DE102006045383B3 - Fahrzeug mit einer Ausstiegshilfe - Google Patents
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Abstract
Die Erfindung betrifft eine Ausstiegshilfe (1) für ein Kraftfahrzeug. Bei Aktivierung der Ausstiegshilfe (1) werden der Sitzverstellantrieb (2) und/oder der Lenkradverstellantrieb (4) in eine vordefinierte Ausstiegsposition angesteuert, bei der ein Fahrzeugsitz (3) und/oder ein Lenkrad (5) so verstellt werden, dass einem Insassen das Aussteigen aus dem Fahrzeug erleichtert ist. Erfindungsgemäß ist eine Steuereinheit (6) vorgesehen, welche während des Fahrbetriebs sensorielle Daten (7) hinsichtlich eines Unfallereignisses auswertet. Nach Eintritt eines Unfalls wird die Ausstiegshilfe aktiviert.
Description
- Die Erfindung betrifft ein Fahrzeug mit einer Ausstiegshilfe gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
- Einige Fahrer nehmen extreme Sitzpositionen im Fahrzeug ein. Zum Beispiel müssen kleinwüchsige Fahrer oftmals eine für das Ein- und Aussteigen ungünstige Sitz- und Lenkradposition einstellen, um während der Fahrt optimal zu sitzen. Dabei wird der Sitz in eine vordere Position gebracht, damit die Fahrpedale erreicht werden, und das Lenkrad nach unten geschwenkt, um nicht im Sichtfeld des Fahrers zu sein.
- Um einem Insassen, insbesondere einem Fahrer oder Beifahrer das Ein- und Aussteigen bei einem Fahrzeug zu erleichtern sind Ein- und Ausstiegshilfen bekannt, bei denen zumindest ein in seiner Position einstellbares Innenraumteil, insbesondere ein Lenkrad oder ein Sitz, mittels eines Verstellantriebes zur Erleichterung des Ein- und Ausstieges elektromotorisch in eine Position gefahren wird, bei der das Ein- und Aussteigen für den Insassen erleichtert ist. Jede dieser Ausstiegshilfe ist im Sinne der Erfindung einsetzbar. Im Folgenden sind einige bekannte Ein- und Ausstiegshilfen beispielhaft aufgeführt.
- Seit einigen Jahren sind Kraftfahrzeuge der Anmelderin auf dem Markt, bei denen dem Fahrer das Ein- und Aussteigen mittels einer Ein- und Ausstiegshilfe erleichtert wird: Wenn der Schlüssel aus dem Zündschloss gezogen wird oder bei ausgeschalteter Zündung die Fahrertür geöffnet wird, schwenkt das Lenkrad nach oben und der Fahrersitz wird elektromotorisch nach hinten bewegt, um das Ein- und Aussteigen des Fahrers zu erleichtern. Wenn der Schlüssel bei geschlossener Fahrertür ins Zündschloss gesteckt wird, werden das Lenkrad und der Fahrersitz in die Gebrauchsstellung gefahren. Bei Sitzen mit Memory-Funktion ist dies die zuletzt eingestellte Position.
- Aus der
DE 80 33 029 U1 ist ein Schalensitz für ein Kraftfahrzeug bekannt, bei dem eine der Einstiegsseite zugewandten Seitenwange beiseite geschoben werden kann. Aus heutiger Sicht würde dies bei einem Fahrzeugsitz mit elektrisch verstellbaren Sitzkomponenten natürlich elektromotorisch gesteuert erfolgen. - Aus der
DE 100 28 341 B4 ist ein Fahrzeugsitz bekannt, bei dem eine zwischen zwei Seitenwangen angeordnete Mittelbahn zu dem Zweck eines erleichterten Ein- oder Ausstiegs elektrisch gesteuert angehoben werden kann. Die Anhebung der Mittelbahn erfolgt durch Befüllung von Luftkissen mit Druckluft oder indem eine Platte mittels eines Elektromotors und Kniehebels nach oben gedrückt wird. - Aus der
DE 44 05 396 C2 ist ein Vordersitz für einen Kraftwagen bekannt, welcher in einer Schaltstellung „Parken" eines automatischen Getriebes um ein Hochachse zur geöffneten Tür hin schwenkbar ist. - Aus der
DE 10 2004 014 421 A1 ist ein Kraftfahrzeugsitz bekannt, bei dem durch eine Kombination von Maßnahmen eine Ein- und Ausstiegshilfe gebildet wird. Die Maßnahmen sind: Verlagern oder Verschwenken um eine horizontale Achse einer Sitzteilinnenfläche, Wegschwenken oder Verschieben von Seitenwangen, Verschwenken des Sitzes um eine vertikale Schwenkachse. Die Verstellung erfolgt manuell, fernbedienbar oder automatisch mit Öffnen der Tür durch elektromotorische, pneumatische oder hydraulische Aktoren. - Aus der
DE 199 39 183 C1 ist eine Ein- und Ausstiegshilfe für Fond-Insassen bei einem zweitürigen Fahrzeug (Coupé) bekannt. Mittels einer solchen „Easy-Entry-Funktion" können Vordersitze nach vorne verfahren und Rückenlehnen nach vorne geklappt werden, um den Zugang zu Rücksitzen oder das Aussteigen zu erleichtern. - Aus der
DE 101 24 384 A1 geht ein Fahrzeug mit einem sehr besonderen „Steering-by Wire"-Lenksystem hervor, bei dem die Lenkung der Räder nicht mittels eines Lenkrades sondern durch zwei links und rechts vom Fahrersitz nach oben ragende Lenkhebel („Joysticks") erfolgt. Diese Lenkhebel sind elektromotorisch absenkbar ausgeführt, um ein Ein- und Aussteigen des Fahrers zu erleichtern. Auch werden die beiden nach oben ragenden Lenkhebel bei einem unmittelbar bevorstehenden Unfall nach unten verschoben, um ein leichteres Ein- und Aussteigen des Fahrers nach dem Unfall zu ermöglichen. - Aus der
DE 102 19 536 A1 ist des Weiteren eine Sicherheitsvorrichtung bekannt, welche nach einem erfolgten Unfall Steuermodule oder Stellelementen derart ansteuert, dass die Fahrzeugtüren entriegelt werden, die Kraftstoffzufuhr von einem Tank unterbrochen wird und die Fenster geöffnet werden. - Gemäß der Erfindung wird vorgeschlagen, eine Ausstiegshilfe nach einem Unfall automatisch zu aktivieren, um dem Insassen das Verlassen des Fahrzeugs zu erleichtern oder dem Rettungshelfern die Bergung der Unfallopfer zu erleichtern. Grundsätzlich sind alle elektrisch aktivierbare Ein- und Ausstiegshilfen, insbesondere die eingangs aufgeführten, für die Umsetzung der Erfindung geeignet, wobei nur die vordefinierte Ansteuerung zur Erleichterung des Aussteigens zum Tragen kommt. Für eine kostengünstige Umsetzung im Fahrzeug sind insbesondere Lenkradverstellung und Sitzverstellung interessant.
- Aus Sicht der Anmelderin, ist das Wichtigste für die Insassen nach einem Unfall, schnell aus dem Fahrzeug zu gelangen. Für Fahrer, die Extrempositionen eingenommen haben, kann das Aussteigen schwierig sein, vor allem nach einem Unfall, wenn sich der Fahrer möglicherweise eingeklemmt oder verletzt hat.
- Mit der Erfindung wird diesen Fahrern ein Verlassen des verunfallten Fahrzeugs erleichtert.
- Um sicher zu stellen, dass das Bordnetz für die wichtigsten „POST-SAFE-Maßnahmen" wie Einschalten der Warnblinkanlage, Innenbeleuchtung und Türentriegelung erhalten bleibt, sind verschiedene Maßnahmen vorgesehen:
Die Ausstieghilfe wird zeitversetzt angesteuert:
Als letzte POST-SAFE Funktion wird die automatische Türentriegelung 10 Sekunden nach dem Aufprall angesteuert, um die Rettung der Insassen von Außen zu ermöglichen. Danach wird die Ausstieghilfe aktiviert. - Alternativ oder ergänzend kann die Ausstieghilfe beim Betätigung des Türgriffes – innen oder außen – angefordert werden: Sobald der Fahrer einen Türgriff betätigt, wird die Ausstiegshilfe aktiviert, beispielsweise fährt der Sitz nach hinten und das Lenkrad wird nach oben geschwenkt. Die Ausstiegshilfe kann auch durch Betätigung des Türaußengriffes durch Rettungshelfer aktiviert werden.
- Als weitere Bedingungen für die Aktivierung der Ausstiegshilfe können der Anschnallstatus überprüft werden, um sicher zu stellen, dass der Fahrer zu kontrollierten Handlungen in der Lage ist, indem er sich vor Verlassen des Fahrzeugs abschnallt. Beispielsweise könnte die Aktivierung der Ausstiegshilfe davon abhängig sein, dass der Insassen sich abgeschnallt hat.
- Des Weiteren können Raddrehzahlen abgefragt werden, um sicher zu stellen, dass das Fahrzeug zum Stillstand gekommen ist, bevor die Ausstiegshilfe aktiviert wird.
- Bei einer Ausstieghilfe, welche ein Zurückfahren des Vordersitzes umfasst, könnte als Maßnahme zum Einklemmschutz die Ausstiegshilfe z.B. nur während einer definierten Zeit oder nur beim Zurückfahren aus einer Extrempositionen z.B. für die ersten 60-100 mm des Sitzverstellwegs aktiviert werden oder ein sensorieller Einklemmschutz für Fondinsassen (z.B. mittels Beobachtung des Aufnahmestromes) eingesetzt werden. Mit diesen Maßnahmen kann die Gefahr eines Einklemmens der Fondinsassen verringert werden.
- Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen wiedergegeben, wobei vorteilhafte Maßnahmen natürlich kombiniert werden können, sofern sie sich nicht offensichtlich ausschließen.
- Die Erfindung wird anhand eines Ausführungsbeispiels in der einzigen Figur näher erläutert, wobei die Figur in einem Blockschaltbild einen Ausschnitt aus einer Steuerungseinrichtung für ein Kraftfahrzeug zeigt.
- Die Ausstiegshilfe
1 für ein Kraftfahrzeug umfasst gemäß der Figur einen durch einen Sitzverstellantrieb2 in seiner Sitzposition einstellbaren Fahrersitz3 und/oder ein durch einen Lenkradverstellantrieb4 in seiner Lenkradposition einstellbares Lenkrad5 . Bei Aktivierung der Ausstiegshilfe1 werden der Sitzverstellantrieb2 und/oder der Lenkradverstellantrieb4 in eine vordefinierte Ausstiegsposition angesteuert, bei der einem Insassen das Aussteigen aus dem Fahrzeug erleichtert ist. - Des Weiteren ist eine Steuereinheit
6 vorgesehen, welche während des Fahrbetriebs sensorielle Daten7 hinsichtlich eines Unfallereignisses auswertet. Insbesondere sind dieses Daten zur Erkennung eines Unfalls, welche insbesondere von Be schleunigungssensoren, Kontaktsensoren oder Überschlagsensor bereitgestellt werden. In vorteilhafter Weise können die Daten7 über das Unfallereignis auch durch den Crashsensor eines Airbag-Auslösesteuergerätes bereitgestellt werden. Insbesondere könnte die Aktivierung der Ausstiegshilfe von der Unfallschwere abhängig gemacht werden, z.B. von der Bedingung, dass mindestens ein pyrotechnisches Rückhaltesystem zur Auslösung gekommen ist. - Die Steuereinheit
6 steuert den Sitzverstellantrieb2 und den Lenkradverstellantrieb4 so an, dass nach Eintritt eines Unfallereignisses der Sitz3 und das Lenkrad5 in eine vordefinierte, für einen Ausstieg aus dem Fahrzeug optimierte Position oder einen vordefinierten Weg (z.B. Sitz 60 mm nach hinten, Lenkrad einige mm nach oben) gefahren werden. - Die Ausstiegsposition des Fahrersitzes
3 ist insbesondere durch eine Längsposition des Sitzes3 definiert. Durch eine Verschiebung eines in einer vorderen Position eingestellten Sitzes nach hinten wird ein Ausstieg erleichtert. Ergänzend oder alternativ kann auch eine Sitzhöhe, Lehnenneigung oder Sitzkissenneigung verstellt werden. Die Ausstiegsposition des Lenkrades5 ist insbesondere durch eine Lenkradsäulenneigung und eine Lenkradsäulenlängseinstellung festgelegt. Ein Ausstieg wird erleichtert, wenn das Lenkrad aufgestellt und die Lenkradsäule eingefahren wird. - In einer Weiterbildung können auch reversible Schutzmaßnahmen
8 zurückgenommen werden, um den Ausstieg zu erleichtern. Insbesondere können Gurtstraffer gelöst und ausgefahrene Sitzpolster zurückgefahren werden. Eine automatische Öffnung des Gurtschlosses wäre ebenfalls vorteilhaft. - Neben den crashrelevanten Daten
6 können weitere Zustandsdaten9 des Fahrzeugs herangezogen werden, um die Entscheidung für das Anfahren der Ausstiegspositionen abzusichern. Dies können Daten sein, welche eine Türgriffbetätigung, den Gurt-Anschnallstatus, Raddrehzahlen oder eine Sitzbelegung des angesteuerten Sitzes oder seiner benachbarter Sitze anzeigen. Es können auch Daten eines Einklemmschutzes erfasst werden, um ein Ansteuern einer Ausstiegsposition zu unterbinden, wenn dies einen Insassen der Gefahr eines Einklemmens aussetzen würde. - Das Ausführungsbeispiel behandelt einen Fahrersitz als Fahrzeugsitz
3 , um den Vorteil einer gleichzeitigen Lenkradverstellung in eine Ausstiegsposition darzustellen. Die Erfindung ist natürlich auch auf elektrisch verstellbare Beifahrersitze anwendbar. Insbesondere kann auch bei einem vorderen Beifahrersitz durch Zurückfahren des Sitzes ein Ausstieg erleichtert werden. Bei einem zweitürigen Coupé-Fahrzeug kann durch ein Vorfahren eines unbesetzten Vordersitzes der Ausstieg für Fondinsassen erleichtert werden.
Claims (10)
- Fahrzeug mit einer Ausstiegshilfe (
1 ), welche bei einer Aktivierung einem Insassen das Aussteigen aus dem Fahrzeug erleichtert, wobei zumindest ein Verstellantrieb (2 ,4 ) eines in seiner Position einstellbaren Innenraumteiles (3 ,5 ) so angesteuert wird, dass das Innenraumteil (3 ,5 ) eine vordefinierte Ausstiegsposition annimmt, bei der ein Aussteigen aus dem Fahrzeug erleichtert ist, dadurch gekennzeichnet, dass eine Steuereinheit (6 ) vorgesehen ist, welche während des Fahrbetriebs sensorielle Daten (7 ) hinsichtlich eines Unfallereignisses auswertet und nach Eintritt eines Unfallereignisses die Ausstiegshilfe (1 ) aktiviert. - Fahrzeug nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei Aktivierung der Ausstiegshilfe (
1 ) ein Sitzverstellantrieb (2 ) eines in seiner Sitzposition einstellbaren Fahrzeugsitzes (3 ) und/oder ein Lenkradverstellantrieb (4 ) ein einstellbares Lenkrad (5 ) in eine Ausstiegsposition ansteuert. - Fahrzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Ausstiegshilfe (
1 ) zeitversetzt, insbesondere 10 Sekunden nach Erkennung eines Unfallereignisses angesteuert wird. - Fahrzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Ausstiegshilfe (
1 ) nach Erkennung eines Unfallereignisses und erst nach einer automatischen Türentriegelung angesteuert wird. - Fahrzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass nach Erkennung eines Unfallereignisses die Ausstiegshilfe (
1 ) erst durch Betätigung des Türgriffes angefordert werden kann. - Fahrzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass nach Erkennung eines Unfallereignisses die Ausstiegshilfe (
1 ) nur aktivierbar ist, wenn eine Überprüfung des Anschnallstatus ergibt, dass der Insasse abgeschnallt ist. - Fahrzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass nach Erkennung eines Unfallereignisses die Ausstiegshilfe (
1 ) nur aktivierbar ist, wenn eine Überprüfung der Raddrehzahlen ergibt, dass das Fahrzeug zum Stillstand gekommen ist. - Fahrzeug nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass nach Erkennung eines Unfallereignisses die Ausstiegshilfe (
1 ) nur soweit aktivierbar ist, wie dies Maßnahmen zum Einklemmschutz zulassen. - Fahrzeug nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass bei Aktivierung der Ausstiegshilfe (
1 ) der Sitz (3 ) in seiner Längsposition, insbesondere maximal 60 mm nach hinten verfahren wird. - Fahrzeug nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass bei Aktivierung der Ausstiegshilfe (
1 ) das Lenkrad (5 ) nach oben, insbesondere bis zum oberen Anschlag verschwenkt wird.
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