Verfahren zur Herstellung von Schuhwerk und nach demselben hergestelltes Schuhwerk. Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Schuhwerk und nach dem selben hergestelltes Schuhwerk.
Gemäss der Erfindung wird der Schaft rand an den Seiten des Schuhvorderteils durch wa.sserdispergierten Kautschuk ohne Zusatz eines Vulkanisiermittels an der Brandsohle befestigt.
Das nach diesem Verfahren hergestellte Schuhwerk zeichnet sich dadurch aus, dass der Schaftrand an den Seiten des Schuh vorderteils nur durch wasserdispergierten Kautschuk an der Brandsohle in aufgezwick- ter Lage gehalten ist, während dauernd in dem Schuh verbleibende Befestigungsmittel, die Verbindung zwischen dem Gelenkteil des Oberleders und der Brandsohle herstellen.
Ein nach dem vorliegenden Verfahren mit wasserdispergiertem Kautschuk auf gezwickter Schuh ist biegsamer als mit Pyroxilinzement aufgezwicktes Schuhwerk. Die einzelnen Stofflagen des Schaftes sind mit Rücksicht auf den in flüssigem Zustand befindlichen, wasserdispergierten Kautschuk ziemlich schlaff und weich, wogegen bei der Anwendung von Pyroxilinzement steifgewor- dene Stellen das Aufzwicken erschweren.
Wenn. das Aufzwicken der Schuhseiten, wie bisher üblich, mit in flüssigem Zustand befindlichen Pyroxilinzement bewirkt wird, so darf dieser Zement zunächst nur auf die Stofflagen einer Seite des Schuhes auf getragen werden, da der auf die Stofflagen der andern Seite aufgetragene Zement wäh rend des Aufzwickens der ersteren Seite seine Klebfähigkeit durch Eintrocknen einbüssen würde. Wasserdispergierter Kautschuk kann jedoch in ein und demselben Arbeitsvorgang auf beide Schuhseiten aufgetragen werden, ohne seine Klebfähigkeit irgendwie einzu büssen.
Die Klebkraft des in flüssigem Zustande befindlichen, wasserdispergierten Kautschuks übertrifft bei weitem diejenige des flüssig verarbeiteten Pyroxilinzementes.
Wasserdispergierter Kautschuk bietet im Vergleich mit Pyroxilinzement noch andere Vorteile. W asserdispergierter Kautschuk ist nicht entzündbar, während Pyroxilinzemente rasch verdunstende, entflammbare Lösungs- mittel enthalten, wodurch Feuergefahr ent steht. Ausserdem sind die durch die Verdun stung des Lösungsmittels entstehenden Dämpfe der Gesundheit der Arbeiter schäd lich.
Mit wasserdispergiertem Kautschuk ge schmierte Teile des Oberleders können durch einfaches Abwischen gereinigt werden, wo gegen das Entfernen des Pyroxillinzementes Lösungsmittel erfordert, die in der Regel Flecke auf dem Oberleder hinterlassen.
Die Zeichnung veranschaulicht in der Herstellung befindliches und fertig behandel tes Schuhwerk beispielsweise. .
Fig. 1 zeigt den Boden eines Schuhes mit in bekannter Weise auf den Leisten gebrach tem Schaft; Fig. 2 und 3 erläutern in Querschnitten das Aufzwicken der Seiten eines Schuhes; Fig. 4 ist ein Schaubild eines aufgezwick- ten Schuhes; der Oberledereinschlag wird an der Schuhspitze bis zum Eintrocknen des Klebstoffes in aufgezwickter Lage gehalten;
Fig.5 ist ein Schnitt nach der Linie V--V der Fig. 4; Fig.6 ist ein Schnitt nach der Linie VI-VI der Fig.4 und erläutert auch das Herausziehen der in den Vorderteil des Schuhes eingesetzten Klammern;
Fig. 7 zeigt den Schuh nach dem Ent fernen der in den Vorderteil eingesetzten Klammern und nach dem Abnehmen eines Einbindemittels Fig.8 ist ein schematischer Schnitt des Vorderteils des Schuhes nach dem An bringen der Laufsohle.
Der Schaft besteht aus dem eigentlichen Oberleder 12, dem Zwischenfutter 14, dem Futter 16, der Spitzensteifkappe 18 und der Hinterkappe 20. Der Fersensitz und der Ge lenkteil der aus Leder bestehenden Brand sohle ist durch eine Faserstoffeinlage 24 ver- stärkt. Das Überholen des Schaftes ist in üblicher Weise vorgenommen worden, und die Brandsohle 22 ist durch Zwecke 28 an dem Leisten 26 befestigt. Der Fersenteil des Oberleders wird durch Zwecke 30 festgehal ten, die während des Zusammenfügens des Schaftes auf dem Leisten eingetrieben wor den sind. 32 sind die durch eine Überhol maschine eingetriebenen Zwecke.
Während der nächsten Bearbeitungsstufe werden die Seiten des Schuhes aufgezwickt, und zwar wird dies vorzugsweise durch eine Maschine bewirkt, deren Bauart und Wir kungsweise in der schweizerischen Patent schrift Nr. 110092 beschrieben ist. Das Ober leder des Schuhes wird gegen eine Lehre 34 (Fig. 2 und 3) dieser Maschine gepresst, und die Brandsohle wird gegen ein Widerlager 36 gehalten. 88 sind die Backen der Auf zwickzange.
In das in aufgezwickter Lage gehaltene Oberleder wird durch einen Treiber 42 eine Klammer 40 eingetrieben, deren Sehen kel durch einen Ablenker während des Ein treibens so verbogen werden, dass die Klam merschenkel in dem Körper der Brandsohle verankert werden, ohne die letztere vollstän dig zu durchdringen.
Vor dem Gebrauch der oben beschriebenen Maschine zum Aufzwicken des Oberleders wird auf die blossgelegte Fläche der Brand sohle auf beiden Seiten des Schuhvorderteils, das heisst von einem an dem vordern Ende des Gelenkteils oder etwas hinter diesem Ende liegenden Punkt an bis ungefähr zu der -Spitzenkappennaht wasserdispergierter Kautschuk, zum Beispiel natürliche oder künstliche Latex (Kautschukmilch), auf getragen.
Desgleichen werden die Stofflagen des Schaftrandes (das Futter, das Zwischen futter und die innere Fläche des Oberleder randes) mit wasserdispergiertem Kautschuk bestrichen. Ein Vulkanisiermittel wird dem Kautschuk nicht zugesetzt.
Der so vor bereitete Schuh wird dann der Klammer zwickmaschine dargeboten, die das Auf zwicken der Schuhseiten fortschreitend un gefähr von der Absatzbrustlinie der Sohle bis zu der Spitzenkappennaht des Schaftes bewerkstelligt und Klammern durch das Oberleder in die Brandsohle eintreibt. Die zwischen dem vordern Ende des Gelenkteils des Schuhes und der Spitzenkappennaht ein gesetzten Klammern sollen später wieder her ausgezogen werden, und demzufolge werden diese Klammern nur teilweise eingetrieben, so dass die Querstege 50 der Klammern über das Oberleder in der in der Fig. 4 dargestell ten Weise vorragen.
Unmittelbar nach dem Aufzwicken der Schuhseiten können die der Kante der Brandsohle angrenzenden Teile des Oberleders ausgeglättet und sanft geklopft werden, um Falten oder Unebenheiten in dem aufgezwickten Oberlederrand zu besei tigen.
Der für das Aufzwicken der Schuhseiten verwendete wasserdispergierte Kautschuk enthält vorzugsweise 40% Kautschuk oder etwas weniger. Ein derartiger Zement ent spricht allen gestellten Anforderungen. Die ser Kautschuk befindet sich in noch flüs sigem oder feuchtem Zustande, wenn das Aufzwicken bewirkt wird, und trocknet in 20 bis 30 Minuten ein, worauf die Klammern herausgezogen werden können.
Wenn aus irgend einem Grunde das Aufzwicken der Seiten des Schuhes nach dem Auftragen des wasserdispergierten Kautschuks verzögert worden ist, so entstehen hierdurch keinerlei Schwierigkeiten, da die mit diesem Zement be strichenen Teile klebrig genug bleiben, um das Schuhwerk nach dem Herausziehen der Klammern in aufgezwiekter Lage zu halten.
Nach dem Aufzwicken der Schuhseiten erfolgt das Aufzwicken der Enden des Schuhes. Das Aufzwicken des Fersensitzes erfolgt in üblicher Weise (Fig. 4), und zwar wird das Oberleder an der Brandsohle durch Zwecke 54 befestigt, die an dem Metallboden der Leistenferse umgenietet werden. Das Aufzwicken des Spitzenteils des Schuhes er folgt vorzugsweise unter Zuhilfenahme eines in Fig. 4 und 5 dargestellten Einbindemittels oder Haltegliedes 60.
Vor dem Anbringen dieses Haltegliedes wird das Zwischenfutter, die Steifkappe und das Futter beschnitten, so dass diese Teile den Sohlenrand ungefähr in dem in Fig. 5 angedeuteten Masse über ragen. Der Randteil der Brandsohle, das Zwischenfutter, die Steifkappe und das Fut ter werden dann mit Py roxilinzement be strichen, und zwar findet dies statt, wenn sich der Schuh in der Bettzwickmaschine be findet.
Das Halteglied 60 wird nach erfolg ter Einwirkung der Überschieber der Bett zwickmaschine bei zurückgezogener Lage der Überschieber um die Schuhspitze herum gelegt und durch Nägel 62 befestigt, die durcb Löcher 64 des Gliedes 60 hindurchgetrieben werden. Die Schäfte dieser das Oberleder und die Brandsohle durchdringenden und in den Leistenboden hineingetriebenen Nägel 62 fin den in Rinnen 66 des aufrechten Flansches 68 des Gliedes 69 Aufnahme, und die Köpfe der Nägel 62 werden während des Eintrei bens fest an den obern Rand des Flansches 68 angepresst.
Nachdem der für das Eintrocknen des für das Aufzwicken der Schuhspitze verwen deten Pyroxilinzementes erforderliche Zeit raum verstrichen ist, werden die Nägel 62 herausgezogen und das Halteglied 60 ent fernt. Desgleichen werden dann auch die zwischen dem vordern Ende des Schuhgelen kes und der Spitzenkappennaht eingesetzten Klammern 40 herausgezogen. Das Heraus ziehen der Klammern 40 kann durch ein hakenartiges Werkzeug 70 (Fig. 6) von Hand oder maschinell bewirkt werden. Schliesslich wird das Schuhwerk beschnitten, und der Schuh befindet sich dann in dem in Fig. 7 dargestellten Zustand.
Eine Gelenkverstei fung 76 kann in üblicher Weise angebracht werden.
Wenn die Laufsohle durch Zement an dem Oberledereinschlag 72 befestigt werden soll, so wird der letztere zunächst von der Absatzbrustlinie bis zu dem Spitzenende des Schuhes aufgerauht und dann mit Pyroxilin- zement bestrichen. Der Randteil der Befesti gungsfläche der Laufsohle 74 wird ebenfalls in bekannter Weise mit Pyroxilinzement überzogen. 78 ist ein zwischen der Brand- sohle und dem Vorderteil der Laufsohle in den Schuh eingefügtes Füllstück.
Die in den Gelenkteil des Schuhes ein gesetzten Klammern verbleiben vorzugsweise im fertiggemachten Schuh; doch können diese Klammern ebenso wie die Klammern 40 (.Fig.4) nur teilweise eingetrieben und vor dem Fertigmachen des Schuhes herausgezogen werden. Im letzteren Falle wird das Ober leder und die Brandsohle von der Absatz brustlinie bis zu der Spitzkappennaht vor dem Aufzwicken mit wasserdispergiertem Kautschuk bestrichen.