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Verfahren zur Herstellung von Desinfektionsmitteln
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung stabilisierter Desinfektionsmittel, die sowohl für die Zwecke einer desinfizierenden Behandlung von Körperhöhlen und Wunden als auch zur Injektionsbehandlung von Infektionsherden im Gewebe geeignet sind.
Es ist bekannt, zur Herstellung von arzneilichen Rhodanpräparaten, welche als Prophylaktica sowie als Antiseptica Anwendung finden sollen, Eiweisspulver mit einem Rhodansalz mit oder ohne Zusatz eines Lösungsmittels zu verreiben oder auf eine Eiweisslösung ein ungelöstes Rhodansalz oder auf trockenes Eiweiss eine konzentrierte Rhodansalzlösung oder Lösungen von Eiweiss auf Lösungen von Rhodansalz einwirken zu lassen. Man erhält hiebei gummiartige bis gallertartige Massen, die gewaschen, getrocknet und nach Einstellung auf einen bestimmten Rhodangehalt durch Vermischen mit Eiweisspulver zu einem kristallartigen, groben Pulver verrieben werden können. Es ist ferner beschrieben worden, dass die desinfizierende und antiseptische Wirkung von anorganischen oder organischen Säuren oder sauren Salzen durch Zusatz von Rhodanverbindungen beträchtlich gesteigert werden kann.
So ist vorgeschlagen worden, Säuren anorganischer oder organischer Natur oder sauer wirkende Stoffe, z. B. saure Salze oder Mischungen der genannten Stoffe, mit Rhodanverbindungen, z. B. Rhodanalkalien, zu versetzen, wobei gegebenenfalls noch andere für die Herstellung von Desinfektionsmitteln übliche Zusatzstoffe, z. B. Saponine, Stärke, Farb-oder Riechstoffe, zugefügt werden können. Man kann also beispielsweise zunächst flüssige oder feste Mischungen der Desinfizienten mit Rhodanverbindungen herstellen und dann diese je nach ihrer Art in irgendeine dem Anwendungszweck entsprechende Form, wie Lösungen, Suspensionen, Salben, Pasten, Stäbchenform, überführen. Weiterhin ist es bekannt, sauren Rhodansalzlösungen für Desinfektionszwecke Tragant zur Erhöhung der Viskosität zuzusetzen.
Es wurde nun gefunden, dass im Gegensatz zu den Literaturangaben, wonach Rhodanverbindungen nur unter der Einwirkung starker Mineralsäuren bzw. naszierendem Sauerstoff zerfallen, saure Rhodanidlösungen schon bei geringen Unterschreitungen von PH 4 sich nach wenigen Tagen zersetzen, wobei schwefelwasserstoffartiger Geruch auftritt. Andererseits ist es aber nötig, die Wasserstoffionenkonzentration möglichst nahe an einen pH-Wert von 4 heranzubringen, da die bakterizide Wirkung bei Zunahme des PH-Wertes rasch absinkt.
Auf diese Erkenntnis gegründet, besteht das Verfahren gemäss der Erfindung, gemäss welchem die Lösungen von Salzen oder Estern der Rhodanwasserstoffsäure (Sulfocyansäure) mit einem indifferenten lyophilen Kolloid gallertiger Beschaffenheit zu semiliquiden Pasten verarbeitet werden, im Wesen darin, dass die Pasten mit Hilfe von Puffermischungen auf eine Wasserstoffionenkonzentration, die einen pH-Wert von 4 nicht unterschreitet, zweckmässig auf einen Bereich der Wasserstoffionenkonzentration entsprechend den pH-Werten zwischen 4 und 6, gepuffert werden.
Als Rhodansalze können im Rahmen des Verfahrens gemäss der Erfindung neben den an sich für desinfizierende Lösungen schon verwendeten Alkalisalzen auch die löslichen Erdalkalisalze, vor allem Kalziumrhodanid, verwendet werden, welches gleichzeitig eine entzündungshemmende Wirkung besitzt. An Stelle der anorganischen Salze der Rhodanwasserstoffsäure können. auch deren ungiftige Ester benutzt werden.
Von den zur Bildung der Gallerten in Betracht kommenden lyophilen Kolloide seien beispielsweise genannt : wasserlösliche Alkylcellulose, Stärkekleister, Pflanzenschleime, Gelatine, Kieselsäuregallerten usw. Zweckmässig wird bei der Bildung der Gallerten Glycerin oder milchsaures Natrium oder Kalzium mitbenutzt.
Die Puffermischungen, welche erfindungsgemäss zur Anwendung gelangen, können unter den für den angegebenen pH-Bereich als wirksam bekannten Puffern gewählt werden. Hiezu wird beispielsweise auf die Puffermischungen nach Michaelis, nach Sörensen, nach Mc Ilvaine usw. verwiesen (vgl. Handbuch der Lebensmittelchemie von Bömer, Juckenack, Tillmann, Verlag Springer, Bd. 2/2,1935, S. 707/708). Demnach können z. B. zur Einstellung der Wasserstoffionenkonzentration Zitronensäure, Milchsäure, Weinsäure oder eine andere organische Säure oder Phosphorsäure und ihre primären, sekundären oder terti- ären Salze bzw.
Säuren und Metallhydroxyde, insbesondere Säuren und Hydroxyde der Alkalioder Erdalkalimetalle, u. zw. in der Kombination : Säure und Salz der gleichen Säure oder Säure und Salz einer anderen Säure oder Salz und Salz der
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gleichen Säure oder Salz und Salz einer anderen
Säure bzw. Säure und Hydroxyd verwendet werden. Besonders bevorzugt sind Phosphat- puffer aus primärem und sekundärem Phosphat oder Natriumphosphat-und Zitronensäure- lösungen oder anderen organischen Säuren.
Das Ergebnis des neuen Verfahrens in bezug auf die technische Wirkung liegt darin, dass jede
Zersetzung der Rhodansalze, die bei höherer
Wasserstoffionenkonzentration als einem pH-Wert von 4 entspricht, nicht auszuschliessen ist, mit völliger Sicherheit vermieden wird und das für die bakterizide Wirkung nötige pH-Bereich erhalten bleibt, u. zw. auch gegen widerläufige Wirkungen von Sekreten und der Gewebeflüssigkeiten. Durch die Einschliessung der gepufferten bakteriziden Lösung in ein Gallertgerüst wird ferner eine besonders brauchbare Anwendungsform für die Lösungen der Rhodanverbindungen im Hinblick auf die besonderen Zwecke geschaffen.
In therapeutischer Beziehung ist durch die Gallertform des Desinfektionsmittels die Möglichkeit gegeben, grössere Körperhöhlen, wie z. B. die Vagina, mit einer jeder Reizwirkung baren, die wirksamen Rhodanverbindungen enthaltenden Schicht zu überziehen, welche den Schutz gegen Infektionen für längere Zeit übernehmen kann.
Als besonderer Vorteil anzusehen ist, dass die Mittel auf der Wäsche keine dauernden Schmutz- flecke hinterlassen und völlig geruchlos sind.
Die erfindungsgemäss hergestellten Desinfektionsmittel bewähren sich insbesondere als sichere Prophylaktica gegen die Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten ; die bakterizide Wirksamkeit der im angegebenen Bereich gepufferten Lösungen von Rhodanverbindungen in Form der semiliquiden Gallerte ist insbesondere gegen Gonokokken und Spirochäten ausserordentlich hoch.
Man kann die nach dem Verfahren gemäss der Erfindung hergestellten Desinfektionsmittel auch für Injektionen in infizierte Gewebe unter Depotbildung verwenden. Im Rahmen der Herstellung von solchen Mitteln gemäss der Erfindung benutzt man vorzugsweise eine mit der Gewebeflüssigkeit isotonische Pufferlösung. Um die für diese Behandlungsart, z. B. zur Behandlung von tuberkulösen Herden, optimale Zusammensetzung gepufferter Rhodanverbindungen enthaltender Gallerten zu ermitteln, kann man sich vorzugsweise der Modellversuche mit frischem Blutplasma bedienen. Man füllt zu diesem Zwecke zwei Probierröhrchen zur Hälfte mit frischem, von den Erythrocyten befreitem Blutplasma.
Dem Plasma, das in das erste Röhrchen eingebracht wird, setzt man beispielsweise Eisenammoniumalaun als Indikator für die Rhodanverbindungen, dem Plasma für das zweite Röhrchen einen Indikator für den Bereich der Wasserstoffionenkonzentration zwischen 4 und 6, wie Tetrabromphenylsulfophthalein zu, der bei PH=5'8 dunkelblau, bei pH=5-0 hellblau, bei PH=4'6 grünlich und bei PH = 4-2 gelbgrün wird. Man lässt das Blutplasma in den Röhrchen gerinnen und überschichtet die beiden Koagula mit gepufferte Rhodanverbindungen enthaltenden Gallerten verschiedener Viskosität und allenfalls Konzentration an Rhodanverbindungen und Puffersubstanzen und kann in dieser Weise den Diffusionsvorgang, insbesondere Zeitdauer der Diffusion und Tiefe der wirksamen Zone, am Modellversuch beobachten.
Auf Grund solcher Vorversuche kann man je nach der verwendeten Art der Gallerte die Bedingungen hinsichtlich Viskosität und Konzentration der Rhodanverbindungen und Puffersubstanzen ermitteln, unter welchen die Rhodanverbindungen und Puffersubstanzen mit solcher Geschwindigkeit aus dem Depot in das Gewebe diffundieren, dass in dem in der Umgebung des Depots auftretenden Diffusionsgefälle durch längere Zeit eine möglichst breite Zone wirksamer Konzentrationen der Rhodanide und der H-Ionen auftritt und bestehen bleibt.
Beispiele :
1. 6 Gew.-Teile Stärke werden unter Zugabe von 80 Gew.-Teilen Wasser zu einem in der Wärme verhältnismässig dünnflüssigen Kleister verarbeitet. In 20 Gew.-Teilen Wasser werden 2 Gew.-Teile Natriumrhodanid, 1-54 Gew.-Teile primäres Kaliumphosphat und 0-20 Gew.-Teile sekundäres Natriumphosphat gelöst ; die Lösung wird dem Stärkekleister unter Rühren zugefügt und homogenisiert, worauf man die ganze Masse erkalten lässt und in Tuben füllt. Die Paste ist bei Zimmertemperatur halbflüssig-schleimig. Bei richtiger Herstellung tritt auch bei langdauernder Lagerung keine Synaerese ein. Die nach den obigen Angaben hergestellte Paste ist besonders zur Behandlung von Körperhöhlen geeignet.
2. Für die Herstellung eines zur Injektion unter Depotbildung geeigneten Desinfektionsmittels verfährt man wie folgt :
Aus 20 Gew.-Teilen Glycerin und 60 Gew.Teilen Wasser wird unter Hinzufügung von 2-7 Gew.-Teilen feinst zerkleinertem Tragant in üblicher Weise eine Paste hergestellt. In 20 Gew.Teilen Wasser werden 2-5 Gew.-Teile KalziumRhodanid und ein isotonischer Puffer, bestehend aus 0-035 Gew.-Teilen Natriumhydroxyd und 1-940 Gew.-Teilen primäres Natriumphosphat, gelöst, worauf diese Lösung unter gründlichem Homogenisieren mit der Tragantgallerte vereinigt wird. Portionen von 10 cm3 dieser Masse werden in Glasampullen sterilisiert und eingeschmolzen.
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