Verfahren und Einrichtung zur Behandlung des menschlichen Haares behufs Dauerivellung, Färbung etc. Die Erfindung bezieht sich auf ein Ver fahren zur Behandlung des menschlichen Haares, behufs Dauerwellung, Färbung und dergleichen, dessen Wesen darin besteht, dass zur Bestimmung einer zur Behandlung des Haares zu verwendenden Lösung nach ihrer Stärke mechanische Eigenschaften einer Haarprobe festgestellt werden.
Die Erfindung bezieht sich ferner auf eine Einrichtung zur Ausübung des Ver fahrens, welche durch einen zweiarmigen Hebel gekennzeichnet ist, an dessen einem Arm sich eine bewegliche Klemmvorrich tung zur Aufnahme einer Haarsträhne be findet, und ferner ein Zeiger angelenkt ist, welcher die Strecklänge der Haarsträhne auf einer Skala anzeigt, während der andere Arm des Hebels an einem einarmigen Hebel angelenlkt ist, auf welchem mittelst einer Vorrichtung ein Gewicht einstellbar ist.
Die zur Durchführung des Verfahrens dienende Vorrichtung ist in der Zeichnung in einer Ausführungsform beispielsweise dargestellt. Es zeigt: Fig. 1 eine Seitenansicht des Beispiels;, Fig. ? ist eine Seitenansicht in vergrö ssertem Massstab eines Teils der in Fig. 1 dargestellten Einrichtung; Fig. 3 ist eine Seitenansicht eines an dern Teils der in Fig. 1 dargestellten Ein richtung; Fig. 4 ist ein teilweise im horizontalen Schnitt gezeichneter Grundriss der in Fig. <B>2</B> dargestellten Teile;
Fig. 5 ist eine Seitenansicht eines Teils der in Fig. 1 dargestellten Einrichtung in grösserem. Mass'stabe; Fig. 6 ist ein teilweise im horizontalen Schnitt gezeichneter Grundriss einer Einzel heit der in Fig. 1 dargestellten Vorrichtung; Fig. 7 ist ein senkrechter Schnitt durch eine in Fig. 1 dargestellte Klemmvorrich- tung; Fig. 8 ist ein senkrechter Schnitt nach der Linie 8-8 der Fig. 3;
Fig. 9 ist ein senkrechter Schnitt nach der Linie 9-9 der Fig. 3; Fig. 10 ist der Grundriss einer Einzel heit der in Fig. 3 gezeigten Bauweise; Fig. 11 ist ein horizontaler Schnitt nach der Linie 11-11 der Fig. 2.
Die Haarprüfungseinrichtung nach Fig. 1 besitzt zwei Klammern 10 und 11, in wel che die Haarsträhne eingespannt wird. Die Streckung wird mittelst eines Gewichtes 13 hervorgerufen, das längs einer mit einer Skala versehenen, einen einarmigen Hebel bildenden Stange 14 verschoben werden kann. Letztere ist mittelst einer Stange 1.5 mit einem Arm eines in 17 am Ständer 18 ge.- lagerten zweiarmigen Hebels 16 verbunden, dessen anderer Arm die Klammer 10 trägt. Dieser Arm des Hebels ist ferner mit einem Zeiger 19 gelenkig verbunden, der bei 20 in dem vertikalen Gestell 21 gelagert ist. Das freie Ende des Zeigers bewegt sich über einer Skala 22. An dem gleichen Arm des Hebels 16 ist ferner ein Ausgleich gewicht 23 vorgesehen.
Zur Messung des Querschnittes der für die Streckung benutz ten Haarsträhne dient die folgende Mess- vorrichtung: Ein Schlitz 24 ist in einer federnden Platte 25 angebracht. Ein bei 27 gelagerter Zeiger 26 kann mit seinem Haken förmigen Ende auf die Haarsträhne gelegt werden, während das freie Ende des Zei gers auf einer Skala 28 den Querschnitt der Haarsträhne anzeigt.
Eine Vorrichtung zum Drillen des Haa res besitzt eine Handkurbel 31 (Fig. 2), durch welche mittelst des Kegelräderpaares 3 2 die senkrechte Achse 33 in Drehung ver setzt wird. Auf der Achse befindet sich eine Büchse 30 und eine Klammer 29. Auf einem plungerförmigen Teil der Klammer 29 ist ein Zapfen 34 (Fig. 2) vorgesehen, der sich in einem Schlitz 35 der Büchse 30 ent gegen der Wirkung einer Schraubenfeder aufwärts bewegen kann, wenn die Haar strähne gedrillt wird. Unterhalb der Zahn räder 32 befindet sich auf der Achse 33 eine mit Einteilung versehene Scheibe 36, die mit einer Arretierfeder 37 zusammen arbeitet.
Um die Haarsträhne 38 auf einer be stimmten, gleichmässigen Temperatur zu hal- ten, ist eine Heizvorrichtung, zum Beispiel ein Heizkissen 50, vorgesehen.
Fig. 3 und 8 bis 10 zeigen ein Vorrich tung zur Bewegung des Laufgewichtes 13. Eine Kette 39 wird durch ein auf dem Stän der 41 montiertes Kettenrad 40 angetrieben. Die Kette wird an ihrem andern Ende über ein Kettenrad 42 geführt, welches am vor- dern Ende der Stange 14 angeordnet ist. Die Welle 43 des Kettenrades 40 (Fig. 3) trägt ferner ein Zahnrad 53 (Fig. 1), das durch ein Ritzel 44 und eine Kurbel 45 in Drehung versetzt werden kann.
Der mit der Kette 39 verbundene Wagen 46 läuft mit- telst Rollen 47 auf der Stange 14 und trägt mittelst einer Hängelasche 48 das Lauf gewicht 13.
Die Handhabungs- und Wirkungsweise der Einrichtung ist die folgende: Um den Querschnitt einer Haarsträhne in einer bestimmten. festgelegten Grösse aus zuwählen, bringt man eine Haarsträhne in den Schlitz 24 der 31ess'vorrichtung und stellt den Zeiger 211 auf die gewünschte Querschnittsgrösse der Messskala ein, wäh rend das hakenförmige Ende des Zeigers sich gegen die im Schlitz befindliche Strähne legt. Zieht man nun an der Haarsträhne mit der Hand, und es werden dabei einzelne Haare mitgezogen, so ist die eingelegte Haarmenge zu klein, und es müssen einige Haare hinzugefügt werden.
Sind hingegen zu viel Haare in dem Schlitz enthalten, so wird die federnde Platte durch die Haare mitgezogen; es müssen deshalb einige Haare entfernt werden. Nachdem die Haarsträhne nunmehr in ihrer Menge genau festgelegt ist, wird sie in der Klammer 10 und 29 fest gespannt, während die Klammer 11 zunächst noch nicht angezogen wird. Hierauf wird die Haarsträhne durch Drehung der Kurbel 31. mittelst des Kegelräderpaares 32 gedreht und in einer Anzahl von Windungen ge drillt, bis die Feder 3 7 zwischen ziv ei be stimmte Zähne der Teilscheibe 36 eingreift.
Nachdem auch die Klammer 11 festgespannt worden ist,. wird das Laufgewicht 13 ein gestellt, indem man durch Drehung der Kur- bel 45 die Kette 39 in Bewegung setzt und damit den Wagen 46 mit der Laufgewicht 13 verschiebt. Zweckmässig wird eine Be lastung von etwa vier Pfund während einer Dauer von 30 Sekunden angewandt. Das Laufgewicht 13 übt durch die Stange 14 und 15 einen Druck auf den Hebel 16 aus und streckt hierdurch die Haarsträhne 38, wobei die Grösse der Streckung durch den Zeiger 19 auf der Skala 22 angezeigt wird.
Für jede Untersuchung wird eine Haar strähne von gleichem Querschnitt, unter Anwendung einer stets gleichen Zugkraft, während einer gleichen Zeitdauer der Strek- kung unterworfen, wobei aber die Strek- länge festgestellt wird. Die Untersuchung, wird beispielsweise derart durchgeführt, dass' man ein bestimmtes Laufgewicht auf eine bestimmte Stelle der Skala der Stange 14 bringt, ferner eine bestimmte gleiche Haarmenge von gleicher Länge, die in einer bestimmten, stets gleichen Zahl von Win dungen gedreht ist, während einer bestimm ten Zeitdauer der Streckung unterwirft, worauf man auf der Skala 22 die angezeigte Streckung oder Dehnung feststellt.
Das Verfahren kann dahin abgeändert werden, dass das Haar für eine gewisse Zeit dauer in eine kochende, das Haar weich machende Lösung eingebracht und hierauf der Streckprüfung unterworfen wird, wobei das Haar gegebenenfalls warm gehalten wird. Die vorstehend bezeichneten Bedin gungen werden im übrigen vollkommen bei behalten. Zur Durchführung des abgeänder ten Verfahrens wird die Haarsträhnes vor der Prüfung beispielsweise in eine alkalische Lösung von einer ganz bestimmten Stärke bei einer bestimmten, stets gleichen Tempe ratur, zum Beispiel dem Siedepunkte, ein getaucht.
Um die Temperatur auch während der Prüfung auf gleicher Höhe zu halten, kann das Heizkissen 50 gemäss Abb. 3 Vers, wendung finden. Durch diese Massnahme ist auch der veränderliche Faktor der Tem peratur für die Prüfung vollkommen aus geschaltet. Man kann ferner so vorgehen, dass man unter den gleichen oben beschriebenen Ver suchsbedingungen nach erfolgter Dehnung die Haarsträhne freigibt und ausser ihrer Dehnung auch die Kontraktion, sowie die Zeit misst, die bis zum Aufhören der Kon traktion verstreicht.
Ferner kann die Streckung mehrmals hintereinander bis zur Zerstörung der Strähne wiederholt werden, wobei ausser den bereits genannten Grössen die Anzahl der Wiederholungen festgestellt wird.
Ausser einer gegebenenfalls erhitzten alkalischen Lösung können auch andere weichmachende Mittel benutzt werden, die eine erweichende Wirkung auf das Ge füge des Haares ausüben.
Zur Erläuterung der praktischen Ver wendung dieser Feststellungen soll ein Beispiel dienen. Es werden zehn Sorten von Haar angenommen. Die Sorte Nr. 1 besitzt die niedrigste Zugfestigkeit und die höchste Elastizität; Sorte Nr. 2 hat die nächst grö ssere Zugfestigkeit und eine geringere Ela stizität als Nr. 1; die Abstufung geht so fort bis Nr. 10, die die grösste., Zugfestig keit und die geringste Elastizität aufweist. Der Einfachheit wegen soll die zur Behand lung vorgesehene Lösung in zehn Sorten ein geteilt sein, entsprechend der Stärke der darin enthaltenen alkalischen Stoffe; die schwächste Lösung ist Nr. 1'" die nächste Stärke ist Nr. 2 und so fort bis zu Nr. 10, die die stärkste Lösung ist. In dieser Weise entsprechen die Lösungsstärken den Gra den der Haarfestigkeit.
Wenn nun die Prü fung einer Haarprobe zeigt, dass die Probe beispielsweise in die Klasse Nr. 6 gehört, so wird für die Behandlung der Probe die entsprechende Stärke der Lösung, nämlich Nr. 6, ausgewählt. Die Stärke der Lösung, die anzuwenden ist, wird somit der besonde ren Haarsorte angepass't und diejenige Stärke der Lösung angewendet, die das Haargefüge am leichtesten und am schnellsten weich macht, ohne es schädlich zu beeinflussen. Dies ist ein wichtiger Vorteil gegenüber der älteren Technik der Behandlung des Haares, die der Klasseneinteilung entbehrte, die mit Hilfe der hier beschriebenen Untersuchung erhalten wird und die erheblich zur Zweck mässigkeit der Behandlung beiträgt.
Die Lösungsstärke kann man ans der Baume-Skala. der Einteilung für das Hydro meter erhalten, oder auch durch die Benut zung der bekannten elektrischen Rohre.
Das menschliche Haar reagiert im trok- kenen Zustande nicht schnell, wenn es einer Streckung unterworfen wird. Es wird des- halb zweckmässig angefeuchtet, wobei sich der Unterschied zwischen einem minder wertigen und guten Haar erkennen lässt. Noch deutlicher wird der Unterschied durch Kochen bemerkbar gemacht. Manche Haar proben reagieren schnell und vollkommen bei einer Erhitzung von einer halben Mi nute Dauer, li@'PVerwendung einer alka lischen .jösung, bei welcher andere Proben eine Dauer von einer Minnte bis 10 Minuten erfordern.
Der Nutzen des beschriebenen Verfahrens wird besonders bei seiner Anwendung zur Behandlung von weissem oder gebleichtem Haar und ebenso von aschblondem Haar oder von Haar mit anderer zarter Färbung deut lich, welch letzteres Haar als norwegisches Haar besonders bekannt ist. Es ist bekannt, dass etwa neun Zehntel alles weissen oder blonden Haares gelb werden, oder dass sich das Haar ins rötliche verfärbt, wenn es in der bisher bekannten Weise eine Dauer wellung durchgemacht hat. Versuche haben erwiesen, dass', wenn weisses oder zart ge färbtes Haar die alten Verfahren überlebt hat, ohne gelb zu werden, die Ursache hier für darin lag, dass zufällig die Stärke. der alkalischen Lösung und die angewandte Erhitzung für jene besondere Haarprobe be sonders geeignet waren.
Bei Benutzung des hier vorbeschriebenen Verfahrens behalten alle Sorten von Haar ihre ursprüngliche Fär bung, infolge der Auswahl der richtigen Lösungsstärke und des Erhitzungsgrades.