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Verfahren zur Herstellung eines spezifischen Heilmittels gegen Hautekzeme
Die klinisch tnanni.gfachen Hautkrankheiten, die unter dem Sammelnamen Ekzeme zusammengefaßt
werden, können durch äußere oder innere Faktoren erzeugt werden.
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Es besteht zur Zeit .die Ansicht, daß die Entwicklung einer ekzematösen
Hautentzündung eine ganz eigenartige Änderung in der chemischen Zusammensetzung'
und biologischen Beschafferiheit des lebenden Protoplasmas der Epidertniszellen
zur Voraussetzung hat.
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Man kennt zahlreiche iri ihrer Wirkung sehr verschiedene Heilmittel
der Ekzeme, die von Fall zu Fall in einer Pulver-, Salben-oder flüssigen -Form zur
Anwendung gelangen und meistens solche Bestandteile wie Teerabkömmlinge, Schwefel-;
Blei-, Kupfer-oder Zinkverbindungen enthalten. Wegen der Hartnäckigkeit der meisten
Ekzeme ist eine längere Behandlungszeit notwendig, was bei stark vermehrtem Resorptionsvermögen
und erhöhter Durchlässigkeit der ,kranken Haut das Erscheinen dieser Körper im Blutkreislauf
und reizende Wirkung auf innere Organe, in erster Linie die Leber und Niere, zur
Folge hat.
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In neuerer Zeit wurde in der Human- und in der Veterinärmedizin die
Behandlung bestimmter chronischer und anderen Heilmitteln trotzender Ekzemformen
mittels Röntgenb.estrahlung bei wechselndem Erfolg angewendet; diese häufige Erfolglosigkeit
der Ekzem.behandlung mit Röntgenstrahlen beruht in vielen Fällen auf der ungenügenden
Bestrahlung, . die zur Vermeidung von Strahlenschädigungen nur verabreicht werden
kann.
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Es .gab also bis jetzt kein spezifisches und
wirksames
Behandlungsverfahren für .zahlreiche Ekzemformen des Menschen und der Tiere.
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Die vorliegende Erfindung betrifft nun ein Verfahren zur Gewinnung
von biologisch el.:zemolytischen Körpern.
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Das Verfahren besteht darin, ciaß man mit Ekzem erkranktes Gewebe
der Warmblüter mit therapeutischen Dosen zweckmäßig ungefilterter Röntgenstrahlen
bis zur Bildung gewebsspezifischer, im Harn sich ausscheiclender Fermente bestrahlt
und aus dem Harn der ekzemerkranlcten bestrahlten Warmblüter die gebildeten Fermente
isoliert. Es wird mit anderen Worten ein biologischer Körper gewonnen, welcher gegen
die unmittelbare Krankheitsursache, nämlich das pathologisch abgeänderte Eiweiß
der Epithelzellen wirksam ist.
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An und für sich ist die Bildung von Fermenten (Abwehrproteinasen),
die im Harn ausgeschieden werden, bei der Bestrahlung von gesundem Gewebe der Warmblüter
mit Röntgenstrahlen sowie die Bildung der Fermente von erkranktem und unbestrahlteni
Gewebe bekannt (Abderhalden: Abwehrferinente, 194).
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Neu und erfinderisch ist es aber, aus dem Harn ekzemerkrankter und
röntgenbestrahlter Warmblüter ein Ferment als Ekzemlieilmittel zu isolieren.
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Praktisch wird die Isolierung des Fermentes aus dem Harn z. B. in
nachfolgender Weise durchgeführt: Der anfallende Harn wird neutralisiert, durch
Filtrierpapier geklärt, durch ein EntkeiinutigSfilter entkeimt und dann mit einem
wasserlöslichen, organischen, eiweißfällenden Lösungsmittel, wie Aceton, versetzt:
das Aceton wird im Verhältnis von etwa i : i zu dem Harn verwendet. Der dabei entstandene
Bodensatz wird nach .dem Abzentrifugieren in steriler, physiologischer Kochsalzlösung
aufgeschwemmt, wobei z. B. i o ccm Kochsalzlösung für den Bodensatz aus iooccm Harn
verwendet werden.
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Die Fermentaufschwemmung wird daraufhin mittels der quantitativen
Fermentnachweismethode (E. N o w i t z k y : Strahlentherapie, 1942) auf ihre Stärke
geprüft.
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Die Fermentaufschwemmung läßt sich dann z. B. mit Lanolinuin anhydricum
in eine Salbe überführen, indem die Fernientaufschweminung mit Lanolin bis zur Sättigung,
z. B. in einer Reibmühle. verrieben wird.
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Das Verfahren wird im nachfolgenden an 'Vergleichs- und Heilungsversuchen
näher erläutert: Ein schottischer Terrier mit chronischem verrtikösein @hzein und
starker Hautverdickung des ganzen Rückens erhielt zwei iSo-r-Dosen von Röntgenstrahlen
mit zweitägiger Pause auf den ganzen Rücken (Bestrahlungsbedingungen i2o kV, 125
W, 6 ni A, ohne Filterung, Fokus-Haut-Distanz 3o cm, Bestrahlungszeit .4,3 Minuten_).
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An den darauffolgenden 1.4 Tagen wurde von dem bestrahlten Hund der
Harn fast i glich gesammelt und entsprechend den oben t gemachten Angaben aufgearbeitet.
Diejenigen Fermentaufschwemmungen. die nach Prüfung mittels der quantitativen Ferinentnachweismetbode
ausreichend stark waren, also nach Verdauung von 3 g Hundehaut mit 2,3 ccm der Fermentaufschweinmung
bei der Ninhydrinreaktion (d5° C) den 1#arl>-auftritt spätestens nach 2o Minuten
erscheinen ließen, wurden mit Lanolinsal.be aufgenommen.
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Mit dieser Lanolinsalbe wurde dann erstmalig der bestrahlte Hund behandelt.
indem die vordere schlimmere Hälfte des Rückens mit der Fermentsalbe, die hintere
mit den üblichen Ekzemmitteln täglich eingerieben wurde. Nach 4. Behandlungstagen
war die Haut der vorderen Hälfte von normaler Farbe, dünn und elastisch; nach 6
Tagen begann der normale Haarwuchs der mit der Fermentsalbe behandelten Hälfte.
Die hintere mit üblichen Ekzemmitteln behandelte Rückenhauthälfte wies nach 12 Tagen
nach der Bestrahlung eine gewisse Besserung auf (Einfluß der Bestrahlung), worauf
die Behandlung mit Rücksicht auf die Nieren unterbrochen wurde. Gleichzeitig wurde
auch die Behandlung mit der Ferinentsalbe ausgesetzt. Nach weiteren i Tagen war
die hintere Hautpartie wieder stark gerötet, der Haarwuchs blieb aas. die verdickte
Haut legte sich wieder ?n große mit Bläschen und Schuppen bedeckte Falten. Dagegen
war die vordere mit der Fermentsalbe behandelte Hautpartie normal mit Haaren bewachsen.
dünn elastisch und von jeden Ekzemerscheinungen frei. Daraufhin wurde die hintere
Rückenhautpartie mit der Ekzemsalbe täglich behandelt: nach etwa einer Woche verließ
der Hund clie Klinik in vollständig geheiltem Zustand.
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.\Iit derselben Fermentsalbe. die von dem bestrahlten schottischen
Terrier stammt, wurden mehrere unbestrahlteekzemkrankeHunde behandelt. Bei derselben
oder ähnlicher Ekzemform war der Erfolg immer gut, und die Heilung konnte in allen
Fällen nach höchstens io Behandlungstagen erreicht werden.
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Bei der Behandlung anderer Ekzeinforinen, so z. B. einer Eczema vesicularis
mit teilweisem Haarausfall jedoch ohne Hautverdickung eines Gordon-Setters, war
der Erfolg :ehr gering. Daraufhin wurde der Setter mit ungefilterten Röntgenstrahlen
am Rücken mit 300 r bestrahlt und an den nächsten
Tagen
.der fermenthaltige Bodensatz aus seinem Harn gewonnen. Mit seiner eigenen Fermentsalbe
wurde nach 8 Behandlungstagen die Heilung der behandelten Stellen erzielt, wogegen
die anderen, nach der Klinikvorschrift behandelten Hautstellen ungeheilt blieben.
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Durch diese und andere ähnliche Versuche wurde der Nachweis erbracht,
daß die vom kranken Hautgewebe angeregten und durch eine entsprechende Röntgenbestrahlung
vermehrten spezifischen Fermente .die Rückbildung des kranken Hautgewebes verursachen,
wodurch die Heilung des Ekzems erreicht wird. Voraussetzung dazu ist allerdings,
daß die zu therapeutischen Zwecken verwendeten Fermente von der Bestrahlung einer
ähnlichen Ekzemform stammen, da die Proteine lösende Wirkung dieser Fermente weitgehend
spezifisch ist und sich den Eiweißunterschieden der Epithelzel.len bei einzelnen
Ekzemformen anpaßt. Diese Spezifität ist jedoch nicht in dem Maße ausgeprägt, daß
die Verwendung der Fermentsalbe auf andere Warmblüter erfolglos wäre.
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Um das Heilmittel gemäß der Erfindung allgemein anwendbar zu machen,
kann man die für die Grundformen der ekzematösen Hautentzündung spezifische Fermentwirkung
dadurch überwinden, daß man für .die BehandIung des Menschen und für jede Tierart
eine Fermentmischung herstellt, die die für die wichtigsten Ekzemformen spezifischen
Fermente enthält, also polyvalente Eigenschaften besitzt.
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Wenn man die Fermente für -den menschlichen Gebrauch verwenden will,
so kann bei der Herstellung von Salben das Ferment bzw. die Fermentmis.chung an
gewöhnliche, für die Haut gut resorbierbare Salben, z. B. Lanolin, und an kosmetische
Hautcremes gebunden werden, wodurch die Anwendung angenehmer gestaltet wird.
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Das Heilmittel gemäß der Erfindung ist ein spezifisches Heilmittel
gegen die Ekzeme von Menschen und Tieren. Die Heilkraft beruht auf der biologischen
Wirkung .der das pathogene Zelteiweiß auflösenden Fermente, die keine schädliche
Nebenwirkung auf gesundes Gewebe oder die inneren Organe ausüben.