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Verfahren zur Herstellung von Antigonorrhoe-Frischvakzinen. Die Erfindung
betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Antigonorrhoe-Frischvakzinen aus sogenannten
vakzinefesten Gonokokkenstämmen, die von einem subakut oder leicht chronisch erkrankten,
ein oder mehrmals erfolglos mit Frischvakzinen injizierten menschlichen Individuum
stammen, und besteht darin, daß die Züchtung in einem Nährboden vorgenommen wird,
welcher menschliches und tierisches Eiweiß enthält. Die Erfindung beruht also auf
einer äußerst schnellen Gewinnung ganz bestimmter Stämme unter ganz bestimmten ernährungsphysiologischen
Voraussetzungen.
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An sich ist es bekannt, daß eine schnell gezüchtete Reinkultur von
Gonokokken unter Verwendung einer geeigneten Lösungs- oder Trägerflüssigkeit unmittelbar
dem Körper des Patienten injiziert werden kann, wobei aber bei der Virulenz der
noch lebenden Bakterien nur eine mit allen Vorsichtsmaßnahmen erfolgende subkutane
Injektion in Frage kommen kann. Weit bequemer ist, die schnell hochgezüchteten Gonokokkenkulturen
ohne Abtötung von selbst zugrunde gehen zu lassen, beispielsweise in einer geeigneten
Lösung, so daß die spezifischen In- und Exkrete des Gonokokkenleibes ungeschädigt
in dem Lösungsmittel vorhanden bleiben. Derartige Präparate müssen indessen in spätestens
io Wochen verwendet werden, besitzen aber in vielen Fällen den Vorzug gegenüber
Präparaten aus lebenden Kulturen, welche alsbald nach Gewinnung verabreicht werden
müssen. Mit derartigen Antigonorrhoe-Vakzinen hat man bei zahlreichen einfach liegenden
Fällen der männlichen oder weiblichen Gonorrhoe befriedigende Erfolge erzielt. Zur
Behandlung hartnäckiger Fälle hat man auch sclmn in Vorschlag gebracht, zur Vakzinebereitung
solche Kulturen zu verwenden, welche aus sogenannten vakzinefesten Stämmen gezüchtet
sind, d. h. von Individuen stammen, die ein oder mehrmals erfolglos mit gewöhnlicher
Frischvakzine behandelt worden sind. Derartige Stämme, welche einer derartigen mehrmaligen
Behandlung widerstanden haben, also vakzinefest oder insensibel geworden sind, eignen
sich besonders zur Herstellung von Frischvakzinen von besonders nachdrücklicher
Wirksamkeit. Damit derartige Frischvakzinen indessen fabrikmäßig gezüchtet werden
können, ist es erforderlich, daß der Züchtungsvorgang unter allen Umständen rasch
durchgeführt wird, damit die Wirksamkeit der Kulturen nicht beeinträchtigt wird.
Es zeigt sich nun indessen, daß in sehr vielen Fällen derartige v akzinefeste Kulturen
nicht angehen, wenn man sie in einem Nährboden züchtet, der nur menschlisches oder
nur tierisches Eiweiß enthält.
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Es ist nun überraschenderweise festgestellt worden, daß es praktisch
so gut wie immer gelingt, Gonokokken, die von einem wiederholt und erfolglos geimpften
Individuum stammen, innerhalb der erforderlichen kurzen Zeitspanne auf einem Nährboden
in Reinkultur zu züchten, der in ganz bestimmtem Verhältnis aus Eiweiß menschlicher
und tierischer
Herkunft zusammengesetzt ist. Während man es bisher
für völlig gleichgültig gehalten hat, auf welchem \ ährboden die der Vakzinebereitung
dienenden Kulturen gezüchtet werden, zeigt sich speziell bei der Züchtung vakzinefester
Stämme, daß der Züchtungsvorgang besonders erfolgreich verläuft, wenn man ein Gemisch
von menschlichem und tierischem Eiweiß verwendet. Als besonders erfolgreich hat
sich ein Nährboden erwiesen, der aus aus sterilem Mutterkuchen gewonnenem Preßsaft,
etwa % frischer Ascitesflüssigkeit und etwa 1/,a frischem Tierblut, z. B.
Hammelblut, besteht.
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Bei Ausführung des Verfahrens geht man von einem subakuten, bis zwei
Monate alten Fall von Cervixgonorrhoe aus, gibt in Abständen von drei Tagen zwei
bis drei Injektionen von Gonokokkenvakzine in die Cervixmuskulatur und züchtet dann
aus den in der Cervix noch vorhandenen Gonokokken. Diese werden niit schleimigem
oder eitrigem Sekret entnommen und auf dein Nährboden in der `leise ausgesät, daß
von dem Schleim und Eiter immer größere Mengen mit auf die Zuchtplatte kommen. Auf
jeden Fall muß der Nährboden neben verhältnismäßig vielem Menscheneiweiß auch tierisches
Eiweiß enthalten. Ein derartiger Nährboden von der oben angegebenen Zusammensetzung
läßt die Gyokokken besonders gut schon makroskopisch erkennen, so daß sie nach 24
Stunden isoliert und auf gleichem Nährboden oder Ascites-Löwinthalscliem Boden rein
gezüchtet werden können. Wesentlich ist, daß nur solche Gonokokken gewonnen werden,
die nicht über mehr als drei Platten gegangen sind, da die Gonokokken sonst an Vitalität
verlieren und nicht mehr als frisch zu bezeichnen sind.
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Die so erhaltenen Kulturen aus vakzinefesten Stämmen können nunmehr
mit entspreclienden Vorsichtsmaßnahmen dein Patienten unmittelbar einverleibt werden,
was sich indessen mir bei besonders hartnäckigen oder schweren Fällen empfiehlt.
Im Interesse des Arztes und des Patienten wie auch im Interesse einer längeren Haltbarkeit
der Frischvakzine und der Möglichkeit ihres Versande: über längere Strecken empfiehlt
es sich indessen, die Gonokokken in an sich bekannter Weise dadurch langsam abzutöten,
daß man sie nach Beendigung der "Züchtung in eine physiologische Kochsalzlösung
bringt, der eine o,aprozentige Lösung von 8-oxy-;-Jodchinolin-5-Sulfosäure zugesetzt
wird. In dieser Lösung, in welcher je Kubikzentinieter Flüssigkeit bis zu einer
Milliarde Gonokokken ausgezählt werden, sterben diese langsam ab. Eine eigentliche
Abtötung durch Wärme o. dgl. hat also nicht zu erfolgen. Eine Injektion mit einer
Frischvakzine aus so gewonnenen vakzinefesten oder insensiblen Gonokokken heilt
in den meisten Fällen auch schwere und hartnäckige Fälle männlicher oder weiblicher
Gonorrhoe. Dabei ist unerlieblich, ob die Vorinjektionen, die zur Gewinnung der
vakzinefesten Ausgangskulturen dienen, mit lebenden oder abgestorbenen Gonokokken
erfolgt sind und das Präparat aus lebenden oder abgestorbenen Gonokokken besteht.
An sich empfiehlt sich das Präparat aus abgestorbenen Gonokokken.
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Die neue Frischvakzine aus abgestorbenen Gonokokken kann im übrigen
auch in trockenem Zustand hergestellt werden. Insoweit beruht die Erfindung auf
der an sich bekannten Feststellung, daß Gonokokken absterben, wenn man sie an Faserstoffen
eintrocknen läßt. Bei Herstellung von Trockenvakzinen werden die von der Platte
abgeschabten Gonokokken mit Hilfe einer Platinöse an einem dünnen Seidenfaden abgestrichen,
und zwar sechs große äsen. Die Seidenfäden hängen zun iichst in einer unten noch
nicht zugesclimolzenen Ampulle, die nach dem Ankleben der Kulturen zugeschmolzen
wird. Die Kulturen werden dann durch Verdunsten der Flüssigkeit starr, bleiben an
dem Seidenfaden hängen oder fallen auf die Glaswand und sterben in der Ampulle spätestens
innerhalb 2.4 Stunden langsam ab. Die Ampullen selbst sind in einem dunklen oder
braunen Glase zu verwahren ttnd dienen unmittelbar dem Versand der Frischvakzine
und ihrer Aufbewahrung bis zum Augenblick des Gebrauches.
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Zur Benutzung dieser Trockenkulturen wird nach Eröffnung der Ampulle
der Inhalt durch langsames Beklopfen der Glaswände und Abstreichen des Fadens in
eine sterile Kochsalzlösung herausgebracht und geschüttelt. Der Ampulleninhalt wird
in 3 ccm Lösung gebracht, je o,5 und i ccm werden zur Injektion benutzt.