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Verfahren zum Entwickeln von Färbungen aus Estersalzen von Leukoküpenfarbstoffen.
Es ist bekannt, dass Estersalze von Leukoküpenfarbstoffen gegenüber sauren Oxydationsmitteln sich verschieden verhalten. Während die einen durch milde Oxydationsmittel und schon bei niederer Temperatur entwickelt werden können, erfordern andere zur Entwicklung energischere Oxydationsmittel und gegebenenfalls höhere Temperaturen. Mit andern Worten, das Oxydationspotential, das zur Entwicklung einer Estersalzfärbung notwendig ist, ist für die verschiedenen Estersalze stark verschieden.
Anderseits besteht die Tatsache, dass einzelne Küpenfarbstoffe, die durch Oxydation der Estersalze auf der Faser entstehen, durch das zur Entwicklung dieser Färbung verwendete Oxydationsmittel leicht überoxydiert werden. Es treten dadurch starke Abweichungen vom gewünschten Farbton auf.
Aus dem Gesagten ist leicht ersichtlich, dass Schwierigkeiten entstehen, wenn beispielsweise auf ein und demselben Stoffe zwei Estersalze, ein leicht entwickelbares, gegebenenfalls gegen Überoxydation empfindliches und ein schwer entwiekelbares nebeneinander entwickelt werden sollen.
Entweder wird die Oxydationswirkung dem ersten angepasst, dann wird das zweite ungenügend entwickelt ; oder sie wird dem zweiten angepasst und es wird das erste überoxydiert.
In verschiedenen Patentschriften sind bereits Vorschläge zur Behebung solcher Schwierigkeiten vorgebracht worden, s. z. B. D. R. P. Nr. 535249,540470 mit Zusatz 549529,596887 u. a.
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durch Oxydation leicht in Chinone bzw. chinonähnliehe Körper übergehen, einerseits die Schädigung gegen Überoxydation empfindlicher Estersalzfärbungen weitgehend verhindert und anderseits die Entwicklung von andern Estersalzfärbungen, die eine energischere Oxydation erfordern, nicht zurückgehalten wird. Es handelt sich bei solchen Schutzstoffen um aromatische Polyoxykörper bzw. Aminooxykörper und deren Sulfo-bzw. Carbonsäuren, wie Hydrochinon, 1 : 4-Naphtohydrochinon, l-Amino- 2-naphtol-4-sulfonsäure, Pyrogallol, Gallussäure, Tannin u. a.
Metadioxykörper, wie z. B. Resorein sollen vom vorliegenden Verfahren ausgeschlossen sein.
Dabei ist als merkwürdig festzuhalten, dass die Menge des zu verwendenden Schutzstoffes in keinem stöchiometrischen Verhältnis steht zur Menge des im Bade vorhandenen überschüssigen, d. h. erfolgter Entwicklung der Färbung noch vorhandenen Oxydationsmittels. Um die gewünschte Wirkung, d. h. eine normale Entwicklung der Färbung zu erreichen, ist in der Regel nur ein Bruchteil von der Menge an Schutzstoff notwendig, die im Hinblick auf die angewandte Menge an Oxydationsmittel erwartet werden könnte.
Dieses neue Verfahren bietet demnach gegenüber den bisherigen gewisse Vorteile.
An anderer Stelle werden ähnliche Stoffe wie im vorliegenden Verfahren, aber zum Schutze gegen Faserschädigungen beim Färben von Cellulosefasern mit Küpenfarbstoffen verwendet. Jener Effekt liegt daher auf einem andern Gebiet, und aus seinem Vorhandensein konnte auf das Bestehen des vorliegenden Effektes nicht geschlossen werden.
Das neue Verfahren eignet sich für die Färberei, wie auch für den Druck der Cellulosefaser bzw. der Faser von regenerierter Cellulose. Es mag durch die nachfolgenden Beispiele erläutert werden : Beispiel : 0 Teile eines mattierten Kunstseidegewebes (Viscose) werden in einem Bade von nachfolgender Zusammensetzung, das auf 20 C gehalten wird, während % Stunden vorgefärbt.
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7'5 Teile calc. Natriumsulfat in
300 Teilen Wasser gelöst.
Es wird ausgerungen und ohne Zwischentrocknung in einem frischen Bade, das in 1000 Teilen Lösung 36 Teile Schwefelsäure (96%), 1 Teil Natriumnitrit und 0#5 Teile Hydrochinon enthält, entwickelt. Die Oxydation erfolgt währen 1/4 Stunde bei 200 bzw. 600 C.
Es wird dann in lauwarmer Sodalösung behandelt, gründlich gespült und zum Schluss in einem Bade, das 5 g Marseillerseife je Liter enthält, bei 85-90 C während 15 Minuten geseift.
Zwischen beiden olivgrünen Färbungen, d. h.
1. derjenigen, die bei 20 , und
2. derjenigen, die bei 600 entwickelt wurde, besteht kaum ein Unterschied. Lässt man den Zusatz von. Hydroehinon weg, so ist die Färbung 1. infolge von leichter Überoxydation trübe, die Färbung 2. infolge starker Überoxydation noch trüber.
Beispiel 2: Es wird eine Klotzlösung nachfolgender Zusammensetzung zubereiftet:
5 Teile Natriumsalz des Tetraschwefelsäureesters von Tetrahydro-dichlor-1 : 2-2' : l'-dianthra- chinonanzin.
1 Teil 1-propylnaphtalin-4-sulfonsures Natrium
3'Teile Hydrochinon +
10 Teile Natriumnitrit mitWasserauf1000Teileeingestellt.
Mit dieser Lösung wird gebleichter Bäumwollstoff auf einem 3-Walzenfoulard bei 50-60 C geklotzt und anschliessend in einer Hotflue getrocknet. Die Entwicklung der Färbung erfolgt in einem
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und zum Schluss 1/4 Stunde lang, kochend in einem Bade mit 5'g Marseilerseife je Liter geseift.
Die beiden-Färbungen.-bei'20'und bei 600 C entwiékelt - zeigen praktisch keinen Unterschied. Lässt man den Hydrochinonzusatz beiseite, so wird bei 20 C ein normaler Farbton erreicht, bei 600 C dagegen. ein grünlicher, trüber, herrührend von Überoxydation.
Ein ähnliches Resultat wird erhalten, wenn das Hydriochinon zum Seifenbade statt zum Klotzbade zugegeben wird.
Beispiel 3 : Es wird. eine Klotzlösung wie folgt zubereitet :
5 Teile des Leukoestersalzes des Küpenfarbstoffes gemäss Beispiel 1 des D. R. P. Nr. 212471
1 Teil 1-propylnaphtailin-4-sulfonsaures Natrium
50 Teile neutrale Traganthverdickung 80/1000
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10. Teile. Natriumnitrit mit Wasser auf, 1000 Teile gestellt.
Mit- diesem Bade wird gebleichte Baumwolle auf. einem 3-Walzenfoulard bei 50 C geklotzt und. anschliessend ohne Zwischentrocknung auf einem Jigger entwickelt.
Das Entwieklungsbad. enthält folgende Zusätze je Liter Flotte :
36 g Schwefelsäure (96%) 0'1 g. Hydrochinon.
Die Entwicklung erfolgt bei 20 C während 15 Minuten. Anschliessend wird gespült, in einem lauwarmen Sodabade neutralisiert, wieder gespült und zum Schlusse in einem Seifenbade mit 5 g Marseil1erseife, je Liter während Stunde kochend geseift.
Es wird eine reine olivgrüne Färbung erhalten. Unterlässt man die Zugabe von Hydrochinon, so wird-auch bei den milden Oxydationsbedingungen von 20 C-eine trübe Färbung herrührend von Uberoxydation, erhalten.
Beispiel4 : 20 Teile gebleichter Baumwollstoff werden in 100 Teilen eines Färbebnades # Stunden auf einem Jigger bei 20 G vorgefärbt ; Dieses Färbebad enthält folgende Zugaben :
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chinonazin 0#1 Teil 1-propylnaphtalin-4-sulfonsaures Natrium 2#5 Teile entwässertes Natriumsulfat.
Nach diesem Vorfärben. wird ausgerungen. Ein Trocknen ist nicht notwendig. Die Entwicklung erfolgt in einem frischen Bade, das in 100 Teile Flotte 3-6 Teile Schwefelsäure (96%), 0#1 Teil Natrium- nitritTmd 0'05 TeiLTamnn enthält ; während % Stunde bei 60 C. Anschliessend wird kräftig gespült,
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Färbebedingungen, dann erhält man einen grünstichigen, trüben Farbton, herrührend von Überoxydation.
Beispiel 5 : Baumwollgewebe wird mit folgender Druckpaste bedruckt :
Natriumsalz des Tetraschwefelsäureesters von Tetrahydro-diehlor-
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<tb>
<tb> 1 <SEP> : <SEP> z-z <SEP> : <SEP> r-dmnthrachmonanzin............................ <SEP> dieüe
<tb> Wasser <SEP> 35 <SEP> Teile
<tb> neutrale <SEP> Stärketraganthverdickung <SEP> 60 <SEP> Teile
<tb> Sodalösung <SEP> 100/0'.......................................... <SEP> 2 <SEP> Teile
<tb> 100 <SEP> Teile.
<tb>
Es wird getrocknet und bei 70 C in nachfolgendem Oxydationsbade während 8 Sekunden entwickelt.
In 1000 Teilen Bad sind enthalten :
36 Teile Schwefelsäure (96%),
20 Teile Natriumnitritlösung (20%) und 0'1 Teil Hydrochinon.
Anschliessend wird gewaschen und kochend geseift.
Es wird so eine normale volle Entwicklung des Farbtones erreicht, während ohne den Zusatz von Hydrochinon bei sonst gleicher Arbeitsweise infolge von Überoxydation ein grünstichiges, trübes Blau erhalten wird.
Beispiel 6 : Es wird
1 Teil l-Amino-2-naphtol-4-sulfonsäure
0-2 Teile Soda in Wasser gelöst und auf 100 Teile gestellt.
Ein Druck, wie er mit der Druckpaste nach Beispiel 5 erhalten wird, wird während 15 Sekunden
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oben erwähnten Lösung = 0-2 g l-Amino-2-naphtol-4-sulfonsäure enthält, entwickelt. Es wird das gleiche Ergebnis erhalten wie nach Beispiel 5.
Die Verwendung von 0'2 Teilen l-Amino-2-naphtol-4-sulfonsäure zeigt demnach die gleiche Wirkung wie 0'1 Teil Hydrochinon.
An Stelle der in diesen Beispielen angeführten Schutzstoffe können mit ähnlichem Ergebnis die nachfolgenden verwendet werden : Pyrogallol, Gallussäure, p-Aminophenol, N-Methyl-p-aminophenol, 1 : 4-Naphtohydrochinon, Brenzcatechin, p-Nitrosophenol u. a.
Gemäss vorliegendem Verfahren können auch mit Vorteil Estersalze der nachfolgenden Küpenfarbstoffe entwickelt werden : Indigo, Monobromindigo, N-Dihydro-l : 2-2' : l'-dianthrachinonazin, Farbstoff aus a-Isatinanilid und l-Methyl-7 : 8-oxybenzocarbazol u. a.
Wässerige Lösungen von Estersalzen von Leukoküpenfarbstoffen zeigen vielfach den Übelstand, dass sie unter dem Einfluss des Tageslichtes, namentlich des direkten Sonnenlichtes, vom Luftsauerstoff oxydiert werden und den unlöslichen Küpenfarbstoff abscheiden. Es zeigt sich dies auch bei allen Gegenständen, die mit solchen Lösungen getränkt sind, wie z. B. bei Gefässen und Holzteilen von Färbeund Druckeinrichtungen. Es kann dies weitgehend dadurch vermieden werden, dass solchen Lösungen geringe Mengen der in diesem Verfahren erwähnten Schutzstoffe, wie Hydrochinon u. a., zugefügt werden. Somit üben diese Schutzstoffe auch unter diesen Umständen ihre oxydationshemmende, - mildernde Wirkung aus.