Verfahren zur Verstellung von hochprozentigen Kieselsäuresolen. Kieselsäuresole stellt man bekanntlich so her, dass man durch Zersetzen von Wasser glas mit Säure oder von Siliciumhalogeniden mit Wasser ein Sol herstellt und dieses durch Dialyse reinigt. Hierbei diffundieren die was serlöslichen Salze und geringe Anteile der Kieselsäure durch die Membran und man er hält nach genügend langer Dialyse kolloide Kieselsäurelösungen. Das Verfahren eignet sich jedoch nicht zur technischen Ausführung, da die Dialyse sehr umständlich und langwierig ist.
Reine und haltbare Sole lassen sich über haupt nur bis zu einem Gehalt von 2 bis 3 Si02 herstellen. Höher prozentige Sole koagu lieren bald und sind nur haltbar, wenn sie durch Säure oder Alkaliionen stabilisiert sind. Es ist ferner bekannt, Kieselsäuregallerten in den flüssigen Zustand überzuführen. Nach Kühn (Journ. f. prakt. Chemie, 1853, S. 1) sind gereinigte, sehr wasserhaltige Gallerten in kochendem Wasser ganz oder teilweise, leichter noch in wässerigem Ammoniak löslich.
Verwendet werden hierbei Wasserglaslösungen mit höchstens 3 /o Si02, was nur zu sehr ver dünnten Solen führt. Um stärkere Sole zu bekommen, muss man die Sole eindampfen, wobei aber mehr oder weniger viel Kiesel säure sich unlöslich abscheidet. Ferner hat Schwarz (Kolloidztg. 1924, S. 23) festgestellt, dass Kieselsäuregallerten durch wässeriges Ammoniak peptisiert und teilweise gelöst werden. Er fand, dass die stärkste Wirkung der Peptisation in 3 bis 4 n Ammoniak nach ca. 100 Stunden stattfindet.
Zum Lösen von 0,4 gr Si02 waren 100 cmg 3 bis 5 n Ammo niak nötig, also auf 1 Mol. Si02 zirka 60 Mol. N Hä.
Nach diesen Literaturangaben ist es bis her nicht möglich, auf einfache Weise in grösseren Mengen reine und haltbare Kiesel säuresole hoher Konzentrationen herzustellen.
Es wurde nun überraschenderweise ge funden, dass man leicht zu hochprozentigen Solen gelangt, wenn man die Peptisation ohne weitere Verdünnung mit Wasser ausführt. Dabei kommt man mit ganz geringen Mengen Ammoniak aus. Zweckmässig stellt man zu nächst eine kieselsäurereiche Gallerte aus Wasserglas oder Säure oder aus Silicium halogeniden her und reinigt sie nach dem Zerkleinern auf bekannte Weise von löslichen Anteilen. Die so gereinigte Gallerte behandelt man sodann mit geringen Mengen Ammoniak.
Man kann diese Gallerte zum Beispiel einige Zeit lang in 0,5 bis 10% iges Ammoniak legen, dann wieder herausnehmen oder aber die Gallerte kurze Zeit mit Ammoniakgas be handeln, oder man kann die ungereinigte Gallerte mit ammoniakhaltigem Wasser rei nigen. Wird die so vorbehandelte Gallerte sodann in einem Gefäss zweckmässig auf 90 bis 100 0 so erhitzt, dass eine Wasserverdampfung vermieden wird, so ist sie nach etwa 24 bis 48 Stunden vollständig verflüssigt. Man erhält unmittelbar ein Sol von demselben Kiesel säuregehalt wie die Gallerte, z.
B. aus einer Gallerte mit 10'/o Si02 ein Sol mit 10% Si02. Es ist auffallend, wie leicht sich die Gallerte in Abwesenheit eines Verdünnungs mittels löst, besonders wenn sie in Stücken, ohne weiter zerkleinert zu werden, der Pep- tisation unterworfen wird. Zweckmässig ver wendet man die Gallerte in Stücken von 1 bis 6 cm Durchmesser, wie sie dem Wässerungs- prozess unterworfen wurde.
Das so erhaltene Sol enthält noch geringe Mengen Ammoniak, die sich durch Ausblasen mit Luft nahezu \entfernen lassen. Es lassen sich auf diese Weise Sole bis 15 % Si02 herstellen. Der Vor- teil des Verfahrens besteht darin, dass man bei einem äusserst geringen Ammoniakbedarf unmittelbar zu hochprozentigen, sehr stabilen Solen gelangt.
Der Ammoniakbedarf ist nur ein Bruchteil der üblichen Menge. Eine Kon zentration des verdünnten Sols, die immer mit Verlusten verknüpft ist, fällt somit weg. Die Sole, die natürlich auf jede beliebige Stärke eingestellt werden können, sind be sonders zum Imprägnieren und als Binde mittel geeignet. Diese hochprozentigen Sole bieten ferner besondere Vorteile zur Eerstel- lung von porösen aktiven Massen und als Träger für Katalysatoren.