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Optisches Richtgerät zum Richten eines Geschützes Die Erfindung bezieht
sich auf ein optisches Richtgerät zum Richten eines Geschützes mit zwei an beiden
Enden einer waagerechten Basis sichtenden Zielfernrohren, von denen das erste zum
Richten nach der Seite mittels einer senkrechten Marke in ihm und das zweite zum
Richten nach der Höhe dient. Den bekannten Richtgeräten dieser Art ist es gemeinsam,
Entfernungsmesser zu benutzen, deren optisches System bewegliche Teile aufweist,
mittels deren man zwei Bilder des Zieles in eine gewisse gegenseitige Lage einstellen
kann. Das Ergebnis der Entfernungsmessung mit diesen bekannten Entfernungsmessern
hängt unter anderem von der exakten Steuerung der beweglichen Teile ab. Außerdem
wirkt sich jedes Spiel zwischen den beweglichen Teilen nachteilig auf die Genauigkeit
des Meßergebnisses aus.
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Es sind auch Entfernungsmesser bekannt, bei denen die an den Enden
einer Basis angeordneten Fernrohre gegeneinander unverstellbar verbunden sind. Diese
bekannten Entfernungsmesser haben den Vorteil, daß ihr optisches. System keine gegeneinander
verstellbaren Teile aufweist, so daß mit diesem Entfernungsmesser die oben geschilderten
Nachteile der Entfernungsmesser mit gegeneinander beweglichen Teilen vermieden werden
können.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das über ein halbes Jahrhundert
lang bekannte Prinzip eines Entfernungsmessers mit gegeneinander unverstellbar verbundenen
Fernrohren zum Richten eines Geschützes anzuwenden. Diese Aufgabe ist gemäß der
Erfindung dadurch gelöst, daß beide Zielfernrohre gegenüber dem Geschützrohr unverstellbar
angeordnet sind, wobei im zweiten Fernrohr zum Richten nach der Höhe eine schräg
über das Bildfeld laufende ballistische Strichmarke, die der Entfernung zum Ziel
den zugehörigen Aufsatzwinkel zuordnet, vorgesehen ist.
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Beim Richten eines Geschützes mit dem Richtgerät gemäß der Erfindung
müssen lediglich die senkrechte Strichmarke des ersten Fernrohres durch Schwenken
des Geschützrohres um eine senkrechte Achse und anschließend die ballistische Strichmarke
im zweiten Fernrohr durch Schwenken des Geschützrohres um eine waagerechte Achse
zur Dekkung gebracht werden. Dann ist das Geschützrohr genau nach Seite und Höhe
eingerichtet.
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Durch die Erfindung werden alle Ungenauigkeiten, die durch gegeneinander
verstellbare Teile im Entfernungsmesser entstehen können, vermieden.
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Ein besonderer Vorteil der Erfindung besteht darin, daß beide Fernrohre
starr mit dem Geschützrohr verbunden werden können. Das optische System bildet dann
also mit dem zu richtenden Geschützrohr ein starres System, so daß keinerlei Ungenauigkeiten
durch Spiel zwischen beweglichen Teilen od. dgl. eintreten können. Ein weiterer
entscheidender Vorteil der Erfindung besteht darin, daß die ballistische Strichmarke
auswechselbar sein kann, so daß man das Richtgerät für verschiedene Schießverhältnisse,
insbesondere für verschiedene Munitionen, sehr schnell und einfach durch Auswechseln
der ballistischen Strichmarke anpassen kann.
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In der Beschreibung ist die Erfindung an Hand eines in den Zeichnungen
dargestellten Ausführungsbeispiels im einzelnen erläutert.
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Fig. 1 ist eine Draufsicht auf einen Geschützaufsatz in einem Panzerwagen,
wobei verschiedene Ziele in Zielrichtung schematisch dargestellt sind; Fig. 2 ist
die im linken Fernrohr sichtbare Strichmarke; Fig. 3 zeigt das Blickfeld im rechten
Fernrohr, wobei die Lage von vier Zielen eingezeichnet ist; Fig. 4 ist die linke
Strichmarke nach Richten des Geschützes auf den erforderlichen Aufsatzwinkel; Fig.5
veranschaulicht das Blickfeld im rechten Fernrohr und dient der Erläuterung der
ballistischen Strichmarke; Fig. 6 zeigt das Anvisieren des Zieles mit Hilfe der
Strichmarke im rechten Fernrohr;
Fig.7 zeigt das Blickfeld nach
Zentrierung der Strichmarke, und Fig. 8 ist ein Schema des optischen Aufbaues des
erfindungsgemäßen Richtgerätes.
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Fig. 1 ist eine teilweise Draufsicht auf einen Geschützturm
10 in einem Panzerwagen mit einer Scharte 11 für das Geschützrohr 12. Der
Verschluß am rückwärtigen Ende 13 des Rohres 12 befindet sich innerhalb des Turms.
Das Geschützrohr ist im Turm 10 in üblicher Weise derart gelagert, daß die Rohrmündung
nach oben oder unten verschwenkt werden kann. Außerdem ist der Turm 10 mitsamt dem
.Geschütz in -der waagerechten Ebene drehbar. Ferner ist in üblicher Weise seitlich
vom Geschütz, gegenüber dem Verschluß 13 etwas nach vorn gerückt, ein Sitz 14 für
den Richtschützen vorgesehen.
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Rechts und links vom Verschluß 13 erstreckt sich ein Tubus 15 mit
zwei Fernrohren. Die beiden Fernrohre ragen zu beiden Seiten aus dem Turm 10 heraus.
Das linke Fernrohr ist mit einem Okular 18, einem Sichtfenster 16 -und einem Strichmarkenträger
21 mit einer vertikalen Strichmarke ausgerüstet. Das rechte Fernrohr, welches ein
vom linken Fernrohr völlig unabhängiges optisches System darstellt, hat gleichfalls
ein Okular 19 sowie ein Sichtfenster 17 und ist zum Einsetzen mehrerer Strichmarkenträger
22 eingerichtet, von denen eine jede eine Strichmarke in der Form einer festen Kurve
aufweist.
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Das Fernrohr 15 ist entweder am Geschützrohr starr befestigt oder
jedenfalls mit dem Rohr durch eine Parallelogrammführung derart verbunden, daß bei
einem Verschwenken des Geschützrohres 12 das Fernrohr 15 um den gleichen Winkel
mitverschwenkt wird. Zugleich bleibt der Tubus parallel zu den Lagerzapfen 23 des
Geschützrohres.
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Beim Visieren beobachtet der Richtschütze zunächst durch das Okular
18 des linken Fernrohres und durch das Sichtfenster 16. Nunmehr schwenkt
er den Turm, bis die vertikale Strichmarke 21 in der Mitte des Blickfeldes das Ziel
genau halbiert. Die senkrechte Strichmarke 21 verbleibt nun in der Mitte des Zieles,
wenn das Rohr auf den gewünschten Aufsatzwinkel gerichtet wird, weil die Strichmarke
zur Rohrzapfenachse senkrecht steht.
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Zum Richten auf den richtigen, der Geschoßart und der Schußweite entsprechenden
Visierwinkel beobachtet nunmehr der Richtschütze durch das rechte Okular
19. Dabei erscheint im Blickfeld die kurvenförmige Strichmarke 22. Das Rohr
wird nun der Höhe nach gerichtet, bis das Ziel 20 auf dem gekrümmten Ast der Strichmarke
22 liegt, wie dies in Fig. 6 und 7 veranschaulicht ist. Sobald sowohl die vertikale
Marke 21 im linken Zielfernrohr als auch die kurvenförmige Marke 22 im rechten Zielfernrohr
durch die Mitte des Zieles gehen, ist das Geschütz mit dem richtigen Aufsatzwinkel
für einen Treffer gerichtet. Es ist besonders darauf hinzuweisen, daß bei diesem
Vorgang der Richtschütze zu keiner Zeit die tatsächliche Schußweite bzw. Entfernung
zum Ziel zu kennen braucht.
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Das Verfahren zur Erlangung der gekrümmten Strich- oder Punktkurve
auf der Visierscheibe des rechten Fernrohres beruht auf der Ausführung einer optischen
Triangulation. Dies soll an Hand der Fig. 1 näher erläutert werden. Über dem Tubus
15 als Basis bilden die Visierlinien vom rechten Sichtfenster 16 und vom linken
Sichtfenster 17 zum Ziel die Seiten einen Dreiecks mit den Basiswinkeln bei 16 und
17 und dem Winkel bei R1 bzw. R2, R3 oder R4 an der Spitze.
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Zur Bestimmung der Kurve benutzt man zweckmäßigerweise .Zielpunkte,
deren Entfernung bekannt ist. Beispielsweise seien dies die bereits erwähnten Zielpunkte
R1, -R2, R3 und R4 in Fig. 1. Wenn man nunmehr die Bildpunkte der vier Ziele R1,
R, R3 und R4 auf dem Strichmarkenträger 22 des rechten Fernrohres in der Horizontalen
markiert, dann entsprechen also diese Punkte der Lage nach den bekannten Entfernungen
der vier Ziele, und das Fernrohr mit den entsprechend markierten Entfernungen könnte
sodann durch Interpolation zur Entfernungsbestimmung benutzt werden. Dies wäre naturgemäß
nur dann der Fall, wenn das betreffende Ziel zugleich von der senkrechten Strichmarke
im linken Fernrohr halbiert wird. Die Entfernung könnte dann im rechten Fernrohr
dadurch bestimmt werden, daß die Lage des Bildpunktes des anvisierten Zieles mit
der Lage der Bildpunkte der Ziele bekannter Entfernung verglichen wird.
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Unter Zugrundelegung des oben erläuterten Verfahrens zur Entfernungsbestimmung
kann nun bekannten ballistischen Schießtafeln der Visierwinkel unter Berücksichtigung
des Fehlerwinkels für jede beliebige Munition und für die in Frage kommenden Entfernungen
entnommen werden. Unter der Annahme z. B., daß der korrigierte Visierwinkel für
die zu verwendende Munition bei einer Zielentfernung von 1000 m fünf Strich beträgt,
muß also das Rohr um diesen Winkel über den Sichtwinkel nach oben geschwenkt werden,
um das Ziel in der gegebenen Entfernung von 1000 m zu treffen. Auf dem Strichmarkenträger
des rechten Fernrohres würde also dieses Ziel dann um einen entsprechenden Betrag
unter den Punkt 1 gerückt. In Fig. 5 ist dieser Punkt auf der Visierscheibe 22 bei
1' markiert. Die weiteren Punkte 2', 3' und 4' für andere Entfernungen ergeben sich
in entsprechender Weise. Mit zunehmender Entfernung wird der Visierwinkel selbstverständlich
größer, so daß also die gestrichenen Punkte bei zunehmenden Schußweiten um immer
größere Beträge nach unten, d. h. immer tiefer unter den Mittelpunkt 24 der Scheibe
rücken, welcher demjenigen Punkt im Unendlichen entspricht, auf den die Seele des
Geschützrohres tatsächlich gerichtet ist.
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Die auf diese Weise unter Berücksichtigung der jeweiligen Visierwinkel
entstandene Punktreihe kann nunmehr durch Interpolation zu einer stetigen Kurve
geschlossen werden. Wenn eine so geformte Strichmarke im rechten Fernrohr vorhanden
ist, ist es leicht möglich, das Geschütz dadurch schnell visuell zu richten, daß
man den Turm zunächst in der Horizontalen schwenkt, bis das Ziel von der senkrechten
Strichmarke 21 im linken Fernrohr geschnitten wird, und dann das Rohr der Höhe nach
derart richtet, daß das Ziel gleichzeitig auf der Strichmarke 22 des rechten Fernrohres
liegt.
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Um das durch das Sichtfenster 17 erfaßte Bildfeld voll ausnutzen zu
können, wird die Linse des rechten Fernrohres so justiert, daß der von der Rohrseele
anvisierte Punkt 24 im oberen rechten Quadranten zu liegen kommt, etwa in der in
Fig. 7 ersichtlichen Weise. Die ballistische Kurve erscheint dann mehr in die Mitte
des Blickfeldes gerückt.
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Da in einem Panzerwagen unter Umständen Munition verschiedener Art
mitgeführt wird, z. B. panzerdurchschlagende Munition und Schapnells, die sich
in
ihren ballistischen Eigenschaften voneinander unterscheiden, werden entsprechend
für das rechte Fernrohr Strichmarkenträger mit verschiedenen Kurven benötigt. Zu
diesem Zweck kann beispielsweise gemäß Fig. 8 durch das Einschalten einer entsprechenden
Lampe ein Bild der gewünschten, auf einem Transparent 26 abgebildeten Kurve in den
Hauptstrahlengang des Fernrohres eingeschaltet werden. Bei dieser Vorrichtung kann
also der Richtschütze die für die zu verwendende Munition in Frage kommende Kurve
einfach durch Einschalten der zugehörigen Lampe in sein Bildfeld projizieren. Sich
bewegende Teile zum Umschalten werden in dieser Anordnung überhaupt nicht benötigt.
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Andererseits ist es auch möglich, im Strahlengang des rechten Fernrohres
eine Revolvereinrichtung vorzusehen, die z. B. aus einer Lochscheibe bestehen kann,
wobei in jedes Loch oder Fenster eine andere ballistische Richtkurve eingesetzt
ist. Wenn die Munition gewechselt wird, ist es dann nur nötig, die Scheibe zu drehen,
bis die gewünschte ballistische Kurve im Fernrohr erscheint.
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Aus der obigen Beschreibung geht zugleich hervor, daß das erfindungsgemäße
Richtgerät auch zur Entfernungsbestimmung benutzt werden kann. Da jedoch zur Durchführung
des Richtvorgangs der Richtschütze die tatsächliche Entfernung gar nicht zu kennen
braucht, kann er sein Augenmerk ausschließlich auf die genaue Einstellung des Gerätes
und das visuelle Richten des Geschützes konzentrieren.