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Hydrophobierungs- und Fettungsmittel für Leder Es ist bereits bekannt,
Verbindungen der allgemeinen Formel
worin R1 S02 den aus einen Sulfohalogenid, das durch gleichzeitige Behandlung von
gesättigten aliphatischen Kohlenwasserstoffen mit Schwefeldioxyd und Halogen hergestellt
wurde, erhaltenen Rest bedeutet und worin R2 und R3 aliphatische, cycloaliphatische,
aromatische oder araliphatische Reste, R2 auch Wasserstoff bedeuten, jedoch mindestens
einer der Reste R1 und k2 einen aliphatischen, mindestens 8 C-Atome enthaltenden
Rest darstellt und X für eine Carboxyl-, Sulfonsäure- oder Schwefelsäureestergruppe
steht, oder deren Salze als Fettungsmittel für Materialien faseriger Struktur, wie
Leder, zu verwenden.
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Bei der Herstellung derartiger Verbindungen ist man von Kohlenwasserstoffen
ausgegangen, deren Siedepunkt in dem Bereich zwischen 230 und 320° C liegt.
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So werden beispielsweise in der deutschen Patentschrift 884 784 Produkte
beschrieben, die möglichst wenig Halogenatome in der Kette enthalten sollen. Dies
wird erreicht, indem die als Ausgangsmaterial dienenden Kohlenwasserstoffe nur zu
einem Drittel bzw. bis zur Hälfte sulfochloriert werden. In der USA.-Patentschrift
2 213 360 werden Produkte beschrieben, die zwar einen hohen Chlor-, aber auch einen
hohen Schwefelanteil besitzen, woraus der Schluß zu ziehen ist, daß es sich um Polysulfochloride
handelt. Diese Produkte sind wasserlöslich und zeigen keine Hydrophobierwirkung.
Ähnliche Verbindungen werden auch in der französischen Patentschrift 879 746 beschrieben,
wobei jedoch keine Angaben über das Verhältnis des ionogen gebundenen Chlors zu
dem in der Kette gebundenen Halogen gemacht werden. Die Angaben über den Gehalt
an hydrolysierbarem Chlor in der homologen Reihe werden mit anwendungstechnischen
Gesichtspunkten bei Textilfasern erklärt und entsprechen dem hohen Molekulargewicht.
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Es wurde nun gefunden, daß solche Verbindungen der allgemeinen Formel
oder deren Salze ausgezeichnete Hydrophobier- und Fettungsmittel für Leder darstellen,
die darüber hinaus eine gute Emulgierwirkung besitzen, in denen R, und R3 aliphatische,
cycloallphatische, aromatische oder araliphatische Reste sind, R2 auch Wasserstoff
sein kann, X eine Carboxyl-, Sulfonsäure- oder Schwefelsäureestergruppe bedeutet
und R,-SO, der Rest eines durch gleichzeitige Behandlung von gesättigten aliphatischen
Kohlenwasserstoffen vom Siedebereich etwa 350 bis 650° C mit S02 und Chlor in an
sich bekannter Weise hergestellten Sulfochlorids ist, dessen Gesamtchlorgehalt zum
Gehalt an ionogen gebundenem Chlor etwa 3,5 bis 4: 1 beträgt.
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Die Herstellung der Verbindungen erfolgt in an sich bekannter Weise,
indem man aliphatische Kohlenwasserstoffe bzw. ihre Gemische, die in dem Bereich
zwischen etwa 350 bis 650° C sieden, der gleichzeitigen Einwirkung von Chlor und
Schwefeldioxyd unter Belichtung oder in Anwesenheit von radikal bildenden Stoffen,
z. B. Peroxyden, als Katalysatoren aussetzt. Die Sulfochlorierung wird hierbei so
durchgeführt, daß der Gesamtchlorgehalt des Sulfochlorides im Verhältnis zu dem
ionogen gebundenen Chlor etwa 3,5 bis etwa 4:1 beträgt. Besonders vorteilhaft ist
es, von Kohlenwasserstoffgemischen synthetischer Herkunft, wie sie durch die Hydrierung
des Kohlenoxydes.-- nach Fischer-T r o p s ch erhalten werden, auszugehen. Die erhaltenen
Sulfochloride werden in an sich bekannter Weise über die Stufe des Sulfamides durch
weiteren Umsatz mit organischen Halogenverbindungen, die Carboxyl-, Sulfönsäure-
oder Schwefelsäureestergruppen
tragen, in die Verbindungen der
oben angegebenen Formel übergeführt.
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Man kann aber auch die Sulfochloride direkt mit Aminocarbon- oder
-sulfonsäuren usw. umsetzen, Die als Ausgangsmaterial verwendeten Kohlenwasserstoffgemische
natürlicher oder synthetischer Herkunft weisen einen mittleren Kohlenstoffgehalt
von etwa 30 bis 35 Atomen auf.
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Die so erhaltenen Alkylsulfamidoalkylcarbon-oder -sulfonsäuren bzw.
-schwefelsäureester oder deren Salze weisen hinsichtlich des Emulgiervermögens gegenüber
den bisher bekannten Verbindungen erhebliche Vorteile auf. Neben einer größeren
Beständigkeit der Emulsionen ist es auch möglich, das Verhältnis Emulgator zu Öl
beim Einsatz von Tran-oder Klauenölemulsionen bis zu etwa einem Drittel der eingesetzten
Ölmenge zu reduzieren. Beim Fetten wird unter Verwendung der beanspruchten, Verbindungen
eine wesentlich weichere schmalzige Fettung erzielt, wie sie gerade für Boxleder
erwünscht ist. Besondere Vorteile weisen die Produkte jedoch hinsichtlich der Hydrophobierwirkung
auf, die ein Vielfaches derjenigen der bisher bekannten Produkte beträgt. Beispiel
1 a) 500 Gewichtsteile eines synthetischen Hartparaffins mit den Siedegrenzen 360
bis 650° C werden geschmolzen und unter Zusatz von 6 Gewichtsteilen Acetonperoxyd
bei 80 bis 90° C sulfochloriert, bis ein Gehalt an ionogen gebundenem Chlor von
etwa 4,7% und ein Gesamtchlorgehalt von über 17% erzielt ist. Das erhaltene Sulfochlorid
wird in an sich bekannter Weise unter gutem Rühren bei einer Temperatur zwischen
50 und 70° C mit 550 Gewichtsteilen einer 17%igen wäßrigen Rohtaurinlösung umgesetzt,
wobei dafür gesorgt wird, daß der pH-Wert des Reaktionsgemisches stets im alkalischen
Bereich liegt. Die erhaltene Alkylsulfamidoessigsäure wird in Form ihres Natriumsalzes
in an sich bekannter Weise isoliert.
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b) Die so gewonnene Verbindung ist in ihrem Emulgiervermögen den bisher
bekannten Verbindungen erheblich überlegen. Während man bei der Herstellung von
Tran- oder Klauenölemulsionen auf 4 Teile Fett 6 Teile einer Alkylsulfamidoäthansulfonsäure
auf Basis eines zwischen 230 und 320° C siedenden Kohlenwasserstoffgemisches benötigt,
genügt es, bei Verwendung des vorstehend beschriebenen Produktes, auf 6 Teile Fett
4 Teile Emulgator einzusetzen. Hierbei ist jedoch festzustellen, daß die unter Verwendung
des höhermolekularen Produktes hergestellten. Emulsionen eine erheblich größere
Beständigkeit aufweisen.
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Das gleiche gilt für Verbindungen, die in entsprechender Weise unter
Verwendung von Sarkosin, Methyltaurin oder Glykokoll an Stelle von Taurin erhalten
wurden.
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Beispiel 2 Von dem im Beispiel 1, a) beschriebenen Umsetzungsprodukt
wird bei 60° C eine wäßrige Lösung im Verhältnis 1:10 hergestellt. Von dieser Lösung
wird zu einem üblichen Lederfettungsbad so viel gegeben, daß, bezogen auf das Falzgewicht
des Leders, 3% waschaktive Substanz zum Einsatz kommen. Nach der Fettung im Faß
wird das Leder zwischen Glasplatten gelegt, am anderen Tage ausgestoßen und vorsichtig
getrocknet, in feuchtes Sägemehl gelegt und darauf gestollt.
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Ein so behandeltes Leder weist eine glatte, weiche und schmalzige
Fettung auf, im Gegensatz zu der mit den bekannten niedermolekularen Verbindungen
erzielten trockenen Fettung. Der Naßperleffekt des mit den erfindungsgemäßen Verbindungen
behandelten Leders ist außerordentlich gut, während mit Umsetzungsprodukten auf
Basis von Kohlenwasserstoffen niederen Siedebereiches nur ein mäßiger bis grober
Naßperleffekt erreicht wird.
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Beispiel 3 Von einem in der im Beispie12 beschriebenen Weise gefetteten
Leder (3% Boxcalffettung) wurden die Auftropf- und Netzzahlen sowie die Wasserdurchlässigkeit
nach Otto bestimmt. Während die unter Verwendung von Umsetzungsprodukten auf Basis
von Kohlenwasserstoffen des Siedebereiches zwischen 230 und 320° C gewonnenen Leder
Auftropfzahlen von einigen Sekunden bis zu einigen Minuten aufweisen, sind die gemäß
der vorliegenden Erfindung behandelten Leder nach 30 Minuten nur etwas angenetzt.
Das gleiche Bild ergibt sich bei der Bestimmung der Netzzahlen. Auch bei der Bestimmung
der Wasserdurchlässigkeit nach Otto zeigt sich, daß die erfindungsgemäßen Produkte
den bekannten eindeutig überlegen sind.