DE130279C - - Google Patents
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT,
Die bisher gemachten Versuche, mit Feuerwaffen in Bezug auf die Höhenrichtung automatisch
zu treffen, haben kein günstiges Resultat gezeitigt, weil die Schnelligkeit, mit
welcher die Waffe von oben nach unten oder umgekehrt über das Ziel geführt werden mufs,
nicht berücksichtigt wurde. Man erzielt nämlich nur bei langsamer Bewegung des Rohres
gute Ergebnisse, d. h. nahe bei einander sitzende Schüsse, bei schnellerer Bewegung des
Rohres weichen die Schüsse jedoch in der Bewegungsrichtung ab, und zwar proportional
der Geschwindigkeit, mit welcher die Waffe über das Ziel geführt wurde.
Das neue Verfahren ermöglicht nun ein verbessertes automatisches Treffen in Bezug auf
die Höhenrichtung, sofern es in neuer Weise die Schnelligkeit berücksichtigt, mit welcher
die Waffe von oben nach unten oder umgekehrt geführt, wird. Es geschieht dies dadurch,
dafs diese Schnelligkeit gemessen und in Rechnung gebracht, oder die Schnelligkeit einfach
constant gemacht wird.
Es bietet also das neue Verfahren zur Erreichung guter und sicherer Treffresultate
zweierlei Wege:
1. das Messen der Winkelgeschwindigkeit, mit welcher der Lauf der Waffe bewegt wird,
2. das Constantmachen dieser Winkelgeschwindigkeit.
i. Das Messen der Winkelgeschwindigkeit. ■ Dies Messen kann mit allen bekannten
Apparaten, welche der Zeitmessung dienen, vorgenommen werden und ist stets die Einfügung
des Factors Zeit in den Apparat erforderlich.
Die einzufügende Einrichtung, welche einen Zeitabschnitt von einem anderen längeren oder
kürzeren Zeitabschnitte zu unterscheiden gestattet, mufs das Resultat auf die automatische
Abfeuereinrichtung übertragen.
Solche Apparate sind beispielsweise Uhrwerke, Zeitmesser, welche auf Verengung von
Röhren beruhen und die Zeit durch Verzögerung des Durchflusses anzeigen, Centrifugalpendel,
insoweit sie bei einem Umlauf und bestimmtem Höhenausschlag einen Zeitabschnitt
festlegen. Federwagen, bei welchen eine Masse durch Federkraft ausbalancirt ist und welcher
eine Beschleunigung mitgetheilt wird, ergeben einen Ausschlag, dessen Gröfse vom Mafse der
Beschleunigung abhängt.
Ein Beispiel, wie letzterer Apparat angewendet werden kann, findet sich zunächst in
Fig. i.
Hierbei ist die Anwendung eines Uhrwerkes gewählt, welches wie ein Schlagwerk der gewöhnlichen
Uhren eingerichtet ist, durch eine Feder bewegt und von einem Windfang 89
in Bezug auf Geschwindigkeit geregelt wird.
73 ist der Kolben eines nach abwärts gerichteten Gewehres. Der Abzug 15 ist mit
einer Sperre 14 versehen, welche durch den um 13 drehbaren Hebel 12 ausgelöst wird,
wenn P.endel 11 gegen diesen Hebel 12 schlägt.
Pendel 74 liegt gegen das feste Widerlager 75 und greift mit Stange 76 und Spitze 77 in das
Zwischenrad 78. Kippt Pendel 74 beim Heben des Gewehres um, so wird die Feder des
Uhrwerkes ausgelöst und letzteres setzt sich in Bewegung. Das Federhaus 79 treibt die
spiralförmige Curvenscheibe 10, welche als Widerlager für Pendel 11 dient, in der Pfeilrichtung
vorwärts. Wird das Gewehr also schnell gehoben, so kann die Curvenscheibe sich nur kürzere Zeit bewegen, das Pendel 11
bleibt in einer steileren Lage und mufs also früher kippen. Bei langsamem Heben des
Gewehres dagegen kann sich die Scheibe 10 längere Zeit drehen, das Pendel gelangt in
eine schrägere Lage und kann erst später kippen. Bei richtiger Wahl der Form der
Curve der Scheibe 10 kann also in ziemlich weiten Grenzen der Fehler ausgeglichen werden,
welcher beim Schufs durch verschieden schnelles Heben des Gewehres entsteht.
Stange 80 tritt mit der Schneide 81 in die Zähne des Zwischenrades 78 ein, sobald der
Hebel 12 ausgelöst ist. Da das Pendel 74 bei seinem Wideranlagern gegen das Lager 75 mit
der Spitze 77 in das Zwischenrad eintritt, ehe das Pendel 11 zurückkippt, so bleibt das Uhrwerk
bei der umgekehrten Bewegung des Gewehres stehen. Erst wenn das Pendel 74 von Neuem die Spitze 77 aus dem Zwischenrad 78
herauszieht, beginnt das Uhrwerk wieder zu laufen. Um das Federhaus stets gespannt zu
erhalten, kann die Bewegung der Stange 14 nach rückwärts auf ein Schaltwerk wirken, das
mit dem Federhaus in Verbindung steht.
Als nächstes Beispiel sei ein Gewehr gewählt, welches mit abwärts gesenkter Mündung in die
Schulter eingesetzt und dann gehoben wird. Der Kolben des Gewehres hat ein Kolbenblech 1
(Fig. ia), welches bei 2 drehbar gelagert ist und unter der Wirkung einer Feder 3 steht,
die das Blech 1 ständig aus dem Kolben herauszudrücken strebt. Beim Heben des Gewehres
wird daher das Blech 1, welches der Schütze gegen seine Schulter legt, mit derjenigen
Winkelgeschwindigkeit, entgegen der Feder 3, gegen den Kolben gedrückt, welche die Mündung
des Gewehrlaufes beim Heben des Gewehres erhält. Diese Bewegung wird durch den Zahnbogen 4 und das Zahnrädertriebwerk
5, 6, 7 auf einen Hipp'sehen Geschwindigkeitsmesser 8 übertragen, dessen Zeigerachse 9
statt des Zeigers eine spiralförmige Curvenscheibe 10 trägt, wie dies auch der in einer
höher liegenden Ebene als Fig. ia genommene Längsschnitt durch den Kolben (Fig. 2) erkennen
lälst.
Gegen diese Scheibe liegt wieder ein schwingbarer Körper an, im gezeichneten Beispiele
(Fig. 2) ein Pendel 11, das beim Heben des Gewehres in die labile Gleichgewichtslage
kommt und schliefslich in Richtung des Pfeiles I umkippt, gegen den um den Zapfen 13
schwingenden Sperrhebel 12 schlägt und dadurch den Stecher 14 frei macht, so dafs der
Abzug 15 des Gewehres in Richtung des Pfeiles III beweglich wird und abgezogen werden
kann. Offenbar wird nun das Pendel während des Hebens der Mündung des Gewehrlaufes
um so früher kippen, je schneller sich die Scheibe 10 in Richtung des Pfeiles II
dreht, d. h. je schneller die Gewehrmündung gehöben wird.
Da nun sonst die Schüsse, wie schon gesagt, proportional der Geschwindigkeit, mit welcher
die Mündung gehoben wird, höher nach oben kamen, so ist es klar, dafs man es durch
passende Wahl der Curven der Scheibe 10 erreichen kann, dafs alle Schüsse nahezu auf
demselben Fleck sitzen, gleichgültig, wie grofs die Geschwindigkeit war, mit der das Gewehr
in die Schufslage erhoben wurde, wenn nur diese Geschwindigkeit innerhalb der vom Geschwindigkeitsmesser
beherrschten Grenzen lag.
Der Hipp'sehe Geschwindigkeitsmesser in
diesem Beispiel kann ohne Weiteres durch ein Centrifugalpendel ersetzt werden, welches die
Curvenscheibe 10 bewegt. Ebenso ist jede andere Form eines Centrifugalregulators anwendbar.
Mit den eben beschriebenen Vorrichtungen lassen sich zwar ausreichende Treffresultate erreichen,
doch läfst die Einfachheit dieser Vorrichtungen zu wünschen übrig.
Diese Einfachheit wird bei elektrischer. Zündung erreicht. Es bieten sich dann nämlich
in Flüssigkeiten, besonders im Quecksilber, Mittel einfacher Art, einen Geschwindigkeitsmesser
von grofser Genauigkeit mit der Vorrichtung zu verbinden, welche das richtige Auslösen des Schusses in der Höhenrichtung
bewirken soll.
Neigt man z. B. communicirende Röhren, welche mit Quecksilber gefüllt sind und etwa
in der Mitte ihres Abstandes durch eine Verengung in Verbindung stehen, so fliefst das
Quecksilber bei sehr langsamer Bewegung gleichmäfsig, proportional dem Neigungswinkel,
von einer communicirenden Röhre zur anderen. Bei schnellerer Bewegung der Neigung dagegen
staut sich die Flüssigkeit vor der Verengung und nimmt mit wachsender Geschwindigkeit
vor der Verengung einen stets höheren Stand an.
Diese Beobachtung ist beispielsweise bei* dem in Fig. 3 dargestellten Pivotgeschütz verwendet,
welches elektrisch gezündet werden kann und um die Schildzapfen 16 schwingt.
Vor dem Schufs liegt das Geschütz in der Ebene A-B; zum Abfeuern aber wird es von
Hand so um die Schildzapfen gedreht, dafs es den Winkel zwischen den Ebenen A-B und
C-D durchläuft. Während dieser Bewegung kommt das Geschützrohr dann einmal in die
richtige Lage, um einen Treffer zu bewirken, und in diesem Augenblick mufs die automatische
Zündung wirken.
Diese automatische Zündeinrichtung ist am Schildzapfen drehbar angebracht,- Durch die
Drehbarkeit der Einrichtung wird der Aufsatz beim Geschütz ersetzt.
Die automatische Zündeinrichtung besteht aus zwei Paaren von parallel und dicht auf
einander liegenden communicirenden Röhren 17 und 18. Diese in Fig. 4 und 5 in Längsschnitten
und Fig. 6 und 7 einer Seiten- und einer Oberansicht in Verbindung mit einander
dargestellten Röhren 17 und 18 sind von Eisen
und durch Oeffnungen 19 und 20 mit einander verbunden, welche den lichten Querschnitt der
dünneren Röhre 17 haben. Beide Röhrenpaare sind etwa zur Hälfte mit Quecksilber
gefüllt und luftleer gemacht. Der Querschnitt der Röhre 18, welche eine Verengung 21 hat,
mufs erheblich gröfser sein wie derjenige der Röhre 17. Die Gröfse ist davon abhängig,
wie weit man mit der Compensation verschieden hoher Geschwindigkeiten gehen will.
In die Röhre 17 tritt ein Platindraht 22 ein, welcher mit isolirender Emaille eingeschmolzen
ist. Der Platindraht bildet den einen Pol der elektrischen Zündleitung, während der andere
Pol mit irgend einer Stelle des metallenen Geschützrohres Verbindung hat. Der Strom
ist somit durch das Quecksilber hindurch geschlossen, sowie die Spitze des Platindrahtes 22
das Quecksilber berührt.
Es ist vor Abgabe des Schusses erforderlich, dafs die Lage der Rohre 17, 18 eine solche
ist, dafs das Quecksilber in beiden Röhren sich oben gegen die Wandung bei 23 legt,
wenn das Geschütz die Anfangslage A-B angenommen hat.
Auf diese Weise sind vorherige Schwankungen des Quecksilbers vermieden und die
Bewegung des Quecksilbers beginnt stets bei derselben Winkelstellung zum Horizont. Bei
der Bewegung des Geschützrohres aus der Lage A-B in diejenige von C-D wird das
Quecksilber bei langsamer Bewegung des Geschützrohres in beiden Rohren eine nahezu
gleichmäfsige Höhe aufweisen, wird aber die Bewegung rascher, so staut sich das Quecksilber
im weiteren Rohre 18 und läfst durch Ueberfliefsen nach dem Rohre 17 durch die
Oeffnungen 19, 20 das Niveau im Rohre 17 schneller steigen. Der Schufs wird daher entsprechend
früher gezündet.
Durch passende Wahl der Verengung 21 und der Durchmesser und Form der beiden Rohre 17
und 18 läfst sich somit die Folge der schnelleren Winkelbewegung des Geschützrohres in
genügend weiten Grenzen compensiren.
Das hier beschriebene Verfahren ist ohne Weiteres auf elektrisch abzufeuernde Gewehre
anwendbar. Der Drehpunkt des Gewehres liegt dann, wie im Patent 48313 angegeben,
an der Schulter.
2. Das Constantmachen der Winkelgeschwindigkeit.
Dies geschieht am einfachsten durch Anbringung von Bremsen, besonders Luft-,
FlUssigkeits- oder Centrifugalbremsen, welche das Heben bezw. Senken des Laufes der Waffe
regeln. Die beiden letzten Arten von Bremsen haben bei den vom Erfinder gemachten Versuchen
sich besonders bewährt.
Viele Constructeure von Selbstladegewehren sind der Lösung dieser Aufgabe bereits dadurch
entgegen gekommen, dafs sie dazu übergegangen sind, den Lauf gegen den Schaft beweglich zu machen (es ist also blos die
Winkelbewegung hinzuzufügen). Andererseits giebt es Geschütze, z. B. das in Fig. 8 und 9
in zwei charakteristischen Stellungen schematisch dargestellte Cail'sche Geschütz (Schweden),
dessen Rohr mittels eines Schlittens 33 beim Rücklauf auf einer bogenförmigen Bahn 24
gleitet und dadurch eine Winkelbewegung macht, der eine entgegengesetzte Winkelbewegung
entspricht, wenn das Geschützrohr in die Lage zum Abfeuern gebracht werden soll.
Bei diesem Geschütz ist es daher nur erforderlich, den Schlitten 33 am Ende des
Rücklaufes bezw. am oberen Ende der Bahn 24 durch eine Sperre 34 festzuhalten. Das Auslösen
dieser Sperre tritt dann für den neuen Schufs an die Stelle des sonstigen Abziehens.
Es mufs dann nur noch der Vorlauf des Schlittens durch eine FlUssigkeits- oder Centrifugalbremse
constant gemacht werden, so genügt die einfachste selbstthätige Vorrichtung nach dem Patente 48313, am Geschützrohre
angebracht, um eine sehr grofse Schufspräcision zu erreichen.
Denselben Erfolg wie beim Cail'sehen Geschütz,
nämlich eine Winkelschwingung des Geschützrohres mit constanter Schnelligkeit, erreicht man, wenn man, wie Fig. 10 zeigt,
die Schildzapfen 25 über oder unter die Ebene der Seelenachse legt, also gewissermafsen das
Geschützrohr aufhängt, mit Wahl des Uebergewichts nach dem einen Rohrende. Dann
läfst sich, je nach der Entfernung der Schildzapfen vom Rohr, so viel Kraft vom Rückstofs,
wie man will, zur Erzielung der erforderlichen Winkelbewegung des Rohres nutzbar
machen.
Das Geschütz nach Fig. 10 besitzt eine
Wiege 26, welche die Schildzapfen 25 trägt und an die bei 27 die Bremse 28 angreift.
,Diese Bremse wirkt dem Rücklauf bezw. der Ruckschwingung des Geschützrohres durch
eine Feder 29 entgegen und überträgt einen Theil der Kraft des Rückstofses möglichst
direct auf den Sporn 30, hindert somit das Bücken des Geschützes.
Beim Vorlauf bezw. bei der Vorschwingung des Geschützrohres aber wirkt der Kolben 31,
der sich durch in dem Cylinder 32 enthaltene Bremsflüssigkeit hindurchbewegen mufs, dem
zu schnellen Aufschlagen des Rohres auf das Richtkissen entgegen und macht den Vorlauf
des Rohres constant; eine Ledermanschette mit Stülp nach oben wird dies leisten.
Für selbstladende Gewehre mit beweglichem Lauf lä'fst sich die Einrichtung am einfachsten
analog den Cail'schen Geschützen einrichten.
Gestaltet man die jetzt gebräuchlichen Gleitflächen der Selbstlader mit beweglichem Laufe
zu Stücken eines Kreisbogens, so lassen sich Winkelbewegung des Laufes mit Selbstladen
verbinden.
Nach Art der Fig. 10 eingerichtete Selbstlader werden sich brauchbar erweisen, .wie
nachstehender, durch Fig. 11, 12 und 13 veranschaulichter
Versuch beweist, welcher mit einer Mauser-Selbstladepistole angestellt wurde.
Die Verwendung einer Pistole fand statt, weil geeignete Selbstladegewehre im Handel
nicht zu erlangen waren.
Der Apparat ist so eingerichtet, dafs nach Lösen eines Abzuges die Schufswaffe eine
Schwingung mit constanter Schnelligkeit ausführt und der Schufs selbsttätig gelöst wird,
sobald die Waffe während dieser Schwingung . in die richtige Lage zum Treffen des Zieles
gelangt.
Zwei Bretter 35 wurden auf einander geschraubt und ihnen die Form eines Gewehrkolbens
mit Kolbenbacke auf der linken Seite gegeben. Sie erhielten ein Visir 36 und ein
Korn 37. 38 ist ein Ausschnitt, der durch beide Bretter geht und gestattet, dem darüber
liegenden Theile die richtige Form eines Kolbenhalses 39 zu geben. Die ganze innere,
gleich zu beschreibende Einrichtung schwingt um eine Achse 40, welche den Schildzapfen
bei dem Geschütz der Fig. 10 entspricht.
Denkt man sich den Apparat in der Anschlagstellung, so befindet sich auf der rechten
Seite in dem Brette ein Loch, durch welches man neue Patronen einführen kann und durch
welches die ausgeworfenen Hülsen herausfallen.
Die innere Einrichtung dieses Versuchsapparates besteht aus zwei zu einander parallel
angeordneten, fest mit einander verbundenen und um die Achse 40 schwingbaren Metallblechen
41 , zwischen denen eine Mauserpistole 42 derart befestigt ist, dafs sie, mit
ihrem Abzug 43 nach oben zeigend, mit ihrem Lauf 44 zwischen den Brettern 35 auf oder
nieder schwingt, sobald die Bleche 41 eine Schwingung um die Achse 40 erhalten.
Die Pistole 42 und damit die Bleche 41 schwingen daher in Richtung des Pfeiles IV
(Fig. 11) infolge des beim selbsttätigen Abfeuern
der Pistole 42 auftretenden Rückstofses zurück und werden dann, in einer bestimmten
Höhe angelangt, durch eine federnde Falle 45, die unter eine Nase 46 der Bleche schnappt,
festgehalten; zieht man dann die Falle 45 von der Nase 46 zurück, so schwingt die
Pistole 42 von Neuem in Richtung des Pfeiles V nach vorn und feuert, in die richtige Lage
gekommen, den Schufs selbsttätig ab u.s. w.
Das Auslösen der Falle 45 geschieht durch Anziehen des Abzugs 47 in Richtung des
Pfeiles VI und unter Vermitteking der Stange 48, sowie eines auf letzterer sitzenden Mitnehmers
49, welcher über einen Stift 50 der Falle 45 greift.
Die Stange 48 greift aber an den einen Arm des um den festen Zapfen 51 drehbaren
Winkelhebels 52 an, dessen anderer Arm einerseits durch ein Glied 53 mit der am Pistolenabzug
43 befestigten Feder 54, andererseits unmittelbar mit einer Stange 72 in Verbindung
steht. Die Bewegung des Abzuges 47 in Richtung des Pfeiles VI bewirkt daher nicht
nur eine Auslösung der Falle 45, sondern auch eine Drehung des Winkelhebels 52 in
Richtung des in Fig. 11 gezeichneten Pfeiles VII und damit ein Spannen der am Pistolenabzug 43
befestigten Feder 54, sowie ein Heben der Feder 62, die bis dahin auf den Arm 63 eines
Pendels 61 drückte und letzteres gegen eine Schwingung sicherte. Die Feder 54 ist daher
nun dauernd bestrebt, den Abzug 43 in Richtung des Pfeiles VIII zu drehen, d. h. die
Pistole abzufeuern. Hieran ist aber die Feder vorläufig durch folgende, dem sogen, deutschen
Stecher ähnelnde Vorrichtung gehindert:
Der Abzug 43 steht aufser mit der Feder 54 durch ein Glied 55 mit einem um die Achse 56
schwingenden zweiarmigen Hebel 57 in Verbindung, der sich mit seiner am oberen Ende
befindlichen Schneide 58 gegen die Schneide 59 eines Gewichtshebels 60 legt und der daher die
Schwingung in Richtung des Pfeiles IX, die ihm die Feder 54 ertheilen möchte, nicht ausführen
kann. Letzteres wird erst möglich, wenn das im labilen Gleichgewicht befindliche Pendel 61,
das dem Pendel 11 in Fig. 2 entspricht, in Richtung des Pfeiles X (Fig. 11) umkippt und
auf den Hebel 60 schlägt (Fig. 12), was geschieht, wenn infolge der Schwingung der
Scheiben 41 mit der Pistole 42 in Richtung des Pfeiles V (Fig. 11) die Pistole mit ihrem
Lauf in die zum Treffen des Zieles geeignete Höhenlage gelangt ist.
Der Gewichtshebel 60 dreht sich dann in Richtung des Pfeiles XI (Fig. 11) nach abwärts, giebt Hebel 57 frei,, und die gespannte
Feder 54 zieht den Abzug 43 der Pistole ab.
Infolge des Abfeuerns schwingen die Platten 41 mit der Pistole 42 in Richtung des Pfeiles IV
(Fig. 11) zurück, werden von der Falle 45 gefangen und alle Theile gelangen wieder nach
Loslassen des Abzuges 47 in ihre Anfangslage u. s. w. Fig. 12 zeigt die Lage der einzelnen
Theile des Apparates, nachdem die Pistole soeben durch die Feder 54 abgefeuert
worden ist und im Begriff steht, zurück zu schwingen.
Der Apparat ist noch mit einer Stellscheibe 64 versehen, die, um eine Achse 65
drehbar, ein Feststellen bezw. Umstellen der inneren Theile des Apparates ermöglicht, so
dafs die selbsttätige Wirkung des Apparates aufhört und mit demselben wie mit einer
gewöhnlichen Waffe geschossen werden kann.
Zu dem Zwecke wirkt die Scheibe 64 einerseits durch eine Stange 66 auf den Hebel 60;
andererseits kann mittels des zum Drehen der Scheibe dienenden Griffes 67 ein in der Längsrichtung
federnd gelagerter Dorn 68 zurückgezogen werden. Eine Drehung der Scheibe 64 mittels des Griffes 67 in Richtung des Pfeiles XII
(Fig. 11 und 12) verschiebt die Stange 66 in
Richtung des Pfeiles XIII, so dafs die Stange 66 und die Scheibe 64 in die in Fig. 13 dargestellte
Lage kommen, bei welcher die Stange den Hebel 60 dauernd nach abwärts drückt und er den Hebel 57 nicht mehr sperren kann
und der Schufs abgeht, sowie man den Abzug 47 abzieht; in dieser Lage kommt ferner
der Dorn 68 über eine durch die Bretter 35 und die eine Blechplatte 41 hindurchgehende
Bohrung 69 zu liegen und dringt infolge seiner federnden Lagerung in diese Bohrung 69 ein
und verhindert damit die Platten 41 mit der Pistole an einer Schwingung um den Bolzen 40.
Die Pistole ist dann mit ihrem Laufe parallel der oberen Visirlinie des Apparates festgestellt.
Der Automat macht dann nur noch die' Bewegung zum Selbstladen.
Die in der Mutter 71 verstellbare Schraube 70, gegen deren inneres Ende das Pendel 61 in
seiner Ruhelage anliegt, dient zum Einstellen des Automaten für verschiedene Höhenrichtungen.
Denn je weiter man die Schraube 70 in Richtung des Pfeiles XIV (Fig. 11) verschraubt,
desto mehr kommt das Pendel 61 seiner labilen Gleichgewichtslage nahe und
desto eher wird es beim Vorwärtsschwingen der Pistole 42 umschlagen und den Schufs
auslösen, und umgekehrt.
Visirt man bei festgestellter Pistole einen Gegenstand an und dreht die Schraube so
lange, bis das Pendel umschlägt, so ist die Waffe auf das Ziel eingestellt und kann nun
automatisch gebraucht werden, in voller Unabhängigkeit von den Unebenheiten des Bodens.
Selbstverständlich dürfen die Unebenheiten des Bodens dem Apparat keine schiefere Lage
geben, so dafs die Seelenachse in ihrer Verlängerung noch ein genügendes Stück unter
dem Ziele bleibt.
Endlich hat die Achse 40 noch ein (nicht dargestelltes) Vierkant zum Aufsetzen einer
Bremse, um den Vorlauf und die Winkelgeschwindigkeit des Apparates constant zu machen. Als Bremse kann z. B. die Bremse
des Geschützes Fig. 10 dienen.
Die untere Fläche des Apparates ist glatt, läfst sich somit fest auf die Erde stellen, und
es kann dann, nachdem die Seitenrichtung genommen ist, mit einer Hand allein gefeuert
werden.
Die Reibung auf dem Boden schwächt auch bei einem gewöhnlichen Gewehrmodell 88 den
Rückstofs so, dafs ein Schufs ohne Schwierigkeit mit einer Hand abgefeuert werden kann,
wenn man desselbe mit der linken Seite flach auf den Erdboden legt.
Versuche mit dieser Einrichtung geben Treffresultate, welche der Höhe nach wenig von
den Resultaten abweichen, welche die fest eingespannte Waffe sonst ergiebt. Praktisch war
es nicht möglich, die Zeitgrenzen über ein bestimmtes Mafs für den Vorlauf zu verkleinern,
ohne die Schufsresultate zu beeinträchtigen. Diese untere Grenze war bei Versuchen
mit Flüssigkeitsbremsen 2!/2 Secunden
für den Vorlauf des Rohres. Bei Anwendung einer Centrifugalbremse konnte dieser Zeitraum
auf 11Z2 Secunden eingeschränkt werden.
Das automatische Treffen bietet für Artillerie den Vortheil, dafs nach dem ersten Einschiefsen
im rasch verlaufenden Artilleriekampf durch die in späteren Momenten wachsende Gefahr
das Feuer nicht leicht verschlechtert werden kann infolge mangelhafter werdender Bedienung.
Für Schiffsgeschütze liegt ein Vortheil darin, dafs ein nicht so ausgerüsteter Gegner mit
grofsem Vortheil auch bei stärkerem Seegange, der die gegnerische Trefffähigkeit stark beeinträchtigt,
noch angegriffen werden kann, mit guter Aussicht auf Erfolg.
In diesem Falle ist es wünschenswerth, die Einrichtungen Fig. 1 und 2 mit einander zu
combiniren. Da die Schiffsbewegung aus Rollen, Stampfen und Heben und Sinken des
ganzen Schiffes sich zusammensetzt, so mufs das Geschütz mit einer Einrichtung für constante
Winkelbewegung und automatischer Abfeuervorrichtung analog der Einrichtung in Fig. 11, 12 und 13 versehen sein. Die Stellvorrichtung,
welche in Fig. 11 aus einer Schraube besteht, wird dann am besten durch
eine Spiralscheibe' ersetzt und die Achse mit dem Apparat Fig. 14 verbunden. Diese Verbindung
kann auf derselben Achse erfolgen, doch ist eine Zahnradübersetzung nicht ausgeschlossen
zur Verfeinerung der Bewegung.
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83 ist eine Scheibe, um Achse 82 drehbar. 84 ein fester Arm, an dessen Ende ein Eisenrohr
85 mit Quecksilberfüllung sich befindet. 86 ist die Masse des Quecksilbers. 87 ist eine
Spiralfeder, welche dem Arm 84 eine Winkelbewegung erlaubt, wenn die Schwere des
Körpers 86 sich ändert. Die Kraft der Feder 87 steht im Gleichgewicht mit der Schwere des
Körpers 86, während die Masse 88 die Last des Rohres 85 und des Armes 84 ausbalancirt.
Die Curve des Rohres 85 ist mit Rücksicht auf die Stärke der Spiralfeder 87 so gewählt,
dafs innerhalb des Neigungswinkels, in dem der Apparat gebraucht werden soll, bei eintretenden
sehr langsamen Neigungen aufwärts und abwärts keine Veränderung der Lage zwischen der Feder 87 und dem Quecksilber
86 eintritt. Wird diesem Apparat aber eine schnellere Drehung oder Hebung ertheilt,
so wird proportional der Beschleunigung ein Ausschlag des Armes 84 erfolgen, welcher zur
Correctur der Winkelbewegung des Geschützes, welches sich mit Beziehung auf die Schiffswände mit constanter Geschwindigkeit bewegt,,
benutzt werden kann.
Die Masse des Quecksilbers 86 gleicht dann die Schiffsbewegungen aus, wenn man beim
Abfeuern vermeidet, gerade in einen Wendepunkt der auf- und absteigenden Schiffsbewegung
hineinzugerathen.
Für Infanterie ist dies Verfahren nur anwendbar in sehr grofsen Linien, bei welchen
die Seitenabweichung ihren Werth verliert und die Verdichtung der Schützenlinien sich ihrem
Maximum nähert. Es kann dann, nachdem im Einleitungskampf der anzugreifende Gegner
fest an den Ort gefesselt ist, von den rückwärtigen Verstärkungen, welche in die vordere
Linie strömen, das Gewehr bereits in der letzten Deckung, noch aufserhalb des directen
Gefahrbereichs, richtig eingestellt werden. Dann mufs einfaches Niederwerfen und Eröffnung
des automatischen Feuers gegen einen nicht ähnlich bewaffneten Gegner raschen Erfolg
erzielen, weil der sonst so überaus wirksame Druck, welchen die Gefahr psychisch
ausübt, nicht zur Geltung gelangen kann.
Friedens- und Kriegstreffresultate können in diesem Falle sehr nahe kommen.
In vorbereiteter Stellung können so ausgerüstete Truppen nächtlichem Angriff mit gröfster
Ruhe entgegensehen, da das vorliegende Gelände stets unter dem rasantesten und wirksamsten
Feuer liegen mufs.
Bis zu einem gewissen Grade erlauben derartige Waffen möglicherweise auch ein Feuer
in der Bewegung, da der automatisch feuernde Schütze im Gehen nur einen Moment völlig
still stehen mufs zur Abgabe des Schusses, von den übrigen Bedingungen, welche jetzt im
Vorwärtsgehen einen guten Schufs bedingen, ist er entbunden.
Mit einem kleinen Granatwurfgeschütz von etwa 3,7 Caliber läfst sich für Infanterie eine
Grenadierbewaffnung bilden, die es nach Ansicht des Erfinders ermöglicht, jeden Punkt der
feindlichen Stellung frontal angreifen zu können, weil die Grenadiere befähigt sind, in beliebiger
Tiefenaufstellung zu fechten und über die Köpfe der vorderen Infanterie hinweg unterstützend
einzugreifen. . Dieses Wurfgeschütz kann auch aus zwei Theilen bestehen, dem Rohr mit Fufsplatte und der Bettung.
Auf diese Weise kann die Last der ganzen Feuerwaffe auf zwei Mann vertheilt werden.
Hier unterscheidet sich der erste Theil nicht
von einem gewöhnlichen Handmörser. Die Bettung ist dagegen mit der oben bei Fig. 10
beschriebenen Einrichtung versehen, d. h. ihre obere Platte ist im Winkel, ähnlich wie vorhin
bei Fig. 10 das Feuerrohr, beweglich. Mit Pendel und Bremsvorrichtung versehen,
hat die Bettung die Eigenschaft, dafs sie sich nach jedem Schufs selbsttätig mit ihrer oberen
Bettungsfläche in eine bestimmte Ebene einstellt.
Man hat sich hierbei nur zu denken,. dafs die Bettung mit irgend einer Arretirvorrichtung
ausgerüstet ist, die in dem Augenblick, wo die obere Bettungsfläche in die bestimmte
Ebene eintritt, selbsttätig ausgelöst wird und
dann die Bettungsfläche in dieser Ebene feststellt. Es ist dabei gleichgültig, ob sich der
Mörser auf der Bettung befindet oder nicht.
Claims (3)
1. Verfahren, um mit Feuerwaffen nach einem ersten gezielten Schusse eine Reihe von
ungezielten Schüssen abzugeben, die in gleicher Höhenlage wie der erste Schufs sitzen, darin bestehend, dafs man den Lauf
der Waffe mit beliebiger Geschwindigkeit über das Ziel bewegt, diese Geschwindigkeit
mifst und sodann proportional dieser gemessenen Geschwindigkeit ein früheres
oder späteres Lösen des Schusses bewirkt, wodurch die schädlichen Wirkungen der variablen Winkelgeschwindigkeit compensirt
werden.
2. Das unter 1. genannte Verfahren dahin abgeändert,
dafs man die Winkelgeschwindigkeit, mit welcher der Lauf der Waffe über
. das Ziel geführt wird, nicht mifst, sondern für alle. Fälle constant macht.
3. Ausführungsform des Verfahrens nach Anspruch i, dadurch gekennzeichnet, dafs die
Schufsvvaffe mit einem Geschwindigkeitsmesser ausgestattet ist, welcher die Geschwindigkeit,
mit welcher der Lauf der Waffe in der Senkrechten über das Ziel bewegt wird, mifst und dann die Aus-
lösung des Schusses zu einem solchen Zeitpunkte veranlafst, dafs die schädlichen
Wirkungen der variablen Winkelgeschwindigkeit compensirt werden und alle mit der Waffe abgegebenen Schüsse im Ziele
möglichst genau in gleicher Höhenlage zu sitzen kommen.
Ausführungsform des Verfahrens nach Anspruch i, dadurch gekennzeichnet, dafs die
Schufswaffe an Stelle eines Geschwindigkeitsmessers eine Bremsvorrichtung ' hat,
welche die Geschwindigkeit, mit welcher der Lauf der W'affe über das Ziel geführt
wird, nicht mifst, sondern für alle Fälle möglichst constant macht.
Ausführungsform nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dafs nicht das Feuerrohr, sondern die Unterlage, auf welcher die Waffe ruht, in ihrer Bewegung constant gemacht wird, zum Zwecke, besonders für kleine GranatwurfgeschUtze Verwendung zu rinden.
Ausführungsform nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dafs nicht das Feuerrohr, sondern die Unterlage, auf welcher die Waffe ruht, in ihrer Bewegung constant gemacht wird, zum Zwecke, besonders für kleine GranatwurfgeschUtze Verwendung zu rinden.
Hierzu 4 Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE130279C true DE130279C (de) |
Family
ID=398689
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DENDAT130279D Active DE130279C (de) |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE130279C (de) |
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0
- DE DENDAT130279D patent/DE130279C/de active Active
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