DE102007018137B3 - Neutralisierungsverfahren für Sprengkörper und Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens - Google Patents
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Abstract
Vorgeschlagen wird, den Sprengkörper (8) durch Erzeugen einer hohen Hitze zu verbrennen. Geeignet dazu ist eine Gasflamme (5). Die Flamme (5) wird solange am Sprengkörper (8) angesetzt, bis dieser entweder vollständig verbrannt ist oder das Ganze zu einer selbstständigen Verbrennung geführt hat. Die Flamme (5) ist so ausgeführt, dass sie punktuell mit sehr großer Hitze an jedem vorzugsweise gut sichtbaren Punkt (7) des Sprengkörpers zur Wirkung gebracht werden kann.
Description
- Werden Minen oder IED's (Improvised Explisive Devices) – im Folgenden Sprengkörper genannt – detektiert, werden diese anschließend beseitigt bzw. vernichtet. Bevorzugt sind hierbei Verfahren, die die Sprengkörper ohne detonative Umsetzung unschädlich machen.
- Sprengkörper treten in vielfältigen Bauformen und mit unterschiedlichsten Zündern auf. Zusätzlich sind sie häufig mit Aufnahmesicherungen versehen, die bei einer Manipulation mit oder ohne zeitliche Verzögerung zur Auslösung führen. Verfahren, den Zünder aus dem Sprengkörper zu entfernen oder den Sprengkörper aus seiner Lage zu bewegen, sind für entsprechende Manipulationsgeräte in der Regel unpraktikabel, da das Gerät dadurch stark gefährdet wird.
- Die klassische Methode, Sprengkörper zu beseitigen, besteht neben der Räumung durch Räumsysteme (
DE 10 238 092 B4 ,DE 10 215 220 B4 ,DE 10 2005 004 913 A1 ) im Anlegen einer Schlag- oder Hohlladung (DE 36 19 332 C2 ). Damit wird der Sprengstoff des Sprengkörpers durch Zündübertragung und/oder über die Zündkette gezündet. Diese Methode wird häufig dann angewendet, wenn wenig Zeit zur Verfügung steht und keine ausreichenden Informationen über den Sprengkörper und insbesondere das Zündsystem vorhanden sind. - In der
DE 689 10 454 T2 (EP 0 360 234 B1 ) wird ein mit explosivem Material befüllter Schlauch in den Bereich von möglichen Minen gebracht, um so einen sicheren Weg durch ein Minenfeld zu schaffen. Durch die Detonation des Materials wird eine Druckwelle erzeugt, die zum Auslösen des Sprengstoffes in den Minen dient. Das explosive Material ist ein zerstäubbarer Brennstoff, der dann oberhalb des Minenfeldes zur Detonation gebracht wird. - Sind hingegen Sprengkörper und Zünder bekannt und vollständig zugänglich und soll eine Auslösung vermieden werden, bietet sich der Ausbau des Zünders an.
- Bei bestimmten Zündern, zum Beispiel Druck- oder Knickzündern, können auch schnellhärtende Schäume so eingesetzt werden, dass der Zündmechanismus blockiert wird. Durch den Einsatz von Kaltmitteln können Zünder zum gleichen Zweck auch vereist werden. Mit Thermit-Ladung oder ähnlichen Brandmischungen wird dann versucht, den Sprengstoff zu verbrennen.
- Eine weitere Form der Neutralisierung von Sprengkörpern ist auch das Verbringen einer den Sprengstoff zündenden Nutzlast mittels eines Projektils oder dergleichen, wie in der
DE 10 2004 046 571 A1 beschrieben. - Verfahren, die eine detonative Umsetzung des Sprengkörpers zum Ziel haben, besitzen den Nachteil, dass sie insbesondere in bebauten Gebieten erhebliche Schäden anrichten können. Oftmals sind sie zudem nicht bedingt zuverlässig. Von Fragmenten geht dann eine eigene Gefährdung aus.
- Beim Einsatz einer Hohlladung ist darauf zu achten, dass der Sprengstoff durch den Hohlladungsstrahl getroffen wird.
- Neutralisierungsverfahren mittels Schaum etc. sind zeitaufwendig und wegen des hohen Gefährdungspotentials praktisch nur mit Manipulatorfahrzeugen durchführbar. Die Verfahren sind gleichfalls zeitaufwendig und unzuverlässig.
- Die
DE 103 07 639 B3 geht daher diesbezüglich neue Wege. Beschrieben werden ein Verfahren und eine Einrichtung zur in-situ-Beseitigung nicht umgesetzter Munition. Dabei wird der Mantel der Munition zunächst mittels eines ersten Gasstrahls angeschmolzen oder angebrannt. Anschließend wird der Mantel mittels eines zweiten, an oxidierenden Stoffen reichen Gasstrahl perforiert, die Munitionsladung zum Abbrand gebracht. Beide Strahlen werden durch einen Wirkladungssatz erzeugt. - Auch die
DE 100 64 849 A1 offenbart ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Entsorgung von Sprengkörpern, wobei eine Schneidbearbeitung des Mantels des Sprengkörpers erfolgt, dem eine mögliche Sprengstoffzündung folgen kann. Bevorzugt wird dabei der Zünder vom Sprengkörper abgetrennt. Dabei wird auf einen Wasserstrahl zurückgegriffen. Die Vorrichtung kann an einem Manipulatorarm eines fernsteuerbaren Manipulatorfahrzeuges befestigt sein. Eine Videokamera ist dazu der Bewegungseinrichtung zugeordnet, so dass eine Bedienperson anhand der auf dem Bildschirm dargestellten Aufnahmen den Manipulatorarm geeignet steuern kann. - Die Erfindung stellt sich hieraus die Aufgabe, einen erkannten und vorzugsweise zumindest teilweise freiliegenden Sprengkörper mit geringem Aufwand zu vernichten.
- Gelöst wird die Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 sowie des Patentanspruchs 4. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen aufgezählt.
- Der Erfindung liegt die Idee zugrunde, den Sprengkörper durch Erzeugen einer hohen Hitze zu verbrennen. Geeignet dazu ist eine Gasflamme. Die Flamme wird solange am Sprengkörper angesetzt, bis dieser entweder vollständig verbrannt ist oder zu einer selbstständigen Verbrennung geführt hat. Die Flamme ist so ausgeführt, dass sie punktuell mit sehr großer Hitze an jedem vorzugsweise gut sichtbaren Punkt des Sprengkörpers zur Wirkung gebracht werden kann. Grundsätzlich geeignet zeigt sich bereits die Flamme eines herkömmlichen autogenen Schweißbrenners. Selbiges kann auch mit einem Laserstrahl hoher thermischer Energie erreicht werden.
- Wahlweise können ein oder mehrere Flammen an einem oder mehreren Punkten am Sprengkörper angesetzt werden. Diese Punkte sind so zu wählen, dass der Sprengstoff sicher getroffen wird, der Zünder sich jedoch nicht in unmittelbarer Nähe zum Ansetzpunkt bzw. den Ansetzpunkten befindet.
- Der Ansatz der Flamme sollte durch einen Manipulator oder Manipulatorfahrzeug über Beobachtung mit einer Kamera oder dergleichen erfolgen.
- Der Vorteil dieser Lösung ist darin zu sehen, dass der Sprengkörper verbrennt und damit die Wirkung, die mit einer detonativen Umsetzung verbunden ist, vermieden wird. Die Anzündung erfolgt gezielt und ist durch eine Person definierbar. Ist zudem eine selbstständige Verbrennung initiiert worden, kann das Gerät zurückgezogen werden und der Verbrennungsvorgang aus sicherer Entfernung beobachtet werden.
- Anhand eines Ausführungsbeispiels mit Zeichnung soll die Erfindung näher erläutert werden. Es zeigt die einzige Figur einen Manipulatorarm
2 eines Manipulators3 , beispielsweise ein fernbedienbares Fahrzeug, wobei auch ein bemanntes Fahrzeug einsetzbar ist. Mit8 ist ein detektierter Sprengkörper gekennzeichnet, der bevorzugt freiliegend auf der Bodenoberfläche10 ist, so dass zumindest eine, eine Flamme5 formende Düse1 (eine, eine hohe Temperatur erzeugende Quelle) an einem geeigneten Punkt7 angesetzt bzw. ausgerichtet werden kann. - In einer bevorzugten Ausführung ist die Gaszufuhr
11 entlang des Manipulatorarmes2 geführt und die Düse1 fernbedienbar. Zudem kann die Düse1 so angebracht sein, dass sie um ihre eigen Achse rotieren und leicht nach oben und unten um das Ende12 des Manipulatorarmes2 gekippt/verschwenkt werden kann (nicht näher dargestellt). - Fahrzeug
3 und Manipulatorarm2 werden durch einen Bediener (nicht näher dargestellt) über ein Bediengerät4 gesteuert. Die Positionierung der Flamme5 auf den Sprengkörper8 erfolgt beispielsweise durch eine am Manipulatorarm angebrachte Kamera6 . Durch die Ausrichtung der Kamera und dem erzeugten Bild sieht der Bediener die Ausrichtung der Flamme5 und kann diese nicht nur in der Intensität sondern auch in ihrem Winkel zum Sprengkörper8 verändern. - Alternativ können mehrere Manipulatorarme
2 am Fahrzeug3 und/oder mehrere verstell- oder verschwenkbare bzw. um ihre Achse rotierende Düsen5 an diesen Armen2 angebracht sein.
Claims (8)
- Verfahren zur Neutralisierung von Sprengkörpern (
8 ), welche bevorzugt zumindest teilweise freiliegend sich an/oder auf einer Oberfläche (10 ) befinden, wobei ein Verbrennen des Sprengkörpers (8 ) angestrebt wird, mit folgenden Schritten: – Ansetzen einer, eine hohe Temperatur erzeugenden, als fernbedienbare Düse ausgebildeten Quelle (1 ) an den Sprengkörper (8 ), – punktuelle Positionierung und Ausrichtung der Quelle (1 ) an einem geeigneten Punkt (7 ), so dass der Sprengstoff sicher getroffen wird, sich der Zünder jedoch nicht in unmittelbare Nähe befindet, wobei während des Vorganges – eine Veränderung der Intensität der Flamme (5 ) der Quelle (1 ) als auch ihres Winkels zum Sprengkörper (8 ) möglich ist. - Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Flamme (
5 ) hoher Temperatur durch einen autogenen Schweißbrenner oder einen Laserstrahl hoher thermischer Energie erzeugt wird. - Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Positionierung der Quelle (
1 ) und damit der Flamme (5 ) ferngesteuert erfolgt und durch eine Kamera (6 ) überwacht werden kann. - Vorrichtung zur Neutralisierung von Sprengkörpern (
8 ), welche bevorzugt zumindest teilweise freiliegend sich an/oder auf einer Oberfläche befinden, wobei – eine, eine hohe Temperatur erzeugende Quelle (1 ) als fernbedienbare Düse an zumindest einem geeigneten Punkt (7 ) über wenigstens einen Manipulatorarm (2 ) eines Manipulators (3 ) zum Sprengkörper (8 ) ausgerichtet ist, wodurch – eine Veränderung der Intensität der Flamme (5 ) der Quelle (1 ) als auch ihres Winkels zum Sprengkörper (8 ) möglich ist. - Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Quelle (
1 ) ein Brenner oder ein Laserstrahl hoher thermischer Energie ist. - Vorrichtung nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet, dass zur Positionierung der Quelle (
1 ) und damit der Flamme (5 ) eine Kamera (6 ) am Manipulatorarm (2 ) eingebunden ist. - Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass der Manipulator (
3 ) eine fernsteuerbare oder bemannte Plattform, Fahrzeug oder dergleichen ist. - Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Quelle (
1 ) so angebracht ist, dass sie um ihre eigen Achse rotieren und leicht nach oben und unten um das Ende (12 ) des Manipulatorarmes (2 ) gekippt bzw. verschwenkt werden kann.
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