einer Ringspinnmaschine
verzieht, wobei die Zylinder-Stellung auf die Fasern mit der grösseren Schnittlänge
abgestellt ist und dann dem aus dem Streckwerk austretenden Fasermaterial auf übliche
Weise Drehungen erteilt. Die Länge, Dicke und der Abstand der Flammen sind dem Zufall
unterworfen und deshalb sehr unterschiedlich.
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Im Gegensatz zu den vorbekannten Flammengarnen weisen die erfindungsgemässen
Effektgarne ausser den deutlich hervortretenden Flammen auch noch in den Garnstücken
zwischen den Flammen erhebliche Dickenschwankungen auf. Im Gegensatz zu den vorbekannten
Garnen mit Dickenschwankungen weisen die erfindungsgemässen Effektgarne zusätzlich
deutlich hervortretende Flammen auf.
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Verwendet man die erfindungsgemässen Effektgarne als Schuss bei der
Herstellung von Geweben, so weisen diese einen unruhigen Untergrund auf, aus dem
die Flammen deutlich hervortreten. Die Flammen und insbesondere die dicken Flammen
bestehen vorwiegend aus Fasern der eine kürzere Stapellänge aufweisenden Komponente.
Im Gegensatz zu Geweben mit Flammengarnen weisen die erfindungsgemässen Gewebe einen
unruhigen Untergrund auf und im Gegensatz zu Geweben mit Garnen, welche Dickenschwankungen
aufweisen, sind die erfindungsgemässen Gewebe durch stark hervortretende Flammen
gekennzeichnet.
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Die erfindungsgemäss verwendeten Vorgarne können eine verschiedene
Farbe haben. In diesem Fall ergibt sich ein zusätzlicher Farbeffekt. Er besteht
darin, dass die Flammen vorwiegend aus Fasern der kürzer geschnittenen Komponente
und somit aus einer Farbe bestehen. Die Flammen sind nicht einheitlich melangiert,
wie die Flammen bei Verwendung von Flammengarnen. Die längeren Fasern bilden jaspeartige
Umschlingungen um die Flammen. Auch die Fadenstück zwischen den Flammen zeigen beim
erfindungsgemässen Garn einen jaspeartigen Charakter.
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Werden die erfindungsgemässen Effektgarne als Schussmaterial bei der
Herstellung von Geweben eingesetzt, so zeigen diese ausser dem unruhigen Musterungseffekt
auch ein farblich sehr unruhiges Bild. Die Flammen treten farblich stärker als bei
den Geweben mit Flammengarnen hervor.
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Derselbe Farbeffekt kann auch durch Verwendung von Fasern mit unterschiedlicher
Farbaffinität erreicht werden, wenn die Garne bzw. die Gewebe anschliessend überfärbt
werden.
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Für die Herstellung der erfindungsgemässen Effektgarne mit Flammencharakter
können sämtliche natürlichen und synthetischen Fasern beliebigen Titers verwendet
werden. Die Stapellänge der längeren Fasern muss mindestens 10 mm grösser sein als
die Stapellänge der kurzen Fasern. Die Differenz in der Stapellänge liegt im allgemeinen
zwischen 10 und 30 mm.
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Die erfindungsgemässen Effektgarne können auf den üblichen Ringspinnmaschinen
hergestellt werden, ohne dass zusätzliche Apparate erforderlich sind.
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Beispiel 1 : Ein Vorgarnfaden der Nm 1,5 aus schwarzen Fasern mit
60 mm Schnittlänge und ein Vorgarnfaden der Nm 2,5 bestehend aus roten Fasern mit
40 mm Schnittlänge werden gemeinsam einer Spinnstelle einer der gebräuchlichen Ringspinnmaschinen
mit Einriemchenstreckwerk vorgelegt und darin verzogen. Die Xlemmpunktabstände werden
im Vorverzugsfeld auf ca. 68 mm, im Hauptverzugsfeld auf ca. 63 mm, eingestellt.
Der Vorverzug wird auf ca. 2,0, der Hauptverzug auf ca. 25,6 eingestellt.
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Das erzeugte Garn weist eine Durchschnittsstärke von Nm ca.
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24/1 auf.
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Während des Verzuges der gemeinsam vorgelegten Flyerlunten, tritt
bereits im Vorverzugsfeld ein effektiver Verzug auf.
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In einer Auswirkung durch den anschliessenden Hauptverzug deutlich
verstärkt, bewirkt jener einen sehr ungleichmässigen und zeitweilig bündelweisen
Verzug der Fasern mit 40 mm Schnittlänge. Die in Folge der weiten Klemmpunktabstände
mangelhafte Führung der Fasern mit 40 mm Schnittlänge hat gleichfalls wesentlichen
Anteil an der Entstehung des sehr ungleichmässigen Verzuges. Die Fasern mit 60 mm
Schnittlänge werden ziemlich gleichmässig verzogen und bilden in dem entstehenden
Faden die tragende Komponente. Auf diese Weise entsteht das bereits
beschriebene
Effektgarn mit Flammencharakter, bei dem insbesondere die dickeren Flammen vorwiegend
aus roten Fasern bestehen und die zwischen den Flammen verbleibenden Fadenstücke
einen sehr unregelmässigen schwarz-roten Jaspé-Effekt aufweisen.