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Verfahren zur Herstellung von Trockenhefe. Durch die verschiedensten
äußeren Verhältnisse sind Brauereien öfter gezwungen, ihre Betriebe stillzulegen,
so besonders in den letzten Jahren durch den Krieg. Aber auch schon in Friead@nszeiten
war es bei kleineren Brauereien gebräuchlich, nur wäh@renfd einiger Monate im Jahre
Bier zu sieden, um dann den Betrieb stillzulegen. Während dieser Zeit der unfreiwilligen
Muße besteht eine dIer Hauptalufgaben der Brauereien darin, ihre Kulturhefe oder
besser eine ihrer Hefen, die ihr besonders zusagt, in einem Zustande zu erhalten,
der ihre Wied erverwerndung nach Beendigung des Stillstandes sicherstellt. Bei Betrieben;
tlie über Reinzuchtäpparate verfügen, .ist es natürlich leichter, über kürzere Betriebspausen
hinwegzukommen.
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Bekannt ist die längere Aufbewahrung der Hefe in trockenem Zustande.
Zu diesem Zwecke sind die verschiedensten Versuche gemacht worden. Man hat die Hefe
unter Zusatz von Zucker, Malzmehl, getrockneter Stärke o. dgl. getrocknet. Durch
diese Zusätze wird jedoch die Reinheit der Hefe sofort in Frage gestellt. Anderseits
hat man die Hefe mit einer Reihe von konservierenden Chemikalien, wie Alaun:, schwefliger
Säure, untersalpetrigsaurem Wismut, Chinoli.n, Gerbsäure, Chloralhydrat, Salizylsäure
u. a., versetzt. Zur mechanischen Austrocknung der Hefe wurden auch verschiedene
wasseranziehende Substanzen, wieHolzkohle, Knochenkohle, Asbest, Holzstoff u. a.,
angewendet. Ferner hat man versucht, Hefe in einer Mischung von Glukose und Sacharose
oder durch Suspendieren in Glyzerin oder verdünntem Alkohol haltbar zu machen. Hierdurch
konnte indes ebensowenig wie durch den Zusatz der angeführten Chemikalien eine Infektion
der Hefe durch fremde Organismen auf die Dauer verhdnclert werden.
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Endlich ist noch ein Verfahren zur Herstellung von Trockenkulturen
von Bakterien und ähnlichen Mikroorganismen bekannt geworden, wonach man die Reinkulturen
mit möglichst reiner, sterilisierter, amorpher, auf elektroosmotischem Wege gereinigter
Kieselsäure vermischt. Kieselsäure kommt auch bei d`em Verfahren -der vorliegenden
Erfindung in Anwendung.
Der wesentliche Unterschied zwischen dem
letzteren -und jenem. bekannten Verfahren lieg-(; äber-,dairit; .d'aß nach dein
vorliegenden Verfahren li:olloidiale Kieselsäure verwendet` @ivi:nd.'>D:ie Menge-
der oder Reinkultur zuzusetzenden amorphen Kieselsäure beträgt bei dem bekannten
Verfahren 50 Prozent des: Gewichtes d'er, Reinkultur, während hier im Höchstfalle
der Hefe 3 Prozent kolloiJ'ale Kieselsäure zugefügt werden. Während bei der Mischung
von 5o Prozent amorpher Kieselsäure mit 50 Prozent einer Reinkultur eine
rein mechanische A.ufsauglung -des in den Kulturen enthaltenen Wassers, also ein
rein mechanischer Vorgang stattfindet, handelt es sich bei dem Zusatz von höchstens
3 Prozent kolloidialer Kieselsäure zur Hefe um kolloüd=chemische Vorgänge. Die kolloidale
Kieselsäure bildet mit Schleimkolloiden, die sich auf der Oberfläche der Hefezelle
befinden, Ad'sorptionskomplexverbin@dlungen. Durch die 'Bildung isolcher Verbindungen
zwischen kolloidaler Kieselsäure und Schleimkolloiden wird die Hefezellhaut von
letzteren befreit, so da.ß nunmehr die Wasserabgabe ungehindert ohne jede Wärmezufuhr
stattfinden kann. Die Wirkung der zugesetzten kolloidalen Kieselsäure ist also eine
rein katalytische. Derartige kolloid-chemische Prozesse sind durch die Anwendung
geringer Mengen der reagierenden Substanzen gekennzeichnet.
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Das neue Verfahren beruht auf folgender Beobachtung: Benetzt oder
tränkt man trockene, kolloidale Kieselsäure mit einer Flüssigkeit, z. B. mit Wasser,
so gibt sie die Flüssigkeit sehr bald wieder an die Luft ab. Diese schnelle Abgabe
:der durch die kolloidale Kieselsäure in überaus großen Mengen aufnehmbaren Flüssigkeit
ist um so auffallender, je größer die Oberfläche des Kieselsäurepulvers ist, d.
h-. je :dünner man @dasselbe schichtet oder j e feiner man dasselbe auf einer Unterlage
verteilt.
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Kolloidale Kieselsäure kann unbeschadet ihrer Wasser entziehenden
und Wasser abgebenden Kraft stundenlang auf zoo° C erhitzt wenden, sie kann also
absolut steril ge-. macht werden. Um .eine wirksame Trockenhefe herzustellen, niuß
der nassen Hefe bei möglichst niedlriger Temperatur dhs Wasser möglichst langsam
.und gleichmäßig entzogen ,verden. Dies gelingt neun in einfacher Weise durch Vermischen
von stark abgepreßter Hefe mit kleinen Mengen: kolloidaler Kieselsäure. Das neue
Verfahren wird in folgender Weise rausgeführt: Stark abgepreßte Reiiizuchthefe wind
in einem keimfreien Rarain mit sterilem Gerät zerbröckelt und, mit 3 Prozent ihres
Gewichtes steriler kolloird'aler Ki°-selsäu,re überpudert. Die mit dem Pulver überstreuten
Hefeteilchen wenden von Zeit zu Zeit mit einem -Glasstab oder Glasrechen gewendet.
Nach Verlauf von .durchschnittlich ro Stunden ist die Hefe trocken. Um dabei vollkommen
steril zia; arbeiten, bedient man sich zweckmäßig einer Trommel mit Watteluftfiltern,durch
welche ein ständiger Luftstrom geführt wird, der das der Hefe durch die kolloidiale
Kieselsäure entzogent und an die umgebende Luft abgegebene Wasser mitführt. Die
mit zerteilter Hefe und 3 Prozent kolloidaler Kieselsäure beschickte Trommel wird
in ganz langsamer Drehung erhalten oder von Zeit zu Zeit gedreht. Die trockene Hefe
kann direkt aus Ader Trommel in sterile Gefäße entleert ,und diese steril verschlossen
werden. Nach Aden umachten Beobachtungen -ist diese aseptische Arbeitsweise jedoch
nicht unbüjd-ingt nötig, ,da auch in einem möglichst keimfreien Raum eine genügend
reine Trockenzuchthefe !durch einfaches Vermengen mit 3 Prozent kolloidaler Kieselsäure
erzielt wird'. Die so, erhaltene Hefe befindet. sich: in einem Zustande, daß sich
neue, physiologisch anders geartete Zellen überhaupt nicht entwickeln können. Auf
diese Weise ist die Gewähr gegeben, alle Eigentümlichkeiten ,der getrockneten Zellen
auf Jahre hinaus zu erhalten.
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Bei Wieder- oder Neuaufnahme eines Betriebes bedarf es nur der Einführung
einer geringen Menge des sterilen Trockenhefepulvers in einen mit Würze beschickten
Pasteurkolben. Die kolloidale Kieselsäure löst 'sich in der Würze auf, ohne ,in
irgendeiner Weise störend zu wirken. Die Hefezellen werden frei und kommen nach
spätestens q.8 Stunden wieder in den gleichen physiologischen Zustand der Ernährung,
in dem sie früher waren. Um eine größere Anzahl jugendlicher Zellen zur Verfügung
zu haben, bedarf es nur einer nochmaligenÜberimpfung in einen zweiten mit Würze
beschickten Pastettrkölben. Die weitere Behandlung dieser Hefenzucht für den Betrieb
ist die übliche.