Verfahren zur Herstellung von Formgebilden aus Kollagenfaserpasten. In Schweizer Patenten Nr.179460,182964 und<B>184316</B> wurde vorgeschlagen, tierisches Hautmaterial durch Einwirkung quellend wirkender Chemikalien und gegebenenfalls mechanische, zur lerfaserung der Haut ge eignete Behandlung in eine plastische, glit- sphige Hautfaserpa.ste mit hohem Gehalt an nicht abpressbarern Wasser überzuführen und diese Hautfaserpaste auf Formgebilde, wie Kunstdärme, Kunstfäden,
Membranen und dergleichen zu verarbeiten.
Es wurde festgestellt, dass man solche Formgebilde, insbesondere Kunstdärme und Fäden, um so feiner herstellen kann, je höher der Quellungszustaud und damit der Wasser gehalt der zu ihrer Herstellung verwendeten Hautfaserpaste ist.
So können zum Beispiel Fäden von 0,04 mm Durchmesser .dadurch hergestellt werden, dass man eine Hautfa.ser paste, die nur 5 % Trockensubstanz und etwa 95 % fast ausschliesslich als Quellungswasser gebundenes Wasser enthält, durch Düsen von 0,2 mm Durchmesser durchpresst. Der hoch- gequollene Faden schrumpft leim Austreten aus der formgebenden Düse und/oder bei der anschliessenden Trocknung auf das ge wünschte Mass zusammen. In entsprechender Weise können besonders dünnwandige und dennoch widerstandsfähige, insbesondere reiss feste Kunstdärme oder Membranen erhalten werden.
Es wurde nun gefunden, dass hochgequol lene und stark wasserhaltige Kollagenfaser- ma.ssen sich nur dann betriebssicher herstel len und verarbeiten lassen, wenn man dafür Sorge trägt, @dass das Material während des gesamten Fabrikationsvorganges bis zur end- gültigen Formgebung niemals längere Zeit auf Temperaturen höher als etwa <B>29,'</B> C kommt.
Die Einhaltung von niedrigeren Temperaturen ist für die Erhaltung von gleichmässigen und den Anforderungen auf Feinheit und gleichzeitige Widerstandsfähig keit genügenden Produkten unentbehrlich.
In Ausübung der Erfindung muss dafür gesorgt werden, dass das kollagenfaserhaltige Material beider quellenden Behandlung mit Chemikalien, der anschliessenden mechani schen Behandlung und der Verarbeitung mit Hilfe von formgebenden Düsen die kritische Temperatur von etwa 2:2 C nicht über schreitet.
Die Durchführung des gesamten Fabri kationsprozesses bei diesen Temperaturen kann dadurch wesentlich erleichtert werden, dass das kollagenfaserhaltige Material bezw. die Kollagenfaserpaste vor, zwischen oder nach den einzelnen Arbeitsgängen einer stär keren Kühlung, zum Beispiel auf<B>10'</B> C und darunter unterworfen wird. Zu diesem Zweck wird das Material zwischen den einzelnen Arbeitsgängen zum Beispiel in Kühlräumen einige Stunden gelagert und erst nach An nahme der erwünschten Temperatur weiter verarbeitet.
Man kann ausserdem noch Arbeitsgänge, bei denen eine Erwärmung zu befürchten ist, unter geeigneter Kühlung durchführen. So kann man bei den mechanischen Arbeitspro zessen, wie Zerfasern, Kneten, Pressen durch Düsen und dergleichen die entstehende Wärme, wie zum Beispiel Reibungs- oder Kompressionswärme durch geeignete Küh lung abführen.
Zur Erzielung von unter den Bedingun gen der Erfindung herstellbaren besonders feinen Formgebilden werden die mindestens <B>90%</B> Quellungswasser, vorzugsweise 95 Wasser und darüber enthaltenden Kollagen faserpastendurch formgebende Düsen, zum Beispiel Ring-, Schlitz- oder Fadendüsen ge- presst.
Die Erfindung ist mit erheblichen tech nischen und wirtschaftlichen Vorteilen ver bunden. Die Verarbeitung der hochgequolle nen und wasserreichen Kollagenfaserpasten er fordert insbesondere infolge ihres geringeren Reibungswiderstandes und ihrer geringeren Viskosität geringere mechanische Kräfte, zum Beispiel niedrigere Drucke beim Pres- sen durch die formgebenden Düsen.
Ausser dem ermöglicht die Erfindung die Darstel lung von besonders feinen und trotzdem wi derstandsfähigen Formgebilden, wodurch er- hebliche Ersparnisse an Material erzielt wer den können. Es war durchaus überraschend, dass .diese technischen und wirtschaftlichen Effekte sich durch Verarbeitung der Haut und des Fa-sermateizals unter Einhaltung be stimmter '.Temperaturen erzielen lassen.
<I>Beispiele:</I> 1. Schwarten aus Rindshaut werden etwa vier Wochen geäschert und durch Quel- lung mit Salzsäure auf einen Gehalt an Trok- kensubstanz von etwa 12% gebracht. Wäh rend der quellenden Behandlung wird dafür .Sorge getragen, dass das Hautmaterial eine Temperatur von 22 C nicht überschreitet. Das gequollene Material wird hierauf in einem Kühlraum bei 5 C einige Stunden lang gelagert.
Hierauf wird das Haut material durch Walzen zerteilt und die Fa: sermasse durch Verkneten mit Eiswasser homogenisiert und auf einen Trockengehalt von 5 % eingestellt. Diese Masse wird unter einem Druck von 400 Atm. durch sich ver jüngenden Düsen gepresst. Der aus der Düse austretende Faden wird zweckmässig in einem Pickelbad aufgefangen, anschliessend gegerbt, gegebenenfalls gefettet und gefärbt und schliesslich getrocknet. .
2. Rindersehnen werden zwei Wochen in einer gesättigten Kalkmilchlösung gequollen, durch Auswaschen mit Wasser von einem Teil des Kalkes befreit und hierauf mit 10 Salzsäurelösung bei Temperaturen unterhalb <B>22'</B> weiter gequollen. Die gequollenen Seh nen werden durch Waschen mit Eiswasser von der .Säure und dem gebildeten Chlor calcium befreit, bis der gewünschte Quel- lungsgrad bei einem pii von 2,4 erreicht ist.
Hierauf wird das Material durch Stanzen zu Fasersträngen gepresst und in einem Mischer unter Zusatz von Eiswasser homogenisiert. Die pasteuse Fasermasse, die 92 % Quel- lungswa.sser enthält, wird durch wasser gekühlte Ringdüsen gepresst. Das entste hende schlauchförmige Gebilde, in .dessen Inneres aus dem Düsenkopf Luft eingeblasen wird, wird getrocknet und mit Räucher- flüssigkeit gehärtet.