DE1017744B - Verfahren zur Gewinnung von wachstumsfoerdernden Stoffen fuer therapeutische Zwecke - Google Patents
Verfahren zur Gewinnung von wachstumsfoerdernden Stoffen fuer therapeutische ZweckeInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung wachstumssteuernder Stoffe aus Organen
höher organisierter Lebewesen.
Die Verwendung von Organen oder Organextrakten für therapeutische Zwecke ist seit langem
bekannt. Auch wurde versucht, durch eine Vorbehandlung von Schlachttieren oder durch eine Nachbehandlung
der entnommenen Organe eine Anreicherung gewisser Stoffe zu erzielen, um so den gewünschten
therapeutischen Effekt noch sicherer zu erreichen. Zum Beispiel beschreibt das deutsche
Patent 257 473 die Totalbestrahlung von Kaninchen mit Röntgenstrahlen und die nachherige Extraktion
innerer Organe mit Serum zur Gewinnung eines therapeutischen Stoffes.
In der deutschen Patentschrift 711 377 wird ein Verfahren zum Abtrennen und Gewinnen von Hauthormon
beschrieben, wobei die Ohren eines Kaninchens eine bestimmte Zeit lang mit ultravioletten
oder Sonnenstrahlen behandelt und nach dem Abschneiden an ihren Wurzeln mit einer Zirkulationsvorrichtung verbunden werden, mittels welcher eine
Ringerlösung durch die Ohrgefäße geleitet wird.
Bei dem Kaninchenohr handelt es sich um den der menschlichen Ohrmuschel entsprechenden Teil der
Haut des Kaninchens, welcher der Temperaturregulation dient. Insofern stellt es nur einen bescheidenen
Bruchteil des gesamten Hautorgans dar. Allerdings wird hier das Kaninchenohr nicht als
Altsgangsmaterial benutzt, sondern als überlebendes Organ, das etwa wie eine Maschine die gesuchte
Substanz produzieren soll. Damit wird an alte Vorstellungen von E. Hoffmann über die Esophylaxie
angeknüpft. Gemeint war damit der auf die Haut entfallende Teil der allgemeinen Abwehrkörper des
Organismus gegen Infektionen und Schädigungen aller Art, ohne daß diese Abwehrkörper oder Abwehrkräfte
näher beschrieben werden konnten. Alb us und Feldermann (Klin. ,Wschr. 1938, H. 20,
S. 702) zeigten später, daß· Ultraviolettbestrahlung einen deutlich hemmenden Einfluß auf die Antigen-Antikörper-Reaktion
der Haut ausübt und eine Fernwirkung zur Folge hat, für die Sulfhydrylkörper, insbesondere
die Sulfhydrylform des Glutathione, verantwortlich zu machen sind.
Gemäß der deutschen Patentschrift 674 710 werden die Nieren von harnspendenden Tieren entnervt und
danach blutdrucksenkende Stoffe aus dem Harn dieser Tiere gewonnen. Blutdrucksenkende Substanzen
aus Organen, Blut und anderen Körperflüssigkeiten sind bekannt (vgl. Gaddum : »Gefäßerweiternde
Stoffe der Gewebe«, Verlag Georg Thieme, 1936), z. B. Histamin, Acetylcholin und
Adenosinverbindungen, die sogenannte Substanz P, Verfahren zur Gewinnung
von wachstumsfördernden Stoffen
für therapeutische Zwecke
Anmelder:
Dr. Karl-Heinz Jaeger,
Freiburg (Breisgau), Sigsteinstr. 14,
Freiburg (Breisgau), Sigsteinstr. 14,
und Dr. Hellmut Mittenzwei,
München 27, Morgenrothstr. 39
München 27, Morgenrothstr. 39
Dr. Karl-Heinz Jaeger, Freiburg (Breisgau),
und Dr. Hellmut Mittenzwei, München,
sind als Erfinder genannt worden
Kallikrein usw. Nach diesem Verfahren ist es lediglich möglich, auf operativem Wege, nämlich durch
Entnervung der Niere, eine Mehrdurchblutung dieses Organs zu erreichen und damit die Harnmenge zu erhöhen;
es ist weder bekannt noch wahrscheinlich, daß die mehrdurchblutete Niere andere oder mehr blutdrucksenkende
Stoffe erzeugt als die normaldurchblutete.
Die deutsche Patentschrift 862 942 schließlich beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von Extrakten aus Wundgranulationsgewebe zur therapeutischen Verwendung bei Degeneration, schlechter Regeneration, malignen Tumoren usw. Das zur Extraktion verwendete Granulationsgewebe wird durch Schnittwunden an Tieren erzeugt, herausgeschnitten und in bekannter Weise extrahiert. Dieses Verfahren ist. kostspielig, die Ausbeute an wirksamer Substanz nur gering. Alle diese bekannten Tatsachen ergeben jedoch keine Anhaltspunkte für die Möglichkeit, wachstumssteuernde Stoffe durch bestimmte Maßnahmen in Organen höherer Lebewesen anzureichern und dann aus denselben zu gewinnen.
Die deutsche Patentschrift 862 942 schließlich beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von Extrakten aus Wundgranulationsgewebe zur therapeutischen Verwendung bei Degeneration, schlechter Regeneration, malignen Tumoren usw. Das zur Extraktion verwendete Granulationsgewebe wird durch Schnittwunden an Tieren erzeugt, herausgeschnitten und in bekannter Weise extrahiert. Dieses Verfahren ist. kostspielig, die Ausbeute an wirksamer Substanz nur gering. Alle diese bekannten Tatsachen ergeben jedoch keine Anhaltspunkte für die Möglichkeit, wachstumssteuernde Stoffe durch bestimmte Maßnahmen in Organen höherer Lebewesen anzureichern und dann aus denselben zu gewinnen.
Erfindungsgemäß wird zur Gewinnung von wachstumssteuernden Stoffen für therapeutische Zwecke
das Mesenchym und/oder Parenchym von Organen höher organisierter Lebewesen durch eine medicomechanische
Behandlung, Kälteeinwirkung, Bestrahlung und/oder durch Einverleibung chemischer
Reizstoffe in einen Zustand veränderter Aktivität versetzt und die dabei in den Organen gebildeten
wachstumssteuernden Stoffe entweder durch Exstirpation der Organe und anschließende Extraktion
nach üblichen Verfahren gewonnen oder aus den Körperflüssigkeiten in üblicher Weise isoliert.
709 756/386
Als Zustand veränderter Aktivität eines Organs wird ein Zustand an der Grenze oder außerhalb des
Regelbereiches verstanden. Jedes Organ, das in einem bestimmten Augenblick dem Gesamtorganismus entnommen
wird, besitzt eine ganze Reihe von Substanzgruppen, die im allgemeinen, eine bestimmte Gleichgewichtslage
sowohl für das Organ und seine Funktionen wie für den Gesamtkörper einstellen. Diese
Gleichgewichtslage ist dynamisch, d.h., die Substanzen und Funktionen bewegen sich innerhalb eines
geregelten Bereiches. Erst an der Grenze des Regelbereiches oder außerhalb dieses wird man das Überwiegen
bestimmter Stoffe vor ihren Antagonisten finden; die Grenze dieses Regelbereiches ist der hier
gemeinte Zustand der »veränderten Aktivität«, "der positiv oder negativ über den Ruhestoffwechsel des
Organs oder Organsystems hinausgeht. Insbesondere fallen auch Verschiebungen des Aktivitätszustandes
innerhalb einzelner Zellen, die an sich zu einem Organparenchym oder -mesenchym gehören, unter
diesen Begriff.
Bei den wachstumssteuernden Stoffen, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhalten werden,
handelt es sich unter anderem um Hormone und hormonartige Substanzen im Sinne August Biers, die
von verschiedenen Autoren mit verschiedenen Namen belegt worden sind, z. B. biogene Stimulatoren,
Wundhormone, Aktivatoren usw., die das normale Wachstum bis zur Vollentwicklung begünstigen oder
den normalen Zellersatz, Zellstoffwechsel und die Zellregeneration im erwachsenen Organismus herbeiführen.
Diese Stoffe wirken nicht nur wie die klassischen Hormone entfernt von ihrer Bildungsstätte,
sondern steuern unter anderem auch die Tätigkeit des produzierenden Organs. Desgleichen sind
wachstumshemmende Stoffe gemeint, die in gleicher Art, aber antagonistisch zu dem im vorstehenden erwähnten
Stoffen wirken, also ein anormales Wachstum bremsen.
Strahlungsarten fokussieren und damit auf eine bestimmte Körperebene konzentrieren kann. Unter Berücksichtigung
der verschiedenen Empfindlichkeit von Parenchym und Mesenchym auf verschiedene Arten
und Dosierungen von Strahlungen läßt sich jeder gewünschte Zustand von veränderter Aktivität kontrolliert
einstellen.
In Verbindung mit der Bestrahlung oder auch gesondert kann man den Zustand veränderter Aktivität
auch durch Einverleibung chemischer Reizstoffe herbeiführen. Diese Einverleibung kann auf dem Weg
der Injektion, der Einnahme bzw. Eingabe, der Einreibung oder Einatmung erfolgen. Man kann die betreffenden
Reizstoffe in bestimmte Körperhöhlen einführen, sie mit Hilfe geeigneter "mechanischer Hilfsmittel
einschießen oder perkutan zur Einwirkung bringen.
Chemische Reizstoffe, die sich zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens eignen, sind beispielsweise
Farbstoffe, und zwar besonders solche, die einen spezifischen Fluoreszenzbereich besitzen.
Besonders geeignet sind solche Farbstoffe, deren Absorptionsspektrum im Bereich der angewandten
Strahlung liegt. Auch an sich indifferente Substanzen, wie Ruß, Kohle, Kaolin, Kieselsäure u. dgl., können
zur Anwendung gebracht werden. Ferner eignen sich Stoffe, die als Medikamente Verwendung finden, vorzugsweise
solche, die in bestimmten Organsystemen gespeichert werden können, wie Sulfonamide, Antibiotika,
Röntgenkontrastmittel, schwermetallhaltige anorganische und organische Verbindungen, chemische
Kampfstoffe und ihre Derivate, wie z. B. Stickstofflost, Schlafmittel, Nucleinsäurederivate, insbesondere
solche, die phosphoryliert sind, Anästhetica und deren Spaltprodukte, Impfstoffe, Sera, Pyrogene,
Eiweißspaltprodukte, Stoffwechselprodukte (auch intermediäre), Desinfektionsmittel u.dgl. Außer den
vorstehend erwähnten Stoffen sind dem Fachmann noch zahlreiche andere Reizstoffe tierischen oder
Unter höher organisierten Lebewesen im Sinne der 4° pflanzlichen Ursprungs bekannt, die ebenfalls für die
vorliegenden Erfindung sind vorzugsweise Vertebraten (Wirbelsäuler) und von diesen \'orzugsweise
Warmblüter zu verstehen.
Von den Organen dieser Lebewesen, die der erfindungsgemäßen
Behandlung unterworfen werden, kommen z. B. Haut, Muskulatur, Skelett, Leber, Niere, Milz, Lunge, Prostata und andere endokrine
Drüsen im engeren Sinne in Betracht.
Es ist bekannt, daß man durch eine Bestrahlung eines Organs eine Reizwirkung auf das Mesenchym
und/oder Parenchym ausüben und so einen Zustand veränderter Aktivität herbeiführen kann. Vermutlich
ist es der sich anschließendeRegenerationsprozeß, der für die Bildung der wachstumssteuernden Stoffe der
oben angegebenen Art verantwortlich ist.
Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens eignet sich jegliche Strahlungsenergie, von
der kurzwelligsten Radiumstrahlung über die kurz-, mittel- und langwellige Röntgenstrahlung bis zu den
Grenzstrahlen (Buckistrahlung), ferner Ultraviolettstrahlung, sichtbares Licht, Infrarotstrahlung, langwellige
Wärmestrahlung, Korpuskularstrahlen, Kanalstrahlen, schnelle Elektronen, Neutronen, Positronen
und ähnliche Elementarteilchen, auch solche, die von radioaktiven Isotopen herrühren. Auch Ultraschallwellen
können benutzt werden.
Der außerordentliche Vorteil der xA.nwendung von Bestrahlung, um das Mesenchym oder Parenchym
von Organen in einen Zustand veränderter Aktivität zu versetzen, besteht darin, daß man die meisten
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens in Betracht kommen.
Als chemische Reizstoffe oder zweckmäßiger als Aktivatoren für chemische Reizstoffe kommen atith
radioaktive Elemente oder Verbindungen, wie z. B. Radiokobalt, Radiojod oder Radiophosphor, inBetracbt,
Vorteilhaft ist es, solche chemische Reizstoffe anzuwenden, die eine spezifische Organaffinität haben
oder im Mesenchym gespeichert werden.
Erfindungsgemäß läßt sich das Mesenchym und/oder Parenchym von Organen höher organisierter
Lebewesen auch dadurch in einen Zustand veränderter Aktivität versetzen, daß man die Sauerstoffaufnahme
des zu verwendenden Organs mechanisch oder durch Einwirkung von Kälte (dosierter Erfrierungseffekt)
drosselt.
In weiterer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann man das Mesenchym oder Parenchym,
das man durch Bestrahlung oder Einverleibung chemischer Reizstoffe in einen Zustand veränderter
Aktivität versetzt hat, auf Nährböden in üblicher Weise, z. B. nach dem Carrell-Verfahren, weiterzüchten
und auf diese Weise ein Wachstum des Gewebes und damit eine Vermehrung der wachtumssteuernden
Stoffe bei der anschließenden Extraktion erzielen. Die Ausbeute an wachtumssteuernden Stoffen
kann gegebenenfalls noch dadurch erhöht werden, daß man die Gewebe bzw. den Gewebsbrei vor der
Extraktion einem fermentativen Anreichungsverfahren unterwirft.
Die bei dem erfin dungsgemäß en Verfahren vorgesehenen Extraktionen werden in üblicher Weise
durchgeführt, also beispielsweise durch Anwendung selektiv wirkender Lösungsmittel, Adsorption an
spezifisch wirkende Adsorbentien, wie Silikagel, Aluminiumhydroxyd, Floridin, Eiweißstoffe, Zellstoff
u. dgl., und anschließende Elution.
Zweckmäßig ist es, die erhaltenen Extrakte einer Reinigung zu unterwerfen, was nach den für die
Reinigung von Enzymen und Hormonen entwickelten bekannten Methoden, wie Fällung mit spezifisch wirkenden
Schwermetallsalzen, organischen Basen, anorganischen oder organischen Lösungsmitteln u. dgl.,
geschehen kann. Als weitere Reinigungsmethoden seien unter anderem die Dialyse, Chromatographie.
und die Gegenstromverteilung erwähnt.
Bei der Extraktion wird durch Anwendung geeigneter Lösungsmittel zweckmäßig eine Auf trennung
in eine Lipoidfraktion und in eine wäßrige Fraktion vorgenommen, die gesondert den üblichen Reinigungsverfahren
unterworfen werden. Die Verfahrensprodukte können dann getrennt oder gemeinsam zur
Anwendung gebracht werden. Auch können bei der Extraktion oberflächenaktive Stoffe mitverwendet
werden. Während oder nach der Extraktions- und Reinigungsstufe kann man Aktivierungsvorgänge einschalten,
wie sie allgemein üblich sind, also beispielsweise eine saure oder alkalische Hydrolyse, eine totale
oder partielle fermentative Spaltung, eine Bestrahlung od. dgl. Reaktivierungsmaßnahmen empfehlen
sich immer dann, wenn die wachstumsfördernden Stoffe in partiell oder total inaktivierter Form
vorliegen oder ausgeschieden werden, wie es beispielsweise bei der Ausscheidung im Harn der
Fall ist.
Statt die erfindungsgemäß behandelten Organe durch Extraktion aufzuarbeiten, kann man auch so
vorgehen, daß man aus den betreffenden Organen durch Einführung von Kanülen oder Kathetern,
durch Punktierung, durch Auswaschen u. dgl. die in ihnen enthaltenen Körperflüssigkeiten entnimmt, aus
denen dann die wachstumssteuernden Stoffe nach üblichen Extraktionsverfahren abgetrennt werden. In
geeigneten Fällen kann man die erhaltenen Körperflüssigkeiten, wie z. B. Blut oder Cerebrospinalflüssigkeit,
nach entsprechender Vorbehandlung, z. B. Enteiweißen, unmittelbar auf Serum verarbeiten.
Nach einer weiteren Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens kann man die nach einer
der vorstehend beschriebenen Methoden erhaltenen wachstumssteuernden Stoffe Versuchstieren injizieren,
um nach einer Inkubationszeit, deren Dauer empirisch durch Vorversuche zu bestimmen ist, ein Serum in
üblicher Weise zu gewinnen.
Unter Körperflüssigkeiten im Sinne der vorliegenden Erfindung seien unter anderem Blut bzw. die Bestandteile
des Blutes, Harn, Cerebrospinalflüssigkeit, Exsudate und Transsudate, Kammerwasser, Fruchtwasser,
Tränenflüssigkeit, Speichel, Bauchspeichel, Darmsekret sowie andere Ausscheidungen sezernierender
Schleimhäute und Schweiß erwähnt.
Mit den nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltenen wachstumssteuernden Stoffen lassen sich
bei degenerativen und malignen Erkrankungen beachtliche therapeutische Erfolge erzielen.
Die Beispiele sollen die Erfindung näher erläutern.
Die Niere einer gesunden Jungkuh wird einer Röntgentiefenbestrahlung in verzettelter Dosis mit
mindestens 3000 r unter Verwendung eines 1-mm Aluminiumbleches bei einer Spannung von mindestens
120 KV bestrahlt. Vom Augenblick der durch Untersuchung des aus der bestrahlten Niere stammenden
Katheterharns festgestellten beginnenden Wiederaufnahme der Tätigkeit der bestrahlten Niere wird
die Niere operativ freigelegt, in die Nierenvene eine Punktionskanüle eingebunden und etwa 40% der
zirkulierenden Blutmenge des Tieres aus der Vene entnommen und nach dem folgenden Verfahren extrahiert
:
Das vom Versuchstier frisch entnommene Blut wird plasmolysiert und mit Trichloressigsäure enteiweißt.
Die eiweißfreie Flüssigkeit wird zur Freisetzung der in ihr enthaltenen Wirkstoffe zuerst bei
pH 2 bis 9 einer peptisch-tryptischen Fermentierung unterzogen und nach Beendigung der vorzugsweise
bei 37° stattgefundenen Verdauung erneut enteiweißt. Die so erhaltene Flüssigkeit wird auf die Hälfte bis
ein Viertel des ursprünglichen Volumens eingeengt, mit der fünffachen Menge wasserfreien Acetons versetzt
und die entstandene Fällung abzentrifugiert. Die Fällung wird mit Äther oder Chloroform extrahiert
und der Lipoidauszug für sich verarbeitet. Der Rückstand der Acetonfällung wird mit isotonischer
Kochsalzlösung, vorzugsweise bei pH 5 bis 7, mehrmals extrahiert und der Extrakt durch fraktionierte
Alkoholfällung von Begleiteiweiß befreit. Die zurückbleibende Lösung wird liophilisiert und das Trockenprodukt
entweder direkt zur Herstellung einer isotonischen Injektionslösung verwendet oder nach Überführung
in eine wäßrige Lösung dialysiert undAußensowie Innendialysat getrennt verwendet. Der lipoidhaltige
Chloroform- oder Äther extrakt wird nach üblichem Verfahren von Fettsäuren, Cholesterin und
anderen Begleitsubstanzen befreit und der aktive Rückstand in Olivenöl aufgenommen. Dieses Produkt ist
zur intramuskulären Injektion bestimmt.
Ein schlachtreifer Hammel wird an seinen Beckenknochen einer intensiven Ultraschallbehandlung unterzogen
und vorzugsweise 8 Tage nach Beendigung der Behandlung geschlachtet. Dann werden die Beckenknochen
einer Extraktion unterzogen.
Der Harn eines aus therapeutischen Gründen an aufeinanderfolgenden Tagen mit Radiojod behandelten
Hyperthyreosekranken wird von Beginn der Injektion des Radiojods bis zum Erreichen der Halbwertszeit
— eventuell darüber hinaus — des verwendeten Jodisotops gesammelt und aufgearbeitet.
Die Aufarbeitung des Harns erfolgt nach Einengen im Vakuum in der gleichen Weise, wie im Beispiel 1
bei der Aufbereitung des Blutes angegeben. Gegebenenfalls kann das Konzentrat auch vor der weiteren
Aufarbeitung noch einer Dialyse unterworfen
werden. . .
Ein gesundes Läuferschwein erhält an. aufeinanderfolgenden Tagen fünf- bis siebenmalige Injektionen
eines wasserlöslichen Azofarbstoffes (Diamino-azobenzol-p-sulfonamidderivat).
Nach eingetretener starker gelber Verfärbung der Haut wird das Schwein einer Höhensonnenbestrahlung mit doppelter bis dreifacher
Erythemdosis unterworfen. Während oder unmittelbar nach dem Rückgang des Erythems wird der
Harn des Tieres gesammelt und nach dem im Beispiel 3 beschriebenen Verfahren aufbereitet. Man er-
hält ebenfalls hochwirksame Produkte, wenn die Haut des kurz vor dem Zurückgang des Erythems geschlachteten
Tieres der Extraktion unterworfen wird. Diese Extraktion wird vorzugsweise in der Form
durchgeführt, daß man die homogenisierte Haut mit Aceton entwässert und den erhaltenen Rückstand
noch mehrmals mit Aceton-Äther-Gemischen auszieht. Die im Aceton-Äther-Extrakt enthaltene, vorwiegend
lipoidlösliche Komponente wird nach Überführung in eine Benzollösung an einer neutralen Aluminiumoxydsäule
fraktioniert. Nach diesem oder ähnlichen Adsorptionsverfahren läßt sich die wirksame Fraktion
von Begleitstoffen, wie Fettsäuren, Cholesterin U. a., befreien. Die mit Acetonäther extrahierte homogenisierte
Haut wird mit der zehnfachen Menge physiologischer Kochsalzlösung im Kühlraum bei
+ 4° unter Zusatz von Toluol 24 Stunden lang unter Umrühren extrahiert. Die festen Bestandteile werden
durch Zentrifugieren abgetrennt und die flüssige Phase an einem Kationenaustauscher von Natriumionen
befreit. Durch fraktionierte Alkoholfällung bei verschiedenen pH-Bereichen, vorzugsweise bei pH 5
und 8, wird die erhaltene aktive Lösung enteiweißt und gegebenenfalls anschließend lyophysiliert.
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Eine gesunde Jungkuh erhält etwa 14 Tage vor der Schlachtung mehrere Tuscheinjektionen von jeweils
1 bis 10% der zirkulierenden Blutmenge. Einen Tag nach der letzten Injektion werden nach der Schlachtung
des Tieres die Organe mit sichtbarer Tuschespeicherung im Reticuloendothel entnommen und nach
einer der oben beschriebenen Methoden aufbereitet.
Einem jungen Rind wird eine ausreichende Menge eines jodhaltigen Röntgenkontrastmittel zwecks
röntgenologischer Darstellung der Milz injiziert. Unmittelbar nach Sichtbarwerden der Milz auf dem
Röntgenschirm wird das Tier narkotisiert, die Milz freigelegt, mit mehreren Radiumnadeln gespickt, diese
nach vorzugsweise 30 Minuten entfernt und nach Vernähung der Wunde mit dem Sammeln des Harns bis
zur völligen Ausscheidung des Jods aus der Milz begonnen. Der Harn wird nach dem im Beispiel 3 beschriebenen
Verfahren aufbereitet. Anschließend wird das Tier geschlachtet, die Milz entfernt, zermahlen
und der Gewebsbrei entweder nach dem im Beispiel 1 beschriebenen Verfahren aufgearbeitet oder zur Immunisierung
eines Pferdes verwendet. Das aktive Pferdeserum enthält die wachstumssteuernden Substanzen
in hoher Konzentration.
Eine weibliche weiße Ratte von mindestens 150 g Gewicht wird narkotisiert. Beide Hinterbeine werden
in eine Kältemischung eingebracht und bis zur völligen Erfrierung dort belassen. Nach Wiederauftauen
der Beine wird das Tier bei niedriger Umgebungstemperatur, vorzugsweise 15°, bis zu 24 Stunden belassen,
dann getötet und die beiden Hinterbeine nach einem der oben beschriebenen Verfahren aufgearbeitet.
Eine Hund von etwa 15 kg Gewicht wird narkotisiert und durch Anlegen einer Staubinde um eine
Vorder- oder Hinterextremität eine Abdrosselung des Blutstromes von 10 bis 30 Minuten herbeigeführt.
Nach Abnahme der Staubinde wird sehr schnell eine Kanüle in die Hauptvene der Extremität eingeführt
und das aus der Vene austretende Blut so lange ge sammelt, bis die Sauerstoff spannung des abfließenden
Blutes normale Werte erreicht hat. Das so gewonnene Blut wird nach Beispiel 1 aufgearbeitet.
Einem bebrüteten Hühnerei werden nach Beginn der Herzkontraktionen Teile des Herzens entnommen,
in nach üblicher Weise vorbereitete Gewebszüchtungs flaschen übergeführt und in diesen der Vermehrung
unterzogen. Nach Eintritt der Kontraktionen in dem Hühnerherzgewebe wird dieses Gewebe mit einer
starken Lichtquelle bis zum deutlichen Schwächerwerden der Kontraktion bestrahlt. Der Kulturraum
wird nach Anbringen einer Vorrichtung zur langsamen kontinuierlichen Durchströmung mittels Tyrodelösung
oder einer der üblichen Nährlösungen, die mit wachstumssteigernden Stoffen angereichert sein
kann, durchströmt und die austretende Durchströmungsflüssigkeit nach Einengen, wie im Beispiel 1
beschrieben, aufbereitet. Die Züchtung des Gewebes kann auch dadurch modifiziert werden, daß nicht eine,
sondern zwei oder mehrere Gewebe gleichzeitig gezüchtet werden. Das Gewebe kann einem Organ entnommen
werden, das aktivitätsändernden Verfahren unterworfen worden war. Eine weitere Modifikation
des Verfahrens besteht darin, daß eine kontinuierliche Bestrahlung mit niedriger Intensität erfolgt und während
der kontinuierlichen Bestrahlung die Durchströmung des Kulturraums durchgeführt wird.
Claims (5)
1. Verfahren zur Gewinnung λόιι wachsturiiästeuernden
Stoffen für therapeutische Zwecke, dadurch gekennzeichnet, daß man das Mesenchy/m
und/oder Parenchym von Organen höher organisierter Lebewesen durch eine medico-mechanische
Behandlung, Kälteeinwirkung, Bestrahlung und/ oder durch Einverleibung chemischer Reizstoffe
in einen Zustand veränderter Aktivität versetzt und die dabei in den Organen gebildeten wachstumssteuernden
Stoffe entweder durch Exstirpation der Organe und anschließende Extraktion nach
üblichen Verfahren gewinnt oder sie aus den Körperflüssigkeiten in üblicher Weise isoliert.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man das in einen Zustand veränderter
Aktivität versetzte Mesenchym und/oder Parenchym, bevor man es der Extraktion unterwirft,
durch Züchtung auf üblichen Nährböden vermehrt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die erzeugten wachstumssteuernden
Stoffe unmittelbar aus den Organen durch Entnahme von Körperflüssigkeit gewinnt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß man die entnommene Körperflüssigkeit
auf Serum verarbeitet.
5. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man die die wachstumssteuernden
Stoffe enthaltenden Extrakte oder die an wachstumssteuernden Stoffen angereicherten
Körperflüssigkeiten Tieren injiziert und nach einer geeigneten Inkubationszeit in üblicher Weise Sera
gewinnt.
In Betracht gezogene Druckschriften: Deutsche Patentschriften Nr. 674710, 711 377;
deutsche Patentanmeldung K 2680 IVa/30h; Bauer, »Methodik der Gewebezüchtung«, 1954.
© 709 756/Ϊ86 TO.
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DE674710C (de) * | 1937-10-22 | 1939-04-21 | Dr Bernard Samet | Verfahren zur Gewinnung von blutdrucksenkenden Stoffen |
DE711377C (de) * | 1938-03-11 | 1941-09-30 | Dr Med Yatsuka Kataoka | Verfahren zum Abtrennen und Gewinnen von Hauthormon |
Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
US3466367A (en) | 1969-09-09 |
CH404858A (de) | 1965-12-31 |
DK103632C (da) | 1966-01-31 |
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