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Vorrichtung zum Aus- und Einrücken von Webmaschinen mit Schußspulen
tragenden Webschützen Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Aus-und Einrücken
von Webmaschinen mit Schußspulen tragenden Webschützen sowie mit einer zwischen
dem Antriebsaggregat und der Webmaschine lösbaren Kupplung und einer Bremse zum
Bremsen der Webmaschine, die beide über ein Aus- und Einrückgestänge bedienbar sind.
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Bei mechanischen Webmaschinen ist es erforderlich, daß diese mit einer
Vorrichtung ausgerüstet sind, welche das Stillsetzen der Maschine binnen kürzester
Zeit gestattet, falls irgendein Sicherheitsorgan angesprochen hat oder wenn irgendein
Vorgang innerhalb der Maschine nicht in der vorgeschriebenen Art und Weise erfolgt
ist; insbesondere wenn ein abgeschlagener Webschützen einmal nicht die auf der gegenüberliegenden
Seite der Ladenbahn bereitgestellte leere Schützenkastenzelle erreicht. Wenn einmal
dieser Fall eintritt, bewegt sich die Weblade gerade mit annähernd maximaler Geschwindigkeit
nach vorn und muß sehr rasch zum völligen Stillstand gebracht werden, da andernfalls
beim weiteren Vorgang der Weblade durch den steckengebliebenen Webschützen ganze
Kettenfadenpartien zerrissen würden.
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Es ist bekannt, den schnellen Stillstand von Webmaschinen in diesem
Fall durch sog. Stecheinrichtungen zu bewirken, welche im allgemeinen so beschaffen
sind, daß an der Webmaschinenlade eine über die gesamte Ladenbreite durchgehende
Stecherwelle vorgesehen ist, welche eine oder mehrere sog. Stecherzungen trägt.
An den beiden Enden dieser Welle sind Fühlerhebel angeordnet, deren Finger die Lage
der jeweils auf Ladenbahnhöhe stehenden Schützenkastenklappen abtasten. Läuft nun
ein Webschützen in den abgefühlten Schützenkasten ein, so bewegt sich die Kastenklappe
nach vorn und drückt den betreffenden Fühlerhebel ebenfalls nach vorn, wodurch der
Stecherwelle eine Drehung verliehen wird. Hierdurch wird erreicht, daß die Stecherzungen
eine Absenkung erfahren und sich somit unter einem Puffersystem wegbewegen. Falls
ein Webschützen den vorgesehenen Kasten jedoch nicht erreicht hat bzw. in denselben
nicht vollständig einläuft, bleiben die erwähnte Kastenklappenbewegung, die Bewegung
des Fühlerhebels, die Drehung der Stecherwelle sowie die Abwärtsbewegung der Stecherzungen
aus, und beim Vorgang der Weblade wird gleichzeitig die Maschine ausgerückt bzw.
ausgekuppelt, und die Stecherzungen laufen gegen die hierfür vorgesehenen Puffer,
welche den weiteren Vorgang der Weblade verhindern.
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Derartige Stechereinrichtungen (vgl. z. B. die deutsche Patentschrift
306 821) haben sämtlich denNachteil, daß infolge der mit relativ großer Geschwindigkeit
nach vorn schwingenden Weblade beim Auftreffen der Stecherzungen auf die Puffer
erhebliche Massenkräfte aufzunehmen sind, welche die Abstellvorrichtung sowie insbesondere
das gesamte Gestell der Maschine sehr stark beanspruchen.
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Es sind auch weitere Vorrichtungen bekannt, welche die Webmaschine
außer Betrieb setzen, wenn beispielsweise ein Schuß- oder Kettenfaden gebrochen
ist, die Stellung eines Schützenkastens nicht in der vorgeschriebenen Weise erreicht
worden ist oder eine Störung an den Schlagteilen der Maschine eingetreten ist. Alle
diese Vorrichtungen haben jedoch das gemeinsame Merkmal einer sehr trägenWirkungsweise,
so daß der rechtzeitige Stillstand der Webmaschine nicht garantiert ist. Es ist
weiter bekannt, zum Ausrücken und Inbetriebsetzen von Webstühlen für den Aus- und
Einrückvorgang Sperrvorrichtungen anzuordnen in Form einer Kniehebeleinrichtung,
welche bei einer Störung, die beispielsweise einen Impuls des Schußwächters auslöst,
über einen Elektromagneten so betätigt wird, daß eine Kupplung gelöst und die Bremse
festgeklemmt wird, so daß die Webmaschine zum Stillstand kommt. Bei diesem Ausrückvorgang
bleibt von dem vorderen Teil des Aus- bzw. Einrückgestänges ein Teil in Ruhe, der
andere Teil des Aus- bzw. Einrückgestänges wird bewegt. Dieser Teil besteht in einem
langen und schweren Doppelhebel, welcher der Drehbewegung eine relativ große Trägheit
entgegensetzt, die einer schnellen Abstellung der Webmaschine entgegenwirkt, insbesondere
bei solchen, die mit Schußspulen tragenden Webschützen arbeiten. Für derartige Webmaschinen
sind die bekannten Sperrvorrichtungen aus obigenGründen nicht verwendbar.
Der
Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei Webmaschinen mit Schußspulen tragenden
Webschützen eine an sich bekannte, durch einen Elektromagneten betätigte Kniehebeleinrichtung
dahin gehend zu verbessern, daß der vordere Teil des Aus- bzw. Einrückgestänges
während des Ausrückvorganges vollkommen in Ruhe bleibt, um auf diese Weise die gesamte
Massenbewegung dieses Teiles des Aus- bzw. Einrückgestänges zu vermeiden und damit
die Sofortabstellung der Webmaschine zu bewirken.
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Dies wird bei einer Vorrichtung der eingangs erwähnten Art im wesentlichen
dadurch erreicht, daß zwischen dem vorderen und hinteren Stangenteil des Aus- und
Einrückgestänges eine an sich bekannte, aus zwei Hebeln bestehende Kniehebeleinrichtung
vorgesehen ist, von der das eine Ende des einen Hebels gelenkig mit dem zu einem
rohrförmigen Führungsstück ausgebildeten Ende des vorderen Stangenteiles verbunden
ist und das andere Ende dieses Hebels einen zum Bewegen der Kniehebeleinrichtung
bei auftretender Störung des Webbetriebes dienenden Ausrückstift aufweist, während
der zweite Hebel mit seinem einen Ende am ersten Hebel aasgelenkt und mit seinem
anderen Ende mit einer auf dem hinteren Stangenteil des Aus- und Einrückgestänges
geführten Hülse gelenkig verbunden ist.
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Für die Bewegung der Kniehebeleinrichtung ist ein an sich bekannter
Elektromagnet vorgesehen, der mit dem Ausrückstift über eine Zugstange in Wirkverbindung
steht. Zwischen der Hülse und dem Endstück des hinteren Stangenteiles des Aus- und
Einrückgestänges ist eine vorgespannte Druckfeder angeordnet. An dem Hebel der Kniehebeleinrichtung
befindet sich ein Betätigungshebel zum Handbetätigen der Kniehebeleinrichtung.
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Der große Vorteil der Vorrichtung gemäß der Erfindung besteht also
darin, daß die Wirkung des an sich bekannten Ausrückgestänges durch elektromagnetische
Einwirkung und Einschaltung entsprechender Zwischenglieder auf schnellste Weise
erreicht wird, da die vorderen Teile des Ausrückgestänges und insbesondere die Ein-
und Ausrückstange hierbei ihre eingerückte Lage beibehalten und wobei durch eine
ebenso rasch wirkende Webmaschinen-Backenbremse die Sofortabstellung der Maschine
in der jeweils benötigten Stellung erreicht wird, insbesondere im fast offenen Webfach,
falls ein Webschützen in demselben liegengeblieben ist.
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In der Zeichnung ist der Gegenstand der Erfindung an Hand eines Ausführungsbeispieles
dargestellt. Es zeigt F i g. 1 eine Webmaschine in Seitenansicht von der Antriebsseite
her, wobei sich die für die Momentausrückung vorgesehene Kniehebeleinrichtung in
gestreckter Lage befindet, F i g. 2 einen Grundriß zu F i g. 1, F i g. 3 einen Schnitt
längs der Linie A-B in F i g. 1, F i g. 4 einen Ausschnitt aus F i g. 1, jedoch
mit ausgeknickter Kniehebeleinrichtung nach erfolgtem Ansprechen der Momentausrückung,
F i g. 5 und 6 eine weitere Ausführungsmöglichkeit für die Betätigung der Webmaschinenbremse
in Seitenansicht und Draufsicht.
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In F i g. 1, 2, 3 ist das Maschinengestell 1 strichpunktiert angedeutet.
Die Bewegung einer über die ganze Vorderseite der Maschine verlaufenden bekannten
Ein- und Ausrückstange 2 wird mittels einer Ausrückkurbel3 auf eine vordere Ausrückkurbelwelle
4 und von dieser über einen Hebel 5 auf eine vordere Ausrückstange 6 in an sich
bekannter Weise übertragen.
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Die weitere Bewegungsübertragung erfolgt von einem rückwärtigen Auge
der vorderen Ausrückstange 6 über einen Hebe17, eine hintere Ausrückkurbelwelle
8 und einen Hebel 9 auf eine rückwärtige Ausrückstange 10, 11, 12. Die Stange 10,
11, 12 setzt sich aus einem vorderen Stangentei110 mit einem rohrförmigen Führungsstück
11 und einem hinteren Stangenteil12 zusammen, wobei das vordere Ende des Stangenteiles
12 in dem Führungsstück 11 des Stangenteiles 10 und der hintere Teil des Stangenteiles
12 in einem Fröschchen 13 gleitet, welches in einem Arm 26 eines Winkelhebels 27
zwischen Doppelmuttern 14 und 15 angeordnet ist. Die Teile 2 bis 15 bilden das Aus-
und Einrückgestänge. Der Stangenteil 12 ist außerdem mit einer Doppelmutter 57 und
einer Hülse 16 versehen, die an einer Druckfeder 17 anliegt. Sowohl das Führungsstück
11 als auch die Hülse 16 sind jeweils mit einem Bolzen 11 a bzw. 16 a versehen,
zwischen welche eine Kniehebeleinrichtung angeordnet ist, welche aus zwei Hebeln
18, 20 besteht, wobei der Hebel 18 mit einem Betätigungshebel 19 zur Handbetätigung
der Kniehebeleinrichtung 18, 20 versehen ist (F i g. 1, 4).
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Von einem Ausrückstift 21 des Hebels 18 (F i g. 4) aus ist eine Zugstange
22 nach oben geführt und an einem Zuganker 23 eines Elektromagneten 24 aasgelenkt
(F i g. 1).
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Der andere Arm 28 des Winkelhebels 27 ist mit einer Stange 29 verbunden,
welche mit einem durch zwei Muttern 30 befestigten Haken 31 versehen ist (F i g.
3), welcher ein Ende einer Zugfeder 32 festhält, deren anderes Ende an der Gestellwand
1 befestigt ist. Von der Stange 29 wird sowohl über eine Bremskulisse 33 eine Maschinenbremse
42 bis 52 (F i g. 1 bis 3) bedient als auch über einen doppelarmigen Hebel 34, der
in einem Punkt 35 drehbar gelagert ist und über ein Gleitstück 36 eine Verschiebung
einer als Antriebsscheibe dienenden Kupplungsscheibe 37 einer Kupplung 37, 59 bewirkt,
wobei die Wirkungen von der Maschinenbremse 42 bis 52 und der Kupplungsscheibe 37
unabhängig voneinander mittels Doppelmuttern 38, 39, 40, 41 einstellbar und somit
aufeinander abstimmbar sind. Das Gleitstück 36 ist auf der Welle 58 verschiebbar
angeordnet.
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Die Maschinenbremse 42 bis 52 besteht aus den beiden Gleitstücken
42 mit Zapfen 43, welche an der Innenfläche der Bremskulisse 33 gleiten und von
der Bremskulisse 33 gesteuert werden, den beiden Bremsbacken 44 und 45 mit den Bremsbelägen
46 und 47, in welche oben die Zapfen 43 der Gleitstücke 42 eingreifen (F i g. 2)
und die unten in Lagern 48 und 49 einstellbar angeordnet sind, sowie aus der Druckfeder
50, die von einer Schraube 51 mit Doppelmuttern 52 gehalten wird.
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Aus den F i g. 5 und 6 ist ersichtlich, daß die Steuerung der Maschinenbremse
42 bis 52 auch vermittels eines Spreizkeiles 53 erfolgen kann, welcher somit das
Lösen der Bremse übernimmt, während das Anziehen derselben durch eine außerhalb
der Bremsbacken 44, 45 angeordnete Druckfeder 54 bewerkstelligt wird, welche von
einer Schraube 55 mit Doppelmuttern 56 gehalten wird.
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Die Anordnung und Ausbildung der Maschinenbremse und der Kupplung,
wie in den drei vorangehenden
Abschnitten erläutert, sind nicht
Gegenstand der Erfindung.
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Die Arbeitsweise der Vorrichtung ist folgende: Während des Webens
verbleibt die Kniehebeleinrichtung 18, 20 in der in F i g. 1 dargestellten gestreckten
Lage, wobei durch das Verschieben der Ein- und Ausrückstange 2 die Bedienung der
Maschinenbremse 42 bis 52 und der Kupplungsscheibe 37 erfolgt.
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Hat irgendein Sicherheitsorgan an der Webmaschine angesprochen, so
wird ein Steuerstromkreis geschlossen, welcher bewirkt, daß der Elektromagnet 24
(F i g.1) über einen Schaltschütz an Spannung gelegt wird, wodurch der Zuganker
23 eingezogen und der Ausrückstift 21 des Hebels 18 der Kniehebeleinrichtung
18, 20 mittels der Zugstange 22 angehoben wird. Hierdurch wird bewirkt, daß die
Kniehebeleinrichtung 18, 20 eingeknickt, was durch die Druckkraft der Druckfeder
17 noch beschleunigt wird. Durch die Druckkraft der Feder 17 (F i g. 2) ist zunächst
die Hülse 16 bis an die Doppelmutter 57 gedrückt und danach die Stange 29 durch
die Zugfeder 32 (F i g. 3) nach oben gezogen worden, bis der Arm 28 des Winkelhebels
27, 28 an eine einstellbare Anschlagschraube 25 anstößt, womit die Kupplung 37,
59 gelöst und die Maschinenbremse 42 bis 52 angezogen ist. Diese Lösung geschieht
dadurch, daß mit der Stange 29 der doppelarmige Hebel 34 (F i g. 3) um seinen Drehpunkt
35 nach links gezogen wird; dabei bewegt sich der untere Armteil des Hebels 34 nach
rechts und nimmt dabei das Gleitstück 36 und damit die Kupplungsscheibe 37 mit,
wodurch die Verbindung der Kupplungsscheibe 37 mit der Gegenkupplungsscheibe 59
auf der Antriebswelle 58 gelöst ist.
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Das vordere Ende des an den anderen Arm 26 des Winkelhebels 27 mittels
des Fröschchens 13 angelenkten hinteren Stangenteiles 12 wird hierbei in das Führungsstück
11 des vorderen Stangenteiles 10 hineingeschoben.
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Nach Abstellung des Fehlers kann man die Maschine mittels der Ein-
und Ausrückstange 2 von Hand in die in F i g. 2 strichpunktiert angedeutete ausgerückte
Stellung bringen, wodurch die Kniehebeleinrichtung wieder in ihre in F i g. 1 .dargestellte
Lage zurückfällt. Der Betätigungshebel19 ist nur aus Sicherheitsgründen vorgesehen,
und wird lediglich bedient, falls beobachtet wird, daß die KniehebeIeinrichtung
18, 20 einmal nicht von selbst in ihre gestreckte Lage zurückkehrt, sobald die Ein-
und Aus.-rückstange 2 der Maschine von Hand in die in F i g. 2 strichpunktiert angedeutete
ausgerückte Stellung gebracht wird.
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Durch das Zusammenwirken aller Teile wird erreicht, daß das Abstellen
der Webmaschine auf denkbar rascheste Weise erfolgt. Dies ist einmal darauf zurückzuführen,
daß das Ausknicken der Kniehebeleinrichtung 18, 20 durch die Druckfeder 17 beschleunigt
wird, zum anderen darauf, daß die Teile 3 bis 11 des Aus- und Einrückgestänges einschließlich
der Ein- und Ausrückstange 2 während des Ansprechens der Momentabstellung nicht
bewegt zu werden brauchen, und schließlich auf die äußerst schnelle Wirksamkeit
der Maschinenbremse 42 bis 52.