DE113938C - - Google Patents

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    • DTEXTILES; PAPER
    • D06TREATMENT OF TEXTILES OR THE LIKE; LAUNDERING; FLEXIBLE MATERIALS NOT OTHERWISE PROVIDED FOR
    • D06PDYEING OR PRINTING TEXTILES; DYEING LEATHER, FURS OR SOLID MACROMOLECULAR SUBSTANCES IN ANY FORM
    • D06P5/00Other features in dyeing or printing textiles, or dyeing leather, furs, or solid macromolecular substances in any form
    • D06P5/13Fugitive dyeing or stripping dyes
    • D06P5/138Fugitive dyeing or stripping dyes fugitive dyeing

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  • Engineering & Computer Science (AREA)
  • Textile Engineering (AREA)
  • Coloring (AREA)

Description

KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE Qi.
organischen Färbstoffen gefärbt sind.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 15. November 1898 ab.
Abziehen nennt man in der Färbereitechnik das Decoloriren gefärbter Textilfasern bezw. das Zerstören der auf diesen Fasern künstlich fixirten Farbstoffe, gleichgültig ob die Farbe vollständig zerstört wird, so dafs der Stoff wieder mehr oder weniger weifs erscheint, oder ob die Faser des abzuziehenden Stoffes nur heller werden soll. Das Abziehen der Faser geschieht, um beim Umfärben der Stoffe eine Beeinträchtigung der neuen Farbe durch die noch auf der Faser fixirte zu vermeiden, so dafs auch verschiedenfarbig vorgefärbte Waaren nach dem Umfärben genau ein und dieselbe Nuance zeigen, welche oft heller sein mufs, als die vorher auf den einzelnen Fasern fixirte Farbe.
Im Gegensatz hierzu bezeichnet man mit dem Ausdruck »Bleichen« diejenigen Operationen, welche den Zweck haben, die natürlichen Verunreinigungen der Faser zu entfernen. Jedem Fasermaterial haften derartige Verunreinigungen an und erst nach Entfernung derselben tritt das natürliche reinweifse Aussehen der Faser hervor. ·
Wenn auch die Operationen des Abziehens und des Bleichens im Princip manches gemeinsam haben, so besteht doch in praktischer Hinsicht, d. h. hinsichtlich der Ausführung und hinsichtlich des zu erreichenden Zweckes zwischen beiden ein bedeutender Unterschied.
Gebleichte Stoffe sollen nach Entfernung der natürlichen Verunreinigungen reinweifs erscheinen, während man vom Abziehen nur verlangt, dafs die künstlich fixirten Farbstoffe so weit entfernt werden, als es nöthig ist, um die Stoffe ohne Beeinträchtigung der neuen Farbe wieder färben zu können. In der Praxis abgezogene Bekleidungsstoffe werden niemals ganz weifs erscheinen, da eine vollkommene Entfernung bezw. Entfärbung einmal fixirter Farbstoffe technisch unmöglich ist.
Die einmal fixirten Farbstoffe werden beim Abziehen wohl weniger thatsächlich entfernt, als in schwach gefärbte Verbindungen übergeführt. Dementsprechend kann auch ein vollständiges Abziehen niemals als Bleichen aufgefafst werden.
Wegen der grofsen, mit dem Abziehen verknüpften Schwierigkeiten sah man bisher in den Kleiderfärbereien, Kunstwollfabriken u. s. w. nach Möglichkeit davon ab, die wieder aufzufärbenden Kleidungsstücke bezw. Lumpen abzuziehen, sondern begnügte sich damit, dieselben mit beträchtlich dunkleren und gut deckenden Farbstoffen zu überfärben. Dafs hierbei die Auswahl der Farbstoffe ganz ungemein beschränkt ist und sehr häufig die Farben nicht nach Wunsch ausfallen, liegt auf der Hand. Ein ganz dunkles Blau, Braun oder Schwarz sind wohl die einzigen Farben, bei denen man eine wesentliche Beeinträchtigung der gewünschten Farbe durch die schon auf dem Stoff befindliche Farbe nicht zu befürchten hat. Sehr häufig aber sind schon die vorhandenen Grundfarben dunkel und so verschiedenartig, dafs es-nicht einmal möglich ist, dasselbe Schwarz auf diese verschiedenen Stoffe zu färben. Es können z. B. ein braunes und ein
blaues Kleid nicht immer in ein Schwarz von ' ganz gleicher Nuance umgefärbt werden, so dafs bisher die gefärbten Reste verschiedenfarbiger Kleidungsstücke nicht nach Belieben zur Herstellung eines Kleidungsstückes benutzt werden konnten. Diese Uebelstände gaben häufig in der Schönfärberei zu Beanstandungen und Unannehmlichkeiten Veranlassung; um dieselben zu vermeiden, griff man meist zu einem noch nachtheiligeren Aushülfsmittel, d. h. man nahm, um die Grundfarben gut zu »decken«, eine grofse Menge Farbstoff, so dafs die Kleidungsstücke mehr oder weniger »überfärbt« wurden. Die schon gefärbte Faser nimmt eine so grofse Menge Farbstoff nicht mehr auf, derselbe lagert sich nur oberflächlich ab und schmutzt bei nachherigem Tragen der so aufgefärbten Kleidungsstücke in äufserst unangenehmer Weise ab. Aufserdem verfheuert eine grofse Menge Farbstoff das Färben ganz ungemein.
Aus den angeführten Thatsachen geht hervor, dafs das Abziehen der Farben vor dem Wiederauffärben der Bekleidungsstoffe eine nicht zu umgehende Operation ist. Um einen gefärbten Stoff zu entfärben oder decoloriren, arbeitete man bisher in der Weise, dafs man die gefärbten Waaren auf ein kochendes Bad brachte, welches gerade so viel starke Säure, wie Salzsäure, Schwefelsäure, Salpetersäure, enthielt, als man anwenden konnte, ohne das Fasermaterial allzu sehr anzugreifen. In derselben Weise wurden namentlich bei Wollwaaren auch kochende Bäder angewendet, welche Seife neben so viel ätzendem oder kohlensaurem Alkali enthielten, als es die Widerstandsfähigkeit der Wollfaser erlaubte. Die Mangelhaftigkeit und Unsicherheit dieser Verfahren liegt auf der Hand. Kochende Säurebäder oder alkalische Bäder, welche so stark gehalten sind, dafs eine mäfsig echte Farbe abgezogen wird, beeinträchtigen und schwächen jedes Fasermaterial, und zu viel Alkali oder Säure zerstört die Faser, wogegen viele Farbstoffe sowohl gegen Säuren als auch gegen Alkalien sehr echt sind, manchmal sogar widerstandsfähiger als die Faser selbst.
Am meisten Verwendung fand in der Praxis die Salpetersäure oder ein Gemenge derselben mit Salzsäure oder Schwefelsäure. Aber auch hier kann von einem eigentlichen Decoloriren der Faser nicht gesprochen werden, sondern die auf dieser fixirten Farbstoffe werden, wie auch theilweise die Faser selbst, in gelbe Nitroproducte übergeführt, welche dem Material eine so intensiv gelbe Farbe geben, dafs ein. Färben der so behandelten Stoffe zur Unmöglichkeit wird, wenn es sich um Farben handelt, welche dem Gelb complementär sind: z. B. Violett oder Blau. Die erwähnte Behandlung in kochenden, alkalischen Bädern beeinflufst ebenfalls alle Fasern, namentlich aber die thierischen sehr ungünstig. Dieselben verlieren mehr oder weniger ihre Structur, verfilzen sich, und die Stoffe laufen sehr stark ein, welch letztere Eigenschaft besonders dann sehr nachtheilig ist, wenn sie bei fertigen Kleidungsstücken auftritt. Die pflanzliche Faser wird durch kochende Behandlung mit Alkalien rauh und wollig, durch Säuren stark geschwächt.
Um die besagten Uebelstände zu beheben, ist von E. Schnabel (Färber-Zeitung von Lehne 1891/92, 185, 395) und Herzfeld (»Die Praxis der Färberei« 1893, 401) beschrieben worden, die Faser mit Kaliumpermanganat und dann mit Natriumbisulfit oder mit einer alkalischen Lösung von Wasserstoffsuperoxyd zu behandeln. Beide Verfahren haben sich aber infolge ihres hohen Preises, ihrer Umständlichkeit und geringen Wirksamkeit halber in der Praxis nicht eingeführt.
Durch neu angestellte Versuche wurde nun in der hydroschwefligen Säure bezw. ihren Salzen ein Mittel gefunden, welches in überraschender Weise höchst energisch auf alle Färbungen, selbst auf die echtesten, einwirkt und dieselben vollständig zerstört, ohne jedoch die Faser selbst anzugreifen und zu Gelbfärbungen Anlafs zu geben wie die Salpetersäure.
Die Anwendung der hydroschwefligen Säure geschieht am besten in Form ihrer Salze, besonders in Form des sauren hydroschwefligsauren Natrons. Es dürfte wohl kaum einen künstlichen oder natürlichen Farbstoff geben, welcher der sehr stark reducirenden Kraft dieser Säure zu widerstehen vermag. Sogar die echtesten Azo- und Polyazofarbstoffe, wie Sulfoncyanin, Diamantschwarz, welche bisher durch kein bekanntes Mittel von der Faser zu entfernen waren, werden durch hydroschweflige Säure vollkommen zerstört. So wird z. B. das Diamantschwarz (Bayer) nach den oben angezogenen Literaturstellen durch die Behandlung mit Kaliumpermanganat und Natriumbisulfit und alkalischer Wasserstoffsuperoxydlösung nur eine Spur heller, während dasselbe durch einmalige Behandlung mit hydroschwefliger Säure vollständig entfärbt und in ein schmutziges Gelbgrau übergeführt wird. Die in der Schönfärberei meist gebrauchten Farbstoffe, wie Sulfoncyanin, Naphtolschwarz, Naphthylamiiischwarz, Brillants'chwarz und dergl., waren bisher durch kein Mittel wieder von der Faser zu entfernen oder auch nur heller zu machen. Durch Anwendung der hydroschwefligen Säure werden diese Farbstoffe jedoch vollständig zerstört, so dafs. der so be-, handelte Stoff in jeder beliebigen Farbe neu gefärbt 'werden kann.
Im D. R. P. 4387, Kl. 8, wird die Anwendung der hydroschwefligen Säure zum Bleichen in
Verbindung mit echtem Bläuen der Wolle beschrieben. Dieses Verfahren verfolgt einen anderen Zweck, nämlich rohe Wolle zu bleichen, d. h. ihr durch Entfernen der natürlichen Verunreinigung eine reine Weifse zu verleihen; das vorliegende Verfahren hat dagegen den Zweck, die auf der Faser fixirten Farbstoffe zu zerstören, so dafs der Stoff auch in wesentlich helleren Tönen neu gefärbt werden kann.
Die Ausführung des neuen Abziehverfahrens ist sehr einfach. Man bringt die zu entfärbenden Stoffe in ein genügend starkes, kaltes oder lauwarmes Bad von saurem unterschwefligsaurem Natron und läfst sie hierin so lange liegen, bis sie hell genug geworden sind, um in der neuen Farbe ausgefärbt werden zu können. Zu diesem Zweck werden 2 bis 4 Stunden in den weitaus meisten Fällen vollkommen ausreichen, jedoch kann man in schwierigen Fällen den Stoff auch länger, z. B. über Nacht liegen lassen. Gegen Ende der Operation kann man die Wirkung des Abziehbades durch Erwärmen etwas verstärken. Auch kann man dem Bade sehr gut eine Kleinigkeit organischer oder anorganischer Säuren zufügen, ebenso kann man andere Reductionsmittel zusetzen, z. B. Zinnchlorid und Salzsäure. Das Hydrosulfitbad mufs gut zugedeckt bleiben. Nach Beendigung des Abziehens werden die Stoffe gut in kaltem Wasser abgespült und sind zum Neufärben 'fertig.
Die Ausführung des Abziehverfahrens soll an folgenden zwei Beispielen gezeigt werden:
Beispiel I.
Die"Theile eines zertrennten, mit etwa 6 pCt. Diamantschwarz (Bayer) gefärbten und mit ι pCt. Kaliumbichromat chromirten Kleides werden mit warmem Wasser genetzt und danach in eine etwa 100Be. starke Lösung von saurem hydroschwefligsauren Natron gebracht. Hierin verbleibt der Stoff so lange, bis er hell genug geworden ist, um die neue Farbe färben zu können. Dies ist etwa nach zwei Stunden der Fall, und nachdem man gegen Ende dieser Zeit etwas erwärmt hat, etwa auf 500C, wird wieder gespült und gefärbt.
Beispiel II.
Ein unzertrenntes wollenes Damenkleid, gefärbt mit 4 pCt. Sulfoncyanin 3 R. (Bayer) und mit Y3 pCt. Kaliumbichromat chromirt, dessen Futter mit Blauholz gefärbt ist, bringt man zunächst auf ein handheifses, mit wenig Seife und Soda bestelltes Bad und zieht hierin etwa V2 Stunde um. Dann wird das Kleid gut gespült und, wie in Beispiel 1 beschrieben ist, abgezogen. Danach wird abermals gespült und das Kleid kann, wie allgemein üblich, in jeder beliebigen Farbe angefärbt werden.
Die Hydrosulfitbäder können in der Regel stehen bleiben und nach weiterem Zusatz der wirksamen Ingredienzien weiter benutzt werden.
Man kann auch die abzuziehenden Bekleidungsstoffe zunächst nach einer der bekannten, oben beschriebenen Methoden abziehen und dann erst mit Hydrosulfit behandeln, um auf diese Weise den letzten Rest Farbstoff zu entfernen.
Es ist für die Ausübung des neuen Verfahrens gleichgültig, ob die abzuziehenden Bekleidungsstoffe als fertige Kleidungsstücke in zertrenntem oder unzertrenntem Zustande vorliegen oder ob sie zum Zweck der Verarbeitung als Kunstwolle zerrissen worden sind.

Claims (1)

  1. Patent-Anspruch:
    Verfahren zum Abziehen der Farbe von Textilstoffen, welche mit künstlichen oder natürlichen organischen Farbstoffen gefärbt sind, darin bestehend, dafs man die gefärbten Stoffe, eventuell nach vorheriger Behandlung mit anderen gebräuchlichen Mitteln zum Abziehen der Farbe mit hydroschwefliger Säure oder ihren Salzen, im Besonderen mit saurem hydroschwefligsauren Natron behandelt.
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