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Verfahren zur Behandlung von Torf mit Elektrizität sind bereits mehrfach bekannt geworden. So hat man z. B. den Torf einem elektrischen Strom in solcher Weise ausgesetzt, dass in dem Torf grosse Hitze erzeugt wurde, welche eine Verkokung des Torfes bewirkte. Bei diesem Verfahren geht durch den Verkokungsprozess selbst zu viel Energie verloren. Die Herstellung einer Torfkohle auf diesem Wege ist daher zu kostspielig. Ein anderes
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Elektroosmose. Hiebei diffundiert das im Innern der Gewebezellen vorhandene Wasser unter der Wirkung von Gleichstrom durch die Zellwände hindurch und wandert zum negativen Pol hin, von wo es abgeleitet werden kann. Dieses Verfahren ist zwar vorteilhafter als das vorher angeführte, aber doch, da notwendigerweise Gleichstrom angewendet werden muss, für die praktische Verwendung in grossem Massstabe ebenfalls zu teuer.
Statt das Wasser mit Hilfe des elektrischen Stromes abzuleiten, hat man bei einem anderen Verfahren, bei welchem ebenfalls ein elektrischer Strom durch die Torfmasse geleitet wird, das gebundene Wasser durch die Wärmewirkung des Stromes selbst zur Verdampfung ge- bracht. Obgleich der hiebei vollständig zu einer pulverförmigen Masse zerlegte Torf durch jene Wärmewirkung eine Beeinträchtigung seiner wichtigen Eigenschaften oder Bestandteile nicht erleiden soll, so wird doch zweifellos mit dem Wasser ein Teil der leichter siedenden Kohlenwasserstoffe und der mit Wasserdampf flüchtigen Bestandteile verdampfen.
Andererseits ist für die Hervorbringung der erforderlichen hohen Temperatur ein Strom von grosser Stärke bezw. hoher Spannung erforderlich und dieser muss, um das im Torf vorhandene Wasser zu verdampfen, längere Zeit einwirken. Hiedurch wird das Verfahren kostspielig. Bei allen diesen Verfahren können feste und harte Torfbriketts nur durch starke Pressung hergestellt werden. Es ist also eine umständliche Nachbehandlung des dem elektrischen Strom ausgesetzt gewesenen Torfes erforderlich, wodurch ebenfalls eine wesent- liche Verteuerung der Verfahren bewirkt wird.
Durch das vorliegende Verfahren werden die genannten Übelstände vermieden. Dieses besteht darin, dass der zunächst mechanisch entwässerte Torf einem Wechselstrom in solcher
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vermieden wird und somit eine Wasserverdunstung nur in geringem Masse eintritt. Bei dem Durchgang des Stromes werden dann die Zellwände und die Fasern der Torfsubstanz zerrissen und auf diese Weise die in den Zellen und in den Kapillarräumen enthaltenen Stoffe, wie Wasser, Öle, Harze, Pektine etc., freigelegt. Eine Wanderung des Wassers infolge der Einwirkung des elektrischen Stromes tritt hier natürlich, da dieser Strom seine Richtung dauernd ändert, ebensowenig ein, wie eine Verdampfung. Das freigewordene Wasser wird nach Ausschalten des Stromes mechanisch entfernt.
Die Vorteile dieses Verfahrens gegen- über den bisher bekannten bestehen darin, dass einerseits der billige Wechselstrom nicht nur verwendet werden kann, sondern zur Erzielung des gewünschten Resultates direkt erforderlich ist. Andererseits wird ein Strom von verhältnismässig geringer Stärke und Spannung gebraucht, da weder eine Verdampfung des im Torf enthaltenen Wassers, noch
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eine Wanderung des Wassers oder eine Verkokung der organischen Bestandteile, verursachen soll.
Der grösste Vorteil aber liegt darin, dass die vorher in den Zellen und Kapillarräumen eingeschlossenen organischen Bestandtoile sowohl in Quantität wie in Qualität gänzlich unverändert durch die Torfmaaso verteilt werden und insbesondere die Pektine ein Bindemittel für die Masse abgeben und beim Liegen der Masse an der Luft und Vermischen derselben von selbst eine mit Kontraktion verbundene Erhärtung des Torfes bewirken. Hiedurch wird jegliche Pressung des der Wirkung des elektrischen Stromes ausgesetzten Torfes unnötig und dadurch eine zeitraubende und kostspielige Arbeit erspart, welche bei den bisher bekannten Verfahren erforderlich war.
Bei der Ausführung des Verfahrens geht man ungefähr in der folgenden Weise vor : Der fisch gestochene Torf wird in schnell rotierenden Zentrifugen von der grössten Menge des mechanisch beigemischten Wassers befreit. Alsdann wird die Torfmasse zwischen die Pole eines Wechselstrom kreises von verhältnismässig geringer Stärke und Spannung eingeschaltet, so dass der Stromkreis durch die Masse geschlossen wird. Diese Behandlung des Torfes mit Elektrizität kann bei zweckmässiger Einrichtung, falls erwünscht, in der Zentrifuge selbst erfolgen. Hiebei kann man die metallische Wandung der Zentrifuge zweckmässigerweise als einen Pol benutzen.
Wesentlich ist, dass die Stärke und Spannung des Stromes so bemessen werden, dass nur eine verhältnismässig geringe Erhitzung der Torfmasse und eine geringe Wasserverdunstung während der Durchleitung des Stromes eintritt. Es wurde beobachtet, dass eine stärkere Erwärmung auch dann nicht stattfindet, wenn der Strom noch nicht abgestellt ist, nachdem die Zerreissung der Zellen bereits er- folgte. Wurde beispielsweise für 1-11/2 m3 Torf ein Strom von rund 20 Kilowatt an- gewendet, so fiel die Stromstärke allmählich von etwa 200 Ampère auf 100 Ampère.
Iliebei waren zur Vollendung des Prozesses etwa 20 Minuten erforderlich. Die zerreissende
Wirkung, welche der Strom auf die Zellwände und Fasern des Torfes beim vorliegenden und bei dem eingangs als drittes berücksichtigten bekannten Vertahren ausübt, dürfte möglicherweise dadurch zu erklären sein, dass beim Durchgänge des Stromes eine teilweise Wasserzersetzung im Innern der Hohlräume eintritt und dass das durch diese Zersetzung entwickelte Wasserstoff-und Sauerstoffgas die Sprengung der Zellwände und die Zerreissung der Fasern bewirkt. Nach Abstellung des Stromes wird das in Freiheit gesetzte, vorher im Torf eingeschlossen gewesene Wasser soweit wie möglich wieder durch Zentrifugieren aus dem Torf entfernt, wobei das 8usgeschleuderte Wasser sich frei von Öl und irgendwelchen anderen wertvollen Bestandteilen erweist.
Die so behandelte Masse wird dann in eine Mischvorrichtung gebracht, gut durchgemischt und durch einfaches Kneten geformt. Nach Verweilen an der Luft erhärtet dann die Masse von selbst, ohne dass es irgendwelcher Erhitzung, Pressung oder Lagerung bedarf. Bei dieser Erhärtung findet eine Zusammenziehung (Kontraktion) der Masse statt, so dass ein sehr dichtes, handliches Brennmaterial erhalten wird.
Die Ursache dieser Erscheinung dürfte darin zu suchen sein, dass gewisse in den Pflanzenzellen des Torfes vorhandene Stoffe, wie beispielsweise die sogenannten Pektine", welche durch das Zerreissen der Zellen und Torffasern bei der verhältnismässig niedrigen Temperatur unverändert in Freiheit gesetzt werden, bei ihrer Berührung mit Luft und den übrigen Bestandteilen des Torfes eine Veränderung erleiden, welche diese
Zusammenziehung und Erhärtung der ganzen Masse bewirkt. Natürlich kann die Masse vor ihrem Erhärten in geeigneten Form-und Schneidemaschinen, ohne dass es der Anwendung von besonderem Druck bedarf, beliebig geformt werden. So gelingt es, innerhalb zwei bis drei Stunden einen fast unmittelbar nach der Beendigung des Verfahrens ge- brauchsfertigen Brennstoff zu erhalten.
Die Heizkraft des letzteren ist eine ausserordentlich groben Versuche haben ergeben, dass der Heizwert dieses Torfes gegenüber demjenigen der zum Vergleiche herangezogenen besten Wales-Kohle um ein Fünftel bis zwei Siebtel grösser ist.
Der nach dem vorliegenden Verfahren behandelte Torf zeigt eine einheitliche Be- schaffenheit und es werden durch und durch harte, fest zusammenbackende Stücke ohne fremde Bindemittel und ohne besondere Druckanwendung erhalten.