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Verfahren zur Gewinnung neuer Textilfasern aus tierischen Fasern.
Es ist mehr als 20 Jahre her, dass Wolle mit Chlor behandelt wurde, um solche vor dem Filzen und Einlaufen zu schützen, ihre Aufnahmefähigkeit für Farbstoffe im Druckereigewerbe zu erhöhen und ihr ein seideähnliches Aussehen zu geben.
Dass man an Stelle des Chlors auch andere oxydierende Stoffe verwenden kann, ist ebenfalls bekannt.
Vorübergehend waren auch Strickgarn im Handel, die aus chlorierter oder bromierter Wolle bestanden, jedoch sehr bald wieder vom Markte verschwanden, da derartige Garne hart und trocken waren und der Glanz keinen Bestand hatte.
Man hat auch schon aus chlorierter Wolle durch Behandeln mit Metallsalzen wollene Waren erhalten, welche den gewöhnlichen wollenen Waren in Aussehen und Griff ähnlich sind, ausserdem noch die Eigenschaft haben, nicht einzulaufen. Um geringe Mengen in der Wolle haftende Säuren zu entfernen, wird hier (ein alltäglicher, chemisch selbstverständlicher Vorgang) mit ganz geringen Mengen Alkali neutralisiert. Da man, nach dieser Vorschrift, bis zur absoluten Neutralisation gelangen muss und jeder Überschuss an Alkali zu vermeiden ist, kann es sich hier nur um äusserst geringe Mengen Alkali handeln.
Eine Einwirkung von Alkali auf die Substanz chlorierter Wolle ist hier ausdrücklich ausgeschlossen, zumal die Eigenschaften der Wollfaser erhalten bleiben müssen. In der Wäsche, Appretur, Färberei und Druckerei der Wolle hatte man bisher eine grosse Scheu, grössere Überschüsse an Alkali zu verwenden, da Festigkeit und sonstige gute Eigenschaften der Wolle vermindert wurden.
Es wurde nun gefunden, dass es, in ganz überraschender Weise, gelingt, aus chlorierter oder mit andern Oxydationsmitteln behandelter Wolle oder andern, ähnlichen Spinnfasern, wie Haare, Borsten u. dgl. eine neue Faserart zu gewinnen, die durch Glanz, Griff, Weichheit und Festigkeit eine sehr wertvolle Bereicherung des bekannten Textilmaterials bietet. Folgende Arbeitsweise kennzeichnet das Verfahren.
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enthält, behandelt. Es können auch alkalisch wirkende Bäder organischer Natur, z. B. Phenolnatrium und andere ve-wendet werden.
Den alkalueh oder ätzalkalisch wirkenden Bädern können auch schützende Zusätze wie Seifen.
Syrup, Traubenzucker, Glyzerin u. dgl. zugegeben werden.
II. Die nach I. behandelte tierische Faser wird dann weiter mit Wachs, Paraffin, Stearin. Harzen,
Walrat, Ceresin, Pflanzenwaehs u. dgl. behandelt, sei es, dass man die Faser durch die geschmolzene
Masse zieht, den Überschuss ausquetscht und durch Lösungsmittel oder kochendes Seifen entfernt, sei es, dass man genannte Mittel als Lösungen anwendet oder auch in Form gelöster Seifen.
Werden Seifen angewendet, dann kann ein Überschuss an Ätzalkali in der Seife verbleiben und auf die oxydierte Faser wirken.
Die Verwendung der genannten Stoffe als Appreturmittel ist an sich bekannt und wird für sich allein nicht als neu beansprucht.
IIL Die chlorierte oder auf anderem Wege oxydierte tierische Faser wird den allgemeinen Behandlungen I und II hintereinanderfolgend unterworfen.
Wird mit Wachs, Paraffin usw. imprägniert, so lässt man das alkalische bzw. ätzalkalis ehe Bad folgen, wobei der Überschuss an Wachs, Paraffin usw. von der Oberfläche der Faser abgezogen wird. Es bleibt jedoch in allen Fällen genügend Wachs, Paraffin usw. insbesondere im Innern der Faser haften, um den gewünschten Effekt zu erzielen.
Wird aber Wachs. Paraffin usw. in Lösungen oder in Form von Seifen angewendet, so lässt man das alkalische oder ätzalkalisehe Bad vorhergehen. um zu verhindern, dass abgelagertes Wachs. Paraffin usw. wieder abgezogen wird.
Beispiel : 50 kg feine wollene StÜckware wird mit einer filtrierten Lösung von 40 kg CMorkaik in 1500 l Wasser nach Zusatz der äquivalenten Menge roher Salzsäure kalt chloriert und mit kaltem Wasser gut ausgespült. Hierauf wird durch Einlegen in eine kalte Lösung von Hydrosuliit oder schweflige Säure und Spülen mit Wasser gebleicht. Nun wird die Ware in einer Lösung von 3 Wachsseife in 1500 ! Wasser gekocht und mit kaltem Wasser gespült.
Die Wachsseife wird bereitet durch Verseifen von 3 kg Bienenwachs mit 3 kg festem Ätznatron.
Es folgt das Eintauchen für kurze Zeit in eine kalte Lösung von 15 kg festem Ätznatron in 1500 l Wasser und gutes Spülen mit Wasser.
Schliesslich wird mit Marseillerseife gekocht mit etwas Essigsäure aviviert, getrocknet und Mandert.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Gewinnung neuer Textilfasern aus tierischen Fasern, wie Wolle. Haaren. Borsten u. dgl., dadurch gekennzeichnet, dass die Fasern zunächst mit chlorierend bzw. oxydierend wirkenden Mitteln, sodann mit einem Überschuss von alkalisch wirkenden Mitteln und eventuell nachträglich mit einer Seifenlösung behandelt werden.