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Verfahren zur Veredlung von pflanzlichen Faserstoffen.
Es ist bereits bekannt, durch aufeinanderfolgende Einwirkung verschiedener Quellungsmittel mannigfache Veränderung auf pflanzlichen Faserstoffen zu bewirken. Auf solchen Vorgängen beruhen unter anderen die Verfahren einer Reihe von österr. Patenten der Erfindern, so Nr. 70004,69358, 81367,85599, 95056.
Bei den bekannten Verfahren wurde bisher derart vorgegangen, dass jeweils nach einer erfolgten
Quellungsreaktion vor der Einwirkung des nächstfolgenden Quellungsmittels in üblicher Weise ausgewaschen wurde, wobei die durch den Waschvorgang eintretende Koagulierung den ersten Quellungvorgang jeweils ausnahmslos zu unterbrechen pflegte.
Es wurde nun gefunden, dass eine nicht vorauszusehende Steigerung der technischen Wirkung eintritt, wenn bei zwei-oder mehrmaliger Quellung mittels verschiedener Mittel zwischen den einzelnen
Quellungsvorgängen eine Koagulation vermieden wird, d. h. ein Quellungszustand unmittelbar in den anderen übergeht.
Nach dem neuen Verfahren lassen sich neuartige Wirkungen erzielen, indem beispielsweise verschiedenartige anorganische konzentrierte Säuren unter geeigneten Bedingungen wechselweise auf Baumwolle zur Einwirkung gebracht werden. In entsprechender Weise können die zu Merzerisationszwecken gebräuchlichen Alkalilaugen in Verbindung. mit Kupferoxydammoniaklösungen zur Reaktion gebracht werden. Die bekannten quellend wirkenden Salzlösungen, wie Chlorzink, Rhodankalzium usw. können sowohl unter sich wie auch in Verbindung mit sauren und alkalischen Quellungsmitteln kombiniert werden. Praktisch wird bei diesen verschiedenen Anwendungsweisen so verfahren, dass nach einer erfolgten Quellung der Überschuss des Quellungsmittels durch Abpressen, Ausquetschen, Abschleudern u. dgl. vor der Einwirkung des nächstfolgenden Quellungsmittels entfernt wird.
In Fällen, wo bei blossem Abpressen od. dgl. des ersten Quellungsmittels es unerwünscht sein sollte, wenn Anteile davon in das folgende Behandlungsbad übergehen, so kann an Stelle des Abpressens u. dgl. ein Waschen mit indifferenten Lösungsmitteln eingeschaltet werden, wodurch das erste Mittel vollständig oder bis auf einen unschädlichen Rest entfernt wird. Handelt es sich beispielsweise um die Wechselwirkung alkalischer und saurer Quellungsmittel, so ist ein dazwischen zu schaltendes Auswaschen mit einem indifferenten Lösungsmittel nicht zu umgehen, da sonst durch den Neutralisierungsvorgang zwangläufig eine Koagulierung eintreten würde.
Das neue Verfahren lässt sich auf alle Arten von pflanzlichen Fasergebilden, sowie auch auf lose Fasern anwenden. Die erhaltenen Effekte sind je nach Art des Faserstoffes und der angewendeten Quellungsmittel verschieden. So können wollähnliche und weiche, steife und durchsichtige, auch leinen- ähnliche Beschaffenheiten mit oder ohne Glanzwirkung erzielt werden. Es kann auch mittels geeigneter Vorrichtungen derart verfahren werden, dass bei Einwirkung der Quellungsmittel das Fasergebilde nicht durchgängig verändert wird, sondern die Quellung nur einseitig und oberflächlich stattfindet. Charakteristisch ist stets eine gesteigerte Wirkung des Quellungssystems gegenüber derjenigen der einzelnen Komponenten, die nicht auf blosser Additionswirkung beruht.
Nach dem neuen Verfahren lassen sich auch gemusterte Effekte durch örtliche Einwirkung der Quellungsmittel erzielen. Man kann sich hiezu sowohl des unmittelbaren Auftragens durch Bedrucken, Aufspritzen, Bemalen mit oder ohne Verdickungsmittel bedienen, als auch den Reservedruek, verbunden
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mit nachherigem Eintauchen in die Quellungsmittel anwenden. Haltbare, gemusterte Effekte können auch dadurch erzielt werden, dass das Fasergebilde partiell bei einer Temperatur von 100 C, und höher gepresst und nachher der Quellung ausgesetzt wird.
Ausführungsbeispiele.
1. Feine, vorbehandelte Baumwoümousseline wird zunächst lose in Schwefelsäure von 50 Bé eingelegt, nach erfolgter Quellung durch Abquetschen vom Überschuss der Schwefelsäure befreit und unmittelbar in Salpetersäure von 430 Be eingetaucht. Während beide Mittel für sich allein angewendet, nur eine Verdichtung des Gewebes zu bewirken vermögen, entsteht nach dem neuen Verfahren unter beträchtlicher Kontraktion ein steifer, halbtransparenter Effekt von eigentümlichem Charakter.
2. Auf ein grobes, zweckmässig gebleichtes, merzerisiertes Baumwollgewebe wird mittels eines auf 1800 C erhitzten Presskörpers ein Muster eingepresst. Das so vorbehandelte Gewebe wird während kurzer Zeit durch eine Kupferoxydammoniaklösung hindurchgezogen, dabei der Überschuss der Lösung abgepresst und hierauf das Gewebe in gespanntem Zustande mit Natronlauge-merzerisiert. Nach dem üblichen Säuern, Waschen und Trocknen weist das Gewebe eine damastartige Musterung auf, indem die gepressten Partien den ursprünglichen Gewebecharakter beibehalten haben, während der ilbrige Teil der Fläche eine steife, leinenartige Beschaffenheit zeigt.
3. Vorbehandeltes Baumwollgewebe wird in eine heisse Chlorzinklösung von 650 Be eingetaucht, nach erfolgter Quellung dann der Überschuss der Lösung abgeschleudert und unmittelbar der Einwirkung von hochkonzentrierter Salzsäure bei minus 50 C unterworfen. Nach dem Auswaschen und Trocknen ist auf dem Gewebe ein Effekt, ähnlich demjenigen wie im Beispiel 1 beschrieben, zu erkennen.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Veredlung von pflanzlichen Faserstoffen mittels zweier oder mehrerer der üblichen
Quellungsmittel, dadurch gekennzeichnet, dass der Qqellungsvorgang zwischen den einzelnen Teilbehandlungen zur Vermeidung einer intermediären Koagulation nicht unterbrochen wird.