<Desc/Clms Page number 1>
Doppel-Gleisbrückenwaage
Zum Verwiegen kurzer und langer Eisenbahnwaggons werden, insbesondere wenn es sich um geschlossene Züge handelt, in bekannter Weise Doppelwaagen verwendet, die aus 2 in geringem Abstand hintereinander angeordneten gleichen Waagen bestehen. Diese bilden entweder ein Waagenpaar mit am Wiegeständer nebeneinanderstehenden, getrennten Gewichtshebeln oder eine Verbundwaage mit einem gemeinsamen Gewichtshebel.
Diese bekannten Waagen werden fast ausschliesslich ohne Gleisunterbrechung ausgeführt und sind bei Nichtbenützung vom Druck der das Geleise überfahrenden Waggons entlastet. Die fest auf dem Fundament gelagerten Fahrschienen verlaufen hiebei seitlich der Waagbrücke, die mit ihren Wägeschienen um so viel tiefer liegt, dass diese Schienen von den Spurkränzen der über das Geleise rollenden Lokomotiven und Waggons nicht berührt werden. Die Abmessungen einer solchen Waage sind daher nur durch das Gewicht der zu wiegenden Waggons bestimmt und von den für die Strecke zugelassenen Lasten unabhängig.
Zur Wägung wird der Waggon über die in Ruhestellung befindliche Waagenbrücke geschoben und diese mittels eines Windwerkes hochgehoben.
Hiebei erfassen die auf der Brücke befestigten Wägeschienen die Spurkränze der Fahrzeugräder und heben diese und damit den Waggon von den Schienen ab. Nach Durchführung der Wägung wird die Brücke gesenkt und dadurch das gehobene Fahrzeug wieder auf die Fahrschienen abgesetzt.
Die Bauform der Waage ist deshalb durch die Entlastungseinrichtung als wesentlichen Bestandteil bestimmt.
Es tritt nun nicht selten der Fall ein, dass die Brückenlänge und Wiegefähigkeit einfacher Gleiswaagen infolge der durch die Entwicklung des Güterverkehrs bedingten grösseren Längen und Gewichte der Waggons nicht mehr entsprechen, dass aber durch den Zubau einer zweiten kurzen Waage für die Aufnahme einer Waggonachse oder eines Drehgestelles eines langen Waggons eine dem heutigen Stand des Eisenbahntransportwesens voll entsprechende Wiegeeinrichtung geschaffen werden kann. In einem solchen Fall liegt es nur nahe, bei der neuen zweiten Waage, wie bisher üblich, die gleiche Bauweise ohne
Gleisunterbrechung wie bei der bereits vorhan- denen Waage anzuwenden und die Waaghebel sowie die Entlastungshebel in der gebräuchlichen
Art zum Wiegeständer zu führen.
Bei einer solchen Ausführungsweise ergibt sich aber der wesentliche Nachteil, dass das zur
Entlastung dienende Getriebe im Wiegeständer für das zu bewältigende, erhöhte Waggongewicht nicht mehr ausreicht und der Materialaufwand für die Entlastungshebel, deren letzter mit der
Entlastungseinrichtung der bereits bestehenden Waage verbunden werden muss, sehr gross ist.
Dieser Aufwand für den Entlastungsteil einer Waage beträgt aber normal bis zu 50% des Gesamtaufwandes. Auch ist im Fall des Zubaues einer solchen Waage ein Austausch des gesamten Entlastungsständers erforderlich.
Nach der Erfindung werden die angeführten Nachteile dadurch vermieden, dass die an die bereits bestehende Brückenwaage ohne Gleisunterbrechung anzubauende Zusatzbrückenwaage als an sich bekannte, nicht vom Achsdruck entlastbare Waage mit Gleisunterbrechung ausgeführt wird. Bei dieser letzteren Bauweise sind an Stelle der Wägeschienen Stücke der Fahrschienen auf dem oberen Trägerflansch der Brückenhauptträger befestigt. Zwischen den Enden dieser Fahrschienenstücke und den anschliessenden, fest auf dem Bahnkörper gelagerten Schienen ist eine kurze Unterbrechung von etwa 10 mm vorhanden. Die Waage ist somit stets wiegebereit und der durch die Entlastungseinrichtung bedingte Nachteil vermieden.
Die zusätzliche Waage muss zwar in diesem Fall derart ausgeführt sein, dass sie die Drücke des über die Fahrschienenstücke ihrer Brücke rollenden Lastzuges aufnehmen und den dadurch verursachten Beanspruchungen standhalten kann, doch ist der durch den Entfall der Entlastungseinrichtung bedingte Vorteil bedeutend grösser als der durch die konstruktive Verstärkung einzelner Teile bedingte erhöhte Materialaufwand. Letzterer ist anderseits um so geringer, als der Werkstoff, weil die tragenden Teile, wie Brücke und Wiegehebel, nur eine kurze Länge besitzen und die im Waagenbau schädlichen Durch-
<Desc/Clms Page number 2>
biegungen mit der dritten Potenz der Länge abnehmen, bis zu den zulässigen Höchstspannungen voll ausgenützt werden kann.
Mit der erfindungsgemässen Ausführungsweise sind aber vor allem noch folgende wesentliche Vorteile verbunden :
Da jeweils bei der Entlastung nur das halbe, auf der bereits vorhandenen Waage ruhende Fahrzeuggewicht zu heben ist, so ist trotz Erhöhung des Gesamtgewichtes nicht nur die Bedienung des Windwerks erleichtert und wird die Zeit für das Aufwinden verkürzt, sondern es werden auch die empfindlichen Teile der Waage, insbesondere die Schneiden, geringer beansprucht. Denn wenn z. B. die vorhandene Waage eine Tragfähigkeit von 45 t besitzt und die Doppelwaage für eine Belastung durch Waggons von grösster Länge mit 60 t ausgeführt wird, so wird die vorhandene Waage höchstens mit 30 t, also mit einem ihre Tragfähigkeit bedeutend unterschreitenden Gewicht, belastet. Ihre Betriebsfähigkeit bleibt infolgedessen länger erhalten.
Da ferner die Entlastungseinrichtung der vorhandenen Waage unverändert bleibt, so kann diese Waage während des Zubaues des zusätzlichen Waagenteils und bis zu dessen Fertigstellung praktisch ununterbrochen in der bisherigen Weise zu Wägungen weiter benützt werden.
In der Zeichnung ist der Erfindungsgegenstand durch ein Ausführungsbeispiel dargestellt. Hierin zeigen Fig. 1 einen Längsschnitt durch die Waage ohne und durch die Zusatzwaage mit Gleisunterbrechung, Fig. 2 beide Waagen im Grundriss, Fig. 3 einen Querschnitt nach Linie III-III der Fig. 2, Fig. 4 einen Querschnitt nach Linie IV-IV der Fig. 2 und Fig. 5 einen lotrechten Schnitt nach Linie V-V der Fig. 2.
Bei der im vorliegenden Fall als bereits vorhanden angesehenen Waage (Fig. 1, rechte Hälfte, und Fig. 3) befindet sich die Waagbrücke 1 mit den Wägeschienen 2 zwischen den ununterbrochen durchlaufenden Fahrschienen 3 und überträgt die Last über den um die Achse 4 verschwenkbaren Endhebel 5, der über ein Zwischenglied 9 an den das Gegengewicht 10 tragenden, um die Drehachse 26 verschwenkbaren Auslösehebel 11 angelenkt ist, und die Zugstange 6 auf den im Wiegeständer 7 gelagerten
Gewichtshebel 8.
Bei der Wägung wird der auf den Fahrschienen 3 ruhende Waggon unter Betätigung der Entlastungseinrichtung mittels der Handkurbel 12 über das Getriebe 13, die Zahnstange 14 und den Hebel 11 durch die an den Spurkränzen der Waggonräder angreifenden Wägeschienen 2 der Waagbrücke 1 von den Fahrschienen 3 abgehoben.
Bei der gemäss der Erfindung an die vorhandene Brückenwaage anzubauenden, kurzen Zusatzwaage (Fig. 1, linke Hälfte, Fig. 4) trägt die Waagbrücke 15 in an sich bekannter Weise die von der Schienenstrecke beiderseits durch einen schmalen Zwischenraum getrennten Fahrschienenstücke 16.
Die auf diesen ruhende Last wird über dieBrückenstützböcke 17 und die Lasthebel. M auf den um die Endachse 19 verschwenkbaren Zwischenhebel 20 und weiter über die Kette von waagrechten, durch Zwischenglieder 25 aneinandergelenkten Doppelhebeln 21, 22, 23, 24 mit abwechselnd höher und tiefer angeordneten Drehachsen bei Ausführung der Gesamtanordnung als Verbundwaage auf die Zugstange 6 (Fig. 3) und den Gewichtshebel 8 der vorhandenen Waage übertragen.