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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Beschleunigung der Erstentwicklung
mehrschichtiger photographischer, farbkomponentenhaltiger Materialien.
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Nach dem Stande der Technik enthalten farbphotographische Materialien
in ihren Emulsionsschichten Farbkomponenten, die bei der Entwicklung mit den Oxydationsprodukten
einer Farbentwicklungssubstanz reagieren und dabei Bildfarbstoffe liefern. Üblicherweise
wird das Silber im nachfolgenden Bleich- und Fixierbad entfernt und so ein reines
Farbbild erhalten. Um Farbbilder mit genügender Farbdeckung zu erhalten, müssen
relativ große Mengen Farbkomponenten zugesetzt werden. Im allgemeinen liegt die
Menge der Farbkomponenten. in einer farbphotographischen Schicht bei etwa 20`-`bis
30°/o des Gelatineanteils. Dieser große Anteil an einer Substanz, die nicht die
quellenden Eigenschaften der Gelatine aufweist, behindert den Entwicklungsvorgang
des Halogensilbers.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Erstentwicklung mehrschichtiger
farbphotographischer Materialien zu beschleunigen. Es wurde gefunden, daß bei der
Entwicklung eines farbkomponentenhaltigen, photographischen Materials eine deutliche
Beschleunigung der Entwicklung erzielt werden kann, wenn dem Erstentwickler ein
niedermolekulares, mit Wasser mischbares, organisches Lösungsmittel, das keine Wasserstoffbrücken
bildende Wasserstoffatome aufweist, zugesetzt wird. In vielen Fällen bedeutet die
Beschleunigung der Entwicklung eine Erzielung höherer Empfindlichkeit. Wirksam im
Sinne der Erfindung sind mit Wasser mischbare, organische Lösungsmittel, welche
nicht in der Läge sind, von sich aus z. B. mit Gelatine oder anderen Reaktionsteilnehmern
Wasserstoffbrücken auszubilden. Solche Lösungsmittel sind mit Wasser mischbare acyclische
und cyclische Ketone, Nitrile, Äther, alkylierte und arylierte Amide, Sulfoxyde
und Sulfone. Typische Vertreter sind z. B. Aceton, Acetonitril, Dioxan, Tetrahydrofurane,
Dimethylformamid, Dimethylsulfoxid und Tetramethylensulfon.
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Durch die erfindungsgemäße Beschleunigung der Entwicklung läßt sich
eine Erhöhung der Empfindlichkeit erreichen, ohne daß der Entwicklungsschleier an=
steigt oder im Falle eines Umkehrmaterials die maximale Farbdeckung nennenswert
absinkt.
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Bei einem Umkehrprozeß wird das organische Lösungsmittel dem Erstentwickler
zugesetzt, da dieser für die zu erzielende Empfindlichkeit bestimmend ist. Dementsprechend
erfolgt der erfindungsgemäße Zusatz bei Negativ-Positiv-Verfahren zum Farbentwickler.
Der entwicklungsbeschleunigende Effekt der organischen Lösungsmittel ist nicht für
alle Entwicklungssubstanzen gleich. Er nimmt in der Reihenfolge p-Phenylendian-iin-,
Phenidon-Hydrochinon, Metol-Hydrochinon-Entwickler zu.
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In den nachstehenden Beispielen wird das Verfahren der vorliegenden
Erfindung erläutert.
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Beispiel 1 Ein Farbumkehrfilm, der in den Schichten Farbkomponenten
nach der deutschen Patentschrift 1127714 enthält, wird hinter einem Stufenkeil
belichtet und dann wie folgt entwickelt: Erstentwicklung.............. 12 Minuten
bei 24'C Wässerung .................. 3 Minuten Stoppbad ................... 6 Minuten
Wässerung .................. 3 Minuten Zweitbelichtung Farbentwicklung . . . . .
. . -. _. 1_5 Minuten bei 24°C Wässerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Minuten
> Stoppfixierbad . . . . . . . . . . . . . . . 5 Minuten Wässerung ..................
1 Minute Bleichbad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Minuten Wässerung ..................
6 Minuten Schlußfixierbad .............. 10 Minuten Wässerung ..................
10 Minuten Trocknung s Rezepte Erstentwickler Calgon ..................... 2,0 g
Metol ..... ................ 6,0 g Natriumsulfit siccum . . . . . . . . . 50,0 g
Hydrochinon ................ 6,5 g Soda siccum . . . . . . . . . . . . . . . . 35,0
g Natriumrhodanid . . . . . . . . . . . . 1,5 g Kaliumbrornid . . . . . . . . .
. . . . . 1,0 g auf 11, pH 10,05 Farbentwickler Calgon . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . 2,0 g Benzylalkohol . . . . . . . . . . . . . . . 6,0 ml Natriumsulfit
siccum . . . . . . . . . 5,0 g Trinatriumphosphat krist. . . . . . 40,0 g 2-Amino-5-diäthylaminotoluolmonohydrochlorid
. . . . . . . . . 2,5 g Kaliumbromid ....... . . . . ... 1,0 g Äthylendiaminhydrat
. . . . . . . . . 4,0 ml auf 11, pH 12,1 Stoppbad Kaliumchromalaun auf 11
.... 30,0 g Stoppfixierbad Natriumthiosulfat . . . . . . . . . . . . 50,0
g Natriumbisulfit . . . : . . . . . . . . . . 27,0 g auf 11 Schlußfixierbad Natriumthiosulfat
. . . . . . . . . . . . 200,0 g Natriumsulfit . . . . . . . . . . . . . . . . 27,0
g auf 11 Werden dem Erstentwickler 10 ml Aceton auf 11 Entwickler zugesetzt, so
kann die Entwicklungszeit bei gleicher Entwicklungstemperatur und gleicher Bewegung
des Filmmaterials um 1 Minute verkürzt werden. Bei Zugabe der doppelten Menge Aceton
kann die Entwicklungszeit um 2 Minuten verkürzt werden. In beiden Fällen werden
gleiche Empfindlichkeit, gleiche Farbschleier und gleiche maximale Farbdichten erreicht
wie beim Ansatz ohne Aceton und längerer Entwicklungszeit.
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Beispiel 2 Ein Farbumkehrfilm, der in den Schichten Farbkomponenten
nach dem amerikanischen Patent 2 322 027 enthält, wird wie im Beispiel 1 verarbeitet.
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Werden dem Erstentwickler 10 ml Acetonitril auf 11 Entwickler zugesetzt,
so wird bei gleichbleibender Erstentwicklungszeit von 12 Minuten in allen drei Schichten
eine Empfindlichkeitserhöhung um 2° DIN und bei einem Zusatz von 20 ml Acetonitril
eine Empfindlichkeitserhöhung von 3° DIN erzielt.
Beispiel 2a Ein
Farbumkehrfilm, der gemäß Beispiel 2 aufgebaut ist, wird gemäß Beispiel 1 verarbeitet.
Es werden dem Erstentwickler verschiedene Lösungsmittel, und zwar aus der Reihe
der Sulfoxyde, Sulfone, Äther und Amide, in einer Konzentration von 10 m1/1 und
teilweise 20 m1/1 zugesetzt. Bei gleichbleibender Erstentwicklungszeit wird in allen
drei Schichten eine Empfindlichkeitszunahme gemäß nachstehender Tabelle erreicht:
Beispiel 3 Ein Farbumkehrfilm, der in den Schichten Farbkomponenten nach der deutschen
Patentschrift 733 407 enthält, wird hinter einem Stufenkeil belichtet und wie folgt
verarbeitet: Erstentwicklung . . . . . . . . . . . . . 12 Minuten bei 24°C Wässerung
.................. 1 Minute Stoppbad ................... 4 Minuten Wässerung ..................
10 Minuten Zweitbelichtung Farbentwicklung ............. 15 Minuten bei 24°C Wässerung
.................. 20 Minuten Bleichbad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Minuten Wässerung .................. 5 Minuten Fixierbad ................... 5 Minuten
Schlußwässerung ............ 10 Minuten Trocknung Rezepte Erstentwickler Calgon
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2,0 g Metol ...................... 3,0
g Natriumsulfit siccum . . . . . . . . . 40,0 g Hydrochinon ................ 3,0
g Soda siccum . . . . . . . . . . . . . . . . 45,0 g Natiiumrhodanid . . . . . ..
. . . . . 1,6 g Kaliumbromid . . . . . . . . . . . . . . 1,8 g auf 11, pH 10,4 Farbentwickler
Calgon ..................... 2,0 g Natriumsulfit siccum . . . . . . . . . 5,0 g
Pottasche ................... 75,0 g Hydroxylaminstilfat . . . . . . . . . . 1,2
g N,N-Diäthyl-p-phenylendiaminsulfat . . . . . . . . . . . . . . 5,5 g Kaliumbromid
. . . . . . . . . . . . . . 1,9 g Äthylendiamin . . . . . . . . . . . . . . 15 ml
auf 11, pH 11,7 Stoppbad Na-Acetat .................. 23,0 g Eisessig . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . 6,5 ml auf 11, pH 5,0 Übrige Nebenbäder wie Beispiel
1.
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Werden dem Erstentwickler 10 ml Tetrahydrofuran auf 11 Entwickler
zugesetzt, so wird bei gleichbleibender Erstentwicklungszeit von 12 Minuten in allen-
drei Schichten eine Empfindlichkeitssteigerung von 2° DIN erzielt.
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Beispie14 Ein Farbnegativfilm, der in den Schichten Farbkomponenten
nach der deutschen Patentschrift 1127 714 enthält, wird hinter einem Stufenkeil
belichtet und wie folgt verarbeitet: Farbentwicklung . . . . . . . . . . . . . 7
Minuten Magnesiumsulfatbad . . . . . . . . . 2 Minuten Wässerung ..................
15 Minuten Bleichbad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Minuten Wässerung ..................
5 Minuten Fixierbad . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Minuten Schlußwässerung
. . . . . . . . . . . . 20 Minuten Rezepte Farbentwickler Calgon . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . 2,0 g N,N-Diäthyl-p-Phenylendiaminsulfat . . . . . . . . .
. . . . . 2,7 g Hydroxylaminsulfat . . . . . . . . . . 1,2 g Natriumsulfit siccum
. . . . . . . . . 2,0 g Pottasche ................... 75,0 g Kaliumbromid . . .
. . . . . . . . . . . 2,0 g auf 11, pH 11,0 Magnesiumsulfatbad Magnesiumsulfat krist.
....... 30,0 g auf 11 Bleichbad Kaliumferricyanid . . . . . . . . . . . 100,0
g Kaliumbromid . . . . . . . . . . . . . . 15,0 g auf 11 Fixierbad Natriumthiosulfat
. . . . . . . . . . . . 200,0 g auf 11 Werden nun dem Farbnegativentwickler 15 ml
Dimethylformamid auf 11 Entwickler zugesetzt, so werden dieselben Empfindlichkeiten
(gemessen 0,1 über dem Schleier) bei einer um 1 Minute kürzeren Entwicklungszeit
erhalten. Erhöht man den Zusatz an Dimethylformamid auf das Doppelte, so kann die
Entwicklungszeit um 2 Minuten verkürzt werden.
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Beispiel s Ein Farbumkehrfilm, der in den Schichten Farbkomponenten
nach der deutschen Patentschrift 1127714 enthält, wird hinter einem Stufenkeil
belichtet und dann, wie im Beispiell beschrieben, verarbeitet.
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Werden dem Erstentwickler 100m1 Acetonitril auf 11 Entwickler zugesetzt,
so kann bei gleicher Entwicklungstemperatur und gleicher Bewegung des Filmmaterials
die Entwicklungszeit von 12 auf 5 Minuten reduziert werden. Bei dieser starken Beschleunigung
bleibt verständlicherweise das Farbgleichgewicht nicht optimal erhalten.