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Stabilisierte Collodiumwolle-Chips Es ist bekannt, daß Nitrocellulose
und Nitrocelluloseprodukte bei längerer Lagerung, besonders begünstigt durch die
Einwirkung von Wärme, nitrose Gase abspalten, wäs durch Autokatalyse zu spontaner
Zersetzung der Nitrocellulose führen kann. Aus diesem Grunde werden insbesondere
Schießpulvern aus Nitrocellulose geeignete Stabilisatoren - meistens Derivate des
I-Harnstoffes - zugesetzt.
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Auch die mit Weichmachern gelatinierten Collodiumwolle-Chips (celluloidartige
Massen sowie Collodiumwolle-Walzmassen), Produkte, die höchstens SSO/o Collodiumwolle,
bevorzugt 82 bis 75 0/o Collodiumwolle (Nitrocellulose mit weniger als 12,60/o Stickstoff)
und mindestens 12 0/o, bevorzugt 18 bis 259/o, eines Nitrocellulose gelatinierenden
Weichmachers, wie Dibutylphthalat, oder demDibutylphthalat gleichwertige Weichmacher
enthalten, unterliegen dieser allmählichen Zersetzung, wodurch Transport, Lagerung
und Verwendung dieser wegen ihrer leichten und angenehmen Handhabbarkeit in großem
Umfange bevorzugt in der Lackindustrie eingesetzten Collodiumwolle-Chips wesentlich
erschwert und beeinträchtigt werden können.
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Es lag nahe, zunächst einmal zur Erhöhung der Lagerbeständigkeit
die bekannten Nitrocellulosepulverstabilis atoren heranzuziehen. Diese vermögen
zwar, wie sich gezeigt hat, die Stabilität der Collodiumwolle-Chips zu verbessern,
jedoch verbieten ihre ungünstigen lacktechnischen Eigenschaften die Verwendung dieser
Produkte für die Herstellung von CollodiumwolleXhips für die Lackindustrie.
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Erfindungsgemäß wurde gefunden, daß es gelingt, die Lagerstabilität
von mit Weichmachern gelatinierten Collodiumwolle-Chips, celluloidartigen Massen
sowie Collodiumwolle-Walzmassen und ähnlichen Produkten durch Zugabe bzw. Einarbeitung
geringer Mengen epoxydierter pflanzlicher Öle, gegebenenfalls unter teilweisem Ersatz
der Weichmacher durch diese Produkte, wesentlich zu verbessern. Als für den Zweck
der Erfindung besonders geeignet hat sich epoxydiertes Sojaöl erwiesen. Jedoch auch
andere epoxydierte pflanzliche Öle wie epoxydiertes Rizinusöl, Erdnußöl, Rapsöl,
Baumwollsaatöl und andere epoxydierte Fettsäurederivate können die chemische und
thermische Stabilität der Collodiumwolle-Chips erheblich verbessern und erlauben,
dadurch eine größere Lagerstabilität zu erzielen. Unter epoxydierten Pflanzenölen
sollen vorzugsweise solche Produkte verstanden werden, die je Molekül etwa eine
Epoxygruppe enthalten. Bereits Mengen in Höhe von 1 1°/o, bezogen auf Collodiumwolle-Chips,
verbessern die Stabilität, gemessen nach der Methode von Berg-
mann - Junk und der
Warmlagerprobe, wie aus nachstehendem Beispiel hervorgeht, erheblich, wobei besonders
wichtig ist, daß die guten lacktechnischen Eigenschaften der Collodiumwolle-Chips
nicht beeinträchtigt werden. Die Herstellung der Collodiumwolle-Chips erfolgt in
bekannter Weise; es wird lediglich dem Weichmacher das epoxydierte Pflanzenöl zugesetzt
bzw. ein Teil des Weichmacllers durch das epoxydierte Pflanzenöl ersetzt.
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Beispiel: Einer mittelviskosen technischen Collodiumwolle mit einem
Stickstoffgehalt von 12,2ovo wurden gemäß nachstehender Tabelle unterschiedliche
Mengen Weichmacher (Dibutylphthalat) und epoxydiertes Sojaöl zugegeben und aus diesen
Produkten in bekannter Weise durch Vermischen bzw. Verkneten und Verwalzen Collodiumwolle-Chips
hergestellt.
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Die so hergestellten Chips wurden dem Warmlagertest und der Bergmann-Junk-Probe
unterzogen.
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Beide Untersuchungsmethoden dienen zur Ermittlung der Stabilität von
Collodiumwollen und werden im einzelnen wie folgt ausgeführt: Warmlagertest In ein
Glasrohr mit eingeschliffenem Glas stöpsel, welches eine Länge von etwa 21,5 cm
und 2,5 cm lichte Weite hat, werden 5 g trockene Collodiumwolle gebracht. Die Röhre
wird in einen Warmlagerofen gestellt, der genau auf 750C gehalten werden kann.
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Bewährte Konstruktionen sind im Handel. Man stellt fest, wann die
ersten roten Dämpfe (Stickoxyde) sichtbar werden.
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Bergmann-Junk-Probe Die Ausführung dieser Probe erfordert besondere
im Handel erhältliche Gläser mit einem Schliffaufsatz, der als Wasserverschluß wirkt.
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In einem konstant auf 1320 C gehaltenen sogenannten Abspaltungsapparat
erhitzt man die mit je
2 g trockener Collodiumwolle beschickten
Röhren 2 Stunden lang und ermittelt die Menge der entwikkelten nitrosen Gase nach
Reduktion zu Stickstoffmonoxyd.
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Stabil im Sinne dieses Testes ist eine Collodiumwolle, von welcher
1 g unter den angegebenen Bedingungen nicht mehr als 2,5 ccm Stickstoffmonoxyd ergibt.
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Technische Collodiumwolle-Chips aus einer mittelviskosen Collodiumwolle
mit einem Stickstoffgehalt von 12,2 %
°/o epoxydiertes Sojaöl Abspaltung Warmlagerprobe |
bezogen auf bezogen auf 75° C |
Chips ß Nitrocellulose ml NO |
Chips mit |
18 °/o Dibutylphthalat ............ 0 0 1,5 1,2 15 Tage |
17 °/e Dibutylphthalat .. 1 1,2 0,8 0,6 57 Tage |
160/0 Dibutylphthalat . ... 2 2,5 0,6 0,0 60 Tage |
15 0/g Dibutylphthalat ............ 3 3,6 0,7 0,7 120 Tage |
140/0 Dibutylphthalat . .......... 4 4,9 0,5 0,0 150 Tage |
13°/e Dibutylphthalat .......... . 5 6,1 0,0 0,0 177 Tage |