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Mittel zur Bekämpfung unerwünschten Pflanzenwuchses Die Verwendung
von tetrasubstituierten N-Hydroxylalky lharnstoffen, wie N-Phenyl-N-ß-hydroxypropyl-N'-dimethylharnstoff,
als Herbicide ist bekannt. Diese Harnstoffe haben aber den Nachteil, daß sie sich
nach kurzer Zeit zersetzen und unwirksam werden. Ebenso ist die Verwendung chlorierter
niederer Fettsäuren, wie Trichloressigsäure, Dichlorpropionsäure oder Trichlorbuttersäure,
zur Unkrautvernichtung bekannt. Der Nachteil dieser Säuren bei ihrer Anwendung zur
Unkrautvernichtung besteht darin, daß sie nur gegen Gräser wirksam sind.
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Zur selektiven Bekämpfung breitblättriger Unkräuter werden seit vielen
Jahren substituierte Phenoxyfettsäuren, wie 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure oder 2-Methyl-4-chlorphenoxypropionsäure,
verwendet, die jedoch den Nachteil haben, daß sie als Totalherbicide nicht geeignet
sind.
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Es ist ferner bekannt, tetrasubstituierte I\T-Hydroxyalkyl-N-phenyl-
oder -N-cycloalkyl-Harnstoffderivate irn Gemisch mit chlorierten niederen Fettsäuren
oder substituierten Phenoxvfettsäuren als Mittel zur Bekämpfung unerwünschten Pflanzenwachstums
zu verwenden. Diese Gemische haben aber den Nachteil, daß sich die Harnstoffe nach
kurzer Zeit zersetzen und unwirksam werden. Ferner besteht bei der Anwendung dieser
Gemische in Form wässeriger Dispersionen die Gefahr, daß sich die Gemische entmischen,
da die in ihnen enthaltenen Alkalisalze der Fettsäuren in Wasser leicht löslich
sind, während die Harnstoffderivate weitgehend unlöslich sind. Es ist ferner bekannt,
Molekülverbindungen aus Harnstoffderivaten und chlorierten niederen Fettsäuren als
Herbicide zu verwenden. Diese Mittel haben den Nachteil, daß sie freie Säuren, beispielsweise
Trichloressigsäure, enthalten, die zu starken Korrosionen und Verätzungen führen
können.
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Es wurde nun gefunden, daß Ester aus Hydroxyalkvl-Harnstoffderivaten
der Formel
in der X Wasserstoff, Chlor oder einen Alkvlrest mit höchstens 3 Kohlenstoffatomen
oder einen Methoxv-oder Äthoxyrest und Y einen Hydroxyalkyl- oder Iiihydroxyalkylrest
mit höchstens 4 Kohlenstoffatomen bedeutet und iz = 1 oder 2 ist, wobei X1 gleich
oder verschieden von X2 sein kann, und chlorierten niederen Fettsäuren oder substituierten
Phenoxyfettsäuren wertvolle Mittel zur Bekämpfung unerwünschten Pflanzenwachstums
sind, die die oben beschriebenen Nachteile der bekannten Mittel nicht aufweisen.
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Die erfindungsgemäß anzuwendenden Ester sind lange Zeit ohne Abnahme
ihrer Wirksamkeit haltbar. Sie eignen sich hervorragend für die Anwendung als Totalherbicide.
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Für die Herstellung dieser Ester eignen sich beispielsweise die folgenden
chlorierten Fettsäuren oder Phenoxyfettsäuren: Mono-, Di- und Trichloressigsäure,
a,a-Di- und a,a,ß-Trichlorpropionsäure, a,a-Di-und a,a,ß-Trichlorbuttersäure, a,ß,ß-Trichlorisobuttersäure,
2-Methyl-4-chlorphenoxyessigsäure, 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure, 2-Methyl-4-chlorphenoxy-x-propionsäure,
2,4-Dichlorphenoxy-a-propionsäure und 2,4,5-Trichlorphenoxyessigsäure.
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Als tetrasubstituierte '\T-Hydroxyalkylharnstoffe kommen für die Veresterung
in Frage: iU-Hydroxyäthyl-N-phenyl-N'-dimethylharnstoff, N-Hydroxyäthyl-N-p-chlorphenyl-N'-dimethylharnstoff,
N-Hydroxyäthyl-N-m-toluyl-N'-dimethylharnstoff, N-Hydroxyäthyl-I\T-p-methoxyphenyl-
N'- dimethylharnstoff, N-ß-Hydroxypropyl-N-3,4-dichlorphenyl-N'-dimethylharnstoff,
N-ß-Hydroxypropyl-N-phenyl-N'-dimethylharnstoff, N-ß-Hydroxypropyl-N-p-chlorphenyl-I\T'-dimethylharnstoff,
N-ß-Hydroxypropyl-N-m-toluyl-N'-dimethylharnstoff, N-ß-Hydroxypropyl-N-m-chlorphenylphenyl-N'-dimethylharnstoff,
N-a,ß-Dihydroxypropyl-N-phenyl-N'-dimethylharnstoff, N-a,ß-Dihydroxy -propyl-N-p-chlorphenyl-N'-dimethylharnstoff.
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Die Herstellung der erfindungsgemäßen Ester kann durch die Umsetzung
eines Hydroxyalkyl-Harnstoffderivates mit der entsprechenden Säure in Gegenwart
eines Veresterungskatalysators, wie einer Säure oder eines sauren Salzes, und in
Gegenwart eines niedrig t' Kohlenwasserstoffes, wie Pentax, Hexan, Benzol oder Cyclohexan,
bei der Siedetemperatur dieses Gemisches erfolgen, während das entstehende Wasser
azeotrop abdestilliert wird. Die Herstellung
dieser Ester kann aber
auch durch die Umsetzung eines Hvdroxyalkyl-Harnstoffderivates mit dem Säurechlorid
einer entsprechenden Säure in Gegenwart eines Metallcarbonates, wie Natrium- oder
ILaliumcarbonat, oder eines tertiären Amins erfolgen. Beispielsweise kann eine solche
Umsetzung folgendermaßen durchgeführt werden: Zu 128 Gewichtsteilen N-H_vdroxvpropyl-N-p-chlorpheiiyl-\T'-dimethylliarnstoff,
52 Gewichtsteilen Triätlivlainin und 2-10 Gewichtsteilen trockenem Benzol läßt man
unter Rühren bei einer Temperatur von 40 bis 50° C 90 Gewichtsteile a,a-Dichlorbuttersäurechlorid
zutropfen. Das Reaktionsgemisch wird anschließend noch 4 Stunden lang auf einer
Temperatur von 45 bis 50° C gehalten. Anschließend wird es einige Male mit Wasser
ausgewaschen und das Lösungsmittel im Vakuum bei etwa -15° C abgedampft. Als Reaktionsprodukt
erhält man 197 Gewichtsteile Ester aus N-Hydroxypropyl-i\T-p-chlorphenyl-N'-dimethylharnstoff
und Dichlorbuttersäure. Analvse: Gefunden . . . . . \ = 6.67 a/o. Cl = 26,7%; berechnet
. . . . . ?`' = 7,07%. Cl = 26,9%. In entprechender Weise kann man die anderen Ester
herstellen.
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Die erfindungsgemäßen Mittel zur Bekämpfung unerwünschten Pflanzenwuchses
können als Lösungen oder Emulsionen angewendet werden. Die Anwendungsformen richten
sich ganz nach den Verwendungszwecken; sie sollen in jedem Fall eine feine Verteilung
der wirksamen Substanz gewährleisten. Insbesondere bei der Verwendung als Totalherbicid
kann die Wirkung durch die Verwendung von an sich phytotoxischen Trägerstoffen.
wie hochsiedende Mineralölfraktionen oder Chlorkohlenwasserstoffe, gesteigert werden.
Lösungen in niedrigsiedenden Lösungsmitteln, wie Alkoholen, kommen weniger in Betracht
für die direkte Anwendung als vielmehr zur Kombination mit geeigneten Emulgiermitteln
zwecks Herstellung von Konzentraten für die Bereitung wässeriger Emulsionen.
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Wässerige Anwendungsformen können aus Emulsionskonzentraten durch
Zusatz von Wasser bereitet werden. Zur Herstellung von Emulsionen können die Substanzen
als solche oder in einem der obengenannten Lösungsmittel gelöst, mittels Netz- oder
Dispergiermitteln in Wasser homogenisiert werden. Als Emulgier- und Dispergiermittel
können sowohl kanonenaktive Emulgiermittel, wie quarternäre Amrnoniumv erbindungen,
als auch anionenaktive, wie Seife, Schmierseife, aliphatische langkettige Schwefelsäureinoiioester,
sowie aliphatisch-aromatische Sulfonsäuren, Ligninsulfonsäure, langkettige Alkoxyessigsäuren,
außerdem aber auch nichtiomogene Emulgiermittel, z. B. Polt' äthylenäther von Fettalkoholen
und Polyäthvlenoxydlcondensationsprodukte, Verwendung finden. Es können aber auch
aus wirksamer Substanz, Emulgier- oder Dispergiermittel und eventuell Lösungsmittel
bestehende Konzentrate hergestellt werden, die zur Verdünnung mit Wasser geeignet
sind. Durch Zusatz von Netzmitteln und Schutzkolloiden kann man pulverförmige Präparate
oder Pasten erhalten, die in Wasser suspendierbar sind und als Spritzmittel verwendet
werden können.
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Die verschiedenen Anwendungsformen können in üblicher Weise durch
Zusatz von Stoffen, die die Verteilung. die Haftfestigkeit, die Regenbeständigkeit
lind das Eindringungsvermögen verbessern, wie Fett-Harze, Netzmittel, Emulgiermittel,
Leim oder Alginate, den verschiedenen Verwendungszwecken besser angepaßt werden.
Ebenso läßt sich das biologische Wirkungsspektrum verbreitern durch Zusatz von Stoffen
mit baktericiden, fungiciden oder da. Pflanzenwachstum beeinflussenden Eigenschaften
sowie durch die Vermischung mit Düngemitteln.
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Die erfindungsgemäße Anwendung der Ester zur Bekämpfung unerwünschten
Pflanzenwachstums wird durch die folgenden Beispiele erläutert: Beispiel 1 Der aus
Trichloressigsäure und N-Hydroxypropyl-N-m-toluyl-N'-dimethylharnstoff hergestellte
Ester wird als Emulsion in Mengen von 5 bis 10 kg in 10001 Wasser je Hektar auf
folgende Pflanzen ini Gewächshaus gespritzt: Senf, Hederich, Klettenlabkraut. Buchweizen,
Flughafer, Rispengras und Ackerfuchsschwanz. Die Pflanzen beginnen nach 3 bis 4
Tagen eine dunkle Farbe anzunehmen und von den Blattspitzen her zu welken. Nach
etwa 4 Wochen sind sämtliche Pflanzen vollkommen abgestorben.
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Eine ähnliche Wirkung erreicht man bei gleichen Anwendungskonzentrationen
mit den folgenden Estern Ester aus a,a-Dichlorpropionsäure und N-Hydroxyäthyl-N-p-chlorphenyl-N'-dimethylharnstoff,
Ester aus Trichloressigsäure und N-ß-Hy droxypropyl-N -phenvl-1\T'-dimethylharnstoff,
Ester aus 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure und N-ß-Hy droxypropy 1-N-m-toluvl-N'-dimethylharnstoff,
Ester aus 2-Methyl-4-chlorplienox@-essigsäure und N-Hydroxyäthyl-N-p-metlioxyplienyl-N'-dimethylharnstoff,
Ester aus 2,4,5-Trichlorplienoxyessigsäure und i\T-ß-Hydroxypropyl-N-p-metliox\--phenyl-N'-dimethylharnstoff.
Beispiel 2 Man behandelt Erde mit dem Ester aus a,a-Dichlorpropionsäure und N-ß-Hydroxypropyl-N-3,4-dichlorphenyl-N'-dimethylharnstoff
in Mengen von 4 und 8 kg je Hektor. Der Wirkstoff wird als wässerige Emulsion, die
man unter Zusatz eines Äthylenoxvdkondensationsprodukts herstellt, auf den Boden
versprüht. Aus Samen von Senf, Klettenlabkraut, Hühnerhirse und einjährigem Rispengras,
die in den so vorbereiteten Boden eingesät werden, entwickeln sich -zunächst Pflanzen
bis zum Keimblattstadiurn, nach 4 Wochen sind die jungen Pflänzchen jedoch vollkommen
vernichtet. Beispiel 3 Auf einer CSdlandfläche werden i.linize, Klee, Schafgarbe,
Löwenzahn und perennierende Gräser mit dem Ester aus a,a-Dichlorbuttersäure mit
1T-Hydroxypropyl-N-p-chlorphenyl-N'-dimethylharnstoff in einer Wirkstoffmenge von
15 kg in 10001 Wasser je Hektar gespritzt. Nach einigen Tagen färben sich die Pflanzen
von der Blattspitze her braun und sterben nach 4 bis 6 Wochen langsam ab. Der Boden
wird innerhalb eines Jahres von den meisten der genannten Pflanzen nicht wieder
besiedelt.