<Desc/Clms Page number 1>
Verfahren zur Herstellung eines kautsehukhaltigen Bindemittels für Faserstoffe.
Die vorliegende Erfindung beschäftigt sich mit der Lösung der Aufgabe, ein kautschukhaltiges
Bindemittel herzustellen, welches sich einschliesslich des Kautschukanteils unlöslich auf in Wasser dispergierten Faserstoffen niederschlagen lässt. Es ist bekanntlich bisher noch nicht gelungen, Kautschuk aus Lösungen, die ihn in dispergierter Form enthalten, also vornehmlich als Latex, auf Faserstoffen festhaftend niederzuschlagen, da bei allen derartigen Versuchen eine Koagulierung des Kautschuks ohne wesentliche Niederschlagbildung an der Faser erfolgte.
Es wurde nun gefunden, dass man auf folgende Weise ein in allen Verhältnissen mit Wasser verdünnbares Bindemittel für Faserstoffe herstellen kann, welches natürlichen oder künstlichen Kautschuk enthält und das sieh einschliesslich des Kautschukanteils unlöslich an Faserstoffen niederschlagen lässt :
Man trägt in siedendes Wasser gefälltes tierisches oder pflanzliches Lezithin ein und lässt das
Gemisch so lange kochen, bis das eingetragene Lezithin sich vollkommen in fein dispergiertem Zustande in Wasser verteilt hat. Zu dieser Dispersion fügt man die wässerige Auflösung eines Phenolaldehydresols in Alkali, wodurch Auflösung des dispergierten Lezithins eintritt. Unter ständigem Weitersieden und gutem Verrühren werden dann zu dieser Lösung Holzteer oder Holzteeröle zugesetzt und in Lösung gebracht.
Dann lässt man erkalten und fügt zu der erkalteten Lösung ein Mono-oder Disaeeharid hinzu.
Schliesslich erhält die Lösung noch einen Zusatz eines wasserlöslichen kieselsauren Salzes. Die so hergestellte Lösung wird ohne Erwärmung mit dem Latex eines natürlichen oder synthetischen Kautschuks verrührt, wobei die zugesetzte Latexmenge sich nach der Art des herzustellenden Faserstoffendproduktes richtet. Zweckmässig setzt man 25 bis 100 Teile Latex hinzu, bezogen auf 100 Teile der wie vorstehend beschrieben hergestellten Lösung. Hiemit ist das erfindungsgemässe Bindemittel fertiggestellt. Es enthält den Kautschukbestandteil in fein verteiltem, vor Fäulnis und Zersetzung absolut gesichertem Zustande und ist als solches unbegrenzt haltbar.
Beispiel :
5 Gew.-Teile Pflanzenlezithin werden in 50 Gew.-Teilen siedendem Wasser dispergiert und dann heiss mit einer Auflösung von 100 Teilen eines Resols in 100 Teilen wässeriger verdünnter Natronlauge versetzt. Hiezu fügt man noch 50 Teile Birkenteer (01. rusei), der sich ebenfalls in der heissen Lösung auflöst. Zu der erkalteten Lösung setzt man dann noch 200 Gew.-Teile Glukose und 400 Gew.-Teile Natrium-oder Kaliumsilikat oder eines Gemisches beider hinzu. Die so erhaltene Gemischlösung versetzt man in derselben Gewichtsmenge von natürlichem oder synthetischem Latex unter gutem Verrühren.
Falls die Anwesenheit von Füllstoffen erwünscht ist, kann man die Gemischlösung vor dem Zusatz des Latex noch mit einer Beimengung von 200 Gew.-Teilen hochquellfähigen Tons (China-Clay u. ä.) vermischen.
Das so hergestellte kautsehukhaltige Bindemittel ist in jedem Verhältnis mit Wasser mischbar.
Es kann in der gewünschten Konzentration mit der wässerigen Dispersion eines Faserstoffes vermischt werden und hieraus durch Zusatz verdünnter Lösungen schwacher Säuren oder sauer reagierender Salze in an sich bekannter Weise ausgefloekt werden. Die Ausflockung erfolgt aber hiebei überraschender- weise so, dass das Bindemittel mitsamt dem gesamten Kautschukgehalt unlöslich an den Faserstoff niedergeschlagen wird.
Die mit diesem Bindemittel beladenen Faserstoffe lassen sich in an sich bekannter Weise zu Fertigprodukten von sehr guten elastischen Eigenschaften verarbeiten, indem man den bindemittel-
<Desc/Clms Page number 2>
haltigen Faserstoff aus der wässerigen Dispersion abtrennt und, gegebenenfalls unter gleichzeitiger Einwirkung von Hitze, durch Pressung zu Formkörpern verschiedenster Gestalt, vorzugsweise zu Platten, Blöcken, Rohren und ähnlichen Gebilden formt.
Einige der vorstehend genannten Bestandteile des erfindungsgemässen Bindemittels sind bereits als Zusätze zu Kautschuklatex bekannt. So ist es z. B. bekannt, bei der Herstellung von Gummizement, also einem auf Kautschukbasis aufgebauten Kleb-und Anstrichmittel, dem Kautschuklatex einen Zusatz von Kiefernholzteer oder von kieselsaurem Natrium zu erteilen, um hiedurch die Klebrigkeit des Gummizements zu erhöhen. Ferner war es bekannt, dem als Bindemittel für tierische Hautfasern verwendeten Kautschuklatex einen Zusatz von Glukose zu geben, um ein weicheres Endprodukt zu erhalten. Auch sind Stoffe aus der Gruppe der organischen Fettester, also mit Lezithinen verwandte Körper, als Stabilisatoren für Kautschuklatex verwendet worden.
Ferner hat man basische Phenolverbindungen (Natriumphenolat) für denselben Zweck als Stabilisatoren des Latex vorgeschlagen.
Schliesslich ist auch die Verwendung von Tonen im Gemisch mit Kautschuklatex für Dichtungsmassen bekannt.
Demgegenüber handelt es sich bei dem erfindungsgemässen Verfahren um die Herstellung eines kautschukhaitigen Faserstoffbindemittels, bei welchem durch die Art der Herstellung unter Einhaltung einer bestimmten Reihenfolge der verwendeten, teilweise als solehe bekannten Zusatzstoffe die technisch ganz neuartige Wirkung erzielt wird, dass bei Ausfällung des Bindemittels eine feste, wasserunlösliche Bindung einschliesslich des Kautschukanteils an die Faserstoffe erfolgt.