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Verfahren und Vorrichtung zum Prüfen von Haaren
Es ist bekannt, daß
zum Wellen von Haaren chemische Substanzen, vorzugsweise Reduktionsmittel, bentuzt
werden, die eine Erweichung des Haares herbeiführen. Nach erfolgter Einwirkung und
Formung wird das Haar druch Oxydationsmittel wieder gehärtet, woduch es die ihm
in erweichtem Zustand gegebene Form beibehält./ Es hat sich gezeigt, daß bei dieser
method verschiedene haarsorten unterschiedlich schnell und stark reagieren. Besonders
gilt dies für soche Haare, die vorher durch andere Einflüsse, wie Färben oder Bleichen,
Veränderungen erfahren haben. 17s ist nuil aufgabe des Friseurs, die verschiedernen
Haarsorten einzuschätzen und danach die Konzentration und die Einweikungszeit der
cliemischeii Mittel l>eim Wellprozeß richtig abzustimmen um auf der einen Seite
keine Schädigung des Haares befürchten zu müssen und auf der anderen Seite eine
ausreichende Beständigkeit der Welle zu gewährleisten. Zur Beurteilung der Haarqualität
ist der Friseur im allgemeinen auf reine Erfahrung angewiesen.
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Es wurde nun gefunden, daß man die richtige Konzentration der Behandlungsmittel
und deren Einwirktunsgeiten bei den verschiedenen Haarsorten auf einfache Weise
durch Messung ermitteln kann. Das Verfahren besteht darin, daß, im Gegensatz zu
den bisher üblichen, am trockenen Haar, z. B. mit einer einfachen Dehn- und Zerreißprobe
arbeitenden Haarprüfgeräten, Haare in der bei der vorgesellenen Behandlung anzuwendenden
chemischien Flüssigkeit, z. B. eine Kaltwellösung, die aus einer Lösung von Ammoniumthioglykolat
besteht, einer mechanischen Beanspruchung unterworfen
werden, vorzugsweise
einer konstanten Zugbeaiispruchtung. Beobachtet wird das Fortschreiten der hierbei
eintretenden Zustandsänderung, z. B. der Dehnung mit der Zeit. Dei Zeit, die z.
B. zum Druchlaufen einer konstanten Meßstrecke erforderlich ist, gibt ein N4aß für
die in erster Linie wichtige Eigenschaft des Haares, nämlich seine Reaktionsbereischaft
der cehmischen Flüsisgeit gegenüber. Die hierbei ermittelte Zeit ist maßgebend für
die Wahl der Konzentration der chemischien Flüssigkeit und ihrer Einwirkungszeit
bei der Behandlung des Haares durch den Friseur. Ein sich in kurzer Zeit dehnendes
Haar erfordert eine schwächere Konzentration des Behandlungsmittels und kürzere
Einwirkungszeit, als ein nur langsam und in längerer Zeit unter dem Einfluß der
chemischen Flüssigkeit sich dehnendes Haar.
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An dem in dieser Weise hinsichtlich seiner REaktionsfähigkeit gegenüber
Einweichungsmiteln geprüften Haar kann, soweit es auf die Feststellung auch dieser
Eigenschaft ankommt, auch die sog. Regenerierfähigkeit ermittelt werden. Man versteht
hierunter die Fähigkeit des Haares, sich nach abgeschlossener Wellbeahndlung im
Laufe der Zeit weider in den ursprünglichen Zustand zurückubegeben. Diese Fähigkeit
ist entscheidend für die Zeitdauer, während deren eine Dauerwelle heilt. d. h. noch
nicht erneuert zu werden braucht.
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Zur Feststellung der Regenerierfähigkeit geht man von dem mit dem
Erweichungsmittel behandelten, d. h. der oben geschilderten ersten Phase des Prüfverfahrens
unterworfenen Haar aus. Das Haar wird, nachdem es die gazne Meßstrecke druchlaufen
hat. ohne aus der Zugebanspruchtung entlassen zu werden, in der üblichen Weise nach
behandelt; es wird die unter Einwirkung des Erweichungmittels erfolgte Dehnung fixiert,indem
man nungmer ein Oxydationsmittel, z. B. Wasserstoffsuperoxyde, einwirken läßt. Hierdurch
wird die Erweichung rückgängig gemacht, das Haar aber dabei in der gestreckten Form
klassen.
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Wenn man dann das Haar ohne Zugbelastung aufbewahrt, so ergibt sich
im Laufe der Zeit ein Rückgang der Dehnung, der dem Entkräuseln bzw.
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Entwellen der Dauerwelle entspricht, Das Verhältnis zwischen Dehnungsverlust
und Anfangsdehnung gibt ein Maß für die erwähnte zweite friseurtechnisch wichtige
Eigenschaft, die Regenerierfähigkeit, die für das Halten der Dauerwelle ausschlaggebend
ist.
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I) ieses Verfahren läßt sich in einfacher Weise mit Hilfe einer Vorrichtung
durchführen, die auf dem Prinzip der Neigungswaage aufgebaut ist und insbesondere
eine Anordnung zum Einspannen des Haares innerhalb der chemischen Flüssigkeit sowie
eine Skala mit Angabe einer festen Meßstrecke enthält.
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Die Zeichnung zeigt ein Ausführungsbeispiel einer solchen Vorrichtung,
die zur besseren Veranschaulichung teils in Ansicht, teils im Schnitt dargestellt
ist.
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Am Sockel 1 ist eine Skala 2 und zwei neben dieser befindliche Marken
3 und 4 angebracht. Der Sockel enthält ferner eine 1 Lagerung für, deii Zeiger 5
und ist so ausgebildet, daß er den Ausschlag des Zeigers bei dem Skalenwert 70 begrenzt.
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Der Zeiger 5 weist an seinem freine Kurzen Ende einen Schlitz zum
Einhängen der Einspaunvorrichtung 6 auf.
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Die Einspannvorchung ist zum Einhängen in den Zeiger mit einem Lagerbolzen
7 versehen. Sie ist am unteren Ende zweizinkig gabelförmig ausgebildet, so daß sie
in ihrer tiefsten Stellung den Haken 9 umfaßt, Etwa in der Mitte trägt sie eine
an ihr fest angebrachte Schraubklemme 8 oder eine andere Vorrichtung zum Festhalten
des Haares, z. 13. durch Federkraft, etwa mittels einer federnden Klammer.
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Der Haken 9 ist am Sockel 1 befestigt, und zwar so, daß sich das
Gefäß fiir die Prüffliissigkeit 10. wie gezeichnet, einschieben läßt.
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Die Maße der Einspannvorrichtung 6, des Abstandes zwischen Schraubklemme
8 und Haken 9. der Länge der beiden Waagearme des Zeoigers 5 und der Skala 2 sind
so aiiteinander abgestimmt, daß die Gesamtausdehnung der Skala eie 70%ige Dehnung
des im Behandlungmittel erweichten Haares anzeigt.
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Mit dem Gerät wird wie folgt gearlieitet: Die Einspannvorrichtung
6 wird al genommen. Das zu prüfende Haar wird mit beinden Enden in ein elastisches
Röhrchen 12 eingeschoben, so daß eine nch unten hängende Schlige eintsteht. Diese
Schlinge wird um den gahelförmigen Fuß der Einspannvorrichung gelegt, das Röhrechen
in die Klemme 8 eingeführt ung nach liechtem Anspannen des haares dort festgeklemmt.
Ist eine andere Vorrichtung zum halten des Haares. z. B. eine federnde Klammer vorhanden.
dann wird das Haar mit beiden Enden indieser festgehalten. Nun hängt man die Einspannovrrichtung
in den Zeiger 5 ein und führt den gabelförmigen Fuß der Einspannvorrichtung unter
den Haken 9. läßt man jetzt die Einspannvorrichtung los, dann iwrkt der Zug des
Zeigers auf das zwisehn Schraubklemme 8 und Haken g eingespannte Haar II. Der Zeiger
steht in diesem Ausgangszustand auf dem Skalenstrich 0.
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Man schiebt nun das mit der Versuchsflüssigkeit bis zu einer bestimmten
Höhe gefüllte Gefäß 10, wie gezeichnet, ein. Nimmt die Elastizität des haares durch
Reaktion mit der Versuchsflüssigkeit ab, dann wandert der Zeiger nach unten ; fud
der Sakla kann die jeweilige Dehnung in Prozent abgelesen werden.
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Bestimmte Skalenstriche, im Ausführungsbeispiel die Teilstriche 0
und 50, dind durch Marken oder in anderer geeringeter Weise gesondert bezeichnet.
Dieser Zeigerxveg diellt als feste Nleßstrecke zur Bestimmung der mittleren Dehngeschwindigkeit
zweishen 0 und 50% Dehnung Hierzu wird die Zeit vom Einschieben des Gefäßes bis
zum Durchlaufen der Marke 4 gemessen.
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Das gleiche Gerät ist auch zur Messung der Regenerierfähigkeit des
gewellten Haares, d. h. zur Messung der nach einiger Zeit verbleibenden Dehnung
des behandelten Haares geeignet. Hierzu läßt