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Verfahren zur Herstellung von Fäden aus Polymerisaten des Acrylnitrils
Die Erfindung bezieht sich auf die Herstellung von Fäden aus Polymerisaten, die ganz oder überwiegend aus Acrylnitril aufgebaut sind und im folgenden mit Polyacrylnitrile oder Polymerisate bezeichnet werden, nach dem Nassspinnverfahren mit wässeriger Salpetersäure von 56-65 Gew. -0/0 HNO -Gehalt. Unter Fäden sind dabei sowohl die endlosen, seideartigen Fäden, als auch kürzere woll-und taumwollarti- ge Fasern zu verstehen.
Es ist bekannt, dass man Polyacrylnitrile mit Salpetersäure in verspinnbare Flüssigkeiten überführen kann. Dabei tritt eine mehr oder weniger weitgehende Verseifung ein und die Gespinste zeigen infolgedessen eine geringere Wasser- und Wetterfestigkeit als die unverseiften Produkte. Später wurde zwar bekannt, dass Polyacrylnitrile ohne Veränderung ihrer chemischen Eigenschaften in wässeriger Salpetersäure gelöst und zu Fäden verformt werden können, wenn die Lösungen unterhalb 20 C hergestellt und ver-
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daher unter bestimmten Bedingungen ein richtiges Lösungsmittel für Polyacrylnitrile, genauso wie Dimethylformamid oder andere organische Substanzen.
Vor diesen Verbindungen zeichnet sie sich aber durch ihren niedrigen Preis und besonders dadurch aus, dass sie erlaubt, die Polymerisate bei Raumtemperatur und darunter zu lösen und aus der Lösung Formgebilde, z. B. Filme oder Fäden ohne Verfärbung zu isolieren. Besonders geeignet sind die Nassspinnverfahren.
Das wirtschaftliche Spinnen von solchen Lösungen bereitet indessen eine Reihe von Schwierigkeiten,
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Erleichterung durch eine nachteilige Veränderung der Fadenqualität und durch erhöhten Zeitaufwand. Die teilweise verseiften Produkte sind meistens nicht einheitlich, was sich beim Färben zeigt. Ferner ist die Wetterbeständigkeit geringer. Aber gerade diese Eigenschaft zeichnet die Polyacrylnitrilfasern vor andern Fasern aus. Es ist deshalb wichtig, die salpetersauren Lösungen ohne Hydrolyse zu verarbeiten und Massnahmen zur Überwindung der entgegenstehenden Schwierigkeiten zu treffen.
Die erwähnten Schwierigkeiten beim Spinnen unverseifter Polymerisate hängen mit dem Fällbad zusammen. Um das Lösungsmittel wirtschaftlich zurückzugewinnen, soll es möglichst wenig mit andern Substanzen verunreinigt und möglichst konzentriert sein. Die üblichen Zusätze wie Alkali-, Zink-, Aluminiumsalze usw. verteuern die Rückgewinnung. Ohne disse Zusätze ist ein glatter Spinnprozess nur mit einer niedrigen Salpetersäurekonzentration im Fällbad möglich. Schon mit einem Fällbad aus SOloiger Salpetersäure ist das Spinnen fehlerloser Produkte nur bei einer Fällbadtemperatur in der Nähe von 0 C
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woraus weitere Schwierigkeiten erwachsen.
Eine noch grössere Hemmung für die technische Auswertung des Verfahrens zeigte sich darin, dass die Abzugsgeschwindigkeit des Fadenförmigen Gebildes von der Düse umso stärker begrenzt ist, je höher die Konzentration deE HNO im Fällbad ist. Dieses Verhalten ist verständlich und man sollte durch Verlängerung der Fällbadstrecke eine Verbesserung erreichen können. Eigenartigerweise sind die Ergebnisse aber nicht besser, auch wenn die Fällbadstrecke auf das Fünffache erhöht wird.
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Diese Begrenzung in der Abzugsgeschwindigkeit ist besonders ausgeprägt mit einem Fällbad aus piger Salpetersäure. Noch unangenehmer macht sich diese Schwierigkeit bemerkbar, wenn man die Mengenleistung der Spinnstelle steigert. Die maximal mögliche Abzugsgeschwindigkeit sinkt mit der
Erhöhung der durch die Düse gepressten Spinnlösungsmenge immer stärker ab, was eine technische Verwirklichung des Verfahrens geradezu in Frage stellt. Die Tabelle I zeigt diese Verhältnisse. Die zum Ver- ständnis der Tabelle erforderlichen Begriffe seien zunächst definiert.
Die theoretische Austrittsgeschwindigkeit V1 in m/min berechnet sich aus der von der Spinnpumpe zur Düse geförderten Lösungsmenge Q in cm3 Imin, der Zahl der Düsenlöcher und deren Durchmesser D in mm nach folgender Gleichung :
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Die Zahlen der Tabelle I sind mit einer 10%igen Lösung von Polyacrylnitril in 59%iger Salpetersäure und mit einem Fällbad von 40-43loiger Salpetersäure bei -4 bis -7oC ermittelt. Die Düse aus Chromnickelstahl 18/8 hat 10 Löcher von 0, 2 mm Durchmesser. V2 ist die maximale Abzugsgeschwindigkeit, mit der noch gearbeitet werden kann. G ergibt sich aus V2/V1 mal 100 und gibt die maximale Abzugsgeschwindigkeit in Prozenten der theoretischen Austrittsgeschwindigkeit V an.
Tabelle I 40-43%ige HNOs als Fällbad bei -4 bis -70C
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<tb>
<tb> Q <SEP> V1 <SEP> V2 <SEP> G
<tb> 0. <SEP> 4cm3 <SEP> 1, <SEP> 27 <SEP> m <SEP> 1, <SEP> 20m <SEP> 98% <SEP>
<tb> 1, <SEP> 6cm3 <SEP> 5, <SEP> 08 <SEP> m <SEP> 4, <SEP> 00m <SEP> 79% <SEP>
<tb> 3, <SEP> 2 <SEP> c3 <SEP> 10,16 <SEP> m <SEP> 6,20 <SEP> m <SEP> 61%
<tb> 6, <SEP> cm3 <SEP> 20, <SEP> 32 <SEP> m <SEP> 9, <SEP> 50m <SEP> 47% <SEP>
<tb>
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Verhältnisse mit einem Fällbad aus 44-460/0iger Salpetersäure.
Tabelle II
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<tb>
<tb> ige <SEP> HQ <SEP> V1 <SEP> V2 <SEP> G
<tb> 0, <SEP> 4 <SEP> ems <SEP> 1, <SEP> 27 <SEP> m <SEP> über <SEP> 5m <SEP> über <SEP> 400% <SEP>
<tb> 1. <SEP> 6 <SEP> cm3 <SEP> 5,08 <SEP> m <SEP> "" <SEP> 25 <SEP> m <SEP> " <SEP> 400%
<tb> 3, <SEP> 2 <SEP> 10, <SEP> 16 <SEP> m <SEP> " <SEP> 40 <SEP> m <SEP> " <SEP> 400%
<tb> 6, <SEP> 4 <SEP> 20, <SEP> 32 <SEP> m <SEP> " <SEP> 82 <SEP> m <SEP> " <SEP> 400%
<tb>
Während also beiFällbädern mit einem HNO-Gehalt von 40-43% die maximale Abzugsgeschwindigkeit unter 100% der. Austrittsgeschwindigkeit liegt und mit Erhöhung der Lösungsmenge fällt, bringt die an sich geringfügige Erhöhung auf 44-46% eine vollständige Veränderung der Spinnbarkeit.
Mit Fällbädern aus stärkerer als.-46% iger Salpetersäure gelingt ein regelmässiger Spinnbetrieb nicht mehr, weil die aus der
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Düse austretende Lösung zu langsam koaguliert.
Das Verfahren der Erfindung zur Herstellung von Fäden aus Polymerisaten des Acrylnitrils, ausgehend von einer Lösung des unabgebauten Polymerisats in wässeriger Salpetersäure, durch deren Verspinnen aus einer Düse in wässerigecSalpetersäure bei Temperaturen von +30 bis -10C ist dadurch gekennzeichnet, dass die Polymerisatlösung in einFällbad von verdünnter Salpetersäure mit einemHNO-Gehalt von 45il% versponnen wird und dass dabei die Abzugsgeschwindigkeit grösser ist als die theoretische Austrittsgeschwindigkeit der Polymerisatlösung aus der Spinndüse.
Nur in dem engen Bereich von 45 '% HNO -Gehalt im Fällbad ist die Abugsgeschwindigkeit von der Austrittsgeschwindigkeit weitgehend unabhängig. Weder darunter noch darüber bestehen gleich gute Verhältnisse. Der Grund für dieses eigenartige, technisch aber ausserordentlich wertvolle Phänomen ist nicht bekannt. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit der älteren Beobachtung, dass Polyacrylnitrile in schwächerer als 46% figer Salpetersäure unterhalb 1000e nicht löslich sind (vgl. die österr. Patentschrift Nr. 180405).
Die hohe Streckbarkeit des in wässeriger Salpetersäure mit 45 1 HNO -Gehalt frisch gefällten Fadengebildes kann in verschiedener Weise ausgenützt werden. Man kann die Verstreckung z. B. zwischen der Düse und der ersten Abzugsvorrichtung auf das Maximum treiben. Doch zeigen so hergestellte Fäden nach ihrer Fertigstellung gerne ein mattes, opalisierendes Aussehen. Dieser Erscheinung kann durch Senken der Fällbadtemperatur entgegengewirkt werden. Doch neigt dann, wie bereits dargelegt, die Spinn- lösung zum Gelieren. Vorteilhafter ist es, die hohe Streckbarkeit des frischgefällten und noch sauren Fadengebildes in mehreren Stufen auszunützen und mit der Regenerierung der Fällbadsäure zu kombinieren, indem man das Fadengebilde nacheinander mehrmals mit schwächerer Säure wäscht und gleichzeitig streckt.
Die Summe der Verstreckung bei den verschiedenen Säurekonzentrationen soll wenigstens 400% betragen, sie kann aber bedeutend höher getrieben werden.
Im allgemeinen wird also in folgender Weise gearbeitet : Die Spinnlösung wird mit Hilfe einer Spinn-
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Titer noch mit relativ grossen Düsenlöchern gesponnen werden können. Der Einzeltiter von 0, 2 Denier kann z. B. noch mit Düsen von 0, 1 mm Bohrung hergestellt werden. Die Koagulation und Verfestigung der in das Fällbad eintretenden Lösung erfolgt ausserordentlich schnell. Schon 10-20 cm hinter der Düse können die einzelnen Fäden, ohne zu verkleben, zu einem Fadenbündel vereinigt und gemeinsam der ersten Abzugsvorrichtung zugeführt werden. Dann wird das Fadenbündel stufenweise mit schwächerer Salpetersäure und schliesslich mit Wasser gewaschen.
Die Abzugsgeschwindigkeit wird so eingestellt, dass sie wenigstens 400% der theoretischen Austrittsgeschwindigkeit erreicht hat, bevor die letzten Salpetersäure-
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die des Waschwassers darf 20-30 C erreichen. Den einzelnen Bädern wird dauernd Waschmittemit geringerem HNO-Gehalt zugeführt, um die Konzentration annähernd gleichzuhalten. Das die Wasch- und Abzugsorgane verlassende Fadenbündel läuft über Flüssigkeitsabstreifer.
Die Rückgewinnung der Salpetersäure in etwa 44% niger Konzentration gelingt schon mit 4 Bädern, wovon das erste 44-46%, das zweite 15-20%, das dritte 4 - 60/0 und das vierte 0, 5-2% HNO enthält, fast vollständig, indem ein Teil des Waschwassers, das im Überschuss angewendet werden dem vierten Bad zugeführt wird, während die übrigen Bäder durch Zugabe von schwächerer Säure aus dem jeweils folgenden Bad auf gleicher Konzentration gehalten werden. Aus dem Fällbad fliesst 44-46%igue Salpetersäure ab, die durch Abdestillieren von Wasser konzentriert und wieder als Lösungsmittel verwendet wird. Nach dem Auswaschen der Salpetersäure mit Wasser kann das Fadenbündel in der üblichen Weise weiterbehandelt, z.
B. in der Wärme noch stärker gestreckt, geschrumpft, gekräuselt, zu Fasern geschnitten und getrocknet werden.
Die folgenden in der Tabelle III zusammengefassten sieben Beispiele sollen die Erfindung noch weitergehend erläutern.
Beispiele : Bei etwa 0 C werden 150 g feinpulverigesPolyacrylnitril mit einem Durchschnittsmo-
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enthält 9, 8% Polymerisat in wässeriger Salpetersäure mit 59,5 % HNO-Gehalt. Die Gelierungstemperatur der Lösung liegt bei-9 bis-120 C. Die Lösung kann bei 0 bis-50 C gelagert werden und ist unter dieser Bedingung wenigstens 250 Stunden lang unverändert haltbar. Ihre Viskosität beträgt bei + 150 e 90P.
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Diese erlaubt, das Fadenbündel mit Wasser bei Raumtemperatur salpetersäurefrei zu waschen.
Anschliessend wird dasFadenbündel durch ein kochendes Wasserbad (Streckbad) der Abzugvorrichtung und von da durch ein zweites kochendes Wasserbad (Schrumpfbad) und einen Fadentrockner, der mit Luft von 60 bis 900C betrieben wird, der Endspule zugeführt, wo es mit einer Fadenspannung von weniger als 10 g je 100 Denier aufgewickelt wird. Die Abzugsvorrichtungen bestehen aus einem Rollenpaar, das ermöglicht, das Fadenbündel mit einerbestimmtenGeschwindigkeitaufzunehmen und abzugeben und gleichzeitig unter Zuhilfenahme der Bäder mit den'entsprechenden Flüssigkeiten zu behandeln.
Mit dieser Anlage werden die 7 Beispiele gemäss Tabelle III durchgeführt. Die Bedeutung der Spalten in der Tabelle III ist : a) Nummer des Beispiels. b) Menge der von der Spinnpumpe zur Düse geförderten Lösungsmenge in cm3/min. c) Anzahl und Durchmesser in mm der Düsenlöcher. d) Theoretische Austrittsgeschwindigkeit V in m/min, die sich aus der Lösungsmenge, der Anzahl und dem Durchmesser der Düsenlöcher nach der auf Seite 4 angegebenen Formel berechnet. e-i) Abzugsgeschwindigkeiten in m/min. auf den fünf Abzugsvorrichtungen.
Die Erfindung bezieht sich nur auf das Verhältnis der Abzugsgeschwindigkeit, die in Spalte g aufgeführt ist, zur Austrittsgeschwindigkeit, die in Spalte d angegeben ist. k) Streckung des rohen Fadengebildes in wässeriger Salpetersäure zwischen dem Austritt der Lösung aus der Düse (Spalte d) und der Waschvorrichtung (Spalte g) in Prozenten der theoretischen Austrittsgeschwindigkeit. kp Gesamtstreckung des Fadengebildes von d bis h in Prozenten der theoretischen Austrittsgeschwindigkeit.
1) Titer des fertigen Einzelfadens in Denier. m) Reissfestigkeit des Einzelfadens in Gramm je 1 Denier. n) Bruchdehnung in Prozenten.
Tabelle III
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<tb>
<tb> a <SEP> b <SEP> c <SEP> d <SEP> e <SEP> f <SEP> g <SEP> h <SEP> i <SEP> k1 <SEP> k2 <SEP> l <SEP> m <SEP> n
<tb> Nr. <SEP> cm/min <SEP> Düse <SEP> m/min <SEP> m/min <SEP> m/min <SEP> m/min <SEP> m/min <SEP> m/min <SEP> d-g <SEP> d-h <SEP> Denier <SEP> g/Denier <SEP> 0/0
<tb> % <SEP> %
<tb> 1 <SEP> 2,6 <SEP> 100/0, <SEP> 15 <SEP> 1, <SEP> 48 <SEP> 1, <SEP> 8-.
<SEP> 5, <SEP> 8 <SEP> 6, <SEP> 0 <SEP> 12 <SEP> 10, <SEP> 405 <SEP> 800 <SEP> 3, <SEP> 1 <SEP> 3, <SEP> 1 <SEP> 22
<tb> 2 <SEP> 2,6 <SEP> 100/0,30 <SEP> 0, <SEP> 36 <SEP> 1,8 <SEP> 5,8 <SEP> 6,0 <SEP> 12 <SEP> 10 <SEP> 1670 <SEP> 3200 <SEP> 3,1 <SEP> 4,1 <SEP> 18
<tb> 3 <SEP> 2,6 <SEP> 100/0,15 <SEP> 1,48 <SEP> 3,0 <SEP> 11,8 <SEP> 12, <SEP> 0 <SEP> 42 <SEP> 34 <SEP> 810'2800 <SEP> 0, <SEP> 9 <SEP> 4,2 <SEP> 17
<tb> 4 <SEP> 12,0 <SEP> 100/0.15 <SEP> 6,80 <SEP> 12,0 <SEP> 35,5 <SEP> 36,0 <SEP> 100 <SEP> 80 <SEP> 530 <SEP> 1500 <SEP> 1,8 <SEP> 2,9 <SEP> 21
<tb> 5 <SEP> 2,6 <SEP> 400/0,10 <SEP> 0, <SEP> 82 <SEP> 1, <SEP> 3 <SEP> 1,3 <SEP> 3,9 <SEP> 12 <SEP> 10 <SEP> 475 <SEP> 1600 <SEP> 0, <SEP> 77 <SEP> 3, <SEP> 7 <SEP> 23
<tb> 6 <SEP> 1,48 <SEP> 400/0,10 <SEP> 0, <SEP> 47 <SEP> 1,3 <SEP> 1,3 <SEP> 7, <SEP> 0 <SEP> 24 <SEP> 20 <SEP> 1490 <SEP> 5100 <SEP> 0, <SEP> 22 <SEP> 3,
<SEP> 2 <SEP> 25
<tb> 7 <SEP> 16,7 <SEP> 1000/0, <SEP> 20 <SEP> 0, <SEP> 53 <SEP> 1,8 <SEP> 1,8 <SEP> 6,0 <SEP> 51 <SEP> 43 <SEP> 1130 <SEP> 9600 <SEP> 0, <SEP> 46 <SEP> 4, <SEP> 2 <SEP> 15
<tb>
Bei Beispiel 1 wird mit einer Düse mit 100 Löchern von 0, 15 mm Durchmesser gesponnen.
Beispiel 2 wird in derselben Weise durchgeführt, nur wird eine Düse mit 100 Löchern mit 0, 30 mm Durchmesser verwendet.
In beiden Fällen verläuft die Fadenbildung glatt und führt zu einem fehlerlosen Produkt, obwohl die Austrittsgeschwindigkeit bei der Düse von 0, 15 mm Lochdurchmesser mehr als 4mal höher liegt als bei der Düse von 0,3 mm Lochdurchmesser. Das Verfahren erlaubt also ein sehr elastisches Arbeiten. Die Streckung des sauren Fadengebildes zwischen der Düse und dem Wäscher beträgt über 400 bzw. 1600%.
Die enorme Elastizität des Spinnverfahrens zeigt weiter der Vergleich der Beispiele 1 und 3, wo mit derselben Vorrichtung Einzeltiter von 3, 1 und von 0,9 Denier gesponnen werden.
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Beispiel 4 zeigt das Arbeiten mit hoher Spinnleistung.
In den Beispielen 5 und 6 wird mit einer Düse von 400 Löchern von 0, 1 mm Durchmesser in der selben Anordnung ein Einzeltiter von 0,77 bzw. 0, 22 Denier gesponnen. Die Möglichkeit, so feine Titer zu spinnen, zeigt besonders deutlich die grosse Leistungsfähigkeit des neuen Verfahrens.
Beispiel 7 zeigt das Arbeiten mit einer Düse mit 1000 Löchern.
Keines dieser Beispiele stellt einen Grenzfall dar. So kann sogar noch mit einer Spinndüse von 0,4 mm Bohrung derselbe Titer gesponnen werden wie mit einer solchen von 0, 15 mm Bohrung unter sonst gleichen
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bei der Düse von 0, 4 mm.
Die Streckbarkeit in der Kälte ist am grössten, solange das Fadengebilde noch mit der Fällbadsäure durchtränkt ist, Im ersten Wäscher mit verdünnterer Salpetersäure kann sie noch 600% übersteigen. Dann sinkt sie ab, um nach dem vollständigen Auswaschen der Salpetersäure erst in der Wärme wieder auf hohe
Werte anzusteigen. Das Nassstrecken gemäss der Erfindung in saurem Zustand erfolgt also bei Raumtemperatur und darunter. Das Strecken in warmem Zustand, das nicht Gegenstand dieser. Erfindung ist, wird anschliessend vorgenommen.
Die Summe der Streckbarkeit, d. h. das Nassstrecken zwischen Düse und Wäscher in saurem Zustand in der Kälte plus der Streckung in der Wärme nach bekannten Verfahren kann den enormen Betrag von
10 000 Prozent der Austrittsgeschwindigkeit aus der Düse erreichen, d. h. man kann, wie Beispiel 7 zeigt, schnell und fein mit verhältnismässig grossen Düsen spinnen.
Die so hergestellten Fäden sind weiss und seideartig, sie sind reissfest und besitzen eine hohe Bruchdehnung. Die Wetterfestigkeit entspricht der bei Polyacrylnitrilfäden gewohnten. Zur Kontrolle wurden die Fäden in Freiburg (640 m Meereshöhe, 460 nördl. Breite) auf einer Wiese 30 cm über dem Boden 14 Monate dem Wetter ausgesetzt. Der Festigkeitsverlust betrug nach dieser Zeit nur 20% des Anfangswertes. Zum Vergleich sei angegeben, dass Fäden aus dem selben Polymerisat, das jedoch in Salpetersäure unter Hydrolyse von 20% der Nitrilgruppen gelöst und versponnen wurde, unter den selben Bedingungen 9Clo seiner Festigkeit verlor.
Durch dieses neue Verfahren werden die eingangs geschilderten Schwierigkeiten, die sich der technischen Auswertung des Befundes, dass wässerige Salpetersäure ein echtes Lösungsmittel für Polyacrylnitrile sein kann, überwunden. Das Kennzeichen der Erfindung ist, dass die salpetersauren Lösungen, die bekanntlich bei-100 bis + 200C lange genug haltbar sind, um das Polymerisat chemisch unverändert daraus isolieren zu können, durch Düsen in wässerige Salpetersäure von 44-46% HNO-Gehalt gefällt werden und dass durch diese ganz spezielle Fällung eine erstaunlich hohe Streckbarkeit des sauren Fadengebildes in der Kälte, d. h. in der Nähe der Entstehungstemperatur hervorgebracht wird.
Das restlose Auswaschen der Salpetersäure mit Wasser wird durch die Erfindung zwar auch erleichtert, doch bildet dies und auch die weitere Behandlung des Fadengebildes keinen Gegenstand der Erfindung. Diese Vorgänge sind deshalb nur soweit beschrieben, als zum Verständnis des Verfahrens erforderlich ist.
Zusammenfassend lassen sich für das Verfahren hauptsächlich folgende Vorteile anführen :
Mit Salpetersäure als Lösungsmittel können Polyacrylnitrile rascher, besser und billiger in Fäden übergeführt werden. Die Lösung kann in kurzer Zeit bei tiefer Temperatur hergestellt werden, eine Alterung oder ein Erwärmen der hochviskosen Spinnlösung ist nicht nötig. Die Lösung gelangt bei etwa der selben Temperatur, bei der sie hergestellt wurde, zur Spinndüse. Das zeitraubende und umständliche Erwärmen, das z. B. bei der Herstellung von Spinnlösungen mit Dimethylformamid üblich ist, fällt weg.
Man kann mit Hilfe von Salpetersäure das Polymerisatpulver innerhalb einiger Stunden zu Fäden mit der selben chemischen Zusammensetzung wie das Polymerisatpulver verformen. Dabei wird die Temperatur von 1000C nicht überschritten und deshalb bleibt die reine Farbe des Polymerisatpulvers erhalten. Da die 'verschiedenen Vorgänge rasch verlaufen, kann die Anlage verhältnismässig klein gehalten werden. Wie bereits in der Beschreibung angedeutet, bestehen keine Korrosionsprobleme, da überall dort, wo sich Salpetersäure befindet, die Temperatur von 300C nicht überschritten wird. Ein grosser Teil der Apparate kann aus billigen Kunststoffen, z. B. aus Polyvinylchlorid gebaut werden. Wegen der tiefen Temperaturen bestehen auch keine Probleme hinsichtlich des gesundheitlichen Schutzes der Bedienung.
Die Konzentration der aus dem Fällbad abfliessenden Säure liegt mit etwa 45% HNO nahe an der für die Lösung erforderlichen Säurekonzentration von 54 bzw. 63% ; s. Beispiel. Das Lösungsmittel kann durch Abdestillieren von etwas Wasser in einfacher Weise regeneriert werden.
Die hohe Verstreckbarkeit in saurem Zustand erlaubt, mit relativ grossen Düsenbohrungen, d. h. mit relativ geringem Druck, relativ fein, schnell und sicher zu spinnen.
Die Umformung der Polymerisate in Fäden verbraucht nur Wasser und Energie, da die Salpetersäure praktisch vollständig in einfacher und billiger Weise nach bekannten Verfahren zurückgewonnen werden
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kann. Im übrigen ist Salpetersäure im Verhältnis zu den üblichen organischen Lösungsmitteln billig und etwaige Verluste spielen keine grosse Rolle.
Der Anreiz, Salpetersäure als Lösungsmittel für die Umformung von Polyacrylhitrilen in Fäden zu benützen, ist daher gross und der überraschende Befund ; dass gerade in dem engen Bereich von 44-46%figer Säure als Fällbad sich für die technisch sichere und wirtschaftliche Durchführung des Verfahrens entscheidende Vorteile einstellen, ist von grosser Bedeutung.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung von Fäden aus Polymerisaten des Acrylnitrils, ausgehend von einer Lösung des unabgebauten Polymerisats in wässeriger Salpetersäure, durch deren Verspinnen aus einer Düse in
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aus der Spinndüse.