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Verfahren zur Herstellung textiler Oberbekleidungsstoffe Die Erfindung
betrifft ein Verfahren zur Herstellung textiler Oberbekleidungsstoffe durch Zusammenkaschieren
von Textilbahnen mittels Klebemitteln, die durch Vernetzung poröse Verklebungen
ergeben, dadurch gekennzeichnet, daß ein als Außenstoff dienender, vorzugsweise
im Schußeffekt gewebter, gerauhterTextilstoff mit einem als Innenfutter dienenden
Polstoff mittels vernetzungsfähigen Klebemitteln, und zwar mit vorvernetzten Polyesterisocyanaten
oder mit selbstvernetzenden Methylolgruppen enthaltenden Polyacrylaten, zusammenkaschiert
wird. Vorzugsweise wird als Außenstoff ein sogenannter Velveton verwendet.
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Auch kann als Außenstoff ein sogenannter Schußsamt, weiterhin Kettsamt,
geraubte Wirkware oder Flachgewebe nach Art von Regenmantelstoffen verwendet werden.
Als Oberbekleidungsteile kommen Mäntel, Jacken, Anoraks, Umhänger usw. in Betracht.
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Erfindungsgemäß werden diese neuartigen Verbundstoffe durch Zusammenkaschieren
zweier textiler Stoffbahnen an sich bekannter Webstruktur hergestellt. Die nach
außen zu tragende Stoffbahn besteht vorzugsweise aus einer in Köper- oder Atlasbindung
im sogenannten Schußeffekt gewebten Ware, wobei das Schußmaterial auf der rechten
Warenseite aufgerauht ist (sogenannter Velveton).
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Der Charakter der gewonnenen textilen Verbundstoffe ist wildlederartig.
Die nach innen zu tragende, als wärmendes Futter dienende Stoffbahn besteht aus
einem Polgewebe nach Art eines Mantels oder Teddyflausches, dessen webmäßige Daten
etwa wie folgt sind: Kette .......... Nm 50/2 Baumwolle Schuß .........
Nm 40/2 Baumwolle Bindung-....... 3/8 Rietfeine ...... 6,5 cm Feine 1/3 hoch
Noppenlänge .. 28 mm Polmaterial .... Nm 34/2 Wolle, auch Dralon oder andere
Fasern Der neue textile Verbundstoff weist eine Reihe vorteilhafter Eigenschaften
auf, die erst durch die Zusammenkaschierung der beiden Stoffbahnen erzielt werden.
Zu nennen sind hier: eine ausgezeichnete Winddichtigkeit und damit verbunden eine
sehr gute Wärmehaltung, eine gute Widerstandsfähigkeit gegen Knittern und Zerdrücktwerden
(Sprungelastizität), ohne daß hierfür eine Spezialausrüstung erforderlich ist und
dementsprechend eine sehr gute Formbeständigkeit der fertiggeschneiderten Teile.
Einer der wesentlichen Vorteile des neuen Verbundstoffes liegt jedoch in der nunmehr
überaus vereinfacht durchführbaren Zuschneidetechnik, da Außen- und Innenbahnen
in einem Stück geschnitten werden können.
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Auch die Verarbeitung zum fertigen Kleidungsstück gestaltet sich wesentlich
einfacher als bei der üblichen getrennten Verarbeitung von Außen- und Innenstoff.
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Zusammenkaschierte textile Stoffbahnen sind zwar schon seit langem
bekannt, z. B. Pantoffelstoffe. Dagegen sind für Bekleidungszwecke derartige textile
Verbundstoffe bisher nicht üblich gewesen. Erst- mit der Entwicklung der sogenannten
NONWOVEN-Erzeugnisse standen auch geeignete Klebertypen zur Verfügung, die den praktischen
Anforderungen gerecht wurden, d. h. durch die Verklebung darf der textile Charakter
des Verbundstoffes nicht in unvorteilhafter Weise verändert werden, indem das Fertigerzeugnis
zu steif und im Griff unnatürlich wirkt.
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Auch muß die Verklebung gegen Nässe und Naßreinigung sowie gegen chemische
Reinigung, z. B. in. Perchloräthylen, beständig sein und darf keinen Eigengeruch
aufweisen.
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Geeignete Klebertypen stehen heute in den sogenannten selbstvernetzenden
Acrylaten, die z. B. zum Teil Methylolamidgruppen enthalten, zur Verfügung.. Auch
die mit Polyisocyanaten vernetzbaren, vorvernetzten Polyesterisocyanate genügen
den praktischen Anforderungen.
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Die Luftdurchlässigkeit derartiger textiler Verbundstoffe hat sich
überraschenderweise als vollkommen ausreichend erwiesen, da insbesondere bei Benutzung
von Dispersionsklebern, wie die mikroskopische Untersuchung zeigt, die Klebstoffschicht:
keinen homogenen Film bildet, sondern durch zahlreiche Risse unterbrochen ist.
Der
vorzugsweise genannte wildlederartige Außenstoff kann ersetzt werden durch Stoffe,
die als sogenannte Schußsamte in flottierender Schußbindung oder auch als Kettsamte
hergestellt sind. Auch gerauhte Wirkware, z. B. aus einem Mischgarn Rhovyl/Zellwolle,
hat sich für den Außenstoff als gut geeignet erwiesen. Glatte Stoffe, z. B. nach
Art von Regenmantelstoffen in Taffetbindung, sind für das Verfahren gleichfalls
geeignet.
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Der Außenstoff, also z. B. der gerauhte Velveton, kann zur Erhöhung
der Gebrauchstüchtigkeit oder des gefälligen Aussehens mit zusätzlichen Ausrüstungen
versehen sein, z. B. mit einer wasserabweisenden bzw. Wasser- und ölabweisenden
Imprägnierung oder einer durch sogenanntes Schleifen mit durch sandpapierbezogenen
Rollen veredelten Oberfläche, oder er kann auch mit einer bedruckten Oberfläche
versehen sein.
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Der als Innenfutter benutzte Polstoff kann durch leichte Verwalkung
des wollhaltigen Pols sogenannten Lammfellcharakter zeigen.
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Als Fasermaterial für den Außen- und Innenstoff sind die bekannten
Natur- und Synthesefasern wie Baumwolle, Wolle oder Polyacrylnitril, Polyester,
Polyamid oder Polyvinylchlorid u. a. geeignet.
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Die Erfindungseigenschaft der beanspruchten Oberbekleidungsstoffe
wird in der Verbindung von Textilstoff mit Polstoff gesehen, wobei spezielle Klebmittel
angewendet werden müssen. Die neuartigen Textilstoffe widerstehen erstens einer
chemischen Reinigung (d. h. sie gehen nicht auseinander) und zeigen zweitens - vor
allem bei Anwendung gerauhter Textilien - einen typischen textilen Griff.
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Außerdem wird in der Zuschneidetechnik ein besonderer Vorteil dadurch
erreicht, daß Außen- und Innenstoff in einem Arbeitsgang von der Konfektion zugeschnitten
werden können. Auch ist im Rahmen der Konfektionierung eine offenkantige Verarbeitung
möglich. Weitere technische Vorteile sind oben bereits aufgezählt.
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Gegenstand der deutschen Patentschrift 892 733 ist eine Kälteschutz-
und Staubschutzbekleidung von geringem Gewicht. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß
dadurch gelöst, daß ein sogenanntes Wirrvlies als Zwischenfutter verwendet wird.
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Wollte man einen Teddyflansch gemäß dem beanspruchten Verfahren .mit
einem Duvetinestoff als Außenstoff und einem Wirrvlies als Zwischenlage gemäß Patent
892 733 zusammenkaschieren, so resultierte ein zu steifes, nicht tragfähiges Kleidungsstück.
In der deutschen Patentschrift 892 733 wird auf Seite 2, Zeilen 23 bis 39 angegeben,
daß Klebstoffe benutzt werden sollen, welche einer chemischen Reinigung standhalten.
Die angegebenen Typen von Klebstoffen, Naturkautschuk, Synthesekautschuk, wie Butadienacrylnitril-
und Butadienstyrolpolymerisate, erfüllen diese Forderung nicht, zumindest nicht
gegenüber einer chemischen Reinigung mit dem heute überwiegend benutzten Chlorkohlenwasserstoff
Perchloräthylen.
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Das deutsche Patent 901167 beschreibt allgemein ein Verfahren und
eine Vorrichtung zum Zusammenkleben von Textilstoffbahnen. Für jede der beiden mit
Klebstoff zu versehenden Bahnen ist hierbei je ein gesondertes Streichwerk vorgesehen,
wobei der Auftrag des Klebers mit Hilfe von Rakelmessern geschieht. Durch das gleichzeitige
Einstreichen beider Bahnen wird der Klebprozeß sicherer und zeitsparender gestaltet.
Das in dem deutschen Patent 901167 beschriebene Verfahren beschreibt jedoch nur
rein konstruktive Maßnahmen zur zweckmäßigen Einstreichung der textilen Bahnen mit
Klebstoff, ohne daß über die zu benutzenden Kleber und die an sie zu stellenden
Forderungen Angaben gemacht werden.
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Das deutsche Gebrauchsmuster 1796 236 beschreibt eine Textilbahn,
insbesondere eine Matratzenauflage, bestehend aus zwei zusammenkaschierten Gewirkbahnen,
von denen wenigstens eine aufgerauht ist. Demnach weicht der Gegenstand des deutschen
Gebrauchsmusters 1796 236 von dem Gegenstand des beanspruchten Verfahrens ab, welcher
sich ausschließlich auf Verbundstoffe bezieht, die für Oberbekleidungsteile Verwendung
finden sollen.
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Der textile Charakter derartiger Oberbekleidungsstoffe ist ein anderer
als der von Decken für Matratzenauflagen. Hinzu kommt, daß das wesentliche Kennzeichen
der vorliegenden Erfindung, nämlich die Kaschierung mit lösungsmittelfesten Klebstoffen,
in dem deutschen Gebrauchsmuster 1796 236 gar nicht beansprucht wird. Es wird hier
nur gesagt, daß die beiden Gewirkbahnen mit Latexschaumstoff zu kaschieren sind.
Latexschaumstoff wird nach DIN aus natürlichem oder synthetischem Kautschuk hergestellt.
Derartige Kaschierungen sind aber nicht lösungsmittelfest.
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Das deutsche Gebrauchsmuster 1811423 beinhaltet nicht einen textilen
Verbundstoff, wie er gemäß dem beanspruchten Verfahren durch Zusammenkaschieren
zweier Stoffbahnen entsteht, vielmehr handelt es sich bei dem Gegenstand des deutschen
Gebrauchsmusters 1811423 um eine Stoffbahn, welche rückseitig mit Kurzfaserstücken
durch Beflockung versehen ist, wobei zwischen den Kurzfaserstücken und der Stoffbahn
eine Zwischenschicht, vorzugsweise eine Folie,. angeordnet ist. Der Kleber, welcher
die Kurzfaserstücke auf der Folie bzw. welcher die Folie auf dem Rücken der Stoffbahn
hält, soll reinigungsbeständig sein.
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Es handelt sich somit bei dem Polerzeugnis gemäß dem deutschen Gebrauchsmuster
1811423 um ein im Aufbau völlig verschiedenartiges Erzeugnis.
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Die deutsche Auslegeschrift 1032 714 beschreibt die Kaschierung von
insbesondere Polyurethanschaumstoffen mit speziellen Klebstoffen auf der Grundlage
von Polyester-Isocyanat-Kombinationen. Das Verfahren ist für die Kaschierung von
Polyurethanschaumstoffen mit Textilbahnen verwendbar. Es ist aber nicht brauchbar
für die Kaschierung von zwei Textilbahnen ohne Polyurethanschaumstoff miteinander.
Wie aus dem Text und aus den Patentansprüchen zu entnehmen ist, erhält der Kleberansatz
zusätzlich ein flüchtiges, nicht mit den Bestandteilen des Kunstharzgemisches reagierendes
Lösungsmittel, z. B. Aceton, in erheblichen Mengen. Ein derartiges Klebergemisch
sinkt jedoch sofort bei gewebten oder gewirkten Stoffbahnen in die Zwischenräume
der Garne und Fasern ein, und es kommt keine Klebbindung zustande.
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Dementsprechend beschreibt auch das nachfolgende Beispiel II ein andersartiges
Verfahren zum Zusammenkaschieren der beiden Stoffbahnen. Als Klebstoff dient ein
sogenannter Isocyanat-vorverlängerter Polyester, welcher noch freie Hydroxylgruppen
enthält, die durch Zusatz von Polyisocyanaten umgesetzt werden können (Handelsnamen:
Impranil
CHW und Imprafix TH der Farbenfabriken Bayer AG.).
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Beispiel 1 Ein einseitig gerauhter Baumwoll-Velveton-Stoff, Quadratmetergewicht
215g, wird mit einem sogenannten Teddystoff zusammenkaschiert, welcher im Rücken
in Kette und Schuß aus Baumwolle und im Pol aus Wolle besteht, Quadratmetergewicht
340 g.
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Als Kleber dient eine etwa 40%ige wäßrige Dispersion eines Emulsionsmischpolymerisates,
hergestellt aus Acrylsäureester und Methacrylsäure-Methylolamid (Handelsname: Acronal2026
der Firma BASF).
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Die mit 2% Kieselsäure leicht angedickte Dispersion wird mit Hilfe
von Pflatschwalzen auf die Rückseite der beiden Stoffbahnen aufgebracht. Die beiden
Stoffbahnen werden alsdann mit Hilfe eines Walzenpaares zusammengedrückt und die
zusammenkaschierte Bahn über eine dampfbeheizte Trommel geführt, zwecks Trocknung.
Die getrocknete textile Bahn wird anschließend durch Führung über einen Spannrahmen
21/2 Minuten bei 150° C nacherhitzt. Beispiel 1I Ein Regenmantelstoff, bestehend
in Kette aus Baumwolle, im Schuß aus Diolen und Baumwolle 67: 33 0/0, Quadratmetergewicht
205 g, wird mit einem Teddystoff zusammenkaschiert, der im Rücken in Kette und Schuß
aus Baumwolle und im Pol aus Wolle besteht, Quadrametergewicht 420 g.
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Als Klebstoff dient ein sogenannter Isocyanatvorverlängerter Polyester,
welcher noch freie Hydroxylgruppen enthält, die durch Zusatz von Polyisocyanaten
umgesetzt werden können. Der Polyester gelangt in einer 30%igen Lösung in Äthylacetat
unter Zusatz des Polyisocyanates zur Anwendung. Die Mischung ist mit 2% Kieselsäure
feindispers angedickt, um ein Einsinken des Klebers in den Stoff zu vermeiden. Der
Auftrag geschieht nach dem Walzenauftragsverfahren jeweils auf die Rückseite der
beiden Stoffbahnen. Die Bahnen werden nach Auftrag des Klebers zunächst jede Bahn
für sich durch einen Heißluftkanal von 80° C geführt zwecks Abdunstung des Lösungsmittels.
Anschließend werden die beiden Bahnen durch einen Kalander geführt, wodurch die
Klebbindung zustande kommt.