Verfahren zur Herstellung von Scharlachserum. Es hat sich gezeigt, da.ss sich bei der Scharlacherkrankung sehr häufig ein dem Diphteriebazillus sehr ähnliches Stäbchen vorfindet. Es gelang dieses Stäbchen in Rein kultur zu züchten und nachzuweisen, dass dasselbe bei der Ätiologie des Scharlachs die ausschlaggebende Rolle spielt.
Das neue Stäbchen gleicht in seinen morphologischen und biologischen Eigenschaften fast voll kommen dem Diphtheriebazillus. Es ist wie dieser ein schlankes, unbewegliches Stäb chen, zeigt eine positive Neisserfärbung, bil det Säure und auf geeignetem Nährboden ein für Meerschweinchen äusserst wirksames Gift, das durch Diphtherieantitoxine neutrali siert werden kann. Auf carotinhaltigem Nährboden nehmen die Kolonien des neuen Stäbchens den Farbstoff auf, so dass sie als gelbe Scheiben erkenntlich sind.
Auf ge wöhnlichem Agar, der mit einer Schicht Blut überzogen ist, in die man die Bazillen oberflächlich impft, zeigen die Kulturen des neuen Stäbchens nach 24 bezw. 2 rna.l 24-stündigem Wachstum einen deutlichen hämolytischen Hof.
Von dem Diphtherieba- zillus unterscheiden sich die neuen Stäbchen dadurch, dass sie im allgemeinen noch grti- Per und schlanker sind als ersterer, ferner dadurch, dass Einzelkolonien auf geeignetem Nährboden die Grösse einer Staphylokok- kenkolonie nicht nur erreichen, sondern so gar noch übertreffen.
Auf dem carotinhal- tigen Nährboden, der gleichzeitig auch noch ziemlich viele Lipoide enthält, wächst so wohl der echte Diphtheriebazillus wie das eingangs erwähnte neue- Stäbchen in gelben Kolonien. LäBt man eine solche mit beiden Mikroorganismen geimpfte.
Platte 2 Tage im Brutschrank bei Zimmer- oder Eis schranktemperatur und fertigt von den Ko lonien eine Aufschwemmung im hängenden Tropfen an, so zeigt es sich, dass das neue Stäbchen die Lipoide in der Platte zerlegt hat, im hängenden Tropfen finden sich eine grosse Anzahl von Myelintropfen in den bi zarresten Formen und Cholesterinkristalle. Die echten Diphtheriebazillen zeigen nie mals diese Myelintropfen und Cholesterin kristalle, sondern nur feinste Kügelchen.
Im Körper des mit den neuen Stäbchen infizierten Versuchstieres, sowie im Körper des Scharlachkranken verlieren die neuen Stäbchen gelegentlich einzelne ihrer Eigen schaften wie beispielsweise die Fälligkeit, Blutkörperchen aufzulösen oder den gelben Farbstoff aus earotinhaltigen Nährböden aufzunehmen.
So gelingt es, aus Kom plikationen, die beim Scharlach ein treten, bei Otitis aus dem Sekret, bei R.hinitis aus dem eitrigen Nasensekret, aus Vaginalfluor, aus dem Blut der an Schar lach Erkrankten Bazillen zu züchten, die dem oben beschriebenen neuen Stäbchen gleichen, namentlich aber in den ersten Kul turen ein viel dickeres Aussehen zeigen und deren Polkörperchen stärker und oft über den ganzen Bazillenleib verteilt sind. Er wähnenswert sind insbesondere auch Kul turen von Abarten des eingangs erwähnten neuen Stäbchens aus dem Blut Scharlach kranker, deren Kolonien auf den Nährbö den gar nichts mehr Diphtherieähnliches auf weisen.
Sie wachsen in auseinanderfliessen- den, feuchten, grossen Kolonien, die vielmehr an Koli- wie an Diphtheriebazillen erin nern. Die Stäbchen sind plump, aufgetrie ben, gross, mit Körnchen, die sich nach Nei- sser färben, übersät, haben oft Kugelform in der Grösse eines Blutkörperchens. Stets aber enthalten alle diese Arten in ihrer Leibessubstanz nach Neisser färbbare Kör per.
Alle diese verschiedenen Bakterienarten spielen bei der Ätiologie des -Scharlachs die selbe ausschlaggebende Rolle. Abgesehen davon sind sie alle dadurch charakterisiert, dass sie nach Neisser färbbare Körnchen be sitzen.
Sie werden wegen dieser ihnen gemein samen Eigenschaften unter dem Namen < :Scharlachbazilleni, zusammengefusst.
Es hat sich nun gezeigt, dass die Schar- lachbazillen, obwohl sie in Bouillon ge züchtet ein äusserst wirksames Gift für Merrschweinchen liefern, sofern sie nur auf festem Nährboden gezüchtet werden, so gut wie atoxisch für Meerschweinchen sich ver halten. Man kann grosse Mengen der so ge wachsenen Scharlachbazillen dem Meer schweinchen subkutan injizieren, ohne dass es ernstlich erkrankt.
Es hat sich gezeigt, dass man durch Injektion von Reinkulturen dieser Scharlachbazillen in steigender Menge bei Grosstieren, wie Kühen, Pferden, usw., ein gegen die Scharlacherkrankung wirksames Serum herstellen kann. Man kann entweder Aufschwemmungen von auf festem Nährboden ,gewachsenen Rnharlach- bazillen hierzu benutzen oder aber Kultu ren von diesem Mikroorganismus, die da durch erhalten wurden, dass sie auf flüssi gem Nährboden gezüchtet wurden.
Beispiele: 1. Aufschwemmungen von den dem Diphtheriebazillus ähnlichen Scharlachbazil- leii, die auf festem Nährboden gewachsen waren, werden abwechselnd mit solchen, die auf flüssigem Nährboden zur Entwicklung kamen, in steigenden Mengen Tieren subku tan bezw. intravenös injiziert. Nach Erlan gung eines hochwirksamen Serums wird den Tieren das Blut zur Gewinnung von Serum entnommen und dasselbe mit oder ohne Zu satz von konservierenden Substanzen in Am pullen steril abgefüllt.
2. Kulturen der den Colibazillen ähn lichen Arten von Scharlachbazillen wer den entweder auf festem Nährboden (zum Beispiel Löfflerschem Serum) oder auf flüssigem I\Tährboden (beispielsweise Rind fleischbrühe mit 2 % Peptonzusatz) ge züchtet,
- und die so gewonnenen Bak- terienkulturen bezw. Abschwemmungen von Bakterien werden nun allein. oder mit än dern Scharlachbazillen Pferden in steigen den Mengen subkutan bezw. intravenös in jiziert, worauf dann nach Abschluss der Im- munisierung das Serum der Tiere in der üb lichen Weise gewonnen wird.