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Formverfahren zum Vervielfältigen von Plastiken mittels Leim od. dgl. enthaltmder Massen.
Es ist bekannt. Massen mit Leim od. dgl. als Bindemittel in Formen aus Gips zu formen. Auch ist es nicht mehr neu, Gegenstände aus Eiweissstoffen mit Formaldehyd zu härten oder auch durch Kleb- stoff zu vereinigende Stossflächen vorerst mit einer Formaldehydlösung zu behandeln.
Das Formverfahren zum Vervielfältigen von Plastiken beliebiger Art, z. B. von künstlichen FrÜchten, Attrappen usw., welches den Gegenstand der Erfindung bildet, gipfelt in einer vorteilhaften Vereinigung jener bekannten Verfahren, die mit der Formung gleichzeitig auch die Härtung des Formgutes mittels des Formaldehyds im Gefolge hat. Erfindungsgemäss wird nämlich das vom Original abnehmende Gips- negativ aus in einer Formaldehydlösung angeliihrtem Gips hergestellt und dieses Negativ nicht nur zur
Formung der Leim od. dgl. enthaltenden Formmasse, sondern auch gleichzeitig mittels des aus ihm sich verflüchtigenden Formaldehyds zur Erhärtung der Formmasse benutzt, um schliesslich nach Entfernung des Negativs den gewünschten Abguss zu erhalten.
Das Verfahren wird beispielsweise im einzelnen wie folgt durchgeführt, unter der Annahme, dass man etwa ein Attrappenstück reproduzieren will :
Von der zu reproduzierenden Plastik aus Gips, Ton oder sonstigem Material wird mittels in einer etwa 5-8% igen Formaldehydlösung angerührtem Gips ein Negativ in Teilstücken abgeformt. Dieses so erhaltene Negativ hat die Fähigkeit den Formaldehyd sich ziemlich stark verfliichtigen zu lassen, während das Wasser durch den Gips gebunden bleibt.
In dieses Gipsnegativ wird nun eine plastisehflüssige Masse eingegeben. Dieselbe besteht z. B. aus
1000 Teilen Leim, 1000 Teilen Ölfirnis und Lack, 5 Teilen Holzteer, 200 Teilen Asphalt und Mineralstoffen als Farbenvermittler und Füllsel und wird heiss eingegossen. Nach ein bis zwei Minuten hat der Formaldehyd des Gipsnegativs so auf die an der Negativwandung anliegende Schicht der Masse eingewirkt, dass diese in einen nicht mehr schmelzbaren Zustand übergegangen ist und in dünner Hartschicht an den Wandungen des Formnegativs haftet. Der weiter innen liegende Teil des Eingusses bleibt, weil der Formaldehyd nicht so durchdringen rasch wirkt. noch flüssig und wird zweckmässig wieder ausgegossen.
Dann wird sogleich ein neuer Einguss der erwähnten Masse eingebracht, es bildet sich wieder eine dünne Hartschicht unter dem fortwirkenden Einfluss des Formaldehyds. und so fort, bis die im Negativ zurückbleibende Masseschicht eine genügende Stärke erreicht hat.
Nach dem letzten Aufguss wird nach dem Wiederausschütten der Masse auf die zurückbleibende, noch warme Schicht eine Gleitschutzschieht angebracht. Diese wird erhalten, indem man z. B. Knochengriess, Sand oder sonstige nicht hygroskopisch Körper in Griessform einschüttet. Durch die eigene Klebkraft der Masse wird der eingeschüttete Griess festgehalten. Der lose bleibende Gries wird wieder entfernt. Die Innenwandung der geformten Masse hat nun eine rauhe schmirgelpapierartige Oberfläche, was ihr die Eigenschaft gibt, sich auf einer nachfolgend einzugiessenden Sperrfüllung festzuklammern, um so beim Trockenprozess nicht zu reissen.
Diese Sperrfüllung besteht etwa aus Paraffin oder einem andern schmelzbaren Stoff, der sich durch Erwärmen wieder entfernen lässt. Die Sperrfüllung hat den Zweck. dem Eingehen der geformten Masse Widerstand zu bieten, so dass das Volumen des Körpers nicht wesentlich verringert wird. Nach vollständiger Trocknung des Gusses wird die Sperrfüllung zweckmässig wieder entfernt.
Die Sperrfüllung braucht nicht in jedem Falle wieder herausgenommen zu werden. Sie kann auch aus einer plastischen, erhärtenden Masse, z. B. Marmorzement, bestehen, die zweckmässig schichtenweise aufgebracht-wird.
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Ist von der geformten Masse die Positivform und aus ihr auch die Sperrfüllung entfernt, so ver- bleibt ein beinartiger Formkörper, der sich beliebig verarbeiten lässt und genau dem Original entspricht.
Es besteht auch die Möglichkeit, die plastisch flüssige Masse direkt in eine gewöhnliche Form ein- zugiessen und erst nachher die in der Form erstante, gummiähnliche Masse nach Herausnehmen aus derselben mit Formaldehydgips zu umkleiden. Diese Formaldehydgipsverkleidung lässt man wie oben einige Zeit auf die Masse einwirken, alsdann wird das Stück in einem Ofen bis zum Schmelzpunkt der
Masse wieder erwärmt. Der innere, nicht gehärtete Kern wird ausgegossen und die Formaldehyd- verkleidung mit dem ihr immer anhaftenden Gussstück zum Trocknen gestellt. Bei diesem Fabrikations- prozess ist keine Sperrfüllung notwendig, da die Masse an den porösen, vorher nicht geölten Wandungen der Formaldehydverkleidung festhält und damit nach deren Wandungen hin auftrocknet.
Diese Methode kann z. B. angewandt werden, wenn dünnwandige Präzisionsarbeiten hergestellt werden sollen.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Formverfahren zum Vervielfältigen von Plastiken mittels Leim od. dgl. enthaltender Massen, dadurch gekennzeichnet, dass das vom Original abzunehmende Gipsnegativ aus in einer Formaldehyd- lösung angerührtem Gips hergestellt und dieses Negativ nicht nur zur Formung der Leim od. dgl. ent- haltenden Formmasse, sondern auch gleichzeitig mittels des aus ihm sieh verflüchtigenden Formaldehyds in an sich bekannter Weise zur Erhärtung der Formmasse benutzt wird.