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Mittel zur Verhütung und Bekämpfung der Eisen-Chlorose von Pflanzen
Das Auftreten von Eisenrnangelchlorosen, vorwiegend im Obst-, Wein- und Zierpflanzenbau,
ist vielfach weniger in einem absoluten Mangel als vielmehr in der fehlenden Pflanzenverwertbarkeit
des im Boden vorhandenen Eisens begründet. Die chemische Festlegung des Eisens im
Boden kann infolge alkalischer Reaktion, Schwermetallantagonismus, zu hohen Phosphatgehaltes
sowie durch ungünstige physikalische Bodeneigenschaften verursacht werden. Eine
wirksame Eisenversorgung läßt sich daher am schnellsten durch eine Verabreichung
über das Blatt erzielen.
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Die Gefahr eines absoluten Eisenmangels ist stets bei Anbau in Hydrokulturverfahren
zu erwarten. Ihre zunehmende Verbreitung, vorwiegend im Zierpflanzenbau, erfordert
eine zusätzliche Eisengabe in einer Form, die nicht unter Reaktion mit Orthophosphaten
in nicht pflanzenaufnehmbare Verbindungen übergeführt wird.
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Die seither bekannten Mittel zur Bekämpfung der Eisenchlorose enthalten
das Eisen komplex an organische Verbindungen gebunden. Als solche sind insbesondere
Eisensalze der Äthylendiamintetraessigsäure sowie der Nitrilotriessigsäure (deutsche
Patentschrift 966 893), der 1,2-Di-aminocyclohexantetraessigsäure (deutsche Patentschrift
945 847), der Brenzcatechindisulfonsäure (deutsche Auslegeschrift 1074 062)
und der carboxylierten und/oder sulfonierten: Amine (deutsche Auslegeschrift 1041508)
vorgeschlagen worden.
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In der deutschen Patentschrift 873 392 ist die Herstellung wasserlöslicher
Mehrnährstoffdüngemittel mit einem Gehalt an Metallsalzen beschrieben. In diesen
soll das P. o. in Form von anhydrischen Phosphaten, insbesondere solchen
vorliegen, die wie die wasserlöslichen Salze der Trimetaphosphorsäure mit Metallionen
keine Verbindungen eingehen, so daß die zugesetzten Metalle nach wie vor als Ionen
vorliegen. Mit den so erhaltenen Gemischen bzw. deren Lösungen läßt sich zwar der
Bedarf der Pflanzen an Mikronährstoffen decken, zur Verhütung oder Bekämpfung ausgesprochener
Mangelkrankheiten, wie der Eisenchlorose, sind sie jedoch nicht geeignet.
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Es wurde nun gefunden, daß die Natrium- oder Ammonium-Eisen-Verbindungen
geradkettig kondensierter Phosphorsäuren mit mindestens 3 P-Atomen im Molekül ausgezeichnete
Mittel zur Verhütung oder Bekämpfung der Eisenchlorose sind. In diesen Verbindungen
liegt das Eisen nicht als Ion vor, sondern ist so fest gebunden, daß es mittels
der üblichen analytischen Fällungsreaktionen ohne Zerstörung des Moleküls nicht
erfaßt werden kann. Man bezeichnete diese Eigenart der kondensierten Phosphate zunächst
als Komplexbindevermögen, sieht solche Phosphate heute jedoch als lösliche Ionenaustauscher
an.
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Auch in der hier vorliegenden Form kann das Eisen von der Pflanze
reborsiert und verwendet werden, ohne daß es zu Schädigungen kommt. Durch diese
besondere Pflanzenverträglichkeit unterscheiden sich die erfindungsgemäßen Mittel
insbesondere auch von allen anderen, in denen das Eisen als Ion vorliegt.
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Zur Chorosebekämpfung setzt man die Mittel nach vorliegender Erfindung
am zweckmäßigsten in Form einer wäßrigen Lösung mit einem Gehalt von 50 bis 150
mg Fe pro Liter über das Blatt ein. Die Eisenwirkung kann durch sinnvolle Kombination
mit einem wasserlöslichen Pflanzennährsalz, das neben Stickstoff, Phosphorsäure,
Kali und Magnesium noch Mikronährstoffe, wie Mangan, Kupfer, Bor und Zink, enthält,
ergänzt werden. Die gemeinsame Anwendung mit Pflanzenschutzmitteln ist ebenfalls
möglich.
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Bei der unmittelbaren Anwendung über den Boden werden die Alkah-Eisen-Polyphosphatlösungen
(0,5 bis 1,5 g Fe pro Liter) am vorteilhaftesten mittels der Lanzen- oder Lochdüngung
unmittelbar in den Wurzelbereich gebracht.
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Bei Topfkulturen kann die Verabfo bgung der Alkali-Eisen-Polyphosphatlösungen
gemeinsam mit der Termindüngung oder allein durch einen Zusatz zum Gießwasser (12,5
bis 25 mg Fe pro Liter) vorgenommen werden.
In gleicher Weise sind
die - Alkali-Metall-Polyphosphate, z. B. von Kupfer, Zink oder Mangan, zur Behandlung
der entsprechenden Mangelkrankheiten geeignet.
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Beizpiel1 Eine trockne Mischung aus 77 Gewichtsteilen Grahamsalz und
23 Gewichtsteilen Fe S 04 - 7 H2 O wird in Wasser zu einer 0,2o/oigen Lösung aufgelöst.
Mit 50 ml dieser Lösung werden 2jährige Pfirsichbüsche (Madame Roginal) auf Sämlingsunterlage,
die stark unter Eisenchlorose litten, besprüht. Bereits nach 4 Tagen ist ein Ergrünen
der Blattintercostalfelder zu erkennen, das sich nach einer erneuten Behandlung
nach 8 Tagen verstärkt fortsetzt. 4 Wochen nach der ersten Behandlung zeigt sich
der Pfirsichbusch völlig chlorosefrei, während sich die Vergilbungserscheinungen
an dem unbehandelten Kontrollbusch verstärkt ausgebildet haben.
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Beispiel 2 Die Wirkung der erfindungsgemäßen Alkali-Eisen-Polyphosphate
zeigt sich besonders deutlich in Wasserkulturversuchen, die man mit vier- bzw. fünffacher
Wiederholung in 4-1-Kunststoffgefäßen durchführt. Als Versuchspflanze eignet sich
besonders Salat, der bei Eisenmangel sehr bald die bekannten Erscheinungen der Chlorose,
insbesondere Vergilbung und Minderertrag, aufweist. Die Jungpflanzen werden unmittelbar
in die Nährlösungen eingesetzt, wobei die Menge der Nährlösung so bemessen wird,
daß sie für das gesamte Wachstum ausreicht und eine Erneuerung überflüssig wird.
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Die Nährlösungen für einen solchen Wasserkulturversuch sind wie folgt
zusammengesetzt: Lösung 1 ohne Eisen; in 11 enthalten . 0,3g -Na2HP04-2H20, 0,5
g KN 03, 0,1 g NH4N03, 0,18 g Ca (N O3)2 . 4 H.0, 0,25 g Mg S O4 ' 7 H2 O, je 1
mg Mn, Cu, Zn als wasserlösliches Sulfat, 0,1 mg B als H3 B 03; Lösung II Eisen
als Ion; Aufbau wie I, jedoch zusätzlich 12,5 mg Fe pro Liter als (N H4)2
Fe (S O4)2; Lösung III Eisen als organisches Komplexsalz; Aufbau wie I, jedoch
zusätzlich 12,5 mg Fe pro Liter als Komplexsalz der Äthylendiamintetraessigsäure;
Lösung IV Eisen gebunden nach der Erfindung; Aufbau wie I, jedoch ohne Orthophosphat,
aber zusätzlich 12,5 mg Fe pro Liter als Alkali-Eisen-Polyphosphat.
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Herstellung der Alkali-Eisen-Polyphosphatlösung gemäß IV Man löst
500 Gewichtsteile Grahamsalz (geradkettig kondensiertes Polyphosphat mit 34 bis
88 P-Atomen im Molekül; vgl. Thilo, »Kondensierte Phosphate in Lebensmitteln«, Springer-Verlag,
1958, S.9) in 11 Wasser und gibt 150 g Fe S 04 - 7 H2 O zu. Man erhält eine klare
Lösung, die 28 Volumprozent P2 05 und 2,5 Volumprozent Fe enthält, so daß 0,5 ml
dieser Lösung 12,5 mg dieser Lösung entsprechen.
Tabelle 1 |
Ernteerträge |
Lösung Nr. Eisen, dosiert als |
Frischgewicht @ Trockengewicht |
M±m M±m |
I ohne Eisen .......................... 99,4 ± 5,56 7,7 ± 0,55 |
1I Ion ..: ............................ 156,2 ± 4,53 15,2 ±
0,20 |
III organisches Komplexsalz . . . . . .. . . . . . . . 108,8
± 17,5 12,7 ± 1,64 |
IV Alkali-Eisen-Polyphosphat nach der Er- ! |
findung .............................. 184,3 ± 2,67 22,3 ±
0,21 |
Die Tabelle zeigt die höchsten Erträge für das Alkali-Eisen-Polyphosphat nach vorliegender
Erfindung. Das bedeutet einerseits die beste Eisenwirkung, andererseits die geringste
Schädigung, d. h. die beste Pflanzenverträglichkeit. Beispiel 3 In einer weiteren
Versuchsreihe wurde gleichfalls mit Salatpflanzen in Wasserkultur und unter sonst
gleichen Bedingungen, jedoch mit der Abänderung gearbeitet, daß der Nährlösung so
viel eines trockenen Gemisches aus 77 Teilen Grahamsalz und 23 Teilen Fe S 04 -
7 H2 O (Gemisch = 52,5 % P2 05, 4,6 % Fe) zugesetzt wurde, daß 11 Nährlösung wiederum
12,5 mg Fe enthielt.
Tabelle 1I |
Ernteerträge |
Lösung Nr. Eisen, dosiert als Frischgewicht Trockengewicht |
M±m M±m |
I ohne ................................ 43,6 ± 4,40 2,8 ± 0,33 |
1I Ion ................................. 115,3 ± 8,83 6,2 ±
0,51 |
III organisches Komplexsalz .. . . . . . . . .. . . . 25,1
± 6,24 1,9 ± 0,40 |
IV a Alkali-Eisen-Polyphosphat nach der Er- |
findung, wie im Vorabschnitt beschrieben 145,4 ± 3,74 j 8,3
± 0,31 |