Verfahren zum Behandeln von Leder, ungegerbtem Hautmaterial sowie von Faserleder und zur Herstellung von letzterem bestimmtem Fasermaterial. Es wurde gefunden, dass man Verbindun gen der allgemeinen Formel
EMI0001.0007
worin R1 den Rest eines gesättigten aliphati- sehen Kohlenwasserstoffes, R@ Wasserstoff oder einen einwertigen organischen Rest,
R3 einen einwertigen organischen Rest und X eine saure wasserlöslich machende Gruppe, vorzugsweise eine Carbonsäure-, Sulfonsäure- oder Schwefelsäureestergruppe, bedeuten und worin mindestens einer der Reste R1 und R2 einen aliphatischen, mindestens 8 Kohlenstoff atome enthaltenden Rest darstellt, oder deren Salze für die Behandlung von Leder und un- gegerbtem Hautmaterial sowie von Faserleder und zur Herstellung von letzterem bestimmtem Fasermaterial, verwenden kann.
Die genannten Verbindungen können in der Weise hergestellt werden, dass man Sulf- amidgruppen enthaltende Verbindungen oder Geiiiiselie solcher Verbindungen, welche durch gleichzeitige Behandlung von gesättigten ali- phatisehen Kohlenwasserstoffen mit Schwefel dioxyd und Halogen und Umsetzung der ent= stehenden Schwefel, Sauerstoff und Halogen enthaltenden Verbindungen mit Ammoniak oder primären Aminen erhalten werden, in Gegenwart von Alkalien mit solchen organi schen Halogenverbindungen kondensiert,
die saure salzbildende Gruppen enthalten, oder dass man die Sulfamidgruppen enthaltenden Verbindungen zunächst mit Halogenhydrinen mehrwertiger Alkohole und die erhaltenen Oxyverbindungen mit sulfonierenden Mitteln umsetzt. Ferner kann man derartige Siilf- amide mit Formaldehydnatriumbisulfit zu Sulfamidomethan-sulfonsäuren umsetzen.
Die in Frage kommenden Carbonsäuren, Sulfonsäuren oder Schwefelsäureester können für sich oder zusammen mit den zum Fetten von Leder üblichen Ölen und Fetten bzw. Fett- likkern angewendet werden.
Die Säuren, vor allem deren Salze, sind mehr oder weniger klar bzw. opal in Wasser löslich. Vom Leder werden die Produkte rasch und fast vollständig unter weitgehender Erschöpfung der Bäder aufgenommen. Nach dem Trocknen sind die Produkte im Leder fest gebunden und lassen sich mit Wasser nicht mehr auswaschen. Bei Chromledern, wie Box calf und Rindbox, wird eine besonders gute Bindung erzielt, die besser ist als die der bis her bekannten sulfonierten Öle und Fette. Mit Fettlösungsmitteln, wie Petroläther, kann nur ein Teil der genannten Produkte wieder her ausgelöst werden, während der Rest als so genanntes maskiertes Fett im Leder zurück bleibt.
Bei handelsüblichem sulfoniertem Klauenöl ist beispielsweise bei gleicher Ge- samtfettmenge im Leder der Anteil an in Pe- troläther löslichen Stoffen höher bzw. der An teil des maskierten Fettes geringer als bei den nach der Erfindung zur Verwendung kom menden Verbindungen.
Bei der gleichzeitigen Verwendung der in Frage stehenden Verbindungen mit Ölen und Fetten in wässriger Suspension kommt das gute Emulgierv ermögen der Produkte zur Gel tung. Trotzdem bewirken sie keine wesent liche Erhöhung der Netzbarkeit der Leder, wie dies z. B. bei der Verwendung von Alkohol- sulfonaten und Fettsäurekondensationspro- dukten der Fall ist, die daher in manchen Fällen in grösseren Mengen nicht angewendet werden können.
Ausser Leder, das in beliebiger Form vor liegen und durch beliebige Gerbung, beispiels weise mittels pflanzlieher, mineralischer oder synthetischer Gerbstoffe oder nach andern Gerbverfahren hergestellt sein kann, kommen beispielsweise ungegerbtes Hautmaterial und Kunstprodukte, die auf Basis von zerfasertem Leder oder andern Fasermaterialien, z. B. Zell stoff, hergestellt sind, in Frage.
<I>Beispiele:</I> 1. 100 kg chromgare Kalbleder werden in üblicher Weise im Färbefass mit sauren oder substantiven Farbstoffen in 150 Liter Wasser von 60 C gefärbt. Dem Bade werden dabei 3 kg einer Sulfamidoätliansulfosäure, herge stellt durch Behandlung eines durch Reduk tion von Kohlenoxyd gewonnenen gesättigten aliphatischen Kohlenwasserstoff-Gemisehes, das mindestens einen Kohlenwasserstoff mit minde stens 8 C-Atomen aufweist, Kp 230 bis 320 , mit Chlor und Sehwefeldioxyd,
Umsetzung der ge bildeten Stilfochloride mit Ammoniak und Um setzung der Sulfamide in Gegenwart von Alkali mit ehloräthansttlfosaurem Natrium, gelöst in 20 Liter heissen Wassers, zugesetzt. Nach 1 Stunde Walkdauer werden die Leder dem Bade entnommen, ausgereekt, getrocknet, in feuchtes Sägemehl eingelegt, gestollt, genagelt und wieder getrocknet.
Das trockene Leder zeigt einen vollen milden Griff und ergibt bei der Analyse einen Wassergehalt von 12,7 %, 1,8 % mit Petroläther extrahierbares Fett und 6,6 % maskiertes Fett. Ein im Vergleich dazu mit 3 kg handelsüblichem sulfoniertem Klauen- öl gefettetes Leder zeigt bei 12,8 % Wasser gehalt 4,1 % mit Petroläther extrahierbares Fett und 3,1 % maskiertes Fett.
Mit gleichem Erfolg können auch Pro dukte verwendet werden, die auf Basis von mindestens 8 Kohlenstoff-Atome enthaltenden Kohlenwasserstoffen aus der Kohlenoxyd reduktion mit andern Siedegrenzen oder von aliphatischen gesättigten gegebenenfalls raffi nierten, mindestens 8 Kolilenstoff-Atome ent haltenden Kohlenwasserstoffen anderer Her kunft gewonnen sind.
2. 100 kg chromgare Rindleder werden wie in Beispiel 1 gefärbt und in frischem Bade mit 200 Liter Wasser von 65 C mit einer Emul sion aus 1,5 kg einer Carbonsäure, hergestellt durch Umsetzung der gewonnenen Sulfamide mit Chloressigsäure, 0,1 kg Natronlauge 10 B6, 1,0 kg Mineralöl, 20 Liter Wasser 1 Stunde behandelt. Die Emulsion wird fast restlos vom Leder aufgenommen. Nach dein Trocknen sind die Leder sehr gleichmässig in der Farbe, das Behandlungsmittel ist, gut. verteilt, so dass auch die Aasseite und die Ränder der Leder fleckenfrei auftrocknen.
3. 100 kg lohgare Ziegenleder werden nach der Gerbung gut gespült und dann bei 30 C mit. 1 kg einer Sulfosäure, hergestellt aus Sulfamiden gemäss Beispiel 1 durch Umset zung mit benzyleliloridsulfosaurem Natrium, und 1 kg sulfoniertem Rizinusöl, in 100 Liter Wasser gelöst, 1 Stunde behandelt. Die Fett mischung wird rasch vom Leder aufgenom men, ohne dass das Leder beim Fetten oder beim Trocknen naehdunkelt. Die trockenen Leder zeigen den gew'tinschten milden Griff.
4. 100 kg troekene glacegare Ziekelleder werden mit Chromalaun in üblicher Weise nachgegerbt, dann gefärbt und in frischem Bade nachbehandelt mit 5 kg eines Umset zungsproduktes aus aliphatisclien Sulfamiden gemäss Beispiel 1 und Fornialdehyd-bisulfit und 2 kg Eigelb. Nach kurzem Abspülen wer- den die Leder in üblicher Weise fertig zuge richtet.
5. 100 kg chromgare Rindleder werden mit 1 kg eines substantiven Farbstoffes gefärbt und in frischem Bade mit 1,5 kg eines Pro duktes gemäss Beispiel 2, 1,0 kg sulfoniertem Klauenöl 1 Stunde bei 60 C in 250 Liter Was ser gewalkt. Das Fettungsbad ist nach dieser Zeit fast wasserhell ausgezogen. Die fertig zugerichteten Leder zeigen ein gleichmässiges fleckenfreies Aussehen und sind mild im Griff.
6. 100 kg abgewelkte Blankleder werden mit einer Schmelze aus 3 kg Rindertalg, 2 kg Tran und 1 kg eines Produktes gemäss Bei spiel 3 eingeschmiert und im Heissluftfass 20 Minuten gewalkt. Die Pettungsmischung dringt gut in das Leder ein; die trockenen Leder zeigen eine gleichmässig helle Farbe.
7.<B>100</B> kg weisse Leder, die z. B. mit Alu minium-, Cer-, Zirkon- oder Magnesiumsalzen ausgegerbt sein können, werden mit einer Emulsion aus 1,5 kg eines Produktes gemäss Beispiel 2 und 0,5 kg Olivenöl in üblicher Weise gefettet. Die Leder behalten durch die Fettung ihr reinweisses Aussehen und ver gilben beim Lagern am Licht nicht.
B. 100 kg Schafsblösse werden mit einer Mischung aus 15 kg 25 % igem Sumachextrakt und 15 kg eines etwa 401/o1gen synthetisch hergestellten Gerbstoffes ausgegerbt. Nach 6stündiger Gerbdauer wird in das Gerbbad 1 kg eines Produktes gemäss Beispiel 1 ge geben. Nach zweistündigem Walken werden die Leder kurz abgespült und getrocknet. lach dem Trocknen zeigen sie einen milden Griff und eine gleichmässig helle Farbe.
9. In üblicher Weise mit Schwefelsäure- Kochsalz zugerichtete Pelzfelle werden nach dem Antrocknen mit einer Emulsion aus 200 Teilen eines Produktes gemäss Beispiel 1, 20 Teilen Ammoniak konz.; 100 Teilen Tran, die mit Wasser auf 1 Liter aufgefüllt wurde, auf der Fleischseite zweimal eingestrichen. Nach dem Trocknen sind die Pelzfelle weich lind zügig.
10. Lohgare Vaeheleder werden nach der Gerbung vom Narben mit. einer Mischung aus 100 Teilen eines Produktes gemäss Beispiel 4 und 100 Teilen Mineralöl abgeölt. Die Leder trocknen mit gleichmässiger und heller Farbe auf.
11. 100 Liter Brei für die Faserlederher- stellung mit 3 % Trockengehalt werden mit 60 g eines Produktes gemäss Beispiel 2 und 30 g Polyvinylisobutyläther im Holländer 1/2 Stunde behandelt und dann in üblicher Weise für die Faserlederherstellung ver wendet.