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Verfahren zur Herstellung eines reinen Papierstoffes aus bedrucktem Altpapier.
Bekannt sind bereits Verfahren, nach denen bedrucktes Altpapier in der Wärme oder in der Kälte mit Alkalien allein oder mit Alkalien unter Zusatz von Silikaten aus dem Gebiete der Erd-oder Erdalkalimetalle eventuell auch zusammen mit organischen Schutzkolloiden behandelt wird. Auch die Benutzung von alkalischen Peroxyde zusammen mit Kieselsäure oder Kieselsäureverbindungen ist bekannt. Schliesslich ist die Verwendung von Ablaugen aus der Herstellung von Zellstoff für die Entfernung von Druckerschwärze vorgeschlagen worden.
Soweit die bekannten Verfahren eine Behandlung unter Wärme oder gar in geschlossenen Behältern mit Dampf unter Druck vorsehen, bringen sie grosse Extrakosten, teilweise auch grosse Faserverluste mit sich, die wirtschaftlich in den meisten Fällen nicht tragbar sind. Es ist hier zu beachten, dass z. B. bedrucktes Zeitungspapier das Hauptkontingent unter den bedrucken Papieren stellt und dass dieses gewöhnliche Papier auch nur ein gewöhnliches, billiges Wiedergewinnungsprodukt liefern kann.
Soweit jedenfalls eine Befreiung des Altpapieres von der Druckerschwärze und nicht eine Überführung des in demselben enthaltenen Holzschliffes in Zellstoff bezweckt wird, gilt der Grundsatz. dass nur billigste Lösungsmittel, billigste Verfahren und schonendste Behandlung der Faser zwecks Vermeidung von Faserverlusten wirtschaftlich in Frage kommen.
Soweit teure Lösungsmittel wiedergewonnen werden sollen, bliebe zu berücksichtigen, dass die Wiedergewinnungsverfahren verhältnismässig kompliziert sind, dass praktisch eine restlose Wiedergewinnung der Lösungsmittel unmöglich ist und dass sich Druckerschwärze, also Schmutz in dem teilweise wiedergewonnenen Lösungsmittel anreichert.
Es ist bekannt, dass die Verwendung von Alkalien zu einer Vergilbung der Holzfaser führt ; diese Verfahren bedingen also mit Rücksicht auf den Preis der Alkalien einen hohen Aufwand, dem ein geringes wirtschaftliches Produkt gegenübersteht. An dieser Vergilbung der Faser ändert sich auch nichts. wenn den Alkalien anorganische oder organische Kolloide zugefügt werden. Zweck dieser Zusätze soll ja auch sein, die durch die Alkalien in Lösung gebrachte Druckerschwärze aufzunehmen. Es bleibt also unter allen Umständen die bekannte Vergilbung der Faser bestehen. Auch die Ablaugen aus der Herstellung von Zellstoff nach dem Natron-oder Sulfatverfahren ist stark alkalisch. Durch ihre Anwendung sind daher die erwähnten Nachteile nicht zu vermeiden.
Es wurde nun gefunden, dass diese Nachteile dann vermieden werden, wenn das Altpapier mit solchen erdalkalihaltigen, auf das Altpapier selbst nicht oder nur milde einwirkenden, Lösungsmitteln behandelt wird, die eine besondere Adhäsionsfähigkeit zur Druckerschwärze und oder weisse Farbkraft und oder kolloidale Beschaffenheit besitzen.
Die Einwirkung dieser Stoffe auf das Altpapier ist eine sehr milde. Die Mittel sind so billig, dass auf ihre Wiedergewinnung verzichtet werden kann und die Druckerschwärze wird in einem Arbeitsgang und auf kaltem Wege entfernt, ohne dass die Faser unter der Einwirkung leidet.
Ein solches Mittel ist z. B. der Kaustizierschlamm, der bei der Kaustizierung der Soda oder der sogenannten Schmelzen aus dem Natron- bzw. Slllfatzellstoffverfahren anfällt. Derselbe ist der fast ganz alkalifreie Rückstand aus der Kaustizierung der aus den Ablaugen ausgebrannten
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Sodaschmelzen, der trotz des in praktischen Betrieben üblichen und durch die Grundsätze rationeller Betriebsführung gebotenen Aussüssens noch Natriumhydroxyd Kaliumhydroxyd und
Natriumsalze, vorwiegend aber Kalksalze enthält. Die Menge an vorhandenen Alkalien ist jedoch so gering, dass eine Vergilbung der Faser auf keinen Fall eintritt. Die Schmelzen der Stroh- zellstoffabriken sind silikathaltig wegen des Kieselsäuregehaltes des Strohs.
Infolgedessen enthält auch der Kaustizierschlamm in Strohzellstoffbetrieben Silikate, vorwiegend Kalziumsilikate. Die kolloidale Beschaffenheit dieser Silikate kommt der Lösung der Druckerschwärze sehr zustatten.
Aber auch durch die Anwesenheit von Suspensionen von anderen Kalksalzen wird die Be- seitigung der Druckerschwärze unterstützt, u. zw. infolge der Adhäsionsfahigkeit und der weissen
Farbkraft dieser Salze.
Für die Befreiung des bedruckten Altpapiers von der Druckerschwärze eignet sich ferner hervorragend Magnesiumhydroxyd. Dieses ist ebenfalls sehr billig herzustellen, indem z. B. aus
Carnallitablaugen, die nach der Ausscheidung von Kaliumchlorid vorzugsweise Magnesiumchlorid enthalten, durch Zugabe von alkalischen Laugen oder auch durch Zugabe von Kaustizierschlamm
Magnesiumhydroxyd gebildet wird. Dieses besitzt, wie festgestellt wurde, ein besonders gutes
Ausscheidungsvermögen. Bei der Bildung aus Carnallitlauge und Kaustizierschlamm tritt zu dem an sich guten Ausscheidungsvermögen noch eine Erscheinung hiezu, die auf die Anwesenheit von Magnesium-und Kalksalzen, insbesondere aber auf die Anwesenheit von Gemengen von
Magnesiumkarbonat und Magnesiumhydroxyd zurückzuführen ist.
Dies Gemenge besitzt eine ganz aussergewöhnliche weisse Farbkraft.
Die Wirkung von Kaustizierschlamm oder Magnesiumhydroxyd wird dadurch noch wesentlich gesteigert, dass diesen Lösungsmitteln Suspensionen solcher erdalkalischer Salze zugesetzt werden, die kolloidale Beschaffenheit und oder weisse Farbkraft besitzen. Als Salze von kolloidaler Be- schaffenheit kommen insbesondere Kalzium-und Magnesiumsilikate in Betracht, als weisse Farb- träger insbesondere Bariumsulfat, Bariumkarbonat, einfaches und basisches Magnesiumkarbonat.
Praktische Versuche haben ergeben, dass derartige Suspensionen auch für sich allein (ohne Kaustizierschlamm oder Magnesiumhydroxyd) oder zweckentsprechend untereinander gemischt in der Lage sind, die Druckerschwärze zu lösen und zu beseitigen.
Selbstverständlich können im Rahmen der Erfindung die Lösungsmittel der nachstellenden
Patentansprüche auch aus ihren Bestandteilen durch Mischungen oder chemische Umsetzungen dargestellt werden.
Die Erfindung kann beispielsweise wie folgt ausgeführt werden :
Beispiel 1 : 1000 leg Altpapier, das auf an sich bekannte Art, z. B. in einem Auflösungsholländer bekannter Bauart eingeweicht und zerfasert wird, werden während der Zerfaserung oder nach Beendigung derselben mit dem Lösungsmittel versetzt, z. B. mit 300-500 l Kaustizierschlamm. Nach etwa einstündiger Einwirkung des Lösungsmittels wird der Papierbrei auf an sich bekannte Weise ausgewaschen und weiter behandelt.
Beispiel 2 : 1000 kg Altpapier, das ebenso, wie nach Beispiel 1 aufbereitet worden ist, werden während oder nach der Zerfaserung mit etwa 80 l Carnallitablauge, die mit etwa 120 1 Kaustizierschlamm vermischt worden ist, versetzt. Der Mischung kann gegebenenfalls etwa 15 kg Magnesiumkarbonat zugegeben werden. Nach etwa einstündiger Einwirkung wird der Papierbrei auf an sich bekannte Art ausgewaschen.
In sämtlichen Fällen richtet sich selbstverständlich die Konzentration des verwendeten Lösungsmittels nach der Art des zu behandelnden Papiers und des zu lösenden Druckstoffes.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung eines reinen Papierstoffes aus bedrucktem Altpapier auf kaltem Wege, dadurch gekennzeichnet, dass das zerfaserte Altpapier mit Kaustizierschlamm, der bei der Kaustizierung von Soda oder Natron-bzw. Sulfatschmelzen aus dem Natron-oder Sulfatzellstoffverfahren anfällt, behandelt wird.