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Verfahren zum Herstellen von voluminösen Textilstoffen Die Erfindung
betrifft ein Verfahren zur Herstellung von voluminösen Textilstoffen aus Garnen,
die endlose Fäden aus synthetischen Polymeren enthalten.
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In neuerer Zeit ist es durch die Einführung synthetischer Garne, z.
B. der Polyamid- und Polyestergarne, möglich geworden, Textilstoffe mit hoher Festigkeit,
verbesserter Dauerhaftigkeit und vor allem verbesserter Waschbarkeit und Knitterfestigkeit
herzustellen. Textilstoffe aus diesen Garnen, besonders aus Garnen, die aus endlosen
Fäden bestehen, sind jedoch unvollkommen und können in verschiedenen Hinsichten
noch verbessert werden. Zum Beispiel haben Textilstoffe aus Polyamidgarnen einen
glatten, kalten Griff und sind hinsichtlich ihrer Deckkraft und ihres Glanzes für
viele Verwendungszwecke unzulänglich. Daher weisen aus diesen Garnen hergestellte
Textilstoffe zwar gewisse überlegene funktionelle Eigenschaften auf, ohne jedoch
alle erwünschten Eigenschaften und die ästhetische Beschaffenheit eines idealen
Textilstoffes zu erreichen. Es besteht ein besonderes Bedürfnis nach synthetischen
Textilstoffen mit einem warmen, trockenen Griff, gutem Glanz und anderen seidenähnlichen
Eigenschaften.
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Verbesserungen allgemeiner Natur in ästhetischer . Beziehung sind
mit Mischgarnen von unterschiedlchem Schrumpfvermögen erzielt worden. Wenn der damit
hergestellte Textilstoff in heißem oder siedendem Wasser gewaschen wird, erfahren
die Fäden mit dem niedrigeren Schrumpfvermögen eine Kräuselung oder Ausbauchung,
wodurch der Stoff eine stärkere Fülligkeit und Deckkraft sowie einen besseren Griff
annimmt. Wenn jedoch die Mischgarne von unterschiedlichem Schrumpfvermögen zwecks
Verarbeitung zum Textilstoff - d. h. also bei Erledigung des Web-, Wirk-, Strick-
oder dergleichen Vorgangs -von dem Garnkörper abgewickelt werden, sind sie einer
Längenveränderung unterworfen, und dabei ist die Längenveränderung bei den Fäden
von hohem bzw. den Fäden von niedrigem Schrumpfvermögen unterschiedlich.
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Infolgedessen bekommen die Fäden von niedrigem Schrumpfvermögen Ausbauchungen,
die zu großen Schwierigkeiten in der Verarbeitung des Garns bei der Herstellung
der Textilstoffe führen. Bei solchen bekannten Mischgarnen aus Fadenmaterial von
unterschiedlichem Schrumpfvermögen wird eine unerwünschte Trennung der Fäden von
niedrigem und von hohem Schrumpfvermögen in gesonderte Bündel in dem Textilstoff
beobachtet. Infolgedessen weisen diese Stoffe unerwünschte Ungleichmäßigkeiten auf,
die auf die Bündelung gleichartiger Fäden zurückzuführen sind, wie es in F i g.
5 dargestellt ist.
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Der Zweck der vorliegenden Erfindung besteht in der Beseitigung der
bezeichneten Nachteile der bereits bekannten voluminösen Textilstoffe aus synthetischen
Kunststoffmischgarnen. Im Vordergrund der finalen Zielsetzung der Erfindung steht
dabei die Vermeidung einer Auflösung der Mischgarnkomponenten in gesonderte Bündel
von Fäden mit hohem und Fäden mit niedrigem Schrumpfvermögen.
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Die Erfindung macht das bisher als nachteilig empfundene Phänomen
nutzbar, daß bei Mischgarnen, die aus zwei in Längsrichtung eng miteinander verbundenen
Fadenkomponenten unterschiedlichen Schrumpfvermögens bestehen, bei entsprechender
Behandlung eine Komponententrennung derart erfolgt, daß die innige Verbindung der
Komponenten zerstört wird. Der Erfindung liegt demgemäß die technische Aufgabe zugrunde,
die bisher als nachteilig empfundene Komponententrennung bei monofilen Verbundgarnen,
die aus mehreren eng miteinander verbundenen Fadenkomponenten unterschiedlichen
Schrumpfverhaltens bestehen - und die an sich bekannt sind z. B. durch die USA.-Patentschrift
2 931091 -, auszunutzen, um den textilen Stoff voluminöser zu gestalten,
nachdem seine Herstellung
mit ungekräuseltem, also noch nicht getrenntem
Garnmaterial beendet ist.
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Zur Lösung dieser technischen Aufgabe wird der zunächst in bekannter
Weise durch Weben, Wirken, Stricken oder dergleichen Flächenbildungsmaßnahmen aus
dem noch nicht getrennten Mischgarn hergestellte Textilstoff einer Wärmebehandlung
bei einer Temperatur ausgesetzt, die eine unterschiedliche Schrumpfung der einzelnen
am Mischgarnverbund beteiligten Fadenkomponenten bewirkt, und gleichzeitig wird
der Stoff einer mechanischen Beanspruchung unterworfen. Diese erfindungsgemäße Verfahrensmaßnahme
hat die technische Wirkung, daß durch die ungleichmäßige Schrumpfung der einzelnen
Fadenkomponenten im Verbund des Mischgarns zunächst innere Spannungen entstehen,
die unter dem Einfluß der mechanischen Beanspruchungen zur Auflösung der innigen
Verbundverbindung führen, wobei alsdann die Teile der weniger geschrumpften Fadenkomponente
infolge ihrer überlange gegenüber der mehr geschrumpften Fadenkomponente aus dem
Stoffverband herausstehende Fadenlocken bilden, die eine Verbesserung bzw. Steigerung
der Voluminität ergeben.
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Diese Behandlung kann vorzugsweise so vorgenommen werden, daß der
Textilstoff in eine wäßrige Flüssigkeit eingebracht wird, deren Temperatur auf diejenige
Fadenkomponente des Miscbgarns abgestellt ist, die im Vergleich zu den anderen Fadenkomponenten
bei geringerer Temperatur ihr größtes Schrumpfvermögen entfaltet: gleichzeitig wird
dafür gesorgt, daß durch entsprechende Turbulenz oder Bewegung der wäßrigen Behandlungsflüssigkeit
der Textilstoff - und damit das ihn bildende Garn - in beträchtlicher Weise auf
Biegung beansprucht wird. Bei dieser gleichzeitigen Behandlung mit Wärme und mechanischer
Beanspruchung werden die Fadenkomponenten des Garns voneinander getrennt und die
wenig geschrumpfte Fadenkomponente wird sich dabei in kräuselähnliche Schleifen
oder Locken legen. Die mechanische Beanspruchung kann dabei auch dadurch noch unterstützt
bzw. gesteigert werden; daß der wäßrigen Behandlungsflüssigkeit Quellmittel beigefügt
werden, die eine oder mehrere Fadenkomponenten des Mischgarns in geeignetem Maße
zum Quellen und damit zur Ausübung von mechanischen Kräften veranlassen: Es ist
jedoch kein zwingendes Erfordernis, daß die Behandlungstemperatur auf die Temperatur
der maximalen Schrumpfung der »früh schrumpfenden« Fadenkomponente abgestellt wird.
Die Behandlungstemperatur kann vielmehr beliebig liegen innerhalb der Grenze, die.
durch die temperaturbedingten unterschiedlichen, maximalen Schrumpfungsvermögen
der einzelnen Fadenkomponenten bestimmt ist. Wesentlich ist nur, daß die Behandlungstemperatur
unterschiedliche Schrumpfungsbeträge in den einzelnen Komponenten auslöst und daß
gleichzeitig bei dieser Temperatur eine ausreichende mechanische Beanspruchung stattfindet.
Selbstverständlich ist die Auswahl der Behandlungstemperatur ebenso wie die Auswahl
der Art und der Größe der mechanischen Beanspruchung nicht ohne Einfluß auf die
Beschaffenheit des fertigen Textilstoffes; durch die Veränderung der Behandlungsverhältnisse
ist vielmehr die Möglichkeit zu vielfältig variierten Ergebnissen eröffnet.
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Zur Erzielung weiterer gegebenenfalls vorteilhafter Varianten ist
auch noch die Möglichkeit gegeben, daß der in vorstehend beschriebener Weise erfindungsgemäß
behandelte Textilstoff anschließend bei einer Temperatur oberhalb 100° C getrocknet
wird, wobei alsdann die bei der erfindungsgemäßen Behandlung noch nicht voll geschrumpfte
Fadenkomponente maximal geschrumpft wird. Durch diese Nachbehandlung findet eine
Verlagerung der zuletzt geschrumpften Fadenteile ins Innere des Stoffes und damit
durch Verheddern und Verwickeln eine innige Anlageberührung der Fadenkomponenten
unter sich statt, wodurch wiederum die Griffigkeit, Voluminität und die äußere Erscheinung
des Stoffes in entsprechender Weise beeinflußt wird.
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Alle Behandlungstemperaturen müssen selbstverständlich unterhalb derjenigen
Temperatur liegen, bei welcher die Fadenkomponenten in ihren weichen Zustand übergehen.
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In allen Fällen wird die in F i g. 5 der Zeichnungsunterlagen gezeigte
unerwünschte Bündelung der einzelnen Fadenkomponenten bei den Stoffen bekannter
Art vermieden und eine gleichmäßige Verteilung der Fadensorten wird erreicht, wie
sie in F i g. 6 der Zeichnungsunterlagen gezeigt ist.
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Zur Erzielung von seidenartiger Beschaffenheit des Produktes ist es
vorteilhaft, daß die Fäden mindestens einer Komponente über ihre Gesamtlänge hinweg
mindestens eine scharfe Kante aufweisen, daß also die Verbundgarne die in den F
i g. 7 bis 10 gezeigten Profile aufweisen.
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Die Erfindung führt im übrigen noch zu einem weiteren Vorteil: Bei
der Herstellung von textilen Flächengebilden, wie Weben, Wirken, Stricken u. dgl.,
wird das Garn bestimmten Zugbeanspruchungen unterworfen; die Garnfeinheit kann daher
nicht beliebig klein' gewählt werden, wie dies, vom Standpunkt der erwünschten Textileigenschaften
des Stoffes aus gesehen, in vielen Fällen erwünscht wäre. Der Feinheitsgrad des
Garns ist in der Regel dadurch festgelegt, daß das Garn hinreichend zugfest sein
muß, um verarbeitet werden zu können. Die Anwendung der Erfindung ermöglicht, am
fertigen Produkt die Fäden in einer Feinheit zu erhalten, die wesentlich oberhalb
der durch die Verarbeitungsbeanspruchung gesetzten Grenze liegt. Denn nach der Erfindung
wird der Flächenbildungsvorgang mit der auf die Beanspruchung eingestellten Verbundgarnstärke
durchgeführt, das fertige Produkt weist dagegen das Fadenmaterial in der wesentlich
kleineren Fadenmaterialstärke auf. Besonders vorteilhaft erscheint die Verwendung
von Verbundgarnen, bei denen die Fadenkomponente, die weniger geschrumpft werden
soll, eine größere Feinheit aufweist als die stark zu schrumpfende Fadenkomponente.
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Es erscheint auch vorteilhaft, wenn ein am Textilmaterial etwa notwendiger
Waschvorgang gleichzeitig mit der erfindungsgemäßen Wärmebehandlung in der wäßrigen
Flüssigkeit durchgeführt wird: dies gilt insbesondere dann, wenn der Waschvorgang
mit die Faserquellung fördernden Mitteln erledigt wird.
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Im einzelnen wird die Erfindung an Hand der zeichnerischen Unterlagen
wie folgt erläutert: F i g. 1 ist eine Ansicht, der eine mikrophotographische Aufnahme
zugrunde liegt, und zeigt einen Teil des Verbundgarns vor seiner Aufspaltung in
seine Komponenten; F i g. 2 zeigt in ähnlicher Weise wie F i g. 1 einen Teil eines
aus dem erfindungsgemäß fertiggestellten Textilstoff herausgenommenen Garnbündels,
nachdem
das Verbundgarn in seine Komponenten aufgespalten worden
ist und die erfindungsgemäße Erhitzungs- und Biegungsbehandlung stattgefunden hat;
F i g. 3 ist eine Ansicht, der eine mikrophotographische Aufnahme zugrunde liegt,
und zeigt einen Kettenquerschnitt durch ein erfindungsgemäß hergestelltes Gewebe
nach der erfindungsgemäßen Erhitzungs- und Biegungsbehandlung; F i g. 4 ist eine
ähnliche Ansicht wie F i g. 3 und zeigt das Gewebe nach einer Wärmenachbehandlung,
bei welcher eine Umkehr der gegenseitigen Lagen der Fadenkomponenten stattfindet;
F i g. 5 ist eine Ansicht, der eine mikrophotographische Aufnahme zugrunde liegt,
und zeigt eine Draufsicht auf ein Gewebe bekannter Art aus verschiedenen Fäden
D 1 und D 2, die aus verschiedenen Düsen der gleichen
Spinndüsenanordnung ersponnen sind und anfänglich ein gleichmäßig gemischtes Garnbündel
gebildet haben, welches sich jedoch später in dem Gewebe in Bündel aus gleichartigen
Fäden getrennt hat; F i g. 6 ist eine ähnliche Ansicht wie F i g. 5 und zeigt ein
erfindungsgemäßes Gewebe, bei dem die verschiedenen Fäden F und S als Komponenten
des gleichen Verbundfadens ersponnen worden sind, zu einem Garn und zu einem Gewebe
verarbeitet worden sind und dann durch die erfindungsgemäße Behandlung des Gewebes
voneinander getrennt worden sind, wodurch eine gleichmäßigere Verteilung in dem
fertigen Gewebe erzielt worden ist; das dargestellte Gewebe hat nur die erfindungsgemäße
Erhitzungs-und Biegungsbehandlung erfahren; F i g. 7 bis 12 zeigen verschiedene
Querschnittsformen von Verbundgarnen an sich bekannter Art, die sich zur Anwendung
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren eignen.
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Die für die Herstellung der Textilstoffe zu verwendenden Garne müssen
aus mehreren Fadenkomponenten bestehen, die ihrer ganzen Länge nach Seite an Seite
aneinander anhaften. Gegebenenfalls kann man drei oder noch mehr Fadenkomponenten
verwenden; für praktische Zwecke werden jedoch aus zwei Komponenten bestehende Systeme
bevorzugt. Die Komponenten können in verschiedenen relativen Mengenverhältnissen
vorliegen. Zweikomponentensysteme können z. B. zu 20% aus der einen und zu 80% aus
der anderen Komponente bestehen; man kann jedoch auch mit verschiedenen Verhältnissen,
wie 50:50, 40:60 oder 30:70, arbeiten. Bei der Herstellung seidenähnlicher Gewebe
ist es jedoch im allgemeinen erwünscht, daß diejenige Komponente, die bei der Wärmefixierung
die stärkere Schrumpfung erleidet, den geringeren Feinheitsgrad hat, damit die feineren
Fäden in der Oberfläche des Gewebes überwiegen und dem Gewebe einen weichen Griff
verleihen, während die dickeren Fäden im Inneren des Gewebes zur Elastizität beitragen.
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Das Aufspalten des Verbundgarns in gesonderte Fäden kann auf beliebige
Weise erfolgen, sofern nur die Fäden bei diesem Verfahren nicht übermäßig beschädigt
werden. Geeignete Behandlungen sind Biegen oder mechanisches Bearbeiten der Garne
in trockenem Zustand oder in Gegenwart von Flüssigkeiten. Das bevorzugte Verfahren
besteht jedoch darin, die Garne mit einer heißen wäßrigen Lösung zu behandeln und
den Textilstoff dabei in heftiger Bewegung zu halten, um die Garne zu biegen. Der
Grad der Haftfestigkeit zwischen den Fadenkomponenten wird so gesteuert, daß die
Fäden bei der Garnbehandlung und bei der Herstellung des Textilstoffes aneinander
haften bleiben und sich erst voneinander trennen, wenn der Textilstoff hergestellt
ist und den entsprechenden Bedingungen unterworfen wird.
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Die wäßrige Lösung kann gegebenenfalls verschiedene Reinigungsseifen,
emulgierte Lösungsmittel usw. zur Entfernung der Schlichte und zu anderen Zwecken
enthalten. Wenn sich die Komponenten etwas schwierig voneinander trennen lassen,
können Quellmittel für eine oder beide der Komponenten zugesetzt werden, um die
Trennung der Komponenten zu unterstützen. Geeignete Quellmittel für die jeweils
in Betracht kommende Kombination von Polymerisaten sind dem Fachmann geläufig. Bei
einer Kombination aus Polyamid und Polyester z. B. eignet sich eine wäßrige Lösung
von Natrium-o-phenylphenolat.
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Bei dem bevorzugten Verfahren zur Herstellung seidenartiger Gewebe
besitzen die Verbundgarne die Eigenschaft, sich unter der Einwirkung siedenden Wassers
zu kräuseln und sich anschließend bei ausreichender mechanischer Beanspruchung oder
Biegebeanspruchung in ihre Fadenkomponenten aufzuspalten. Die Fäden, die unter diesen
Bedingungen eine geringere Schrumpfung erleiden, besitzen gleichzeitig die Eigenschaft,
beim Erhitzen auf Temperaturen innerhalb einer Spanne von etwa 20 bis 30° C vom
Erweichungspunkt des betreffenden Kunststoffes zu einem stärkeren Ausmaß zu schrampfen,
als es bei den Fäden der anderen Komponente bei der gleichen Behandlung der Fall
ist. Bei der Herstellung des Textilstoffes führt die anfängliche Schrumpfung in
der heißen Lösung dazu, daß der Stoff Fülligkeit annimmt. Wenn die Fäden dann in
ihre Komponenten aufgespalten werden, bewegen sich die Fäden der einen Komponente
zwangläufig an die Oberfläche des Textilstoffes (F i g. 3), während bei einer etwa
nachfolgenden Wärmefixierung die Fäden der anderen Komponente die stärkere Schrumpfung
erleiden, so daß die Fäden, die sich ursprünglich an der Oberfläche befanden, sich
nunmehr bis zu einem gewissen Grade ins Innere- des Stoffes verlagern, während die
Fäden der anderen Komponente an die Oberfläche gebracht werden, so daß eine Umkehr
der gegenseitigen Lagen der Fäden in dem Garn und dem Textilstoff stattfindet, wie
es in F i g. 3 und 4 dargestellt ist. Diese Umkehr in dem Schrumpfvermögen führt
zu einem vorteilhaften Verheddern und Vermischen der Fäden, so daß der Textilstoff
eine gute Gleichmäßigkeit, gleichmäßige Anfärbbarkeit, Deckkraft und Fülligkeit
erlangt. Zur Herstellung von Textilstoffen dieser Art hat sich die Kombination aus
Polyester und Polyamid als am besten geeignet erwiesen.
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Für die Herstellung von seidenartigen Geweben und für andere Zwecke,
für die ein weicher Griff erwünscht ist, sollen diejenigen Fäden in dem Textilstoff,
die bei der Wärmefixierung die geringere Schrumpfung erleiden, auch den größeren
Feinheitsgrad aufweisen, und zwar soll der Titer der Fäden von geringerem Titer
vorzugsweise nicht größer als etwa 1,6 den je Faden sein. Zur Erzielung anderer
Effekte kann man Fäden von höheren Titern verwenden.
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Außer der seidenartigen Beschaffenheit können je nach den Ausgangsfasern
und den zur Herstellung
des Textilstoffes angewandten Verfahren
auch verschiedene andere ästhetische Wirkungen erzielt werden. Arbeitet man z. B.
mit Garnen, die in geeigneter Weise durch Wärmeeinwirkung entspannt worden sind,
so können in dem Textilstoff Fäden erhalten werden, die in siedendem Wasser zum
gleichen Grade, bei der Wärmefixierung bei höherer Temperatur jedoch zu unterschiedlichen
Graden schrumpfen. Andererseits kann man auch beträchtlich unterschiedliche Schrumpfungsgrade
bei der Siedetemperatur erzielen und auf die Schrumpfung bei der höheren Temperatur
verzichten, indem man die Wärmefixierung fortläßt, wie es bei Wirkwaren üblich ist,
oder indem man eine Kombination von Kunststoffen auswählt, die bei der höheren Temperatur
praktisch das gleiche Schrumpfvermögen besitzen. Wesentlich ist aber, daß die verschiedenen
Komponenten bei irgendeiner Temperatur unterhalb des Erweichungspunktes desjenigen
Kunststoffes in dem Textilstoff, der den niedrigeren Erweichungspunkt hat, einen
Unterschied in der Schrumpfung von mindestens 1% aufweisen.
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Geeignete Komponentenpaare für die Durchführung des Verfahrens finden
sich in allen Gruppen von synthetischen faserbildenden Stoffen.
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Besonders vorteilhaft bei dem erfindungsgemäßen Verfahren ist die
gesteuerte Trennung der Fadenkomponenten in äußerst feine Gewebefäden, weil dadurch
die Vorteile des höheren Titers der Verbundfäden vor der Spaltung in die Komponenten
bei der Vorarbeitung des Garns.und der Herstellung des Textilstoffes erhalten bleiben.
Durch die Behandlung zur Aufspaltung der Fäden in Fadenkomponenten von niedrigerem
Titer, die Durchführung dieser Behandlung zum richtigen Zeitpunkt und die Verarbeitung
der getrennten Komponenten in der angegebenen Weise ist es möglich, den anfänglich
hergestellten Textilstoff in einen Textilstoff mit bedeutend verbesserten Eigenschaften
überzuführen. Dieser technische Fortschritt ist besonders bemerkenswert sowohl hinsichtlich
der Beschaffenheit des Textilstoffes als auch hinsichtlich des Verfahrens.
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Ein anderer Vorteil von großer Bedeutung ist es, daß die erfindungsgemäß
hergestellten Textilstoffe den matten Glanz von nichtsynthetischen Geweben und eine
gute. Deckkraft aufweisen, .ohne daß die Faser ein Mattierungsmittel zu enthalten
braucht, wenngleich mattierte Fasern gegebenenfalls verwendet werden können, um
diesen Effekt zu verstärken. Beispiel 1 Verbundfäden aus Seite an Seite aneinander
anhaftenden Komponenten werden aus Polyhexamethylenadipinsäureamid mit einer in
m-Kresol gemessenen relativen Viskosität von 40 und Polyäthylenterephthalat mit
einer in einer Lösung aus 7 Teilen Trichlorphenol und 10 Teilen Phenol gemessenen
relativen Viskosität von 29 hergestellt. Das Polyamid und- der Polyester werden
gesondert geschmolzen, und die Schmelzen werden gesondert der Spinndüse im Gewichtsverhältnis
von 37 % Polyamid zu 6311/o Polyester zugeführt. Die Verbundfäden besitzen einen
dreiflügligen Querschnitt von an sich bekannter Art, z. B. gemäß USA.-Patentschrift
2 931091. Hierbei weist die Polyamidkomponente einen bandförmigen und die
Polyesterkomponente einen glockenförmigen Querschnitt auf. Die Fäden werden verfeinert,
indem sie mit einer 500mal größeren Geschwindigkeit, als sie aus der Spinndüse austreten,
aufgewickelt werden. Dann werden die Fäden an der Luft abgeschreckt, an einem 90°
C heißen Stift um das 3,7fache verstreckt und in an sich bekannter Weise zu einem
Garnkörper aufgewickelt. Das fertige verstreckte Garn besteht aus 26 Fäden von je
2,7 den, wovon auf die Pölyamidkomponente 1,0 den und auf die Polyesterkomponente
1,7 den entfallen.
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Aus dem verstreckten Garn wird ein Taftgewebe bekannter Art mit in
der auf dem Webstuhl erhaltenen Form 34 Kett- und 25 Schußfäden je Zentimeter gewebt,
wobei die Kette 2 Z-Drehungen und der Schuß 0,2 Z-Drehungen je Zentimeter aufweist.
Das Gewebe wird einer Waschbehandlung mit einer Waschlösung unterworfen, die 10
g eines Erdöldestillats je Liter, 0,5 g eines Alkylarylpolyätheralkohols als Emulgiermittel
je Liter und 0,5 g Trinatriumphosphat je Liter enthält. Das Gewebe wird 8mal durch
die Behandlungsvorrichtung hindurchgeführt, wobei die erste Behandlung bei 49° C,
die zweite bei 66° C, die dritte bei 82° C und die übrigen fünf Behandlungen beim
Siedepunkt durchgeführt werden. Die Untersuchung des Gewebes in verschiedenen Stufen
des Waschverfahrens zeigt, daß sich das Verbundgarn zunächst kräuselt, wodurch das
Gewebe an Fülligkeit beträchtlich zunimmt, während bei fortgesetztem Waschen die
Biegebeanspruchung des Gewebes dazu führt, daß die Fadenkomponenten sich voneinander
trennen, wobei die Polyamidkomponente die stärkere Schrumpfung erleidet, so. daß
die Polyesterkomponente ausgebaucht und an die Oberfläche des Gewebes gebracht wird,
wie es in F i g. 3 dargestellt ist. Um die beiden Komponenten identifizieren zu
können, wird das Gewebe mit Anthrachinongrün gefärbt, welches nur die. Polyamidfäden,
jedoch nicht die Polyesterfäden anfärbt. Nach dem Waschen wird das Gewebe getrocknet,
entspannt und 30 Sekunden bei 204° C in einer Breite von 2% weniger -als seiner
vollen Breite wärmefixiert. Bei der Wärmefixierung schrumpfen die Polyesterfäden
stärker als die Polyamidfäden, so daß die Länge der Polyamidfäden in langgestrecktem@
Zustand um etwa 3 % größer wird als diejenige der Polyesterfäden und infolgedessen
die Polyamidfäden sich ausbauchen und kräuseln und sich vorwiegend in die Oberfläche
des Gewebes verlagern, wodurch eine Umkehr der gegenseitigen Lagen der Fadenkomponenten
stattfindet, wie es in F i g. 3 und 4 dargestellt ist. Nach der Wärmefixierung wird
das Gewebe in bekannter Weise im Bottich gebleicht und gefärbt.
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Das Gewebe hat nun ein seidenähnlicheres Aussehen als irgendein bisher
bekanntes synthetisches Gewebe einschließlich der. Gewebe aus Fäden . mit dreiflügligem
Querschnitt oder aus Mischfäden von unterschiedlichem Schrumpfvermögen. Das Gewebe
besitzt einen warmen, weichen Griff, gute Elastizität und einen für nichtsynthetische
Gewebe charakteristischen gedämpften Glanz. Außerdem weist das Gewebe starke Fülligkeit
und Deckkraft sowie ausgezeichnete Gewebegleichmäßigkeit und gleichmäßige Anfärbbarkeit
auf, obwohl es aus Polymeren hergestellt ist, die unterschiedlich angefärbt werden.
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Das Gewebe wird zusammen mit Kontrollproben aus Polyamidfasern und
solchen aus Polyesterfasern 15 Waschbehandlungen unterworfen und nach jeder fünften
Behandlung bewertet. Dabei erweist sich das
erfindungsgemäße Gewebe
hinsichtlich seiner Waschbarkeit als dem Polyamidgewebe überlegen und als etwa gleichwertig
einem zu 100% aus Polyesterfasern bestehenden Gewebe, welches für sein ausgezeichnetes
Verhalten beim Waschen bekannt ist.
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Ähnliche Ergebnisse erhält man ferner, wenn A. die Verbundfäden, wie
in F i g. 7 und 8 dargestellt, im Querschnitt herzförmig sind, die Polyester-Fadenkomponente
einen schildförmigen und die Polyamid-Fadenkomponente einen elliptischen Querschnitt
besitzt; B. die Verbundfäden einen vierflügligen Querschnitt und die Fadenkomponenten
einen glockenförmigen Querschnitt besitzen; C. die Verbundfäden den in F i g. 11
dargestellten birnenförmigen Querschnitt besitzen und die Fadenkomponenten mindestens
eine scharfe Kante aufweisen; D. die beiden Fadenkomponenten im Verhältnis von 18%
Polyamid zur 82% Polyester vorliegen und die Polyamid-Komponente einen Titer von
0,4 den, die Polyester-Komponente einen Titer von 1,8 den besitzt, wobei man wegen
der Feinheit der Fäden ein Gewebe mit einem etwas weicheren Griff erhält als in
den übrigen Beispielen; E. die Polyamid-Fadenkomponente und die Polyäthylenterephthalat-Fadenkomponente
je einen Titer von 2 den besitzen, in welchem Falle ein Gewebe mit einem weniger
weichen Griff erhalten wird.
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Beispiel 2 Nach dem an sich bekannten Herstellungsverfahren nach der
USA.-Patentschrift 2 512 606 wird Dip-aminocyclohexyl-methan hergestellt, mit Azelainsäure
zu einem Salz umgesetzt und das Salz zu einem Polymerisat mit einer Eigenviskosität
von 0,89 polymerisiert. Dieses Polymerisat und Polyäthylenterephthalat werden gesondert
geschmolzen und gemäß Beispiel 1 zu einem aus zwei aneinander anhaftenden Komponenten
bestehenden Verbundfaden versponnen. Die Spinndüse wird mit gleichen Gewichtsmengen
der beiden Polymeren gespeist, so daß Verbundfäden aus 50% Polyamid und 501/o Polyester
erhalten werden. Die Fäden werden nach Beispiel 1 um das 2,51fache verstreckt. Das
schließlich erhaltene Garn enthält 29 Fäden zu je 2,55 den. Die Fäden besitzen den
im Beispiel 1 beschriebenen dreiflügligen Querschnitt. Wenn das ausgezogene Garn
in entspanntem Zustand in heißes Wasser gelegt wird, entwickelt es 10 Kräuselungen
je Zentimeter. Gemäß Beispiel 1 wird das Garn zu einem Gewebe verarbeitet und das
Gewebe weiter behandelt. Die Untersuchung des Gewebes zeigt, daß die Fadenkomponenten
sich nur unbedeutend getrennt haben. Die Trennung der Fadenkomponenten wird durchgeführt,
indem das Gewebe in eine wäßrige Lösung eingebracht wird, die 0,25 g eines nichtionogenen
oberflächenaktiven Mittels je Liter und 0,5 g eines anionischen Natrium-Kohlenwasserstoffsulfonats
als Weichmacher je Liter enthält, worauf die Lösung auf 50° C erhitzt und mit 5
g Natrium-o-phenylphenolat je Liter versetzt wird und das Gewebe 1 Stunde lang unter
heftigem Sieden der Lösung einer Biegebehandlung unterworfen wird. Das Gewebe ähnelt
nun in seinem Aussehen und seiner Waschbarkeit demjenigen des Beispiels 1. .
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Beispiel 3 Ein Gemisch aus p-Xylylendiamin und m-Xylylendiamin, welches
10% m-Xylylendiamin enthält, wird mit Azelainsäure umgesetzt und zu einem Polymerisat
mit einer Eigenviskosität von 0,91 polymerisiert. Dieses Copolyamid und Polyäthylenterephthalat
werden nach dem Verfahren des Beispiels 1 zu einem Verbundfaden versponnen, der
50% an jeder der beiden Komponenten enthält. Die Fäden werden nach Beispiel 1 um
das 3,66fache verstreckt. Das verstreckte Garn besteht aus 34 Fäden zu je 1,74 den.
Nach Beispiel 1 wird aus diesem Garn ein Gewebe hergestellt und das Gewebe fertigverarbeitet.
Nach dem Waschen und dem Wärmefixieren haben sich die Fäden nur zu einem unbedeutenden
Grade in ihre Komponenten getrennt. Die Aufspaltung in die Komponenten erfolgt gemäß
Beispiel 2. Nach der Aufspaltung in die Komponenten zeigt das Gewebe einen ähnlichen
Griff wie feines Baumwollgewebe, was auf die anfängliche Entwicklung einer starken
Kräuselung und die Fülligkeit des Garns vor dem Aufspalten der Fäden zurückzuführen
ist. Die Waschbarkeit des Gewebes ist ähnlich derjenigen gemäß Beispiel 1. Beispiel
4 Lineares Polypropylen mit einem Schmelzindex von 9 und Polyhexamethylenadipinsäureamid
mit einer relativen Viskosität von 39 werden nach dem Verfahren des Beispiels 1
in gleichen Gewichtsanteilen zu einem Verbundfaden versponnen. Die Fäden werden
um das 2,7fache verstreckt; das verstreckte Garn besteht aus 34 Fäden zu je 2,53
den. Nach Beispiel 1 wird aus dem Garn ein Gewebe hergestellt und fertigverarbeitet,
jedoch unter Fortlassung der Wärmefixierung. Die Verbundfäden von rundem Querschnitt
spalten sich in Polyamidfäden von elliptischem Querschnitt und Fäden aus linearem
Polypropylen von sichelförmigem Querschnitt. Das Gewebe besitzt ausgezeichnete Fülligkeit
und Deckkraft und hat einen ähnlichen Griff wie feines Baumwollgewebe.
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Ähnliche Ergebnisse erhält man, wenn man statt des linearen Polypropylens
für die eine Fadenkomponente lineares Polyäthylen vom Schmelzindex 6 verwendet.
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Die obigen Beispiele erläutern verschiedene Möglichkeiten, nach denen
gemäß der Erfindung außergewöhnliche Textilstoffe hergestellt werden können. Sie
erläutern auch die Natur dieser Textilstoffe. Je nach Art der Polymeren, dem Unterschied
im Schrumpfvermögen zwischen den verschiedenen Fäden, dem Titer der nach dem Aufspalten
erhaltenen Fadenkomponenten und ihren Querschnittsformen können Textilstoffe aus
endlosen Fäden von verbessertem Aussehen hergestellt werden, die in ihren Eigenschaften
von Geweben von ähnlichem Griff wie feine Baumwolltuche bis zu seidenartigen Geweben
variieren können.
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Die erfindungsgemäß verbesserten Textilstoffe eignen sich für viele
Anwendungszwecke. Die gewebten Stoffe sind besonders wertvoll als Ersatz für Seide
und feine Baumwollwaren zur Herstellung von Kleidungsstücken, während die gewirkten
Stoffe vorteilhaft
zur Herstellung von Socken, Sweatern und Unterkleidung
verwendet werden können.