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Verfahren zur 21-Acyloxylierung von 9(11)-Dehydro-20-ketosteroiden
der Pregnan- und Allopregnanreihe Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur 21-Acyloxylierung
von 9(11)-Dehydro-20-ketosteroiden der Pregnan- und Allopregnanreihe unter Bildung
entsprechender, in 9(11)-Stellung ungesättigter 20-Keto-21-acyloxysteroide.
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Es sind bereits verschiedene Verfahren zur Einführung einer Acetoxygruppe
in die 21-Stellung von Steroiden der Pregnan- oder Allopregnanreihe mil 20-ständiger
Ketogruppe beschrieben. Diese Einführung erfolgt üblicherweise entweder auf mikrobiologischem
Wege (Wettstein, Experientia, Bd.ll [1955], S.465) oder durch chemische Verfahren.
In der Literatur (H o gg und Mitarbeiter, Journ. Amer. Chem. Soc., Bd. 77 [1955],
S. 4436) ist beispielsweise eine selektiv in 21-Stellung erfolgende Oxalsäurekondensation
beschrieben, an die sich Jodierung, Hydrolyse und Ersatz des Jods mittels eines
Alkaliacylats anschließen. Neuerdings haben Ringold und Stork (Journ. Amer. Chem.
Soc., Bd.80 [1958], S. 250) ein einfacheres Verfahren zur Herstellung von 21-Acetoxysteroiden
mitgeteilt, das im wesentlichen darin besteht, eine Jodierung in einem Gemisch aus
Tetrahydrofuran und Methanol- in Gegenwart einer Base, z. B. von festem Calciumoxyd
oder wäßrigem Natriumhydroxyd, durchzuführen. Dadurch erhält man das 21-Monojodderivat,
das man dann in die 21-Acetoxyverbindung überführt, indem man es mit Kaliumacetat
in Aceton umsetzt und anschließend zur Entfernung noch vorhandenen Jods eine Behandlung
mit wäßrig-methanolischem Bisulfit durchführt. Die genannten Autoren geben für diese
beiden Stufen eine Gesamtausbeute von 600/, bei der Herstellung der Reichsteins-Substanz-S
und von 40 bis 450/, bei der des Desoxycorticosteronacetats an. Sie führen aus,
daß das Verfahren zur Herstellung von Corticosteronacetat, des Acetats der 1(2)-Dehydro-Reichsteins-Substanz-S,
des Dehydrocorticosteronacetats und des Pregnan-3oc,21-diol-11,20-dion-21-acetats
anwendbar sei.
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Aus der Literaturstelle Journ. Am. Chem. Soc., Bd.80 (1958), S.4001fi:,
ist die 21-Acetoxylierung von 9(11)-Allopregnen-3ß,17x-diol-20-on bekannt. Die Autoren
erzielten hier eine Ausbeute von 73 °/o.
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Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens, bei dem die
21-Dijodverbindungen als Zwischenprodukte auftreten, werden die gewünschten 21-Acyloxyverbindungen
von 9(11)-Dehydro-20-ketosteroiden der Pregnan- und Allopregnanreihe in Ausbeuten
von über 850/, erhalten. Die verfahrensgemäß herstellbaren, in 9(11)-Stellung
ungesättigten 20-Keto-21-acyloxysteroide stellen wertvolle Zwischenprodukte für
die Herstellung von Verbindungen mit 9a-ständigem Halogen und llß-ständiger Hydroxylgruppe,
z. B. 9x-Fluor-hydrocortisonacetat, 9x-Fluor-prednisolonacetat, 16x-Methyl-9x-fluor-prednisolonacetat
und 6x,9x-Difluor-prednisolonacetat dar.
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Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird zunächst ein in 9(11)-Stellung
ungesättigtes 20-K.etosteroid der Pregnan- oder Allopregnanreihe, das noch weitere
funktionslle Gruppen enthalten kann, in Methanol bei einer Temperatur von 26 bis
28'C mit etwa 2 Moläquivalenten Jod in Gegenwart von Calciumchlorid und Calciumoxyd
zur Erzielung einer Dijodverbindung umgesetzt. Danach isoliert man die gebildete
21-Dijodverbindung und setzt sie in einem inerten organischen =Lösungsmittel, insbesondere
in Aceton, mit einem Alkaliacylat, gegebenenfalls in Gegenwart einer geringen Menge
Essigsäure, in an sich bekannter Weise um.
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Als Alkaliacylat kann man Kaliumacetat oder auch das Alkalisalz einer
anderen organischen Säure verwenden, z. B. der Ameisensäure, Propionsäure, Buttersäure,
Benzoesäure, Hexahydrobenzoesäure, Hexahydroterephthalsäure, tert.-Butylessigsäure,
Bernsteinsäure, Phenylessigsäure oder Cyclopentylpropionsäure. Die Tatsache, daß
bei dem erfindungsgemäßen Verfahren aus der Dijodverbindung des in 9(11)-Stellung
ungesättigten
20-Ketosteroids selektiv die 2I-Monoacyloxyverbindung gebildet wird, ist überraschend.
Mit 20-Ketosteroiden ohne 9(11)-ständige Doppelbindung vorgenommene Vergleichsversuche
haben nicht zum Erfolg geführt. Bei diesen Vergleichsversuchen wurden beispielsweise
17a-Hydroxy-progesteron, 6a-Methyl-4-pregnen-llß,17x-diol-3,20-dion und 16a-Methyl-1,4-pregnadien-llß,17a-diol-3,20-dion
als Ausgangsstoffe verwendet.
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Nach einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens
setzt man ein in 9(11)-Stellung ungesättigtes 20-Ketosteroid der Prenan- oder Allopregnanreihe
in Methanol bei einer Temperatur von 26 bis 28'C mit etwa 2 Moläquivalenten Jod
in Gegenwart von Calciumchlorid und Calciumoxyd um, gießt das Reaktionsgemisch nach
beendeter Umsetzung in 2 bis 501, Essigsäure enthaltendes eisgekühltes Wasser
ein, isoliert die gebildete Dijodverbindung durch Abfiltrieren oder Zentrifugieren
und erhitzt sie mit einer Suspension von Kaliumacetat in Aceton, gegebenenfalls
in Gegenwart einer geringen Menge Essigsäure, zum Sieden unter Rückfluß, kühlt ab,
entfernt einen Teil des Lösungsmittels, fällt die erhaltene 21-Acetoxyverbindung
mit Wasser und isoliert sie in üblicher Weise -durch Filtrieren oder Zentrifugieren.
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Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann jedes 20-Ketosteroid
der Pregnan- oder Allopregnanreihe, das eine 9(11)-ständige Doppelbindung aufweist,
als Ausgangsstoff verwendet werden. Daneben können die Ausgangsstoffe weitere funktionelle
Gruppen enthalten, da diese die verfahrensgemäße Umsetzung nicht stören. Als Beispiele
für derartige Gruppen seien die folgenden genannt: 3- und 6-ständige Ketogruppen
und in diese überführbare Gruppen, 3-, 4-, 5-, 6-, 7-, 15-, 16- und 17-ständige
Hydroxylgruppen und in diese überführbare Gruppen, 1-, 4-, 5- und 16-ständige Doppelbindungen,
6-ständige Halogenatome und 1-, 6- und 16-ständige Methylgruppen.
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Als typische Beispiele für die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren
acyloxylierbaren, in 9(11)-Stellung ungesättigten 20-Ketosteroide der Pregnan- und
Allopregnanreihe seien genannt: 9(11)-Pregnen- oder -Allopregren-3,20-dion, 4,9(I1)-Pregnadien-3,20-dion,
5,9(11)-Pregnadien-3ca- oder -3ß-ol-20-on, 9(11)-Pregnen- oder -AUopregnen-3a- oder
-3ß,l7x-diol-20-on, 9(11)-Pregnen- oder -Allopregnen-17a-ol-3,20-dion, 4,9(11)-Pregnadien-4-ol-3,20-dion,
4,9(11)-Pregnadien-6oc- oder -6ß-ol-3,20-dion, 4,9(11)-Pregnadien-3,6,20-trion,
4,9(11)-Pregnadien-17a-ol-3,20-dion, 1,4,9(11)-Pregnatrien-17a-ol-3,20-dion, 4,9(11)-Pregnadien-4,17a-diol-3,20-dion,
4,6,9(11)-Pregnatrien-17a-ol-3,20-dion, 6x- oder 6ß-Fluor-4,9(11)-pregnadien-17ca-ol-3,20-dion,
4,9(11)-Pregnadien-6x oder -6ß-17oc-diol-3,20-dion, 4,9(11)-Pregnadien-17a-ol-3,6,20-trion,
6ca- oder _6ß-Methyl-4,9(11)-pregnadien-17a-ol-3,20-dion, 6a- oder 6ß-Fluor-1,4,9
(11)-pregnatrien-17a-ol-3,20-dion, 1,4,9(11)-Pregnatrien-6a- oder -6ß,17ca-diol-3,20-dion,
6a- oder 6ß-Methyl-1,4,9(11)-pregnatrien - 17a - o1 - 3,20 - dion, 1,4,9(11)-Pregnatrien-16a-
oder -16ß,17a-diol-3,20-dion-16-acetat, 16x- oder 16ß-Methyl-9(11)-pregnen- oder
-allopregnen-17ec-ol-20-on, 16a- oder 16ß-Methyl-4,9,(11)-pregnadien-17oc-ol-20-on,
16x- oder 16ß-Methyl-1,4,9 (11)-pregnatrien-17x-ol-20-on.
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Die folgenden Beispiele erläutern das erfindungsgemäße Verfahren.
Beispiel 1 Herstellung des 16a-Methyl-1,4,9(11)-pregnatrien-17a,21-diol-3,20-dion-21-acetats
A. Herstellung des 16x-Methyl-21-dijod-1,4,9(11)-pregnatrien-17a-ol-3,20-dions Man
führt 5 g 16a-Methyl-1,4,9(11)-pregnatrien-17a-ol-3,20-dion in 25 ccm Methanol,
das 211/, Calciumchlorid enthält, ein und gibt 2,5 g gebrannten Kalk und dann innerhalb
von 2 Stunden unter Aufrechterhaltung einer Temperatur von 26 bis 28°C 7,07 g Jod
in 25 ccm Methanol, das 10 °/o Calciumchlorid enthält, zu. Man kühlt ab, hält 1
Stunde bei -10°C, saugt ab, wäscht mit eisgekühltem Methanol, gießt in 500 ccm eisgekühltes
Wasser, das 15 ccm Essigsäure enthält, ein, saugt ab, wäscht mit Wasser und trocknet
im Vakuum bei 20 bis 25'C. Man erhält so das 16x-Methyl-21-dijod-1,4,9(11)-pregnatrien-17a-ol-3,20-dion
in einer Ausbeute von
900/, der Theorie; F. = 243 bis 245°C (Zersetzung),
[x]'0' = -i-127,5° -i- 1,5 (c = 1
% in Chloroform).
Analyse: C"Has0al2 = 592,27. |
Berechnet ... C44,61, H4,42, 142,860/,; |
gefunden ... C44,8, H4,5, 143,0 °/a. |
Diese Verbindung ist neu. |
B. Herstellung des 16a-Methyl-1,4,9(I1)-pregnatrien-17a,21-diol-3,20-dion-21-acetats
Zu einer Suspension von 10 g wasserfreiem Kaliumacetat in 100 ccm Aceton, das 10/,
Wasser enthält, gibt man 0,5 ccm Essigsäure, erwärmt unter Rühren auf 40 bis 45'C
und führt in das Gemisch rasch 5 g des nach A erhaltenen 16x-Methyl-21-dijod-1,4,9(11)-pregnatrien-17ec-ol-3,20-dions
ein. Man erhitzt 11/Z Stunden zum Sieden unter Rückfluß, kühlt auf 20 bis 25'C ab,
engt im Vakuum auf 50 ccm ein, gibt 20 ccm Wasser zu und fällt die Substanz durch
Eingießen in 500 ccm eisgekühlten Wassers. Man kühlt ab, hält 1 Stunde bei 0°C,
saugt ab, wäscht mit Wasser und trocknet bei 80°C. Man erhält so die 21-Acetoxyverbindung
in quantitativer Ausbeute, bezogen auf die 21-Dijodverbindung.
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Das erhaltene Produkt ist mit der von Oliveto und Mitarbeiter (Journ.
Amer. Chem. Soc., Bd. 80 [1958], S.4431) beschriebenen Verbindung in jeder Hinsicht
identisch. Beispiel 2 Herstellung des 16a-Methyl-9(11)-pregnen-3a,17a,21-triol-20-on-21-acetats
A. Herstellung des 16a-Methyl-21-dijod-9 (11)-pregnen-3oc,17oc-diol-20-ons Man führt
0,83 g 16a - Methyl - 9(11) - pregnen-3a,17a-diol-20-on in 8,4 ccm Methanol, das
5°/p Calciumchlorid enthält, ein und gibt 0,83 g gebrannten Kalk, dann unter Aufrechterhaltung
einer Temperatur von 27 bis 28°C langsam im Maße der Entfärbung 1,16g Jod in 4 ccm
Methanol, das 10°/o Calciumchlorid enthält, zu.
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Man läßt 5 Minuten bei gewöhnlicher Temperatur stehen und gießt langsam
in 100 ccm eisgekühltes Wasser ein, das 2,5 ccm Essigsäure enthält. Man saugt ab,
wäscht mit Wasser und trocknet im Vakuum bei einer Temperatur von 20°C. Die Ausbeute
beträgt 98 % der Theorie.
Das Rohprodukt, das eine neue Verbindung
darstellt, wird direkt für die folgende Umsetzung verwendet.
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B. Herstellung des 16x-Methyl-9(11)-pregnen-3( ,17x,21-triol-20-on-21-acetats
Zu einer Suspension von 2 g wasserfreiem Kaliumacetat in 20 ccni Aceton mit einem
Gehalt von 10/, Wasser gibt man 0,1 ccm Essigsäure, erwärmt unter Rühren auf 40
bis 45°C und versetzt das Gemisch rasch mit 1 g des nach A erhaltenen rohen 16x-Methyl-21
- dijod - 9(11) - pregnen - 3a,17x - diol - 20 - ons. Man erhitzt 11/2 Stunden zum
Sieden unter Rückfluß, kühlt auf 20 bis 25'C ab, destilliert im Vakuum 10 ccm Aceton
ab, gibt 5 ccm Wasser zu und fällt die Substanz durch Eingießen in 100 ccm eiskalten
Wassers. Man kühlt 30 Minuten, saugt ab, wäscht mit Wasser und trocknet bei 80°C.
Man erhält so das 16a - Methyl - 9(11) - pregnen - 3x, 17N,21 - triol-20-on-21-acetat
in einer Gesamtausbeute von 860/"
bezogen auf das als Ausgangsstoff verwendete
16.x - Methyl - 9(11) - pregnen - 3"x, 11x - diol - 20 - on. Die erhaltene 21-Acetoxyverbindung
liegt in Form kleiner weißer Kristalle vor, die in Wasser unlöslich und in Äther
schwerlöslich sind. F. = 224 bis 226°C, [x]ö = -i-49° (c = 0,5°/o in Aceton).
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Beispiel 3 Herstellung des 9(11)-Pregnen-3a,17x,21-triol-20-on-21-acetats
A. Herstellung des 21-Dijod-9(11)-pregnen-3a,17oc-diol-20-ons Man führt 1 g 9(11)-Pregnen-3a,17a-diol-20-on
in 10 ccm Methanol, das 501, Calciumchlorid enthält, ein und gibt 1 g gebrannten
Kalk und dann unter Aufrechterhaltung einer Temperatur von 26 bis 28'C in 55 Minuten
im Maße der Entfärbung 1,526 g Jod in 5 ccm Methanol, das 10°/o Calciumchlorid enthält,
zu. Man läßt 15 Minuten bei 25°C stehen und gießt langsam in 100 ccm eisgekühltes
Wasser ein, das 3 ccm Essigsäure enthält. Man saugt ab, wäscht mit Wasser und trocknet
im Vakuum bei gewöhnlicher Temperatur. Die Ausbeute beträgt 970/, der Theorie.
Das erhaltene, in der Literatur bisher noch nicht beschriebene rohe Produkt kann
direkt für die folgende Stufe verwendet werden.
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B. Herstellung des 9(11) - Pregnen - Ix, 17,x,21 - triol-20-on-21-acetats
Zu einer Suspension von 2 g wasserfreiem Kaliumacetat in 20 ccm Aceton mit einem
Wassergehalt von 1 °/o gibt man 0,1 ccm Essigsäure, erwärmt unter Rühren auf 40
bis 45°C und führt in das Gemisch 1 g des nach A erhaltenen rohen 21-Dijod-9(11)-pregnen-3a,17a-diol-20-ons
ein. Man erhitzt 11/2 Stunden zum Sieden unter Rückfluß, kühlt auf 20 bis 25'C ab,
destilliert im Vakuum 10 ccm Aceton ab, fügt 4 ccm Wasser zu und fällt die Substanz
durch Eingießen in 100 ccm eisgekühltes Wasser. Man kühlt noch 1 Stunde auf Eis,
saugt ab, wäscht mit Wasser und trocknet bei 80°C. Man erhält so das 9(11)-Pregnen-3a,17x,21-triol-20-on-21-acetat
in einer Ausbeute von 88°/o der Theorie; F.=230 bis 232°C, [x] 'D' = -i-62° (c =
0,5 °/o in Aceton).
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Die Ausbeute von 880/, bezieht sich auf das eingesetzte 9(I1)-Pregnen-3a,17x-diol-20-on.