Verwendung von Chinoxalo-Verbindungen in Mitteln für die farbgebende Behandlung von textilen Gebilden
Aus der Reihe der üblichen Azo-, Kondensationsund Anthrachinonfarbstoffe sind zahlreiche Verbindungen bekannt, die als gelbe Pigmentfarbstoffe verwendet werden können; sie genügen jedoch nicht den gesteigerten Echtheits- und Verarbeitungsanforderungen der modernen Pigmentanwendungstechnik : Die Azopigmente sind im allgemeinen unzureichend temperatur-, licht- und weichmacherbeständig, die Kondens ationsfarbstoffe zu sublimationsfreudig und zu wenig lösungsmittelbeständig ; bei den Anthrachinonpigmenten stören die unzureichende Brillanz und Reinheit des Farbtones.
Es wurde nun gefunden, dass Bis-chinoxalo [2,3-b]-[2,3-e] - 1,4 - dihydropyrazine, - 1,4 - oxazine und/oder -l ,4-thiazine ausgezeichnet als Pigmente in Mitteln für die farbgebende Behandlung von textilen Gebilden verwendet werden können. Mit den diese Pigmente enthaltenden Mitteln erhält man vorwiegend gelbe bis orangerote Töne von lebhafter Brillanz, hervorragender Farbechtheit und guter Farbkraft. Diese Verbindungen gehören zum Typ der Fluorubine und lassen sich durch die Grundformel
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wiedergeben. In dieser Formel bedeutet X=NH (Chinoxalodihydropyrazinstruktur), = O (Chinoxalooxazinstruktur), oder 5 S (Chinoxalo-thiazinstruk- tur).
In der Grundformel können alle durch 1 bis 4 und 8 bis 11 gekennzeichneten Kohlenstoffatome Wasserstoff enthalten. Die äussern annellierten Benzolringe A undloder E können aber auch in den Kohlenstoffatomen 1 bis 4 bzw. 8 bis 11 Substituenten tragen, vorwiegend in 2- oder 3- bzw. 9- oder 10-Stellung, und zwar je ein Alkyl, Alkoxyl oder Halogen, wie beispielsweise Methyl, Methoxyl und Chlor. Von den substituierten Verbindungen sind unter anderen solche, die in den annellierten Benzolringen A undloder E im Falle X Nil in 2- undl oder 3-Stellung bzw. 9- undloder 10-Stellung Chloratome tragen, besonders leicht zugänglich.
Ist nur einer der beiden Ringe A oder E mit zwei Chloratomen substituiert, so kann der andere, wie oben angegeben, entweder nur Wasserstoffatome oder Substituenten enthalten. Die Substituenten können demnach in ihrer Art undloder in ihrer Anzahl in den Ringen A und E gegebenenfalls gleich oder verschieden sein. Einer der Ringe A und E oder beide können auch mit einem weiteren Benzolring annelliert sein, beispielsweise in 2, 3-Stellung des Ringes E, während Ring A nicht oder, wie oben angegeben, ein- oder zweifach substituiert ist.
Der einfachste Vertreter dieser Verbindungsklasse für X = NH ist das Fluorubin. Es zeichnet sich durch seinen klaren grünstichig gelben Farbton, hervorragende Lichtechtheit und ausgezeichnete Weichmacher- und Lösungsmittelbeständigkeit aus.
Die Nuance verschiebt sich mit zunehmender Substitution geringfügig nach rotstichig Gelb. Dagegen ist die Annellierung eines Benzolringes, beispielsweise am Ring E in 2,3-Stellung, von grösserem Einfluss auf die Eigenfarbe des Pigments.
Die oben erläuterten, die Struktur des Chinoxalodihydropyrazins, -oxazins oder -thiazins enthaltenden Verbindungen können als Pigmente in mittleren Teilchengrössen von mehr oder weniger als 0,1 st vorliegen. Grössere Teilchen, beispielsweise von 0,5 bis 1 u Ausdehnung, ergeben im allgemeinen ein rotstichigeres und deckenderes Pigment als kleinere Primärteilchen, beispielsweise von 0,02 bis 0,07 zum
Als Behandlungsmittel kommen Stoffe oder Stoffmischungen in Betracht, die einen Pigmentfarbstoff der oben gezeigten Formel oder ihrer Substitutionsprodukte oder Mischungen davon enthalten.
Die Pigmente können in Textildruckfarben aller Art, z. B. in den für den Textildruck üblichen Teigen und Pasten, in pastenartigen oder flüssigen Zubereitungen zusammen mit Dispergiermitteln usw. enthalten sein. Sie können ferner in Bindern und Beschichtungsmitteln für Textilien enthalten sein.
Die Behandlungsmittel können nach an sich bekannten Verfahren erhalten werden, z. B. auf übliche Weise durch Einrühren, Einwalzen, Einkneten, Einmahlen oder Einmischen des Pigments in Flüssigkeiten, zähe Massen oder Pulver.
Man kann die Bis-chinoxalo-dihydropyrazine und -oxazine, die in den Behandlungsmitteln als färbende Bestandteile vorliegen, ganz allgemein durch Umsetzung von 2,3-Dichlor-chinoxalinverbindungen mit 2, 3-Dichlorchinoxalin- oder ortho-Amino-hydroxychinoxalinverbindungen, unter Abspaltung von 2 Molen Chlorwasserstoff unter Bildung eines neuen sechsgliedrigen, heterocyclischen Ringes erhalten.
Die bisher bekannte Methode zur Herstellung des Fluorubins besteht im Verschmelzen der beiden Reaktionspartner bei Temperaturen bis zu 2700 C. Das Verfahren liefert aber nur Ausbeuten von 50 bis 606/o der Theorie an Reaktionsprodukten, deren Reinheit für Pigmentzwecke nicht ausreicht. Abgesehen von der schwierigen Handhabung der zum Schluss der Reaktion fast vollständig erstarrenden Schmelzen, ist die Anwendung eines grossen Über- schusses einer der Reaktionspartner als Schmelzmittel vom wirtschaftlichen Standpunkt aus ungünstig.
2,3-Dichlorchinoxaline, die für die Herstellung der Pigmente benützt werden können, sind ausser dem 2,3-Dichlorchinoxalin selbst z. B.
2,3,6-Trichlorchinoxalin,
2,3 ,6,7-Tetrachlorchinoxalin,
2,3 -Dichlor-6-methyl-chinoxalin,
2,3 -Dichlor-6-methoxy-chinoxalin,
Benzo-[g]-2,3-dichlorchinoxalin.
Als o-Diaminoverbindungen, mit denen die 2,3-Di- chlorchinoxaline umgesetzt werden können, seien beispielsweise genannt das
2,3-Diaminochinoxalin,
2,3-Diamino-6-methyl-chinoxalin,
2,3-Diamino-6-methoxy-chinoxalin und das einen weiteren annellierten Benzolring enthaltende 2,3-Diaminochinoxalin. Anstelle der genannten 2,3-Diaminochinoxaline können die entsprechenden 2,3-Amino-hydroxychinoxaline mit den 2,3-Dichlorchinoxalinen umgesetzt werden.
Chlor-, Methyl- und Methoxygruppen sind zwar in den Pigmenten als Substituenten bevorzugt, doch können auch z. B. Athyl- und Athoxygruppen als Substituenten vorhanden sein. Anstelle dieser oder als zusätzliche Substituenten eignen sich Reste, die bei der Herstellung der als Pigmente verwendeten Verbindungen nicht stören und nicht hydrophil sind.
Alle in den folgenden Beispielen angegebenen Teile und Prozente beziehen sich auf das Gewicht.
Beispiel I
10 Teile eines wässrigen Pigmentteiges, der 200/0 Fluorubin mit einer mittleren Teilchengrösse von 0,5 bis 1 u enthält, werden in der üblichen Weise mit einem Binder, der aus 35 Teilen Tragant, 10 Teilen Dimethylolharnstoff, 4 Teilen 300/oiger wässriger Formaldehydlösung und 41 Teilen Wasser hergestellt wurde, gemischt. Man erhält eine Druckfarbe, die nach dem Drucken bei 110"C getrocknet z. B. auf viskoseseidenem Gewebe Drucke mit leuchtend grünstichig gelber Nuance, hoher Farbkonstanz und Lichtechtheit liefert.
Wird eine kleinere mittlere Teilchengrösse gewünscht, als oben angegeben ist, beispielsweise von 0,1 u, so wird der Pigmentfarbstoff vor dem Vermischen mit den übrigen Bestandteilen einem üblichen Zerkleinerungsprozess durch Einwirkung von Mahl- und Schwerkräften unterworfen, beispielsweise einer Salzvermahlung, erforderlichenfalls in Gegenwart von Wasser oder Lösungsmitteln, oder aber einer Umfällung aus konzentrierter Schwefelsäure in Eiswasser oder einer Umquellung in einem organischen Lösungsmittel.
Andere Nuancen kann man z. B. durch folgende substituierten Fluorubine oder Oxazine erhalten:
Fluorubin Farbe 2-Chlor-rotstichig gelb 2-Methyl- gelb 2-Methoxy- rotstichig gelb
Fluorubin Farbe Benzo(b)- rotbraun
Bis-chinoxalo [2,3-b]-[2,3-e]-oxazin gelb
Beispiel 2
5 Teile eines wässrigen Pigmentteiges mit einem Gehalt von 200/o Fluorubin, das durch Vermahlen in Gegenwart von Kochsalz auf eine Teilchengrösse um 0,3 c gebracht und durch Waschen von Kochsalz befreit worden ist, werden in eine Mischung, die aus 22 Teilen einer etwa 400/obigen wässrigen Dispersion eines Mischpolymerisates aus 50 Teilen Acrylsäure-ss-chloräthylester,
40 Teilen Acrylsäuremethylester und 10 Teilen Acrylamid in 78 Teilen Wasser, 2 Teilen 256/obiger wässriger Ammoniaklösung, 11 Teilen einer 500/obigen wässrigen Lösung von Tetramethylolacetylendiharnstoff sowie 26 Teilen einer 400/oigen wässrigen Lösung von Ammoniumpolyacrylat besteht, eingerührt. Anschliessend werden 1 Teil 500/oige wässrige Ammoniumnitratlösung und 345 Teile Wasser zugegeben. Mit dieser Farbflotte klotzt man ein Baumwollgewebe. Man erhält nach dem Trocknen bei etwa 600 C und Nacherhitzen auf etwa 1300 C eine gleichmässig grünstichig gelbe Färbung von hoher Farbkraft und Farbkonstanz sowie sehr guter Lichtechtheit.
Beispiel 3
100 Teile eines Farbstoffteiges, der 250/9 Fluorubin enthält und auf die im letzten Absatz dieses Beispiels beschriebene Weise erhalten worden ist, werden mit folgender Emulsion verrührt. 400 Teile Benzinkohlenwasserstoffe vom Siedepunkt 120 bis 1600 C werden in eine Mischung gerührt, die aus 210 Teilen einer Lösung von 5 Teilen eines Additionsproduktes von 20 bis 25 Mol Athylenoxyd an Octadecylalkohol, 5 Teile Tragant sowie 30 Teilen einer etwa 600/obigen Lösung eines noch gut wasserlöslichen, teilweise verätherten Harnstoff-Formaldehydharzes in 170 Teilen Wasser und 250 Teilen einer 500/oigen wässrigen Kunststoffdispersion eines Mischpolymerisats aus 20 Teilen Acrylnitril,
75 Teilen Acrylsäurebutylester und 5 Teilen eines ethers des Methylolmethacrylamid besteht. Anschliessend werden noch 40 Teile einer 200/eigen wässrigen Ammoniumnitratlösung zugegeben. Mit der so erhaltenen Druckpaste wird Gewebe aus Baumwolle, Polyestern oder andern Fasern bedruckt, bei 60 bis 80" C getrocknet und bei 100 bis 145 C kondensiert. Man erhält Drucke von leuchtend grünstichig gelber Nuance, ausgezeichneter Farbkonstanz und Lichtechtheit, die sich ausserdem durch hervorragende Trichloräthylenechtheit auszeichnen.
Der im vorhergehenden Absatz erwähnte Farbstoffteig wurde auf folgende Weise erhalten: Ein wässriger Farbstoffteig, der 25 Teile Fluorubin enthält, wird in 400 Teilen Methanol aufgeschlämmt, 2 Stunden unter Rückflusskühlung zum Sieden erhitzt, abgesaugt und getrocknet. Das Fluorubin wird nun mit 5 Teilen eines Anlagerungsproduktes von 20 bis 25 Mol Äthylenoxyd an Octadecylalkohol und 70 Teilen Wasser so lange verknetet, bis die Teilchengrösse um 1 u beträgt.