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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Kraftfahrzeug und ein Verfahren zum Betreiben eines Kraftfahrzeuges.
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Kraftfahrzeuge weisen einen Innenraum auf und innerhalb des Innenraumes sind Sitze angeordnet. Vordersitze weisen dabei ein Sitzteil und ein Rückenteil auf und dabei ist das Rückenteil um eine Schwenkachse verschwenkbar gelagert. Hinter den Vordersitzen sind innerhalb des Innenraums des Kraftfahrzeugs Rücksitze angeordnet. Die Rücksitze sind dabei im Allgemeinen zu einer Rücksitzbank aus drei Rücksitzen zusammengefasst. Das Rückenteil der Vordersitze weist eine Vorderseite an einer Rückenfläche auf und eine zu der Vorderseite gegenüberliegende Rückseite auf. Die Rückseite des Rückenteils der Vordersitze bildet dabei eine Begrenzung für die Knie von Personen bzw. Passagieren auf den Rücksitzen. Ein Teilraum des Innenraumes an der Rückseite des Rückenteils stellt damit einen Beinraum dar innerhalb dessen die Beine von Personen auf den Rücksitzen angeordnet sind.
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Kraftfahrzeuge mit einer Crasherkennungseinrichtung erfassen den Abstand zur Umgebung des Kraftfahrzeuges und dadurch kann von einer Recheneinheit ein bevorstehender Unfall erfasst werden. Ab dem Zeitpunkt des Erfassens dieses bevorstehenden Unfalles beginnt eine Pre-Crash-Phase bis zur tatsächlichen Kollision des Kraftfahrzeuges mit der Umgebung bzw. bis zum Unfall und während der Pre-Crash-Phase kann mit Rückverlagerungsvorrichtung der Vordersitz des Kraftfahrzeuges um einen Rückverlagerungsweg rückwärts bewegt werden, so dass dadurch Personen auf den Vordersitzen einen größeren Abstand beispielsweise zu der Armaturentafel und zum Lenkrad aufweisen, so dass dadurch der Schutz dieser Personen vor Verletzungen auf den Vordersitzen verbessert werden kann. Befindet sich jedoch auf dem Rücksitz hinter dem Vordersitz, welcher mit der Rückverlagerungsvorrichtung während der Pre-Crash-Phase rückwärts bewegt wird, eine Person, wird dadurch der Beinraum dieser Person verkleinert. Dies kann das Verletzungsrisiko von Personen auf den Rücksitzen, insbesondere an den Beinen, vergrößern.
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Aus der
DE 10 2011 122 203 A1 ist eine Rückhaltevorrichtung für ein Kraftfahrzeug bekannt. Mit der Rückhaltevorrichtung kann in einer Pre-Crash Phase vor einem möglichen Unfallzeitpunkt ein Fahrzeuginsasse in einer Rückverlagerung über einen Rückverlagerungsweg entgegen der Fahrrichtung nach hinten verlagert werden.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht deshalb darin, eine Kraftfahrzeug und ein Verfahren zum Betreiben eines Kraftfahrzeug zur Verfügung zu stellen, bei dem während einer Pre-Crash-Phase der Vordersitz einen großen Rückverlagerungsweg ausführen kann ohne dass hieraus resultierend für die Beine einer Person hinter diesem Vordersitz hieraus resultierend eine Verletzungsgefahr besteht.
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Diese Aufgabe wird gelöst mit einem Kraftfahrzeug, umfassend eine Karosserie, einen Antriebsmotor, insbesondere einen Verbrennungsmotor und/oder einen Elektromotor, eine Crasherkennungseinrichtung, eine Recheneinheit, wenigstens einen Vordersitz mit einem Sitzteil und einem Rückenteil, wenigstens einen Rücksitz mit einem Sitzteil und einem Rückenteil, wenigstens eine Rückverlagerungsvorrichtung zur wenigstens teilweisen Rückverlagerung des wenigstens einen Vordersitzes während einer von der Crasherkennungseinrichtung erfassten Pre-Crash-Phase, wobei in das Sitzteil des wenigstens einen Rücksitzes ein erstes Mittel zum Anheben der Beine nach oben während der Pre-Crash-Phase einer Person auf dem wenigstens einen Rücksitz eingebaut ist und in das Rückenteil des wenigstens einen Vordersitzes ein zweites Mittel zum rückwärtigen Bewegen während der Pre-Crash-Phase der Beine der Person auf dem wenigstens einen Rücksitz eingebaut ist. Mit dem ersten Mittel sind die Beine während der Pre-Crash-Phase, insbesondere die Oberschenkel, nach oben anhebbar bzw. bewegbar und mit dem zweiten Mittel sind die Beine, insbesondere die Unterschenkel der Beine, rückwärts bewegbar, so dass sich dadurch die Beine in einer Position befinden, in welcher ein großer Rückverlagerungsweg des Vordersitzes ausführbar ist ohne dass es zu einem Kontakt zwischen der Rückseite des Rückenteils des Vordersitzes und den Beinen einer Person auf dem Rücksitz kommt. Dadurch kann der Vordersitz einen größeren Rückverlagerungsweg ausführen, so dass dadurch einerseits das Verletzungsrisiko von Personen auf den Vordersitzen verbessert werden kann ohne dass dadurch das Verletzungsrisiko von Personen auf den Rücksitzen hieraus resultierend erhöht wird. Als eine Rückseite des Rückenteils wird die Begrenzung des Rückenteils des Vordersitzes rückwärtig betrachtet und dies kann auch von dem zweiten Mittel, beispielsweise einem zweiten Airbag oder einem zweiten Teil, gebildet sein.
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Insbesondere ist mit der Recheneinheit zuerst das erste Mittel und anschließend das zweite Mittel aktivierbar. Aufgrund der Kinematik des Ober- und Unterschenkels mit dem Knie der Beine ist es erforderlich, zuerst mit dem ersten Mittel die Beine, insbesondere die Oberschenkel, nach oben zu bewegen und anschließend mit dem zweiten Mittel die Beine, insbesondere die Unterschenkel, rückwärts zu bewegen, so dass die Beine vom Boden einen Abstand aufweisen und die Unterschenkel um die Knie frei schwingen können. Dabei kann das erste und zweite Mittel auch teilweise gleichzeitig aktiviert werden. Nach dem Aktivieren des ersten Mittels und während der Aktivierung des ersten Mittels kann in der Endphase der Aktivierung des ersten Mittels auch das zweite Mittel aktiviert werden.
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In einer weiteren Ausgestaltung sind mit der Recheneinheit zuerst das erste und/oder zweite Mittel aktivierbar und anschließend und/oder gleichzeitig ist die Rückverlagerungseinrichtung aktivierbar. Es wird somit zunächst das erste und/oder zweite Mittel aktiviert und anschließend wird die Rückverlagerungseinrichtung aktiviert. Bei Beginn der Aktivierung der Rückverlagerungseinrichtung sind somit die Beine wenigstens teilweise bereits in die Endposition von dem ersten und zweiten Mittel gebracht, so dass dadurch ein größerer Rückverlagerungsweg für den Vordersitz zur Verfügung steht.
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In einer ergänzenden Ausführungsform ist mit einem Sensorsystem die Position der Beine der Person auf dem wenigstens einen Rücksitz erfassbar und in Abhängigkeit von der erfassten Position der Beine ist die Rückverlagerung des wenigstens einen Vordersitzes mit der Rückverlagerungsvorrichtung ausführbar.
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Vorzugsweise ist in Abhängigkeit von der erfassten Position der Beine von der Recheneinheit ein zur Verfügung stehender Rückverlagerungsweg für den wenigstens einen Vordersitz berechenbar und der tatsächliche Rückverlagerungsweg des wenigstens eine Vordersitzes ist maximal der zur Verfügung stehende Rückverlagerungsweg. Mit dem Sensorsystem wird die Position der Beine erfasst und aus dieser erfassten Position der Beine wird der zur Verfügung stehende Rückverlagerungsweg für den Vordersitz berechnet. Die Beine befinden sich dabei insbesondere in einer Endposition, welche von dem ersten und zweiten Mittel zur Verfügung gestellt werden. Dadurch ist ein großer zur Verfügung stehender Rückverlagerungsweg für den wenigstens einen Vordersitz möglich. Der tatsächliche Rückverlagerungsweg kann auch kleiner sein das der zur Verfügung stehende Rückverlagerungsweg.
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In einer ergänzenden Ausführungsform ist mit einem Gurtstraffer eine Straffung des Gurtes an dem Rücksitz ausführbar, insbesondere ist die Straffung des Gurtes mit dem Gurtstraffer an dem Rücksitz vor der Aktivierung des ersten und/oder zweiten Mittels ausführbar.
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In einer weiteren Variante ist mit einem Belegungssensor die Belegung des wenigstens einen Rücksitzes mit einer Person erfassbar und bei einer Person auf dem wenigstens einen Rücksitz ist das diesem Rücksitz zugeordnete erste und zweite Mittel, insbesondere nur in diesem Fall, aktivierbar, vorzugsweise falls sich eine Person auf dem Vordersitz vor dem Rücksitz befindet. Das diesem Rücksitz zugeordnete zweite Mittel ist hierbei das zweite Mittel, welches an dem Vordersitz vor der Person in dem Vordersitz angeordnet ist und das zugeordnete erste Mittel ist das erste Mittel, welches in dem Rücksitz eingebaut oder integriert ist auf dem sich die Person hinter dem Vordersitz befindet. Zweckmäßig umfasst auch der wenigstens eine Vordersitz einen Belegungssensor.
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Zweckmäßig ist das erste Mittel ein erster Airbag oder ein erstes Teil des Sitzteiles des wenigstens einen Rücksitzes und/oder das zweite Mittel ist ein zweiter Airbag oder ein zweites Teil der Rückenteils des wenigstens einen Vordersitzes. Der erste und/oder zweite Airbag ist von einem Gasgenerator aufblasbar bzw. entfaltbar. Das Aufblasen bzw. Entfalten des ersten und/oder zweiten Airbags erfolgt dabei langsam bzw. mit einer Geschwindigkeit, um unnötige Verletzungsrisiken der Person auf dem Rücksitz zu vermeiden und ein ausreichend schnell, um das Aufblasen bzw. Entfalten während der Pre-Crash-Phase ausführen zu können. Das erste Teil ist ein Teil des Sitzteiles des wenigstens einen Rücksitzes und das zweite Teil ist ein Teil des Rückenteils es wenigstens einen Vordersitzes. Das erste und/oder zweite Teil kann beispielsweise elektromotorisch und/oder pneumatisch und/oder hydraulisch bewegt werden bzw. ist bewegbar. Das erste Mittel hebt beispielsweise eine Polsterung und/oder einen Sitzbezug des Sitzteiles des Rücksitzes an und das zweite Mittel bewegt die Rückenfläche des Rückenteils des Vordersitzes rückwärts. Das zweite Mittel bildet dabei entweder selbst die Rückseite oder ein Stoffbezug an der Rückseite des Rückenteils des Vordersitzes wird von dem zweiten Mittel rückwärts bewegt. Das zweite Mittel und vorzugsweise auch das erste Mittel sind damit reversibel und brauchen nach einem Unfall nicht ausgetauscht werden. Dadurch wird ein Teil der Rückenfläche nach rückwärts bewegt und nach dem Unfall kann dieser Teil der Rückenfläche wieder in die ursprüngliche Ausgangsposition bewegt werden.
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In einer weiteren Ausführungsform umfasst das Kraftfahrzeug zwei Vordersitze und in jeden der zwei Vordersitze ist je ein zweites Mittel eingebaut und das Kraftfahrzeug umfasst zwei Rücksitze und in jeden der zwei Rücksitze, welche hinter den zwei Vordersitzen angeordnet sind, ist je ein erstes Mittel eingebaut und/oder mit dem Kraftfahrzeug ist ein in dieser Schutzrechtsanmeldung beschriebenes Verfahren ausführbar.
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Erfindungsgemäßes Verfahren zum Betreiben eines Kraftfahrzeuges, insbesondere eines in dieser Schutzrechtsanmeldung beschriebenen Kraftfahrzeuges, mit den Schritten: Erfassen eines bevorstehenden Unfalles des Kraftfahrzeuges mit einer Crasherkennungseinrichtung, so dass ab dem Zeitpunkt des Erfassens des bevorstehenden Unfalles und dem Unfall eine Pre-Crash-Phase vorliegt, Aktivieren einer Rückverlagerungsvorrichtung für einen Vordersitz in der Pre-Crash-Phase, so dass der Vordersitz während der Pre-Crash-Phase rückwärts bewegt wird, wobei mit einem erstes Mittel die Beine einer Person auf dem Rücksitz während der Pre-Crash-Phase angehoben werden und mit einem zweiten Mittel die Beine der Person auf dem Rücksitz während der Pre-Crash-Phase rückwärts bewegt werden. Das erste Mittel und/oder das zweite Mittel und/oder die Rückverlagerungsvorrichtung und/oder der Gurtstraffer werden von der Recheneinheit gesteuert und/oder geregelt, d. h. aktiviert und/oder deaktiviert.
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In einer weiteren Ausführungsform wird zuerst das erste Mittel aktiviert und anschließend und/oder gleichzeitig wird das zweite Mittel aktiviert und/oder das erste Mittel wird in dem Rücksitz, insbesondere dem Sitzteil des Rücksitzes, aktiviert und/oder das zweite Mittel wird in dem Vordersitz, insbesondere dem Rückenteil des Vordersitzes, aktiviert.
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Insbesondere wird zuerst die Rückverlagerungseinrichtung aktiviert und der Vordersitz wird rückwärts bewegt und anschließend und/oder gleichzeitig wird das erste und/oder zweite Mittel aktiviert und/oder mit dem ersten Mittel wird die Sitzfläche des Sitzteiles des Rücksitzes nach oben bewegt und/oder mit dem zweiten Mittel wird die Rückseite des Rückenteils des Vordersitzes rückwärts bewegt.
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In einer weiteren Ausgestaltung wird das erste Mittel während des Aktivierens von dem Sitzteil des Rücksitzes aus nach oben bewegt, so dass der Abstand des ersten Mittels in vertikaler Richtung zu dem übrigen Sitzteil des Rücksitzes vergrößert wird und/oder das zweite Mittel wird während des Aktivierens von dem Rückenteil des Vordersitzes aus nach rückwärts bewegt, so dass der Abstand des zweiten Mittels in horizontaler Richtung zu dem übrigen Rückenteil des Vordersitzes vergrößert wird.
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In einer ergänzenden Variante ist das erste Mittel ein aufblasbarer erster Airbag oder ein erstes Teil des Sitzteiles des Rücksitzes und/oder das zweite Mittel ist ein aufblasbarer zweiter Airbag oder ein zweites Teil des Rückenteils des Vordersitzes.
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In einer weiteren Variante weist der erste und/oder zweite Airbag wenigstens eine Öffnung auf, so dass während und nach dem Aktivieren und Aufblasen des ersten und/oder zweiten Airbags Gas aus der wenigstens einen Öffnung ausgeleitet wird. Aufgrund der Öffnung kann nach dem vollständigen Entfalten oder Aufblasen des ersten und/oder zweiten Airbags das Gas aus dem Airbag ausströmen, so dass dadurch bei einer Rückverlagerung des Vordersitzes das Volumen des Airbags, insbesondere des zweiten Airbags verkleinert wird und dadurch ein zusätzlicher Rückverlagerungsweg für den Vordersitz möglich ist ohne dass große Kräfte von dem Airbag auf die Beine der Person auf dem Rücksitz wirken.
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In einer weiteren Ausgestaltung wird mit einem Sensorsystem die Position der Beine der Person auf dem Rücksitz erfasst und in Abhängigkeit von der erfassten Position der Beine wird die Rückverlagerung des Vordersitzes mit der Rückverlagerungsvorrichtung ausgeführt, insbesondere ein je größerer Beinraum zwischen den Beinen und dem Vordersitz erfasst wird, der Vordersitz mit einem desto größeren Rückverlagerungsweg rückwärts bewegt wird und umgekehrt.
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In einer zusätzlichen Ausführungsform eines Kraftfahrzeuges mit drei Sitzreihen, d. h. Sitzen in einer ersten Reihe, Sitzen in einer zweiten Reihe und Sitzen in einer dritten Reihe, werden die Sitze in der zweiten Reihe als Vordersitze betrachtet und die Sitze in der dritten Reihe als Rücksitze betrachtet. Bei diesem Kraftfahrzeug mit drei Sitzreihen weisen somit die Sitze in der zweiten Reihe das erste und zweite Mittel auf und mit einer Rückverlagerungsvorrichtung können die Sitze in der zweiten Reihe nach rückwärts bewegt werden und die Sitze in der dritten Reihe weisen nur das erste Mittel auf. Ferner werden bei diesem Kraftfahrzeug mit drei Sitzreihen die Sitze in der ersten Reihe auch als Vordersitze betrachtet, d. h. die Sitze in der ersten Reihe weisen das zweite Mittel und die Rückverlagerungsvorrichtung auf, und die Sitze in der zweiten Reihe werden auch als Rücksitze betrachtet, d. h. die Sitz in der zweiten Reihe weisen das erste Mittel auf.
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Die Erfindung umfasst ferner ein Computerprogramm mit Programmcodemitteln, die auf einem computerlesbaren Datenträger gespeichert sind, um ein in dieser Schutzrechtsanmeldung beschriebenes Verfahren durchzuführen, wenn das Computerprogramm auf einem Computer oder einer entsprechenden Recheneinheit durchgeführt wird.
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Bestandteil der Erfindung ist außerdem ein Computerprogrammprodukt mit Programmcodemitteln, die auf einem computerlesbaren Datenträger gespeichert sind, um ein in dieser Schutzrechtsanmeldung beschriebenes Verfahren durchzuführen, wenn das Computerprogramm auf einem Computer oder einer entsprechenden Recheneinheit durchgeführt wird.
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In einer weiteren Ausführungsform ist das Sensorsystem zur Erfassung der Position der Beine, insbesondere des Knies, der Person auf dem Rücksitz ein Radar und/oder ein Ultraschallsensor und/oder eine Kamera mit einem Bilderfassungssystem und/oder ein Laser und/oder eine Infraroteinrichtung.
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In einer ergänzenden Variante umfasst die Crasherfassungseinrichtung einen Sensor, insbesondere einen Sensor an dem vorderen Endbereich des Kraftfahrzeuges, zur Erfassung des Abstandes des Kraftfahrzeuges zu der Umgebung, beispielsweise ist dieser Sensor ein Radar und/oder ein optischer Sensor und/oder ein Ultraschallsensor. Ein Geschwindigkeitssensor der Crasherfassungseinrichtung erfasst die Geschwindigkeit des Kraftfahrzeuges und die Recheneinheit berechnet aus den Daten des Sensors und des Geschwindigkeitssensors den Zeitpunkt einen zukünftigen Unfall und des Beginns der Pre-Crash-Phase. Der Geschwindigkeitssensor wird beispielsweise dadurch gebildet, dass eine Raddrehzahl oder die GPS-Position des Kraftfahrzeuges von der Recheneinheit ausgewertet wird und daraus die Geschwindigkeit berechnet wird.
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In einer ergänzenden ist das Sensorsystem, vorzugsweise wenigstens ein Sensor des Sensorsystems, zur Erfassung der Position der Beine der Person in ein Rückenteil eines Sitzes, insbesondere Vordersitzes, eingebaut oder integriert.
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In einer weiteren Ausführungsform ist der Belegungssensor zur Erfassung der Belegung mit einer Person des Sitzes, insbesondere des Vordersitzes und/oder des Rücksitzes, ein Sensor zur Erfassung einer auf die Sitzfläche wirkenden Kraft und/oder ein Radarsensor.
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Im Nachfolgenden werden Ausführungsbeispiele der Erfindung unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen näher beschrieben. Es zeigt:
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1 eine Seitenansicht eines Kraftfahrzeuges,
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2 einen stark vereinfachten Teillängsschnitt des Kraftfahrzeuges in einem ersten Ausführungsbeispiel bei einem ersten Zeitpunkt einer Pre-Crash-Phase,
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3 einen stark vereinfachten Teillängsschnitt des Kraftfahrzeuges in dem ersten Ausführungsbeispiel bei einem zweiten Zeitpunkt der Pre-Crash-Phase,
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4 einen stark vereinfachten Teillängsschnitt des Kraftfahrzeuges in dem ersten Ausführungsbeispiel bei einem dritten Zeitpunkt der Pre-Crash-Phase,
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5 einen stark vereinfachten Teillängsschnitt des Kraftfahrzeuges in dem ersten Ausführungsbeispiel bei einem vierten Zeitpunkt der Pre-Crash-Phase und
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6 einen stark vereinfachten Teillängsschnitt des Kraftfahrzeuges in einem zweiten Ausführungsbeispiel bei einem ersten Zeitpunkt der Pre-Crash-Phase,
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Ein in 1 dargestelltes Kraftfahrzeug 1 weist eine Karosserie 2 aus Metall, insbesondere Stahl und/oder Verbundwerkstoff, auf. Mittels eines Antriebsmotors 3, beispielsweise eines Elektromotors 4 und/oder eines Verbrennungsmotors 5, wird das Kraftfahrzeug 1 fortbewegt. Die Karosserie 2 begrenzt einen Innenraum und innerhalb des Innenraumes sind zwei Vordersitze 7 in einer ersten Reihe als Sitze 6 sowie drei Rückseite 8 in einer zweiten Reihe als Sitze 6 angeordnet. Die drei Rücksitze 8 sind dabei zu einer Sitzbank zusammengefasst.
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In 1 bis 5 ist ein Längsschnitt durch den Vordersitz 7 dargestellt. Der Vordersitz 7 umfasst ein Sitzteil 9 und ein Rückenteil 10. Das Sitzteil 9 und das Rückenteil 10 weisen jeweils eine Tragstruktur (nicht dargestellt) auf an der eine Polsterung und ein Sitzbezug (nicht dargestellt) befestigt sind. An dem Rückenteil 10 ist ferner eine Kopfstütze 11 befestigt. Das Sitzteil 9 ist mittels Stützfüßen 21 an einer Schiene 20 befestigt (2 bis 5) und die Schiene 20 ist an der Karosserie 2 befestigt. Mittels der Stützfüße 21, welche an der Schiene 20 befestigt sind, kann dabei der gesamte Vordersitz 7 in Längsrichtung des Kraftfahrzeuges 1 horizontal nach rückwärts mit einer Rückverlagerungsvorrichtung 22 bewegt werden. Die Tragstruktur des Rückenteiles 10 ist mittels nicht dargestellter Verbindungsteile mit der Tragstruktur des Sitzteiles 9 verbunden, so dass dadurch bei der horizontalen Bewegung des Vordersitzes 7 sowohl das Sitzteil 9 als auch das Rückenteil 10 die horizontale Bewegung gemeinsam mit ausführen.
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Das Sitzteil 9 des Vordersitzes 7 weist eine Sitzfläche 14 zum Aufsetzen für eine Person auf und das Rückenteil 10 des Vordersitzes 7 als Sitz 6 weist eine Rückenfläche 15 zum Anlegen eines Rückens einer Person 35 auf dem Sitz 6 auf. Die Rückenfläche 15 bildet zugleich eine Vorderseite 16 des Rückenteils 10. Gegenüberliegend zu der Vorderseite 16 weist das Rückenteil 10 auch eine Rückseite 17 auf. Das Rückenteil 10 ist um eine Schwenkachse 18 (1) relativ zu dem übrigen Kraftfahrzeug 1 und auch zu dem Sitzteil 9 verschwenkbar gelagert. Personen 35 oder Passagiere 35 auf den Rücksitzen 8 sind im Bereich ihrer Knie 39 in der Nähe oder an der Rückseite 17 des Rückenteils 10 angeordnet, sodass ein Bereich bzw. Teilraum des Innenraumes an der Rückseite 17 einen Beinraum 19 bildet und innerhalb des Beinraums 19 die Beine 36, insbesondere auch ein Knie 39, von Personen 35 auf den Rücksitzen 8 angeordnet ist (2 bis 5).
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In den 2 bis 5 ist ein erstes Ausführungsbeispiel des Kraftfahrzeuges 1 mit der Rückverlagerungsvorrichtung 22 und einer Crasherkennungseinrichtung 23 dargestellt. Die Crasherkennungseinrichtung 23 erfasst einen bevorstehenden Unfall bzw. eine Kollision des Kraftfahrzeuges 1 mit der Umgebung. Ab dem Beginn des Erfassens dieses bevorstehenden Unfalles beginnt eine Pre-Crash-Phase des Kraftfahrzeuges 1. Die Pre-Crash-Phase endet mit der Kollision des Kraftfahrzeuges 1 mit der Umgebung. Ein Belegungssensor 31 erfasst die Belegung des Rücksitzes 8 mit der Person 35 und ein nicht dargestellter Belegungssensor 31 erfasst auch die Belegung des Vordersitzes 7 mit der Person 35. Ein Sensorsystem 30 erfasst die Position der Beine 36 der Person 35 auf dem Rücksitz 8, d. h. die Position eines Oberschenkels 37, eines Unterschenkels 38 und des Knies 39. In dem vorderen Endbereich des Sitzteiles 9 des Rücksitzes 8 ist ein erstes Mittel 25 eingebaut oder integriert, nämlich ein erster Airbag 27. Im Bereich der Rückseite 17 des Rückenteiles 10 des Vordersitzes 7 ist ein zweites Mittel 26 eingebaut oder integriert, nämlich ein zweiter Airbag 28. Mit der Rückverlagerungsvorrichtung 22 kann außerdem während der Pre-Crash-Phase der gesamte Vordersitz 7 rückwärts bewegt werden, d. h. entgegen der Fahrtrichtung des Kraftfahrzeuges 1 in Richtung zu dem Rücksitz 8. Abweichend hiervon kann von der Rückverlagerungsvorrichtung 22 auch nur das Rückenteil 10 des Vordersitzes 7 um die Schwenkachse 18 nach rückwärts verschwenkt werden, so dass der Vordersitz 7 teilweise nach rückwärts bewegt wird. An dem Vordersitz 7 ist außerdem ein Gurt 32 für die Person 35 auf den Vordersitz 7 angeordnet und ferner ist im Bereich des Rücksitzes 8 ein Gurt 33 für die Person 35 auf dem Rücksitz 8 angeordnet. Der Gurt 33 an dem Rücksitz 8 kann ferner mittels eines Gurtstraffers 34 gestrafft bzw. verkürzt werden. Zwischen der Rückseite 17 des Rückenteils 10 des Vordersitzes 7 und dem Rücksitz 8, insbesondere dem Sitzteil 9 des Rücksitzes 8, ist der Beinraum 19 ausgebildet. Der Beinraum 19 bildet den für die Beine 35 zur Verfügung stehenden Raum.
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Mit Beginn der Pre-Crash-Phase des Kraftfahrzeuges 1, welcher von der Crasherkennungseinrichtung 23 in Zusammenarbeit mit der Recheneinheit 24 bestimmt wird, wird zunächst von dem Sensorsystem 30 die Position der Beine 36 der Person 35 auf dem Rücksitz 8 erfasst. Die Aktivierung des ersten und zweiten Mittels 25, 26 ist nur erforderlich, wenn sowohl auf dem Vordersitz 7 als auch auf den Rücksitz 8, welcher rückwärts oder hinter dem Vordersitz 7 angeordnet ist, jeweils sich eine Person 35 befindet. Befindet sich nur eine Person auf dem Vordersitz 7 und auf dem Rücksitz 8 keine Person 35 wird von der Recheneinheit 24 das erste und zweite Mittel 25, 26 während der Pre-Crash-Phase nicht aktiviert. Mit Beginn der Pre-Crash-Phase wird zunächst mit dem Gurtstraffer 34 der Gurt 33 an dem Rücksitz 8 gestrafft. Anschließend wird von der Recheneinheit 24 das erste Mittel 25 aktiviert, d. h. von einem nicht dargestellten Gasgenerator wird der erste Airbag 27 langsam aufgeblasen, so dass dadurch eine Polsterung und ein Sitzbezug (nicht dargestellt) am vorderen Endbereich des Sitzteiles 9 des Rücksitzes 8 in vertikaler Richtung nach oben bewegt wird und dadurch auch die Sitzfläche 14 des Sitzteiles 9 des Rücksitzes 8 nach oben bewegt wird (3). Dadurch werden die Beine 36, insbesondere der Oberschenkel 37 mit dem Knie 39, der Person 35 auf dem Rücksitz 8 nach oben bewegt, so dass die Beine bzw. Füße einen Abstand zu dem Boden bzw. der Fußabstellfläche aufweisen. Anschließend wird der zweite Airbag 28 als das zweite Mittel 26 aktiviert, d. h. von einem nicht dargestellten Gasgenerator aufgeblasen (4). Der zweite Airbag 28 bildet dabei auch eine Rückseite 17 des Rückenteiles 10 des Vordersitzes 7, so dass dadurch die Unterschenkel 38 der Person 35 auf dem Rücksitz 8 in horizontaler Richtung nach hinten bzw. rückwärts bewegt werden. Dadurch kann der zur Verfügung stehende Rückverlagerungsweg für den Vordersitz 7 vergrößert werden. Anschließend wird während der Pre-Crash-Phase mit der Rückverlagerungsvorrichtung 22 der Vordersitz 7 nach rückwärts bewegt. Der zweite Airbag 28 weist dabei eine Öffnung 29 auf, so dass dadurch während der Rückwärtsbewegung des Vordersitzes 7 sich das Volumen des zweiten Airbags 28 verkleinert und dadurch ein großer Rückverlagerungsweg für den Vordersitz 7 zur Verfügung steht. Die Öffnung 29 kann auch dadurch gebildet sein, dass das Gas durch das Gewebe des zweiten Airbags 28 entweichen kann. Vorzugsweise weist auch der erste Airbag 27 die Öffnung 29 auf, wobei vorzugsweise die Größe der Öffnung 29 an dem zweiten Airbag 28 wesentlich größer ist als an dem ersten Airbag 27. Bei dem zweiten Airbag 28 ist es erforderlich, dass während einer kurzen Zeit während der Rückverlagerung des Vordersitzes 7 das Gas aus dem zweiten Airbag 28 teilweise ausströmt. Die Öffnung 29 an dem ersten Airbag 27 bewirkt lediglich, dass nach dem Ende des Unfalles des Kraftfahrzeuges 1 das Gas langsam aus dem ersten Airbag 27 ausströmt und während der Pre-Crash-Phase nur in einem zu vernachlässigenden Umfang Gas aus dem ersten Airbag 27 ausströmt, d. h., während der kurzen Zeit der Pre-Crash-Phase sich das Volumen des ersten Airbags 27 sich nur in einem zu vernachlässigenden Umfang verringert.
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In 6 ist ein zweites Ausführungsbeispiel des Kraftfahrzeuges 1 dargestellt. Im Nachfolgenden werden im Wesentlichen nur die Unterschiede zu dem in den 2 bis 5 dargestellten ersten Ausführungsbeispiel beschrieben. In 6 ist das Kraftfahrzeug 1 zu Beginn der Pre-Crash-Phase dargestellt. Das erste und zweite Mittel 26, 27 sind hierbei noch nicht aktiviert. Das erste Mittel 25 ist beispielsweise ein erstes Teil 12 als ein Teil des Sitzteiles 9 des Rücksitzes 8 und das zweite Teil 13 ein Teil des Rückenteiles 10 des Vordersitzes 7. Das erste Teil 12 ist beispielsweise eine Platte unterhalb einer Polsterung und des Sitzbezuges (nicht dargestellt) des Sitzteiles 9 des Rücksitzes 8. Das zweite Teil 13 ist ebenfalls eine Platte an der Rückseite 17 des Rückenteiles 10 des Vordersitzes 7. Das erste und zweite Teil 12, 13 kann elektromotorisch und/oder pneumatisch, beispielsweise mit einem Elektromotor und/oder einem Pneumatikkolben, in die entsprechende Richtung bewegt werden. An dem zweiten Teil 13 ist außerdem auch eine Polsterung angeordnet, so dass dadurch die Rückseite 17 an dem zweiten Teil 13 für die Auflage der Beine 26 weich ist.
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Insgesamt betrachtet sind mit dem erfindungsgemäßen Kraftfahrzeug 1 und dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Betreiben des Kraftfahrzeuges 1 wesentliche Vorteile verbunden. Die Recheneinheit 24 erfasst mit der Crasherkennungseinrichtung 23 eine Pre-Crash-Phase. Während der Pre-Crash-Phase wird von der Recheneinheit 24 der Gurtstraffer 34, das erste und/oder zweite Mittel 25, 26 und die Rückverlagerungsvorrichtung 22 aktiviert und/oder deaktiviert bzw. gesteuert und/oder geregelt. Mittels des Aktivierens des ersten und zweiten Mittels 25, 26 können die Beine 36 der Person 35 auf dem Rücksitz 8 in eine dahingehende Position bewegt werden, dass für den Vordersitz 7 ein großer zur Verfügung stehender Rückverlagerungsweg vorhanden ist. Der Vordersitz 7 kann dadurch in der Pre-Crash-Phase mit der Rückverlagerungsvorrichtung 22 einen großen Rückverlagerungsweg zurückführen, so dass dadurch einerseits die Sicherheit von Personen auf den Vordersitzen 7 verbessert wird und gleichzeitig das Verletzungsrisiko von Personen 35 auf den Rücksitzen 8 hieraus resultierend nicht vergrößert wird, weil die Beine 36 aufgrund ihrer Position keinem erhöhten Verletzungsrisiko an dem Vordersitz 7 ausgesetzt sind.
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Es wurde wenigstens ein Ausführungsbeispiel beschrieben, wobei zu beachten ist, dass eine große Anzahl an Varianten hierzu existieren. Es sollte auch wahrgenommen werden, dass das Ausführungsbeispiel oder die Ausführungsbeispiele nur Beispiele sind und damit nicht beabsichtigt ist, den Schutzumfang, die Anwendbarkeit bzw. Ausführbarkeit oder den Aufbau in irgendeiner Weise zu beschränken. Die oben stehende Beschreibung vermittelt den Fachmann mit einer geeigneten Anleitung zur Ausführung von wenigstens einem Ausführungsbeispiel. Es ist zu verstehen, dass verschiedene Veränderungen gemacht werden können in der Funktion und der Anordnung der beschriebenen Komponenten in einer beispielhaften Ausführungsform ohne vom Schutzumfang der nachstehenden Ansprüche und sowie den Äquivalenten der nachstehenden Ansprüche abzuweichen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Kraftfahrzeug
- 2
- Karosserie
- 3
- Antriebsmotor
- 4
- Elektromotor
- 5
- Verbrennungsmotor
- 6
- Sitz
- 7
- Vordersitz
- 8
- Rücksitz
- 9
- Sitzteil
- 10
- Rückenteil
- 11
- Kopfstütze
- 12
- Erste Teil
- 13
- Zweite Teil
- 14
- Sitzfläche
- 15
- Rückenfläche
- 16
- Vorderseite des Rückenteils
- 17
- Rückseite des Rückenteils
- 18
- Schwenkachse
- 19
- Beinraum
- 20
- Schiene
- 21
- Stützfuß
- 22
- Rückverlagerungsvorrichtung
- 23
- Crasherkennungseinrichtung
- 24
- Recheneinheit
- 25
- Erste Mittel
- 26
- Zweite Mittel
- 27
- Erster Airbag
- 28
- Zweiter Airbag
- 29
- Öffnung an Airbag
- 30
- Sensorsystem
- 31
- Belegungssensor
- 32
- Gurt an Vordersitz
- 33
- Gurt an Rücksitz
- 34
- Gurtstraffer
- 35
- Person
- 36
- Bein
- 37
- Oberschenkel
- 38
- Unterschenkel
- 39
- Knie
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102011122203 A1 [0004]