-
Mittel zur Abwehr von Vögeln Die vorliegende Erfindung betrifft die
Verwendung von teilweise aus der Literatur bekannten N-Chlorphenyl-N'-guanylharnstoffen
als Mittel zur Abwehr von schädlichen Vögeln.
-
Von diesen Verbindungen sind bislang noch keine pestiziden Eigenschaften
bekannt.
-
Es ist bereits bekanntgeworden, daß man Anthrachinone zur Abschreckung
von Vögeln verwenden kann. So ist es z.B. möglich, inthrachinone Beiznitteln zuzusetzen
und auf diese Weise Saatgut gegen Vögel zu schützen. Das Anthrachinon hat als Vogelabschreckmittel
bereits eine erhebliche Bedeutung erlangt.
-
Es wurde nun gefunden, daß die teilweise bekannten N-Chlorphenyl-N'-guanyl-harnstoffe
der Formel
in welcher 1 für 1 oder 2 steht als freie Base und auch als Salz
auf Vögel eine starke Abschreckwirkung besitzen.
-
Überraschenderweise &eigen die erfindungsgemä#en Wirkstoffe eine
höhere Abschreckwirkung auf Vögel als das bekannte Vogelabwehrlittel Anthrachinon.
-
Die zu verwendenden Wirkstoffe sind durch die obige Formel 1 eindeutig
charakterisiert. Die Guanyl-harnstoffe können als Salze anorganischer Säuren, wie
Salzsäure, Schwefelsäure und Phosphorsäure, oder organischer Säuren, wie Essigsäure
und p-Toluol-sulfonsäure vorliegen. Der Säurerest hat für die biologischen Eigenschaften
keine Bedeutung.
-
Als Beispiele für die erfindungsgemä#en Wirkstoffe seien im einzelnen
genannt N-(3-Monochlorphenyl)-N'-guanyl-harnstoff N-(3,5-Dichlorphenyl)-N'-guanyl-harnstoff
N-(2,5-Dichlorphenyl)-N'-guanyl-harnstoff Die erfindungsgemä# zu verwendenden Harnstoffderivate
sind nur zu einen Teil in der Literatur bereits beschrieben (Pelliszari, Ga@. 53,
391; Urbanski et al, Bull. acad. plon. sci., Klasse III, 1, 74 - 76; und Roczniki
Chem. LS, 423 - 37 (1957).
-
Die noch neuen Harnstoffderivate können Meh den gleichen Verfahren
hergestellt werden.
-
Nachstehend ist die Herstellung des oben genannten neuen N-(2,5-Dichlorphenyl)-N'-guanylharmstoffes
angegeben.
-
162 g (1 Mol) 2,5-Dichloranilin und 84 g Dicyandiaeid werden in einer
Mjschung von 120 ml conc. HC1 und 300 ml Wasser 1 Stct unter Rückflu@ gekocht. Das
Hydrochlorid des N-Guanyl-N'-(2,5-Dichlorphenyl)-harnstoffs fällt aus und wird durch
Absaugen isoliert und i. V. getrocknet. Ausbeute: 256 g (= 90 % d. Th.) Dae Produkt
braucht nicht weiter gereinigt zu werden. Zers. des Rohprodukts ab 272°C. Fp. des
Reinproduktes (aus Methanol): > 32000.
-
Die erfindungsgemäßen Wirkstoffe besitsen bei geringer Warmblütertoxizität
eine abschreckende Wirkung gegenüber schädlichen Vögeln wie Gänsevögeln (Anseriformes),
Hühnervögel (Galliformes), Regenpfeifervögel (Charadriifories), Kuckucksvögel (Cuouliformes)
sowie Sperlingsvögel (Passeriformes).
-
Zu den Gänsevögeln gehören im wesentlichen die Gänse (Anseridae) wie
die Schwimmenten (Anatinae). Zu den Hühnervögeln zählen insbesondere die eigentlichen
Hühner (Gallidae), wie der Edelfasan (Phasianus cholchicus). Bei den Regenpfeifervögeln
sind besonders wichtig die Taubenvögel (Columbae), wie die Ringeltaube (Columba
palumbus) und die Felsentaube (Columba livia)
mit ihren Haustierformen.
Bei den Kuckuckevögeln spielen die Kuckuck (Cuculi), wie z. B. die Bananenfresser
(Musophagidae) eine besondere Rolle, sowie auch Papageien (Psittaci), z. B. die
Sittiche (Psittaninae). Zu den Sperlingsvögeln gehören im wesentlichen die Rabenvögel
(Corvidae), wie die Rabenkrähe (Corvus corone) und die Saatkrähe (Corvus frugilegus),
die Stare (Sturnidae), die Stärlinge (Icteridae), die Finken (Fringillidae) wie
die Sperlinge (Passer spec.) und die Webervögel (Ploceidae), wie der Blutschnabelweber
(Quelea quelea).
-
Die erfindungsgemäßen Wirkstoffe können in die üblichen Formulierungen
übergeführt werden, wie Lösungen, Emulsionen, Suspensionen, Pulver, Pasten und Granulate.
Dieee werden in bekannter Weise hergestellt, z.B. durch Vermischen der Wirkstoffe
mit Streckmitteln, also flüssigen Lösungsmitteln und/oder festen Trägerstoffen,
gegebenenfalls unter Verwendung von oberflächenaktiven Mitteln, also Emulgiermitteln
und/oder Dispergiermitteln. im Falle der Benutzung von Wasser als Streckmittel können
z. B. auch prganische Ldsungsmittel als Hilfslösungsmittel verwendet werden. Als
flüssige Lösungsmittel kommen im wesentlichen infrage: Aromaten, wie Xylol und Benzol,
chlorierte Aromaten, wie Chlorbenzole, Paraffine, wie Erdölfraktionen, Alkohole,
wie Methanol und Butanol, stark polare Lösungsmittel, wie Dimethylformamid und Dimethylsulfoxyd,
sowie Wasser; als feete Trägerstoffe: natürliche Geeteinsmehle, wie Kaoline, Tonerden,
Talkum und Kreide, und synthetische Gesteinemehle, wie hochdisperse Kieselsäure
und Silikate; als Emulgiermittel: nichtionogene und anionische Emulgatoren, wie
Polyoxyaethylen-Fettsäure-Ester, Polyoxyaethylen-Fettalkohol-Äther, z. B.
-
Alkylaryl-polyglykol-äther, Alkylsulfonate und Arylsulfonate; als
Dispergiermittel: z. B. Lignin, Sulfitablaugen und Methylcellulose.
-
Die erfindungsgemäßen Wirkstoffe können in Kombination mit bekannten
Insektiziden, Fungiziden, Herbiziden und Nematiziden angewendet werden.
-
Die Formulierungen enthalten im allgemeinen zwischen 0,1 und 95 Gewichtsprozent
Wirkstoff, vorzugsweise zwischen 0,5 und 90.
-
Die Anwendung der erfindungsgemäßen Wirkstoffe, ihrer Formulierungen
und der daraus hergestlllten Anwendungsformen wird in üblicher Weuse vorgenommen.
æ. B. durch Saatgutbehandlung, durch Versprühen, Verstäuben oder Ausstreuen geeigneter
Wirkstoffzubereitungen auf durch Vogelfraß gefährdete Pflanzen oder Pflanzenteile.
Zur Saatgutbehandlung verwendet man im allgemeinen 0,01 - 5,0 Gewichtateile Wirkstoff
auf 100 g Saatgut, vorzugsweise 0,025 - 1,0.
-
Spritzbrühen zur Erzielung vogelabschreckender Beläge, z. B. auf gefährdeten
Pflanzen oder Pflanzenteilen enthalten im allgemeinen zwischen 0,1 und 20 Gewichtsprozent
Wirkstoff, vorzugsweise zwischen 0,5 und 10. Materialien, die mit den Wirkstoffen
getränkt sind, sollen in der Oberflächenschicht eine Wirkstoffkonzentration von
etwa 0,1 - 5,0 Gewichtsprozent aufweisen.
-
Beispiel 1 Abschrecktest / Haustaube Versuchstier: Haustaube (Columba
livia) Zur Herstellung einer zweckmäßigen Wirkstoffzubereitung vermischt man 3 Gewichtsteile
Wirkstoff mit 2,8 Gewichtsteilen hochdisperser Kieselsäure und 4,2 Gewichtsteilen
Talkum.
-
6 Gewichtsteile dieses Wirkstoffkonzentrates werden mit 1 000 Gewichtsteilen
Saatweizen innig vermischt und die Mischung nah Zugabe von 11 Gewichtsteilen Polyaethylenglykol
als Haftmittel bis zur gleichmäßigen Imprägnieung des Saatgutes geschüttelt.
-
Der Wirkstoffgehalt beträgt somit 0,18 18.
-
120 g des eo imprägnierten Weizens werden in einen an der Vorderwand
mit einer kreisrunden Öffnung versehenen transparenten Kunststoffbehälter gefüllt.
Dieser Behälter wird 2 gemeinsam gehaltenen verwilderten Haustauben vorgesetzt.
Den Tieren steht kein unbehandeltes Futter zur Verfügung, Wasser erhalten sie nach
Belieben. Der Versuch läuft bei Dauerlicht 60 Stunden.
-
Die zurückgewogene Restmenge des behandeltes Saatgutes in Prozent
der eingesetzten Menge gilt als Maß der Abschreckwirkung. 100 ffi bedeutet also,
daß kein Weizen gefressen wurde, die Abschreckwirkung somit vollständig war.
-
Wirkstoffe, Abschreckwirkung und Anzahl der Einzelsersuche gehen hervor
aus der nachfolgenden Tabelle 1.
-
T a b e l l e 1 Abschrecktest / Haustaube
bQ Anzahl der Abschreokwirkung |
Einzelversuche in % |
(Mi ttelwert) |
r: rli r. 2 30 |
(bekannt) |
4: (\. HOl 2 76,2 |
N,H 9 1 |
H2N-C-NH-O-NH- HOl 2 83,3 |
NH 0 0 |
QI HOl 4 87,7 |
NH 0 Cl |
n |
Na, 2 96,5 |
Beispiel 2 Gehegetest / Krähen und Tauben Als Saatgutbeizmittel
mit Vogelabschreckwirkung verwendet man ein übliches Beizmittel, das eine Fungizidkomponente
(1,75 % Methoxyaethyl-quecksilber-silikat und 10 % Hexachlorbenzol) und 25 Gewichtsprozent
des vogelabschreckenden Wirkstoffs enthält. 2 Gewichtsteile dieses Beizmittels werden
mit 1 000 Gewichtsteilen Saatweizen vermischt. Der Gehalt des Saatgutes an vogelabschreckendem
Wirkstoff beträgt 0,05 %.
-
Vergleichend zu dem in der geschilderten Weise behandelten Saatgut
wird ein Saatweizen eingesetzt, der in gleicher Weise mit dem gleichen Beizmittel
behandelt wurde, das jedoch als vogelabschreckende Komponente 25 Gewichtsprozent
Anthrachinon enthält. Der Anthrachinongehalt dieses Saatgutes beträgt also ebenfalls
0,05 %..
-
Zum weiteren Vergleich dient Saatweizen, der in gleicher Weise mit
einem gleichen Beizmittel gebeizt wurde, das Jedoch anstelle des vogelabschreckenden
Wirkstoffs 25 Gewichtsprozent Inertmaterial enthält.
-
Die aus Ackerboden bestehende Grundfläche eines Flugkäfigs wird in
drei gleichgròße Parzellen (Se 24,7 qm) aufgeteilt. Auf jeder dieser Parzellen wird
ein gemäß obiger Beschreibung behandelter Saatweizen mit einer Aufwandmenge von
30 g pro qm ausgesät.
-
In das Gehege werden nach dem Aussäen 6 Saatkrähen (Corvus frugilegus)
und 2 verwilderte Haustauben (Columba livia) eingesetzt, die gekochte Kartoffeln
in begrenztem Umfang und Wasser nach Belieben erhalten. Nach 21 Tagen wird der Schädigungsgrad
der auflaufenden Saat mit Kennzahlen bonitiert, wobei 0 für keinen Schaden und 5
für Totalschaden steht.
-
Wirkstoffe, Wirkstoffkonzentrationen und Schädigungsgrad gehen hervor
aus der nachfolgenden Tabelle 2.
Tabelle 2 Gehegetest / Krähen
und Tauben
Wirkstoff Konzentration Schädigungs- |
des vogelab- |
schreckenden |
Wirkstoffs |
im Saatgut |
in 6 |
unbehandelte Kontrolle 0 5,0 |
Anthrachinon (bekannt) 0,05 2,5 |
NH 0 Cl |
1. |
H-C-XH-C-NH-9. HC1 0 7 05 2, 0 |
1 |