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Verfahren zur Herstellung von Phthalsäuren Gegenstand dieser Erfindung
ist ein Verfahren zur Herstellung von Phthalsäuren durch Oxydation von Xylolen mit
Sauerstoff.
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Die Herstellung von Phthalsäuren durch Oxydation von Xylolen in flüssiger
Phase mit Sauerstoff in Gegenwart von Schwermetallkatalysatoren und Bromverbindungen
ist bekannt; angesichts der zahlreichen, die Herstellung sehr unterschiedlich und
wesentlich beeinflußenden Varianten der Reaktionsbedingungen war es entscheidend,
eine solche Kombination zu finden, die Phthalsäure in optimaler Ausbeute und Reinheit
mit gutem Umsatz und unter weitgehender Vermeidung von Korrosion der Anlage herzustellen
erlaubte. Die US-Patentschrift 2 245 528 beschreibt in Beispiel 3 die Oxydation
von Xylolen in Anwesenheit von Diäthylketon, Kobalt- und Manganacetat bei 187 bis
2020C und 50 at, wobei in der Hauptsache Toluylsäuren entstehen; der Umsatz zur
Phthalsäure und die Ausbeute an diesem Endstoff sind unbefriedigend. Die US-Patentschrift
2 276 774 beschreibt eine Verbesserung des vorgenannten Verfahrens, wobei Blei-
oder Bariumverbindungen als Zusätze der Inhibierwirkung des Chromstahls, der wegen
der Korrosionswirkung des Reaktionsgemisches auf die Anlageteile verwendet wird,
entgegenwirken. Unter den Zusätzen werden auch Blei-und
Bariumbromide
genannt, doch werden keine näheren Angaben über die Oxydation von Xylolen zu Phthalsäuren
mitgeteilt. Führt man eine solche Oxydation unter den Reaktionsbedingungen, wie
sie in US-Patentschrift 2 276 774 geschildert werden,durch, so sind auch hier die
Ergebnisse in Umsatz und Ausbeute nicht ganz zufriedenstellend.
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Ähnliche Ergebnisse liefert ein in der deutschen Äuslegeschrift 1
081 445 beschriebenes Verfahren, bei dem Schwermetallbromide, u.a. auch ein Gemisch
von Kobaltsalzen und Bromiden, bei einer Temperatur zwischen 120 und 27500 und einem
Druck von 1 bis 20 at verwendet werden. In den Beispielen werden als Reaktionstemperaturen
nur die innerhalb des bevorzugten Temperaturintervalls von 170 bis 21000 liegenden
genannt, die angegebenen Ausbeuten an unsubstituierten Phthalsäuren übersteigen
84 ß der Theorie bei einer Mindestreaktion von 2 Stunden nicht.
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Höhere Ausbeuten erzielt ein Verfahren, das in der US-Patentschrift
3 139 452 beschrieben wird; man verwendet die Kombination Kobaltacetat und Bromwasserstoff,
gegebenenfalls auch Kobaltbromid, bei Temperaturen zwischen 80 und 115°O, wobei
der p-Xylolgehalt zwischen 0,01 und 0,5 Teilen je Teil Essigsäure als Lösungsmittel
liegt. Nachteilig ist die Empfindlichkeit des Reaktionssystems gegenüber Eisen und
Wasser; der Wassergehalt im Reaktionsgemisch darf 5 Ges.%, bezogen auf Essigsäure,
nicht übersteigen. Auch führt die Verwendung von Bromwasserstoff leicht zu hohen
Bromverlusten.
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Sehr gute Ausbeuten zeigen auch die in der britischen Patentschrift
992 203 beschriebenen Beispiele, bei denen u.a. Kobaltbromid, Kobaltacetat und Bromsalze
verwendet werden. Allerdingssind die Raumzeitausbeuten unbefriedigend.
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Es wurde nun gefunden, daß man Phthalsäuren durch Oxydation von Xylolen
in flüssiger Phase mit Sauerstoff in Gegenwart von Älkancarbonsäuren, Kobaltsalzen
und Bromiden eines anderen Metalls bei erhöhter Temperatur und gegebenenfalls bei
erhöhtem Druck, vorteilhaft erhält, wenn man die Oxydation mit mehr als 0,01, vorzugsweise
mehr als 0,05 Mol, Kobaltsalz und mit weniger als 5 Mol Xylol je Liter Lösungsmittel
und einem Verhältnis von 0,2 bis 2 Grammäquivalent Bromid zu 1 Mol Kobaltsalz bei
einer Temperatur zwischen 80 und 1200C und einem Sauerstoffpartialdruck zwischen
0,2 und 10 at durchführt.
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Im Vergleich zu den ersten beiden vorgenannten Verfahren (US-Patentschriften
2 245 528 und 2 276 774) liefert das Verfahren nach der Erfindung Phthalsäuren mit
besserem Umsatz und in besserer Ausbeute und hoher Reinheit; eine wesentliche Korrosion
der Anlage tritt nicht ein. Auch gegenüber dem Verfahren der US-Patentschrift 1
081 445 erzielt man bessere Ausbeuten an Phthalsäuren; es können tiefere Reaktionstemperaturen
und niedere Drucke angewendet werden, was für die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens
und zur Vermeidung der Korrosion von Vorteil ist. Im Vergleich zum letzten vorgenannten
Verfahren (US-Patentschrift 3 139 452) ist das Verfahren nach der Erfindung wesentlich
unempfindlicher; Konzentrationen von 7 Ges.0% Wasser, bezogen auf Lösungsmittel,
bzw. 5 bis 10 Gew. Eisen, bezogen auf Katalysator,
beeinträchtigen
die Reaktion nicht wesentlich. Entsprechend kann man auch von höheren Anfangskonzentrationen
an Xylol ausgehen. Entgegen den Angaben der US-Patentschrift ergeben sich diese
Vorteile auch bei geringeren Brommengen, bezogen auf Kobaltsalz, was neben den verringerten
Bromverlusten durch Verwendung anderer Bromspender zur besseren industriellen Verwertbarkeit
beiträgt. Im Vergleich zum Verfahren der britischen Patentschrift 992 203 erhält
man höhere Raum/Zeit-Ausbeuten.
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Mit Bezug auf die Angaben aller vorgenannten Patentschriften war es
überraschend, daß die speziellen Bedingungen des vorliegenden Verfahrens auf einfachem,
sicheren und wirtschaftlichem Wege die Herstellung von Phthalsäuren in optimalem
Umsatz und optimaler Ausbeute bei hoher Reinheit und ohne Korrosionsgefahr in industriellem
Maßstab erlauben.
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Als Ausgangsstoffe verwendet man o-, m- oder insbesondere p-Xylole
in einer Konzentration von weniger als 5 Mol Xylol je Liter Lösungsmittel. Sie werden
mit Sauerstoff allein oder im Gemisch mit anderen unter den Reaktionsbedingungen
inerten Gasen, vorzugsweise Luft,oxydiert, wobei der Sauerstoffpartialdruck zwischen
0,2 und 10 at liegt. Als Lösungsmittel werden Alkancarbonsäure, vorzugsweise mit
2 bis 4 Kohlenstoffatomen, z. B.
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Essigsäure, Propionsäure, verwendet. Sie können gegebenenfalls noch
bis zu 10 Gew. G% O Wasser enthalten.
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Als Katalsatoren werden Kobaltsalze zusammen mit Bromiden eines anderen
Metalls verwendet. Als Kobaltsalze können anorganische oder organische Salze zur
Anwendung gelangen, z.B. Kobaltperchlorat, -chlorid, -2-äthylhexanat, -bromat, -propionat,
-butyrat, -isophthalat, -terephthalat, -naphthenat oder vorzugsweise
-bromid
oder -acetat oder ihre Gemische. Bei der Umsetzung beträgt die Konzentration des
Kobaltsalzes mehr als 0,01, vorzugsweise mehr als 0,05, Mol je Liter Lösungsmittel.
Ein wesentliches Merkmal der Erfindung ist die Verwendung eines weiteren Metalls
in Gestalt seines Bromids bei der Reaktion. Vorzugsweise gelangen Bromide von Metallen
der 1., 2., 3., 4. und 5. Hauptgruppe des periodischen Systems zur Umsetzung. So
können z. B. folgende Bromide als Katalysatoren zusammen mit Kobaltsalz serwendet
werden: Natrium-, Kalium-, Calcium-, Barium-, Blei-, Antimon-, Mangan-, Zinn-, Aluminium-,
Magnesium-, Eisenbromid. Man verwendet dabei die Katalysatorkombination von Kobaltsalz
und Bromid in solchen Anteilen der Komponenten, daß sich ein Verhältnis von 0,2
bis 2 Grammäquivalent Bromid zu 1 Mol Kobaltsalz ergibt.
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Die Reaktion wird bei einer Temperatur zwischen 80 und 12000 durchgeführt.
Das Verfahren kann in beliebiger Weise kontinuierlich oder diskontinuierlich ausgestaltet
werden.
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Die Reaktion kann wie folgt durchgeführt werden: In ein Gemisch von
Xylol, Lösungsmittel, Kobaltsalz und Bromid in'vorgenannten Mengenverhältnissen
wird unter guter Durchmischung bei vorgenannter Temperatur und vorgenanntem Druck
Sauerstoff, gegebenenfalls zusammen mit anderen unter den Reaktionsbedingungen inerten
Gasen, eingeleitet. Die Sauerstoffzuführung ist vorzugsweise kontinuierlich und
beträgt im allgemeinen zwischen 3 und 5 Mol pro Mol Äusgangsxylol bei einer Geschwindigkeit
von 1 bis 10 Mol/Stunde. Man hält das Gemisch in der Regel zwischen 0,2
und
4 Stunden bei vorgenannter Temperatur, kühlt es dann ab und filtriert es. Der Filterrückstand
wird mit Wasser und gegebenenfalls mit Alkancarbonsäure gewaschen und getrocknet.
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Die nach dem Verfahren der Erfindung herstellbaren Verbindungen sind
wertvolle Ausgangsstoffe für die Herstellung von Kunststoffen, Lacken und Fasern.
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Die in den folgenden Beispielen angeführten Teile bedeuten Gewichtsteile.
Die Gewichtsteile verhalten sich zu den Volumenteilen wie Kilogramm zu Liter.
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Beispiel 1 Ein Rührautoklav wird mit einer Lösung aus 360 Volumenteilen
Propionsäure, 40 Teilen p-Xylol, 10 Teilen Kobaltacetat-tetrahydrat, 3,76 Teilen
Bariumbromidhydrat und 5 Volumenteilen Wasser beschickt. Unter turbulentem Rühren
wird Luft auf 10 at aufgepreßt und die Abgasmenge so geregelt, daß mindestens 2
500 Volumteile/Minute Abgas erhalten werden. Beim Aufheizen des Gemisches setzt
die Reaktion bei ca. 800C ein und muß mit Kühlung auf 100 bis 1080C gehalten werden.
Nach 45 Minuten ist die Reaktion beendet. Das Gemisch wird abgekühlt, abfiltriert
und der Pilterrückstand wird mit 200 Volumenteilen Wasser nachgewaschen und getrocknet.
Man erhält 59 bis 60 Teile farblose Terephthalsäure (94 % der Theorie) mit einer
Säurezahl 663.
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Das Filtrat kann nach dem Abdestillieren von Wasser als Propionsäure-Wassergemisch
wiederverwendet werden.
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Beispiel 2 Ein Rührgefäß wird mit einem Gemisch aus 360 Volumenteilen
Propionsäure, 40 Teilen Xylol, 10 Teilen Kobaltacetat, 7,76 Teilen Bariumbromid
und 5 Teilen Wasser beschickt und reiner Sauerstoff in einer Menge von 1000 Volumenteilen/Minute
eingeleitet. Unter turbulentem Rühren erwärmt man das Gemisch auf 800C, wobei die
Reaktion n einsetzt, und hält es 45 Minuten bei 100 bis 1080C. Das Gemisch wird
abgekühlt und der gebildete Feststoff wird abfiltriert und mit Wasser gewaschen
und getrocknet. Man erhält 59 bis 60 Teile Terephthalsäure (94 der Theorie) mit
einer Säurezahl >660.
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Beispiel 3 Analog Beispiel 2 wird ein Gemisch von 360 Volumenteilen
Essigsäure, 10 Teilen Kobaltacetat, 6,66 Teilen Bariumbromid und 40 Teilen p-Xylol
verwendet. Während Sauerstoff in einer Geschwindigkeit von 1000 Volumenteilen/Minute
eingeleitet wird, hält man das Gemisch bei 100 bis 10300. Nach 40 Minuten ist die
Reaktion praktisch beendet. Man isoliert die Terephthalsäure analog Beispiel 2 und
erhält 59 Teile Terephthalsäure (91 % der Theorie) mit einer Säurezahl von 646.
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Beispiel 4 Analog Beispiel 2 wird ein Gemisch von 400 Volumenteilen
Propionsäure, 40 Teilen p-Xylol, 5 Teilen Kobaltacetat und 3,76 Teilen Bariumbromid
verwendet. Während Sauerstoff mit einer Geschwindigkeit von 500 Volumenteilen/Minute
eingeleitet wird, hält man das Gemisch 1,5 Stunden bei 11200. Nach Aufarbeitung
des Gemisches
analog Beispiel 2 erhält man 59,5 Teile Terephthalsäure
(93 % der Theorie) mit einer Säurezahl von 663.
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Beispiel 5 Eine Lösung, wie in Beispiel 4 beschrieben, wird in einer
Menge von 184 Volumenteilen/Minute unter heftigem Rühren durch eine Kaskade von
drei übereinanderliegenden Rührgefäßen so geleitet, daß der Überlauf jedes Gefäßes
in das nächste Gefäß abfließt.
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Dem Gemisch werden bei 11200 1250 Volumenteile/Minute Sauerstoff im
Gegenstrom zugeführt. Der gebildete Feststoff wird aus dem Überlauf des dritten
Gefäßes abfiltriert, mit heißer Propionsäure und Wasser gewaschen und getrocknet.
Man erhält pro Stunde 150 Teile reine Terephthalsäure (95,5 % der Theorie) mit einer
Säurezahl von 675.
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Beispiel 6 In einem Rührgefäß wird in ein Gemisch von 400 Volumenteilen
Propionsäure, 5 Teilen Kobaltacetat, 3,76 Teilen Bariumbromid und 40 Teilen o-Xylol
unter guter Durchmischung 500 Volumenteile/Minute Sauerstoff eingeleitet. Das Gemisch
wird während 2 Stunden auf 112 bis 1150C gehalten, wobei 26 Volumenteile eines Propionsäure-Wassergemisches
mit 35,8 Vol./o Wasser abdestillieren.
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Das Gemisch wird abgekühlt, abfiltriert und mit Wasser gewaschen,
wobei 385 Teile Feststoff der Säure zahl 681 zurückbleiben. Die vereinigten Filtrate
werden eingeengt und mit 200 Teilen 8gew.%-igem Natriumhydroxyd versetzt. Die sich
ergebende Lösung wird filtriert, mit 200 Teilen 7,5gew.iger Salzsäure versetzt,
der gebildete Niederschlag wird abfiltriert und mit Wasser gewaschen.
Man
erhält weitere 27 Teile o-Phthalsäure der Säurezahl 675. Die Gesamtausbeute an o-Phthalsäure
beträgt 59,7 Teile (entspricht 95 der Theorie).