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Verfahren zur Herstellung von Bauteilen, wie Platten, Rohren o. dgl.
aus abbindenden Werkstoffen, beispielsweise Zement Die Herstellung von Bauteilen,
wie Platten, Rohren o. dgl., aus mit Wasser erhärtenden Stoffen, wie Portlandzement
o. dgl., gegebenenfalls im Gemisch mit pulverigen, körnigen oder faserigen Füllmitteln
organischer oder anorganischer Natur, leidet insbesondere daran, daß die so hergestellten
Bauteile eine verhältnismäßig geringe Anfangsfestigkeit aufweisen und daher lange
eingeschalt oder gepreßt, mindestens aber sehr sorgfältig behandelt werden müssen.
Abgesehen davon besitzen sie verschiedene Nachteile, z. B. sind sie für Gase und
Flüssigkeiten mehr oder weniger durchlässig, haben rauhe Oberflächen, werden chemisch
leicht angegriffen usw. Gegebenenfalls sind daher besondere Verfahren nötig, um
sie einigermaßen zu dichten oder ihre Oberfläche zu glätten oder sie chemisch =widerstandsfähiger
zu machen. Diese Nachteile werden durch ein' neues Verfahren beseitigt, bei welchem
erfindungsgemäß dem hydraulisch erhärtenden Stoff, wie Portlandzement, bzw. einem
Gemisch, wie Asbest-Portlandzement, noch ein anderes Bindemittel, beispielsweise
ein wärmeplastischer Stoff auf der Grundlage der Cellulosen, Kohlenwasserstoffe,
Naturasphalte usw. oder ein härtbarer Stoff wie Kunstharze, beispielsweise auf der
Grundlage von Phenol usw., beigemischt und die so erhaltene Masse in der Wärme zum
Bauteil gepreßt wird. Das zum Erhärten des Zements benötigte Wasser kann gegebenenfalls
ganz oder zum Teil der Preßmasse zugesetzt werden, jedoch erhält man dichtere Bauteile;
wenn die Masse erfindungsgemäß ohne Wasserzusatz gepreßt und- anschließend daran
die gepreßten Bauteile -in Wasser oder Wasserdampf, vorteilhaft
unter
erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur, abgebunden werden. Dadurch wird nicht nur
Zeit gespart, sondern auch ein gleichmäßigeres Abbinden erzielt.
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Es ist zwar einerseits bekannt, :Mörtel oder Zementmassen, Teer, Asphalt
u. dgl. geschmolzen, gelöst oder emulgiert einzuverleiben oder auch Zement in Verbindung
mit gelösten härtbaren Kunstharzen mit oder ohne Zusätze von Wachsen o. dgl. zu
verwenden, um durch Wasser kaltbindende und formbare und vor allem dichte Massen
zu erhalten; andererseits ist auch für die Herstellung dichter %lassen schon vorgeschlagen
worden, dem Zement Kunstharz in Pulverform und Wasser beizumengen, die Masse kalt
zu formen und vorzugsweise in Wasser abbinden zu lassen und hernach den Formling
so weit zu erhitzen, daß das Kunstharz flüssig wird und die Poren ausfüllt. Man
hat sogar, um besonders dichte Körper herzustellen, eine 1lischung von Asphaltpulver,
Zement oder Kalk und Wasser nach dem Abbinden mit heißere- Teeröl behandelt, um
den Asphalt durch Aufquellen zum Verschließen der Poren zu bringen.
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Ferner ist es bekannt, wasserdichten Beton aus einer Mischung von
Beton und Wasser mit flüssigem Kohlenteer und Kieselgur herzustellen. Auch Bitumenemulsionen,
die Lösungen von Kondensationsprodukten von Phenolen und Formaldehyden enthalten,
hat man dem Zement schon beigemischt, um ihn zu dichten. Endlich ist auch ein Verfahren
bekanntgeworden, demzufolge bituminöse Bestandteile durch Zerstäubung auf Pulver
förmige Mineralien aufgetragen und diese unter .Xnwendung von Wärme und Druck in
den plastischen Zustand übergeführt wurden, jedoch ohne dieser Masse Wasser beizugeben
oder sie nachträglich abzubinden.
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In keinem dieser bekannten Verfahren aber wird die Preßmasse warm
gepreßt, so daß der wärmeplastische oder härtbare Stoff dem Bauteil eine hohe Anfangsfestigkeit
gibt und anschließend daran der Zement des Bauteiles abbindet, so daß er wesentlich
zur Endfestigkeit des Bauteiles beiträgt. Ferner wird bei keinem der bekannten Verfahren
die Preßmasse, wenn ihr Wasser zugefügt ist, warm gepreßt, so daß der wärmeplastische
oder härtbare Stoff eine hohe Anfangsfestigkeit liefert, die dann allmählich beim
Abbinden des Zements in die Endfestigkeit übergeht, auch wenn dieses Abbinden nicht
unter erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur vorgenommen wird.
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Durch das Warmpressen werden die Bauteile gas- und flüssigkeitsdicht,
es wird eine dichte Oberflächenschicht erzeugt, und wenn diese an einer Stelle verletzt
wird, ist die Angriffsfläche für chemische Angriffe durch die gleichmäßige feine
und dichte Verteilung der Werkstoffe wenig zugänglich. Die Bauteile besitzen nach
dem Abbinden eine glatte und glänzende Oberfläche, die Strömungen wenig Widerstand
entgegensetzt.
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Das neue Verfahren vereinfacht daher nicht nur die bekannten Herstellungsverfahren
dadurch, daß mit Hilfe des einen Bindemittels sofort ein Bauteil mit verhältnismäßig
großer Anfangsfestigkeit entsteht, sondern es verbessert gleichzeitig auch die Eigenschaften
der hergestellten Bauteile in bezug auf Festigkeit, Dichtigkeit, Oberflächenbeschaffenheit
und chemischen Angriff.
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Bei Verwendung von Bauteilen für elektrotechnische, chemische und
elektrochemische Zwecke werden an sie wegen des gleichzeitigen Auftretens verschiedenartiger
Beanspruchungen, wie durch Wärme, mechanische. elektrische und chemische Kräfte,
große _1nforderungen gestellt.
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Man hat daher, abgesehen von dem bekannten Imprägnieren oder Überziehen
mit Schutzstoffen, bei der Herstellung elektrisch isolierender Körper hydraulisch
abbindende Stoffe und gelöste, flüssige oder feste Nichtleiter, wie Pechpulver,
mit Wasser gemischt und nach dein Abbinden die Temperatur stufenweise bis zum Schmelzpunkt
des Pechpulvers erhöht, damit das nichtgebundene Wasser entweicht und das Pech die
Poren ausfüllt. Es ist aber augenscheinlich, daß die Poren, die von dem entwichenen
Wasser herrühren, jederzeit wieder Feuchtigkeit aufnehmen können.
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Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren aber wird zur Herstellung besonders
dichter, isolierender und chemisch widerstandsfähiger Bauteile der wärmeplastische
oder härtbare Stoff in einer 1Ienge und derart feinen Verteilung -zugegeben, daß
jedes Stoffteilchen mit einer wenn auch äußerst dünnen Filmschicht überzogen und
die Preßmasse unter Anwendung derart hohen Druckes und hoher Temperatur gepreßt
wird, daß alle Poren von dem wärmeplastischen oder härtbaren Bindemittel ausgefüllt
und die Oberfläche durch eine dichte Bindemittelhaut gebildet wird. Ein derartig
hergestellter Bauteil ist auch dann vollständig dicht und porenfrei, wenn er unter
erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur abgebunden hat.
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Es ist-wichtig, daß in der Prefimasse für derartige Bauteile das nicht
hydraulische Bindemittel nicht nur fein verteilt, sondern auch weitgehend lösungsmittelfrei
ist, da sonst beim Austritt des Lösungsmittels Poren zurückbleiben würden. Falls
also zur Herstellung der feinen Verteilung ein Lösungsmittel verwendet wird, ist
dieses vorher auf
bekannte Art zu entfernen. Auch soll dieser Preßmasse
vor dem Pressen kein Wasser zum Abbinden des Zements zugesetzt werden, da sonst
Hohlräume wie beim bekannten Verfahren entstehen. .
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Durch geeignete Wahl des Bindemittels des hydraulisch abbindenden
Stoffes und gegebenenfalU der Füllmittel ist es so fast immer möglich, den Bauteil
den Anforderungen gerecht zu machen.
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Infolge der feinen Verteilung des Bindemittels sind die Bauteile erheblich
beständig gegen physikalische Zustandsänderungen und chemische Angriffe, denen das
Bindemittel oder der abbindende Stoff allein in manchen Fällen in erheblichem Maße
unterworfen wäre.
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Der Bauteil bleibt nach dem Abbinden infolge des starren Zementgerippes
auch bei solchen Temperaturen formbeständig und fest, bei denen z. B. der wärmeplastische
Stoff selbst wieder plastisch und zähflüssig wird und keine Festigkeit mehr aufweist.
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Die feine Verteilung des nicht hydraulischen Bindemittels kann so
weit getrieben `-erden, daß sogar Lösungsmittel für das Bindemittel dieses selbst
bei höheren Temperaturen nur allmählich herauslösen können, während Weichmachungsmittel
auch bei Anwendung höherer Temperaturen nur wenig in die Poren eindringen können.
Derartig hergestellte Bauteile können daher in Weichmachungsmitteln für das Bindemittel
jahrelang selbst bei hohen Temperaturen verwendet werden.
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Die Bauteile besitzen also- nicht nur die ihren Einzelbestandteilen
gemeinsamen Eigenschaften, nämlich die der abbindenden Stoffe, der Bindemittel und
gegebenenfalls der Füllmittel, wie z. B. bei gewöhnlichen Temperaturen eine große
Festigkeit, vollkommene Gas- und Flüssigkeitsdichtigkeit, eine glatte, glänzende
Oberfläche, gute . Wärme- und Stromisolierung und in chemischer Hinsicht Widerstandsfähigkeit,
sondern weisen infolge der feinen Verteilung diese Eigenschaften noch bei höheren
Temperaturen auf, bei denen dem einen der verwendeten Stoffe eine bestimmte Eigenschaft
bereits mangelt, wie z. B. dem Zement die Widerstandsfähigkeit in chemischer Hinsicht
oder dem Bindemittel, z. B. der Celluloseverbindung, die Formbeständigkeit.
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Der prozentmäßige Zusatz an Bindemitteln kann innerhalb einer unteren
und einer oberen Grenze verschieden gewählt werden, je nach dem Zwecke, dem das
Bindemittel dienen soll. Soll der Bauteil flüssigkeits- und gasdicht werden, dann
kann der Gewichtsprozentsatz des Bindemittels auf etwa 6 bis 12'1, und auch darüber
gehalten werden. Soll er dazu noch besonders gut isolieren, sc können die Gewichtsprozente
auch bis zu 301/o und mehr betragen. Je nach dem Zwecke begrenzen die verlangte
Anfangsfestigkeit oder die Dichtigkeit den Zusatz nach unten, Als Beispiele seien
in Gewichtsprozenten folgende Preßmassen angeführt: 921/o Zement und 8 °/, Benzylcellulose
oder 8o'/, Zement, z i 1/, Asbestfasern und 9 1,1, Cellulose für gas-und flüssigkeitsdichte,
isolierende, laugenfeste Bauteile.
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Als Beispiel für einen besonders gut isolierenden und chemisch beständigen
Bauteil sei genannt eine Masse mit 7o1/, Zement, 15 1/, Asbest und
15 % Benzylcellulose.
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Die einzelnen Bestandteile werden nach irgendeinem der bekannten Verfahren
mit dem Bindemittel, z. B. der Benzylcellulose, überzogen und die so erhaltene Preßmasse,
beispielsweise in geheizten Preßformen, durch hydraulische Pressen oder zur Herstellung
von Rohren,. beispielsweise in geheizten Strangpressen, gepreßt. Es kann aber auch
beispielsweise in kalten, sogar gekühlten Formen gearbeitet werden, in welche die
heiße teigflüssige Preßmasse gepreßt bzw. gespritzt wird und in denen sie sich dann
ohne weiteres ablöst. Um bei Verwendung geheizter Preßformen ein etwaiges Ankleben
des Preßteiles an den heißen Wänden zu verhindern, werden diese, wie bekannt, vor
Einbringen der Masse mit einer geeigneten abstoßenden Flüssigkeit, z. B. Paraffinöl,
eingerieben. An Stelle dessen kann aber auch dünnes Papier in die Preßform eingelegt
werden, das sich leicht nach der Pressung vom Preßling ablösen läßt. Nach der Pressung
wird der Preßteil ausgeworfen, und schon ein wenig Abkühlung genügt, um ihm eine
verhältnismäßig große Festigkeit zu geben.
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Der nach dem Preßvorgang anfallende Bauteil, dessen Festigkeit im
wesentlichen durch das zugesetzte nicht hydraulische Bindemittel erzielt wird, kann
erfindungsgemäß noch vor dem Abbinden des hydraulisch erhärtenden Bestandteils bearbeitet,
beispielsweise gebohrt, gedreht, gefräst, geschliffen, z. B. auch mit Gewinden versehen
werden.
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Erfindungsgemäß werden verwickelte, dichte Körper aus den vorbeschriebenen
Bauteilen dadurch hergestellt, daß die noch nicht hydraulisch abgebundenen Bauteile
mit ihren Trennflächen aufeinandergepreßt und vorzugsweise bei erhöhter Temperatur
und erhöhtem Druck, z. B. bei Verwendung eines Zementes in Wasser oder Wasserdampf,
abgebunden werden.
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Es ist zwar bekannt, mehrschichtige Kunststoffplatten aus einer Grundplatte
verkitteter Holzwolle durch Befeuchten mit Wasser und Aufpressen einer erdfeuchten
Masse aus
Zement, Kieselsur und Sägespänen herzustellen oder auch
einen Grundkörper aus Leichtbaustoff mit einem aufgeklebten Furnier zur Imprägnierung
einer Pressung auf der Heiß-5 dampfpresse zu unterwerfen. Während aber durch das
erste Verfahren auf eine Grundplatte lediglich eine Masse aufgepreßt wird, um eine
zweite Schicht herzustellen, bedient man sich im zweiten Falle des Heißdampfo pressens,
nur damit die Imprägnierung tiefer eindringt. Ferner ist noch ein Verfahren bekannt,
demzufolge Asphalt-Zement-Pflastersteine dadurch hergestellt werden, daß die unter
verschiedenem Druck gepreßten Plat-5 ten mit Hilfe eines elastisch bleibenden Klebemittels
vereinigt werden.
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Von diesen bekannten Verfahren unterscheidet sich das erfindungsgemäße
Verfahren dadurch, daß Bauteile gleicher Art zusammengepreßt werden und der in ihnen
enthaltene Zement abgebunden wird. Beim Abbinden wachsen dann die Bauteile an ihren
Trennflächen zusammen, so daß ein vollkommen dichter Körper entsteht. So kann man
beispielsweise durch Aufeinanderpressen und Abbinden vieler Ringe ein Rohr erzeugen.
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Dabei ist es vorteilhaft, bei der gleichen Temperatur den Preßdruck,
mit dem die Einzelteile aneinandergepreßt werden, kleiner zu halten als den Druck,
mit dem die Einzelteile hergestellt werden.
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Das Versachsen der Bauteile untereinander ist vermutlich darauf zurückzuführen,
daß diese sich beim Abbinden, insbesondere bei erhöhter Temperatur, ausdehnen und
an Stellen, wo ihnen kein Widerstand entgegentritt, also bei den kleinen Unebenheiten,
miteinander verwachsen. Das wärmeplastische Bindemittel wird dabei beiseitegedrängt,
so daß sich die Zementkörner der einzelnen Bauteile an den Trennflächen berühren
und abbinden können. Die einzelnen Bauteile können gegebenenfalls auch unter Einfügung
von Bauteilen aus Metall oder anderen Werkstoffen zusammengepreßt werden, so daß
sie gut aneinander anliegen. Ein Zusammenwachsen der Bauteile mit Metallteilen findet
zwar nicht statt, aber auch diese Trennflächen halten vollkommen dicht.
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Wenn sehr viele und verschiedene Bauteile zu einem verwickelten Körper
zusammengebaut werden, können zur Erleichterung des Verfahrens erfindungsgemäß die
Trennflächen einzelner Bauteile vor dem Zusammenbau in Gruppen mit einem Lösungsmittel
für das nichthydraulische Bindemittel behandelt, beispielsweise gestrichen oder
gespritzt, und jede Gruppe für sich warmgepreßt werden, so daß die Gruppen schon
einen gewissen Halt haben, wenn sie aneinandergelegt und gepreßt «erden. Beim Abbinden
wird durch Einschalten nachgiebiger Glieder, z. B. von Federn in der Spannvorrichtung,
erfindungsgemäß dafür gesorgt, daß die Ausdehnung unter einem eingestellten Gegendruck
erfolgen kann, damit der Körper nicht gestaucht wird.
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Derartig verwickelt aufgebaute Körper, die aus vielen Hunderten von
Einzelteilen bestehen können, z. B. Filterpressen, Tröge für Batterien, elektrische
und elektrolytische Zellen, erweisen sich nach dem Abbinden als vollkommen gas-
und flüssigkeitsdicht und behalten diese Eigenschaft auf die Dauer bei.
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Das Verfahren erspart also nicht nur Dichtungen, die in jedem anderen
Fall zwischen die einzelnen Bauteile gelegt werden müssen, sondern erzeugt eine
Dichtigkeit, die auf die Dauer mit besonderen Dichtungen nicht erzielt werden kann.
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Die Körper bleiben sogar bei stark wechselnden Temperaturen und den
mit ihnen verbundenen Ausdehnungen und Verkürzungen dicht, wenn durch Einschalten
federnder Verspannungen für freies Spiel der Längenänderungen gesorgt wird.
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Ist schon der Preßmasse vor der Pressung Wasser beigegeben worden,
so wird der Bauteil weniger dicht, außerdem .bereitet es auch hier Schwierigkeiten,
weiteres Wasser dem abbindenden Stoff zuzufügen.
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Das allgemein übliche hydraulische Abbindeverfahren führt bei derartig
dicht hergestellten Bauteilen oder Körpern zu keinem Erfolg. Selbst bei einem monatelangen
Liegen in Wasser von ioo° C bindet nur die Oberflächenschicht in Stärke von Bruchteilen
eines Millimeters ab.
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Es ist zwar bekannt, Faserstoffzementplatten zwischen eiserne Platten
eingespannt in Heißwasser oder Wasserdampf abbinden zu lassen oder Eisenbetonkörper
mit getrocknetem Dampf von 9 atü abzubinden. Beim Abbinden von Betonwaren hat man
-zuerst den Druck und dann die Temperatur gesteigert und dann eine Zeitlang konstant
gelassen. Auch Preßgas wurde bereits verwendet, um den Druck beim Abbinden über
den Druck des den Temperaturen entsprechenden gesättigten Wasserdampfes zu steigern.
Man hat aber diese Verfahren bisher nur angewendet, um ein rascheres Abbinden zu
erreichen.
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Gemäß der Erfindung muß, je dichter der Bauteil ist, eine um so höhere
Temperatur und ein um so höherer Druck angewendet werden, um ihn abzubinden. Schon
bei 8 Gewichtsprozenten Celluloseverbindungen müssen Temperaturen von i oo und i
5o'@ und darüber und Drücke bis zu 5 atü und mehr angewendet werden. Unter diesen
Umständen werden die Bauteile dann in etwa einer Woche bis zu einer Tiefe von etwa
io 1Zillimetern
abbinden. Temperatur, Druck und Zeitdauer hängen
dabei nicht nur von der Höhe des Bindemittelanteiles, sondern in besonders starkerü
Maße von seiner Verteilung ab. Je feiner das Bindemittel verteilt ist, um so dichter
wird der Bauteil und um so länger dauert das vollständige Abbinden.
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Die Abbindezeitdauer wird durch Erhöhung der Temperatur verkürzt,
während es andererseits auch eine untere Temperatur gibt, unter der ein Abbinden
überhaupt nicht mehr eintritt, wenn der Bauteil dicht ist. Diese liegt bei etwa
ioo° C.
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Der Druck kann, wie bekannt, durch Zusatz eines Gases, z. B. Einführen
komprimierter Luft in den Abbindekessel, erhöht werden, er kann auch erniedrigt
werden, wenn an Stelle von Wasser mit einer Lösung von z. B. Chlornatrium in Wasser
oder einer alkalischen Lösung abgebunden wird. Jedenfalls hat man es durch diese
verschiedenen Mittel in der Hand, auf einfache Weise den Abbindeprozeß zu regeln.
Nach dem Abbinden zeigt der Bauteil an seiner Oberfläche niedergesetzte Schlammteile,
die z. B. durch Abbürsten leicht entfernt werden können, wonach eine glatte und
glänzende Oberfläche zutage kommt.
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Bei der Herstellung der Preßmasse ist es wichtig, daß jedes einzelne
Stoffteilchen von einer Bindemittelhaut überzogen wird. Erfindungsgemäß ist es vorteilhaft,
wenn die Preßmasseteilchen eine möglichst kugelige Form erhalten, damit sie sich
leicht über die Form verteilen und beim Pressen übermäßige DrückeaneinzelnenStellenvermieden
werden.
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Dies läßt sich, wie bekannt, nun dadurch erreichen, daß das Bindemittel
mit Hilfe eines Lösungsmittels' gleichmäßig über den hydraulisch abbindenden Stoff,
z. B. Zement, gegebenenfalls im Gemisch mit Füllmitteln verteilt wird. Die Verteilung
kann gegebenenfalls durch -Rühren und Wärme beschleunigt werden. Hierauf wird erfindungsgemäß
während des allmählichen Entzuges des Lösungsmittels, beispielsweise im Vakuum,
gegebenenfalls unter erhöhter Temperatur, durch eine geeignete mechanische Behandlung
dafür gesorgt, daß die Preßmasse sich allmählich zu mehr oder weniger kugeligen
Teilchen zusammenballt.
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Abgesehen von dem gleichmäßigen Überzug und der kugeligen Gestalt
hat dieses Verfahren den Vorteil, daß durch Einstellen eines bestimmten Vakuums
und einer bestimmten Temperatur die Gleichmäßigkeit der Pr eßmasse festgelegt werden
kann. Auch können bestimmte kleine Lösungsmittelreste,wenn es für den Preßvorgang
vorteilhaft ist, in der Preßmasse eingehalten oder auch praktisch ganz entzogen
werden. An einem der vielen möglichen Ausführungsbeispiele soll nun das Verfahren
noch näher. erläutert werden.
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In eine Kugelmühle werden beispielsweise 92- Gewichtsteile Zement
und 8 Gewichtsteile Benzylcellulose eingebracht und unter Zuhilfenahme eines Lösungsmittels
für das letztere Bindemittel, z. B. io Gewichtsteilen Benzol, vermahlen. Die Mahlung
kann erfindungsgemäß unter erhöhter Temperatur, z. B. bei ioo° C, erfolgen, um eine
besonders feine Verteilung der Celluloseverbindung in möglichst kurzer Zeit zu erhalten.
Nach dieser Zeit ist eine gleichmäßige Verteilung erreicht, und das Benzol wird
allmählich durch eine Wasserstrahlpumpe abgesaugt und zur Wiederverwendung kondensiert.
Dann wird die Mühle abgestellt und die Masse entnommen. Die Zementteile sind nun
mit einer ganz feinen Benzylcelluloseschicht überzogen und in großer Anzahl zu kugelförmigen
Teilchen vereinigt. Diese Masse wird in die Preßform eingebracht.
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Der Preßvorgang kann z. B. in geheizten Preßformen durch hydraulische
Pressen oder in geheizten Strangpressen, beispielsweise zur Herstellung von Rohren,
vorgenommen werden. In letzterem Falle kann die Masse laufend zugegeben und der
herausgedrückte Rohrstrang in bestimmten Längen abgeschnitten werden.
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In unserem Falle wird eine Preßform verwendet. Infolge der kugelförmigen
Gestalt verteilt sich die Masse ziemlich leicht, auch in verwickelteren Formen.
Die Preßform ist auf etwa 13o bis 15o° geheizt, wodurch das Bindemittel unter Einwirkung
eines starken Druckes, der viele Hundert at je qcm betragen-und hydraulisch erzeugt
werden kann, plastisch wird. Unter der Einwirkung der Temperatur und des Druckes
backt sie in etwa i Minute zum fertigen Preßling zusammen.
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Die fertigen Preßlinge werden nun gegebenenfalls bearbeitet und dann
in ein Druckgefäß eingebracht, dieses verschlossen und dann Wasser oder Wasserdampf
unter erhöhtem Druck und erhöhter Temperatur eingeführt. Das Wasser oder der Wasserdampf
kann eine Temperatur von i5o° besitzen und unter einem Druck von 5 atü stehen und
mit diesem Druck und dieser Temperatur auf die eingebrachten Bauteile einwirken.
Während der Abbindezeit, die je nach Dichtigkeit des Bauteiles 6 bis io Tage oder
auch weniger beträgt, werden Druck und Temperatur durch Heizvorrichtungen aufrechterhalten.
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Nach dem Ablassen des Druckes und des Wassers wird das Gefäß geöffnet
und die Bauteile entnommen. Diese werden nötigenfalls
abgebürstet,
um .die daran haftenden Niederschläge zu entfernen. Nach dem Abbürsten zeigen die
Bauteile eine glänzende, dichte Oberfläche und sind zur Verwendung fertig.