Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Färben und Bedrucken von textilen Materialien mit Hilfe eines Zwi schenträgers, auf diese Zwischenträger sowie auf die mittels diesem Verfahren gefärbten oder bedruckten textilen Ma terialien.
Aus der französischen Patentschrift 1 223 330 ist bekannt, dass man Drucke auf textilen Geweben oder Gewirken da durch herstellen kann, dass man ein Trägermaterial, gewöhn lich Papier, mit einer Dispersion eines wasserunlöslichen sublimierbaren Dispersionsfarbstoffes bedruckt, anschliessend das bedruckte Papier an das zu bedruckende Material andrückt und auf eine Temperatur erhitzt, bei welcher der Farbstoff sublimiert und auf das Textilmaterial übergeht. Mit Hilfe die ses sogenannten Transferdruckverfahrens lassen sich Unifär bungen oder komplizierte Muster erzeugen, ohne dass man beim Umdruck teure Druckmaschinen benötigt.
Dieses Verfahren hat breiten Eingang in die Praxis gefun den, und seine Anwendungsmöglichkeiten sind durch intensive Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, welche ihren Nieder schlag in zahlreichen Patentanmeldungen gefunden haben, wesentlich verbreitert und verbessert worden. Das Verfahren in seiner ursprünglichen Form war wegen der Verwendung von Dispersionsfarbstoffen besonders geeignet für Celluloseacetat und Polyester. Durch die Verwendung von reaktiven Disper sionsfarbstoffen für den Druck auf Polyamid (amerikanische Patentschrift 3 632 291) und von kationischen Farbstoffen für Polyacrylnitril (deutsche Offenlegungsschrift 2 325 308) konn ten auch diese Substrate für den Transferdruck zugänglich ge macht und teilweise die bisher im Direktdruck üblichen Echt heitseigenschaften erreicht werden.
Auch mit apparativen Massnahmen konnten Verbesserungen erzielt werden, bei spielsweise durch die Anwendung von Vakuum beim Um druck (deutsche Auslegeschrift 2 135 760) oder den Einsatz von Druckaggregaten mit einem heizbaren Endlosband aus Metall als Zwischenträger. Ausser auf Textilmaterialien wurde die Anwendung auch auf andere Substrate, z. B. auf kunstharz beschichtete Metalle, ausgedehnt.
Alle heute üblichen Transferdruckverfahren zeigen jedoch zumindest einen der beiden folgenden wesentlichen Nachteile. Weil sublimierbare Farbstoffe eingesetzt werden müssen, zei gen die so hergestellten Färbungen oder Drucke eine nur sehr beschränkte Beständigkeit gegenüber Hitze, insbesondere eine ungenügende Sublimierechtheit. Ferner haben bis heute keine befriedigenden Methoden des Transferdrucks auf natürliche Fasern, insbesondere Cellulose, Eingang in die Praxis gefun den.
Diese beiden Faktoren sind auch dafür verantwortlich, dass die Transferdrucktechnik für die wichtigen Mischungen von Synthesefasern mit Naturfasern, speziell die Polyester- Cellulose-Mischungen, nur in sehr beschränktem Masse, haupt sächlich nur bei sehr hohem Anteil an Synthesefasern in der Mischung, eingesetzt werden kann.
Es hat nicht an Versuchen gefehlt, diese Mängel durch Ent wicklung spezieller neuer Methoden zu beheben. In der deut schen Offenlegungsschrift 2 219 978 wird ein Verfahren zur Herstellung von sublimierechten Transferdrucken auf Poly estermaterial beschrieben, bei welchem die Farbstoffe durch eine Behandlung mit Fixiermitteln, wie z. B. Isocyanaten, durch Reaktion in der Faser in sublimierechtere Derivate über geführt werden. Das Verfahren ist jedoch aufwendig, wenig reproduzierbar sowie auf eine kleine Auswahl von geeigneten Farbstoffen und auf Synthesefasern als Substrate beschränkt. In der DOS 2 337 798 wird ein Transferdruckverfahren mit sublimierbaren Dispersionsfarbstoffen auf Cellulosematerial, welches mit organischen Quellmitteln vorbehandelt worden ist, beschrieben. Die dabei erzielbaren Drucke sind jedoch keines wegs waschecht.
Auch eine Nachbehandlung mit Vernetzungs mitteln steigert die Waschechtheit nicht in einem für die An forderungen der Praxis genügenden Masse. Gegenstand der DOS 2 115 174 ist ein Transferdruckver fahren für Substrate, welche komplexbildende Metalle ent halten. Dabei werden komplexierungsfähige sublimierbare Farbstoffe oder Farbstoffbildner durch Anwendung von Hitze transferiert und die Metallkomplexfarbstoffe in der Faser er zeugt. Mit diesem Verfahren können jedoch meist nur trübe, glanzlose Nuancen entstehen, die Auswahl an erzielbaren Nuancen ist sehr beschränkt und wird zusätzlich dadurch ge ringer, dass auf dem Substrat nicht verschiedene Metalle zur Komplexbildung angeboten werden können.
Aus den FR 1 034 816, DT-PS 884 186, 607 959 und GB Patentschrift 6876/l909 war es bekannt, Farbstoffbildner oder Entwicklungsfarbstoffe unter Mitwirkung feuchter Wärme zu übertragen.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, dass man solche Farbstoffbildner oder Entwicklungsfarbstoffe in einer trockenen Arbeitsweise übertragen kann, um somit auf natür lichen und synthetischen Materialien Unifärbungen und Drucke, welche die oben geschilderten Nachteile nicht auf weisen, zu erzeugen. Der trockene Transferdruck verlangt keine Anwendung von gegenüber der Feuchtigkeit wider standsfähigen Hilfsträgern und keine Trocknung des bedruck ten Materials, was auch einen grossen Vorteil des vorliegenden Verfahrens, im Vergleich zu den bekannten Verfahren im feuchten Zustand, bildet.
Im erfindungsgemässen Verfahren erfolgt die Farbgebung über einen Umdruckprozess mit Hilfe von Azofarbstoffen, die erst während oder nach dem Umdruck durch Azokupplung notwendigen, bei höchstens 240 C ver- dampfbare oder sublimierbare Substanzen unter Verwendung eines Zwischenträgers auf das Substrat gebracht werden.
Das erfindungsgemässe Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass 1. die verdampfbare oder sublimierbare Substanz ein Azo- farbstoffvorprodukt der Formel A-H oder D-X ist, wobei D den Rest einer aromatischen oder heteroaromatischen Diazo- komponente, X die Diazoniumgruppe in Form eines Salzes oder einen Rest, der im Verlauf des Verfahrens in eine Diazo- niumgruppe übergeführt werden kann, und A den Rest einer kupplungsfähigen Verbindung bedeuten, 2.
dass man das zu bedruckende Material mit einem zwei ten Farbstoffvorprodukt behandelt, entweder bevor oder wäh rend es an den Umdruckträger angedrückt oder nachdem es von diesem entfernt wird, und 3. dass die zwei Farbstoffvorprodukte durch Kupplung reagieren, entweder während oder nach dem Umdruckverfah ren, indem sie einen Azofarbstoff der Formel D-N=N-A auf dem Material ergeben.
Es entstehen somit Farbstoffe der allgemeinen Formel I D-N=N-A (1) durch Reaktion von Farbstoffvorprodukten der Formel 11 mit solchen der Formel III D-X (II) H-A (11I) Die Diazoniumgruppe in X kann ausser in Form ihrer nor malen Salze, z. B. der Chloride, vorteilhaft in Form ihrer be sonders stabilen Doppelsalze, Diazoniumsulfate oder Aryl- sulfonate eingesetzt werden.
Als Reste, die in die Diazonium- gruppe übergeführt werden können, seien die Aminogruppe oder ihre Derivate, wie z. B. die Hydrazin- oder die Hydrazon- gruppe, genannt. Die Überführung in die Diazoniumgruppe geschieht nach bekannten Methoden durch Diazotierung respektive Oxidation.
Besonders günstig für das Verfahren verhalten sich Verbindungen, in welchen der Rest X die Dia- zoniumgruppe in vorgebildeter, stabilisierter Form enthält, wie das in Antidiazotaten, Diazosulfonaten und Diazoaminover- bindungen der Fall ist. Als Verbindungen H-A können erfindungsgemäss alle Substanzen eingesetzt werden, welche durch Azokupplung mit Verbindungen D-X farbige Produkte ergeben. Dies trifft ins besondere für die Phenole und Amine der Benzol-, Naphtalin-, Carbazol-, Benzocarbazol-, Diphenyloxid- und Anthracen reihe sowie für kupplungsfähige Heterocyclen und Verbindun gen mit aktivierten Methylengruppen zu.
Besonders echte Färbungen und Drucke werden erhalten, wenn die gebildeten Farbstoffe keine wasserlöslichmachenden Gruppen enthalten.
Eine sehr gute Zusammenstellung über erfindungsgemäss verwendbare Verbindungen kann der Monographie The Chemistry of Synthetic Dyes von K. Venkataraman, speziell den Kapiteln Diazotation and Diazonium Salts und Azoic Dyes , entnommen werden. Die dort aufgeführten Verbin dungen eignen sich besonders gut für das erfindungsgemässe Verfahren. Der Rahmen der erfindungsgemäss zu verwenden den Verbindungen ist jedoch weiter gesteckt und umfasst nicht nur die in der Fachliteratur über Entwicklungsfarbstoffe aufge führten Produkte. Zahlreiche für das neue Verfahren geeignete Verbindungen erfüllen nämlich die Anforderungen der kon ventionellen Anwendungsverfahren nicht und haben deswegen keinen Eingang in die Fachliteratur oder gar die Praxis ge funden, sei es, dass sie z.
B. im wässrigen Applikations medium eine zu grosse oder zu geringe Löslichkeit haben oder nicht die richtige Affinität zum Substrat aufweisen.
Anderseits wird die Auswahl an erfindungsgemäss ver wendbaren Substanzen der Formeln II und III durch die Be dingung eingeschränkt, dass zumindest eines der beiden Farb stoffvorprodukte durch einen Umdruckprozess mit Hilfe eines Zwischenträgers auf das Substrat gebracht und somit trans- ferierbar sein muss. Als transferierbar im Sinne der Erfindung gelten solche Farbstoffvorprodukte, die appliziert nach einem der Norm SNV 95 8 33/61 Verfahren zur Bestimmung der Trockenfixier- und Plissierechtheit von Färbungen und Druk- ken ähnlichen Verfahren nach der Entwicklung des Azofarb- stoffs eine färberisch ausreichende Anblutung ergeben.
Bei dieser Applikationsmethode wird der bedruckte Zwischen träger in engem Kontakt mit einem ungefärbten Material, für welches die transferierenden Substanzen eine gute Affinität aufweisen müssen, unter einem Druck von etwa 40 g/cm2 während einer bestimmten Zeit bei einer gewählten Tempera tur erhitzt.Als erfindungsgemäss zu bedruckende Materialien kommen textile Gebilde zur Anwendung. Sie werden meist in Form von Flächengebilden, wie Geweben oder Gewirken, je doch z. B. auch als Vliesstoffe, Teppiche usw. eingesetzt.
Als Substrate auf der Basis von natürlichen, halbsynthetischen oder synthetischen Materialien seien als Beispiele genannt: Cellu losematerialien wie Baumwolle, Regeneratcellulose, Leinen, Jute, sowie Proteinmaterialien wie Wolle, Seide, ferner als synthetische Materialien Polyacrylnitrile, Polyurethane, Cellu- losetri- und -2¸-acetat, Polyamide, Polyester und Polyolefine, sowie deren Gemische untereinander.
Für das Verfahren werden hydrophile Materialien vorteil haft mit organischen Quellmitteln vorbehandelt, eine Technik, die in jüngerer Zeit in zahlreichen Veröffentlichungen be schrieben worden ist. Dabei wird ein Fasermaterial, wie Cellu lose, z. B. mit einer wässrigen oder wässrig-organischen Lösung eines über 100 C siedenden Quellmittels imprägniert, abgequetscht und schonend getrocknet, wodurch das Wasser entfernt wird, wobei das zurückbleibende organische Quell- mittel die Cellulose in gequollenem Zustand erhalten und gleichzeitig beim Umdruck als Lösungsvermittler und Reak tionsmedium, in welchem die Kupplung zum Azofarbstoff stattfindet, dienen kann.
Das Aufbringen geeigneter Quellmit- tel kann jedoch auch auf anderem Weg als durch Imprägnie ren erfolgen. Geeignete Quellmittel sind z. B. die in der DOS 2 337 798 beschriebenen Verbindungen, besonders Polyole und deren funktionelle Derivate. Der erfindungsgemässe inerte Zwischenträger soll keine Affinität zu den erfindungsgemäss zu verwendenden Farbstoff vorprodukten aufweisen und ist zweckmässig ein flexibles be drucktes Gebilde wie ein Band oder eine Folie mit glatter Oberfläche, welches hitzestabil ist und aus den verschiedensten Arten von Materialien, z. B. Metall oder Kunststoff, bevor zugt jedoch aus Papier, bestehen kann.
Zum Bedrucken der Zwischenträger können die üblichen Druckverfahren wie Tiefdruck, Hochdruck, Siebdruck, Flach druck oder elektrostatische Druckverfahren angewendet wer den. Für die gängigsten Verfahren müssen die erfindungsge- mässen Farbstoffvorprodukte zu Drucktinten auf wässriger oder organischer Basis verarbeitet werden, wobei die Druck tinten die Produkte gelöst oder in Form von Dispersionen ent halten.
Den Drucktinten wird bevorzugt ein Bindemittel zugesetzt, welches einerseits die Druckfarbe verdickt und anderseits die Farbstoffvorprodukte bis zum Umdruck an den Hilfsträger bin det. Zu diesem Zweck können die in der Lack- und Druck farbenindustrie üblichen Harze und Bindemittel eingesetzt werden, insbesondere synthetische, natürliche und halb synthetische Polykondensations- und Polyadditionsprodukte. Als Beispiele für geeignete Bindemittel für wässrige Systeme seien z.
B. genannt: Johannisbrotkernmehl, Alginat, Traganth, Dextrin, Polyvinylalkohol, Polyamide und lösliche Cellulose- derivate. Speziell geeignet für Drucktinten auf Basis organi scher Lösungsmittel sind die Celluloseester und die Cellulose- äther, jedoch können auch andere, in den jeweils verwendeten Lösungsmitteln lösliche, filmbildende Polymere eingesetzt wer den.
Für die Herstellung von Drucktinten kommen neben Wasser alle Lösungsmittel, die sich nach dem Bedrucken des Zwischenträgers beim Trocknen leicht entfernen lassen oder chemisch trocknen, in Betracht. Erwähnt seien beispielsweise aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe, halogenierte Kohlenwasserstoffe, Glykole und deren Derivate, Ester von Carbonsäuren, insbesondere jedoch Ketone und Alkohole, so wie Mischungen dieser Lösungsmittel untereinander.
Für den Umdruck werden die bedruckten und getrockne ten Zwischenträger in engen Kontakt mit dem Substrat ge bracht und beide zusammen erwärmt, bis die auf dem Zwi schenträger befindlichen Farbstoffvorprodukte ganz oder teil weise auf das zu bedruckende Substrat übergegangen sind. Die Wärmeeinwirkung geschieht bevorzugt in Bügelpressen oder Kalandern, welche auf die verschiedensten Arten, z. B. durch <B>Öl,</B> Infrarotstrahlung, Dampf oder Mikrowellen, beheizt wer den und gegebenenfalls auch die Anwendung von Vakuum oder Dampf ermöglichen.
Die für den Umdruck zu wählenden Bedingungen für Temperatur und Kontaktzeit hängen von verschiedenen Fak toren ab, im besonderen jedoch von den Transfereigenschaf ten der eingesetzten Farbstoffvorprodukte und der Hitzestabili tät des zu bedruckenden Substrats, jedoch auch vom ange strebten Druckausfall, da das Ausmass der Durchfärbung und die Farbtiefe durch Variation dieser beiden Faktoren beein- flusst werden können. Im allgemeinen liegen die Transfertem peraturen unterhalb 240 C, bevorzugt zwischen 150 und 220 C.
Um eine rationelle Produktion zu ermöglichen, wer den für das erfindungsgemässe Verfahren Kontaktzeiten von weniger als 60 Sekunden, bevorzugt zwischen 10 und 40 Sekunden, gewählt; für spezielle Zwecke, wie z. B. die Durch färbung voluminöser Gebilde, können jedoch auch wesentlich längere Kontaktzeiten notwendig sein.
Das erfindungsgemässe Verfahren erlaubt die Herstellung von Drucken oder Färbungen, vom kompliziertesten Muster bis zur Unifärbung, wobei leicht auch beidseitig verschieden bedruckte Artikel produziert werden können. Im folgenden werden aus der grossen Zahl von verschiedenen erfindungs- gemässen Ausführungsvarianten einige typische beschrieben, ohne dass jedoch damit die Erfindung begrenzt werden soll.
In einer einfachen Ausführungsform wird ein Zwischen träger verwendet, der mit Verbindungen der Formel III be druckt ist. Nach dem Umdruck auf das Substrat wird durch Behandlung mit einer wässrigen Lösung eines Diazoniumsalzes entwickelt. Statt mit einem Entwicklungsbad können die Ver bindungen der Formel II auch durch Umdruck von einem zwei ten Zwischenträger aufgebracht werden. Auch das umgekehrte Vorgehen, wobei die Verbindung II vorgedruckt und die Ver bindung III über einen zweiten Zwischenträger nachgedruckt wird, ist durchführbar.
Erfindungsgemäss kann man das zu bedruckende Material auch mit einer der Verbindungen II oder III vorbehandeln, vorteilhafterweise z. B. gleichzeitig bei der Vorbehandlung mit Quellmitteln, und anschliessend das andere Farbstoffvorpro dukt durch Umdruck aufbringen.
Von besonderem Interesse sind diejenigen Verfahrens varianten, bei welchen die Farbstoffvorprodukte II und III zu sammen auf den gleichen Zwischenträger gedruckt und auch zusammen umgedruckt werden, wobei diejenigen Varianten speziell im Vordergrund stehen, bei welchen die Farbstoffe der Formel I direkt beim Umdruckprozess und nicht erst durch Entwicklung in einer Nachbehandlungsoperation entstehen. Für diese Verfahrensvarianten eignen sich besonders diejeni gen Verbindungen der Formel II, in welchen X für den Rest einer Diazoaminogruppe steht, welche somit der allgemeinen Formel IV
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entsprechen, worin R, und R2 für Alkyl- oder Arylreste ste hen, einer der beiden Reste ausserdem Wasserstoff sein kann und D wie oben in Formel II den Rest einer der üblichen Diazokomponenten bedeutet.
Verbindungen dieses Typs wur den für den Direktdruck mit Entwicklungsfarbstoffen bearbei tet, wobei das Hauptinteresse jedoch solchen Verbindungen galt, bei welchen geeignete Substituenten an den Resten R, und R2 für Wasserlöslichkeit sorgten. Diese Diazoaminover- bindungen sind im alkalischen Milieu beständig; im sauren Be reich und besonders bei Gegenwart kupplungsfähiger Ver bindungen spalten sie unter Bildung der Diazoniumgruppe und können dann zu Azofarbstoffen kuppeln.
Es wurde nun überraschenderweise gefunden, dass sich solche Diazoaminoverbindungen, sofern sie keine wasserlös lichmachenden Sulfonsäure- oder Carbonsäuregruppen auf weisen, unzersetzt transferieren und im Substrat mit bereits dort befindlichen oder gleichzeitig transferierenden Verbin dungen der Formel III zu Azofarbstoffen kuppeln lassen. Vor teilhafterweise sorgt man dabei durch Zugabe von Basen zur Drucktinte dafür, dass sich die Verbindungen der Formel IV aus Gründen der grösseren Stabilität auf dem Zwischenträger in alkalischer Umgebung befinden, dass jedoch dort, wo die Verbindungen IV mit solchen der Formel III zu Azofarbstof- fen kuppeln sollen, also in bzw. auf dem Substrat, eine saure Umgebung vorherrscht.
Dies kann man erfindungsgemäss er zielen durch eine Vorbehandlung des Substrats mit Säuren, bevorzugt organischen Säuren, oder solchen Substanzen, die unter den Bedingungen des Umdrucks Säuren abgeben, oder dadurch, dass man auf säuregruppenhaltige Materialien wie Polyacrylnitril oder sauer modifizierte Polyester umdruckt. Die Spaltung und Entwicklung zum Azofarbstoff kann jedoch erfindungsgemäss auch durch eine saure Behandlung nach dem Umdruck erreicht werden.
Das erfindungsgemässe Verfahren bietet in seinen ver schiedenen Ausführungsvarianten die folgenden Vorteile ge genüber den bis heute bekannten Transferdruckverfahren: Es lassen sich brillante und farbstarke Töne auf den verschieden sten Materialien erzeugen, insbesondere können auch Mischun gen wie Polyester-Baumwolle unter Verwendung des gleichen Zwischenträgers in einem Arbeitsgang bedruckt werden. Aus- serdem kann eine gute Durchfärbung erreicht werden und die entstandenen Drucke sind zudem sehr echt, insbesondere sehr sublimier-, wasch-, licht- und reibecht.
Beispiel 1 In einer Kugelmühle werden unter Kühlung 10 Teile des Naphtanilids der Formel:
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mit 3 Teilen eines Dispergators auf der Basis von Lignin- sulfonat (Lignosol FTA) in 37 Teilen Wasser mit Hilfe von Glaskugeln mit einem Durchmesser von 1 mm vermahlen, und anschliessend mit 35 Teilen einer 3 ';eigen wässrigen Alginatver- dickung (Lamitex H) zu einer Druckfarbe vermischt, mit wel cher Papier bedruckt wird.
Auf einer Bügelpresse transferiert man während 30 Sekunden bei einer Temperatur von 210 C das Naphtanilid vom Papier auf ein Gewebe aus mercerisierter und gebleichter Baumwolle, welches mit einer 10%aigen wässri- gen Lösung eines Polyäthylenglykols mit einem mittleren Molekulargewicht von 400 foulardiert, abgequetscht und bei Raumtemperatur getrocknet worden war. Behandelt man das so bedruckte Gewebe anschliessend mit einer Lösung des Amins der Formel:
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welches auf eine übliche Art, z.
B. mit Salzsäure und Natrium nitrit, in die Diazoniumverbindung übergeführt und mit Natriumacetat abgestumpft worden ist, so erhält man nach dem Spülen und Seifen eine farbstarke, brillante und echte Rotfärbung.
Verfährt man wie in Beispiel 1 angegeben, verwendet je doch zur Entwicklung des Drucks die in Spalte 1I der nach folgenden Tabelle I angegebenen Basen in diazotierter Form, so erhält man weitere Färbungen mit der in Spalte lII ange gebenen Nuance.
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Beispiel 10 In einer Sandmühle werden unter Kühlung 3 Stunden lang vermahlen: 6 Teile Naphtanilid der Formel:
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10 Teile Äthylcellulose (Ethocel E7) 84 Teile Isopropanol Man erhält nach Abtrennung des Mahlgutes eine Druck tinte mit sehr guter Feinverteilung des Naphtanilids. Bedruckt man mit dieser Drucktinte ein Papier und verfährt im übrigen wie in Beispiel 1, so erhält man ebenfalls eine brillante und farbstarke Rotfärbung.
Verfährt man wie in Beispiel 10, verwendet jedoch zum Bedrucken des Papiers das in Spalte II der folgenden Tabelle II angegebene Naphtanilid und entwickelt mit dem Diazonium- salz der in Spalte<B>111</B> angegebenen Base, so erhält man die in Spalte IV angegebene Farbnuance.
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Beispiel 23 In einer Kugelmühle werden unter Kühlung 10 Teile der Base der Formel:
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mit 3 Teilen eines Dispergators auf der Basis von Ligninsulfo- nat (Lignosol FTA) in 37 Teilen Wasser mit Hilfe von Glas kugeln vermahlen, und nach dem Abtrennen vom Mahlgut mit 35 Teilen einer 3%igen Alginatverdickung (Lamitex H) zu einer Druckfarbe A verrührt. 10 Teile dieser Druckfarbe wer den mit 10 Teilen der gemäss Beispiel 1 erhaltenen Druck farbe gut vermischt. Mit dieser Mischung B wird Papier be druckt und die Mischung vom Papier in einer Bügelpresse während 60 Sekunden bei 200 C auf ein Stück Polyesterge webe transferiert.
Anschliessend wird bei 80 C in einem Bad aus einer Lösung von 2 Teilen Natriumnitrit und 3 Volumen teilen konzentrierter Schwefelsäure in 1000 Teilen Wasser ent wickelt. Man erhält einen gut durchgefärbten rotstickig blauen Druck. Beispiel 24 Man bedruckt mit der Druckfarbe A aus Beispiel 23 ein Stück Aluminiumfolie und transferiert bei 210 C während 30 Sekunden vollflächig auf ein Stück Polyestergewebe.
Ein zweites Stück Aluminiumfolie wird mit der Drucktinte gemäss Beispiel 1 bedruckt; nach dem Trocknen schneidet man aus dieser Folie beliebig geformte Stücke und transferiert in einem zweiten Arbeitsgang von diesen Stücken, die in beliebi ger Anordnung auf dem Gewebe arrangiert werden können, nochmals auf das bereits mit Base bedruckte Gewebe. Nach der Entwicklung gemäss Beispiel 23 erhält man ein blaues Muster, dessen Formen den ausgeschnittenen Stücken ent sprechen.
Beispiel 25 Man geht wie in Beispiel 24 vor, transferiert jedoch zuerst das Muster der ausgeschnittenen Stücke und führt den Druck mit der Base im zweiten Arbeitsgang aus. Man erhält das gleiche Resultat wie in Beispiel 24.
Beispiel 26 Man verfährt wie in Beispiel 1, verwendet jedoch als Kupp lungskomponente die Verbindung der Formel CH3COCH2 CONHC6H5 und transferiert während 60 Sekunden bei 150 C. Nach der Entwicklung mit der Diazoniumverbindung der Base der Formel:
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erhält man einen vollen Gelbton. Beispiel 27 101 Teile der Base der Formel:
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werden mit 104 Volumenteilen 40%iger Natriumnitritlösung auf übliche Weise bei 0 bis 5 C diazotiert.
Die filtrierte Diazo- lösung wird bei 0 bis 5 C in eine mit Salzsäure auf pH 7 ge stellte Lösung von 68 Teilen Morpholin und 5 Teilen Dina- triumphosphat in 1000 Teilen Wasser eingetropft, wobei gleichzeitig durch Zugabe von 20%iger Sodalösung der pH zwi schen 7 und 7,5 gehalten wird. Die Diazoaminoverbindung der Formel:
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fällt als helles Pulver aus. Am Schluss wird der pH auf 8,5 er höht, abgenutscht, mit Wasser gründlich gewaschen und das Produkt bei 50 C getrocknet. Aus 10 Teilen dieses Produkts stellt man durch Vermahlen wie in Beispiel 1 eine 6%ige Drucktinte her.
Aus 10 Teilen die ser Tinte und 10 Teilen der Drucktinte gemäss Beispiel 1 er hält man durch Vermischen eine Drucktinte, mit welcher man ein Papier bedruckt.
Transferiert man während 30 Sekunden bei 200 C von diesem Papier auf ein Baumwollmaterial, welches mit einer Lösung von 10 Teilen eines Polyäthylenglykols mit einem durchschnittlichen Molekulargewicht von 300, 3 Teilen Bern steinsäure und 87 Teilen Wasser behandelt und anschliessend getrocknet worden ist, so erhält man direkt beim Umdruck einen blaustichig roten Druck, wobei keine Nachbehandlung zur Farbentwicklung notwendig ist. Beispiel 28 Gemäss Beispiel 27 stellt man durch Diazotierung und Kupplung das Produkt der Formel:
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her und verarbeitet es durch Vermahlung und anschliessende Vermischung mit einer Verdickung zu einer Drucktinte.
Ver wendet man diese Drucktinte zusammen mit einer Tinte, die ein kupplungsfähiges Produkt enthält, so erhält man ein unge eignetes Papier, auf welchem die beiden Farbstoffvorprodukte beim Erwärmen reagieren, bevor sie transferieren. Vorteilhaft wählt man deshalb folgendes Vorgehen. Man bedruckt mit der Drucktinte des obigen Produkts ein Papier A und mit der Drucktinte aus Beispiel 1 ein Papier B. Ein Gewebe aus Polyester/Baumwolle 67/33 wird mit einer Lösung von 50 Teilen eines Polyäthylenglykols vom mittleren Molekularge- wicht 400 in 950 Teilen Wasser imprägniert und anschliessend getrocknet. Man bedruckt dieses Gewebe während 30 Sekun den bei 210 C mit Papier B, anschliessend auf gleiche Art mit Papier A.
Man erhält eine Blaufärbung, die gleichmässig auf dem Polyesteranteil und dem Baumwollanteil verteilt ist.
Beispiel 29 Man verfährt wie in Beispiel 1, verwendet jedoch statt des Naphtanilids die freie Karbonsäure der Formel:
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Durch Kupplung mit diazotierten Rotbasen erhält man auf Baumwolle ebenfalls rote Drucke, die jedoch bei einer alkali schen Seifenbehandlung, insbesondere wenn sie heiss erfolgt, stark ausbluten.