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Österreichische PATENTSCHRIFT Nu 1 7191.
DR. HELIODOR ROSTIN IN BERLIN.
Vorrichtung zum Öffnen und Schliessen einer Gasleitung.
Gegenstand der Erfindung ist eine Vorrichtung, welche bezweckt, auf bekannte Art von einer Zentrale aus, z. B. von einer Gasanstalt, durch eine willkürliche Erhöhung des
Druckes in der Leitung Verschlüsse in beliebiger Zahl in dieser Leitung zu öffnen und auch wieder zu schliessen, z. B. Strassenlaternen und Lampen mit Nebenflämmchen durch Öffnung des Gashahns zu zünden und die Hauptflamme wieder zu löschen.
Von bekannten Vorrichtungen, welche demselben Zwecke dienen, unterscheidet sich die vorliegende Vorrichtung dadurch, dass innerhalb oder vor der in bekannter Weise durch den erhöhten Gasdruck zu hebenden Glocke ein Doppelventil bezw. zwei Ventile angeordnet sind, welche derart zusammenwirken, dass, wenn das eine Ventil vom Gasdruck bei einer bestimmten Höhe desselben geöffnet wird, das andere Ventil sich schliesst, während bei einer geringeren Höhe des Gasdrucks dieses letztere Ventil sich öffnet, das Gas aus der
Glocke entweichen lässt und durch Schliessung des ersteren, d. h. des Eintrittsventils, ein
Nachströmen von Gas in die Glocke verhindert. Die Zeichnung veranschaulicht als Beispiel eine Ausführungsform dieser Vorrichtung, welche im senkrechten Schnitte dargestellt ist.
Die Vorrichtung besteht hier aus einer Glocke a, welche sich in den mit geeigneter
Flüssigkeit oder Quecksilber teilweise gefüllten Kanälen ó c eines Blocks d auf und nieder bewegen kann. In der Oberseite dieses Blockes sind, ausserhalb der Mitte, zwei Aus- höhlungen e f angebracht, welche gleichfalls eine Flüssigkeit oder Quecksilber enthalten und in welche je ein Rohr 9 h von unten eintritt. Diese Rohre münden in je ein Glocken- ventil i k ; diese Ventile sind an einem Schwengel m befestigt, der von einem Ständer getragen wird.
Das Ventil i ist schwerer als das Ventil k, so dass letzteres für gewöhnlich aus dem Quecksilber des Napfes f ausgehoben, also geöffnet ist, während das Ventil i eintaucht, also geschlossen ist. Die Glocke a ist durch eine Kette n oder Draht, Seil u. s. w. mit einem Hebel o verbunden, den sie bei ihrem Steigen mit hinaufzieht.
Das mit der Höhlung e und dem Glockenventil !'in Verbindung stehende Rohr 9 ist aus der Gasleitung an geeigneter Stelle unterhalb des Ventils s oder des Hahn- verschlusses abgezweigt. Das Glockenventil i ist so belastet, dass es den Leitungsdruck erst bei einer vorher zu bestimmenden Höhe in die Glocke a einlässt. Ist dieser Druck in der
Leitung soweit gestiegen, so hebt er das Ventil i und schliesst gleichzeitig das andere
Ventil k. Das Gas strömt nun durch das Rohr 9 in die Glocke a und diese steigt unter dem Gesamtdruck des Leitungsgases, indem sie die Kette n mit hinaufzieht und so den
Hebel o anhebt.
Dieser öffnet das Ventil s durch Vermittlung der Klinke p, des Sperr- rades q, des Sternrades t'und der das Ventil s tragenden Feder t oder durch eine andere mechanische Bewegungsübertragung.
Wird danach der erhöhte Gasdruck, welcher das Ventil i gehoben hat, wieder unter den diese Hebung bewirkenden Druck ermässigt, so schliesst sich das Ventil i selbsttätig und öffnet das Ventil k, das in der Glocke a befindliche Gas entweicht durch Rohr h ins
Freie und die Glocke sinkt wieder herab, mit ihr zugleich der Hebel o und die Klinke p, während das Sperrad q und das Stern rad l'ihre vorherige Stellung beibehalten, bis durch Wiederholung des Vorganges, d. h. durch einen neuen, von der Gasanstalt durch die Leitung
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gehenden höheren Druck das Sperrad q um einen Zahn weitergeschaltet und die feder t vom Sternrad r zur Schliessung des Ventils 8 freigegeben wird.
Durch Anordnung eines doppelten ; Ventils, z. B. i k, innerhalb, vor, oder in Verbindung mit der Glocke a wird erzielt, dass der Gasdruck der Leitung nicht ständig auf die Glocke a wirkt, sondern erst dann, wenn er eine bestimmte Höhe, auf welche das Ventil eingestellt wird, überschreitet. Auf diese Weise wirkt der Leitungsdruck entweder gar nicht (nämlich für gewöhnlich) oder voll (nämlich bei der zeitweiligen, willkürlichen Druckerhöhung) auf die Glocke.
Als Beispiel sei angenommen, dass der Gasdruck in der Leitung für gewöhnlich höchstens 40 MM beträgt und das Ventil i auf diesen Druck belastet ist. Wird nun vor- übergehend ein höherer Druck, z. B. von 60 nam, durch die Leitung gegeben, so hebt sich das Ventil und das Gas tritt in die Glocke a, deren Hebung oder Arbeitsleistung zur Öffnung des Brennerverschlusses sich unter dem Druck des eingetretenen Gases vollzieht.
Bei anderen, bekannten Vorrichtungen, die gleichfalls eine durch Gasdruckerböhung steigende
Glocke benutzen, kommt allein der Überdruck, d. h. der Unterschied zwischen dem normalen
Gasdruck und der wijlliürlich gegebenen Druckerhöhung als Arbeitsleistung zur Geltung.