Verfahren zum Betrieb einer Anlage zur Herstellung von Tabletten
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Betrieb einer Anlage zur Herstellung von Tabletten nach Patentanspruch 1. Die Erfindung bezieht sich auch auf eine Anlage zur Herstellung von Tabletten nach Patentanspruch 10.
Eine Anlage zur Herstellung von Tabletten enthält typischerweise eine sogenannte Rundläuferpresse. Hauptbestandteil der Rundläuferpresse ist ein Rotor, der einen Satz von Unter- und Oberstempeln aufnimmt. Die Stempel wirken mit Matrizen in einer Matrizenscheibe des Rotors zusammen, wobei eine stationäre Befüllein- richtung Bohrungen der Matrizen nacheinander befüllt, bevor das eingefüllte Material mit Hilfe der Pressstempel verdichtet wird. Wenn nachfolgend und vorstehend der allgemeine Begriff„Rotor" verwendet wird, umfasst dieser auch das „Rotorpaket", d.h. diejenigen zum Rotor gehörenden Teile, die mit dem Rotor eine ein- und ausbaubare Einheit bilden. Dazu gehören zum Beispiel die Kurventräger für die Kurven, die die Stempel während der Rotordrehung steuern.
Die Steuerung des Betriebs und die Überwachung einer derartigen Rundläuferpresse findet mit einem Rechnersystem statt. Zu diesem Zweck enthält die Rundläuferpresse eine Reihe von Signalgebern, die zur Beschaffenheit, Anordnung und Funktion von Komponenten und Baugruppen der Presse Signale abgeben, die in dem Rechnersystem verarbeitet werden. Beispielsweise sind den Druckrollen Druckmessvorrichtungen zugeordnet, welche die maximale Presskraft und auch deren Verlauf ermitteln. Insgesamt enthält das Rechnersystem eine Bedien- und Steuerungssoftware zur Steuerung und Überwachung des Betriebs der Rundläuferpresse. Auf die Einzelheiten hierzu soll jedoch nicht weiter eingegangen werden. Die Kommunikation zwischen Rundläuferpresse und Rechnersystem erfolgt üblicherweise über eine drahtgebundene Signalverbindung, beispielsweise ein
BESTÄTIGUNGSKOPIE
Kabel. Es ist jedoch auch eine kontaktlose bzw. drahtlose Übertragung von Daten möglich.
Aus DE 199 33 817 AI ist für eine Presse bekannt geworden, dem Unter- und Oberwerkzeug einen Speicher zuzuordnen, der mit Hilfe eines Lesekopfes abgelesen werden kann. Mit Hilfe einer derartigen Anordnung kann zum Beispiel die Standzeit der Presswerkzeuge überwacht werden. Aus DE 199 20 377 AI ist ein Kommunikationssystem von Aktoren und Sensoren an der Tablettiermaschine und einem Steuerungsrechner bekannt geworden. Die Kommunikation erfolgt über ein Bussystem.
Aus DE 102 07 764 B4 ist bekannt geworden, eine Mehrzahl von Komponenten und/oder Baugruppen der Rundläuferpresse mit einem Transponder zu versehen und in den Transpondern mindestens eine die Komponente und/oder die Baugruppe kennzeichnende Identifikationsnummer einzuspeichern. In dem Rechnersystem wird ein Komponenten- und/oder Baugruppenplan hinterlegt. Nach dem Zusammenbau der Tablettiermaschine werden die Transponder mit einem mit dem Rechnersystem verbundenen Lesekopf abgelesen. Die ausgelesenen Daten werden im Rechnersystem mit dem Komponenten- und/oder Baugruppenplan verglichen. Auf diese Weise ist es möglich, beim Zusammenbau einer Rundläuferpresse diesen automatisch zu überwachen.
Rotor bzw. Rotorpaket in Rundläuferpressen sind üblicherweise als Einheit ausbaubar, beispielsweise zum Reinigen der Presse. Außerdem können in einer Rundläuferpresse unterschiedliche Rotoren zum Einsatz kommen. So werden Produktionstypen unterschieden, z.B. ob Monoschicht-, Zweischicht- oder Dreischichttabletten hergestellt werden sollen. Je nach Produktionstyp ist die Bedienung und Steuerung der Rundläuferpresse unterschiedlich. Beim Einbau eines anderen
Rotorpakets ist es bisher üblich, am Bedienterminal des Rechnersystems manuelle Eingaben vorzunehmen, mit welchen die Bedien- und Steuerungssoftware an den Rotortyp angepasst wird.
Die manuelle Eingabe von Informationen zum jeweiligen Rotortyp ist zeitaufwendig. Außerdem kann es zu einer Fehleingabe kommen, was zu einer Beschädigung oder Fehlfunktion der Tablettenpresse führt. Ein wichtiges Datum für die Kennzeichnung eines Rotortyps ist die Stationszahl, welche die Anzahl von Matrizen bzw. Matrizenbohrungen und Stempelpaare wiedergibt. Bei einer Falscheingabe der Stationszahl funktioniert die Aussortierung von Schlechttabletten nicht. Schlechttabletten gelangen in die Gutproduktion, und es kann dazu führen, dass eine vollständige Charge entsorgt werden muss, was naturgemäß nicht nur den Zeitaufwand vergrößert, sondern auch einen materiellen Schaden verursacht.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Betrieb einer Anlage zur Herstellung von Tabletten anzugeben, bei dem eine Anpassung der Bedien- und Steuerungssoftware im Rechnersystem an unterschiedliche Rotorpakete automatisch erfolgt.
Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren wird in ein Speicher- und Kommunikationsbauteil an den Rotorpaketen ein an den Rotortyp angepasster Datensatz eingespeichert. Vor Inbetriebnahme des Rotortyps wird der Datensatz ausgelesen und in das Rechnersystem eingespeichert zur automatischen Anpassung der Bedien- und Steuerungssoftware und Bedienoberfläche an den Rotortyp.
Es ist auch denkbar, in einem Speicher des Rechnersystems z.B. tabellarisch für alle in der Rundläuferpresse einbaubaren, unterschiedlichen Rotorpakete deren spezifische, für den Betrieb notwendigen Daten zu speichern und diesen Kenndaten den Rotortypen zuzuordnen. Vor Inbetriebnahme eines Rotors werden seine Kenndaten ausgelesen, und im Rechnersystem werden die zugeordneten Betriebsund Bediendaten aus dem Rechnerspeicher ausgegeben zur Übernahme in die Steuerungs- und Bediensoftware.
Nach einer Ausgestaltung der Erfindung erfolgt das Auslesen des Datensatzes, wenn sich der Rotor außerhalb der Rundläuferpresse befindet. Alternativ kann vorgesehen werden, dass das Auslesen des Datensatzes erfolgt, wenn sich der Rotor in der Rundläuferpresse befindet.
Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung erfolgt die Datenübertragung vom Speicher- und Kommunikationsbauteil zum Rechnersystem und umgekehrt kontaktlos bzw. drahtlos. Naturgemäß kann sie auch kontaktbehaftet bzw. drahtgebunden über eine Steckverbindung erfolgen. Eine derartige Steckverbindung ist naturgemäß nur vorübergehend für den Zeitraum der Datenübertragung erforderlich und wird aufgehoben, sobald der Rotor in die Maschine eingebaut wird bzw. bevor die Tablettenpresse in Betrieb gesetzt wird, wenn das Kommunikationsbauteil auf einem drehenden Teil des Rotors bzw. -pakets angeordnet ist. Befindet es sich z.B. auf dem Kurventräger, kann die Kabelverbindung ständig aufrecht erhalten werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren sieht in seiner allgemeinsten und umfassendsten Ausprägung vor, dass in dem Speicher- und Kommunikationsbauteil rotorspezifische Identifikations- und/oder Vorgabe- und/oder Betriebs- und/oder Überwachungsdaten hinterlegt sind. Die vorstehende Klassifikation soll nur als
grober Ordnungsrahmen dienen; sie ist nicht allgemeinverbindlich definiert. Zu den Identifikationsdaten zählen zum Beispiel Angaben zum Rotortyp und seiner Zweckbestimmung. Zu den Vorgabedaten zählen z.B. die Standzeit, die Stationszahl, diverse Herstellerinformationen, Angaben zu realisierbaren Produktionstypen, Solldrehzahl und Angaben zur max. Presskraft. Betriebsdaten sind absolvierte und noch zu absolvierende Betriebsstunden, Informationen zum Lebenszyklus des Rotorpakets, Istdrehzahlen, Istpresskräfte, Istpresskraftverläufe. Fehlerdiagnosen, Ersatzteilbestellungen, Überwachung von Wartungsintervallen, um nur einige Beispiele zu nennen, werden mit Hilfe von Überwachungsdaten, vorzugsweise online oder über Teleservice, durchgeführt. Nachfolgen werden einige Ausgestaltungen der Erfindung näher konkretisiert.
Bei Modifikation der Bedien- und Steuerungssoftware im Rechnersystem in Anpassung an den einzusetzenden Rotortyp ist nicht automatisch gewährleistet, dass möglicherweise ein Rotor eingesetzt wird, der für die Rundläuferpresse nicht geeignet ist. Daher wird nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung in das Speicher- und Kommunikationsbauteil der Rotortyp eingespeichert und die Bedien- und Steuerungssoftware ist so ausgelegt, dass ein falscher Rotor erkannt und angezeigt werden kann.
Nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung werden in das Speicher- und Kommunikationsbauteil die Standzeit des Rotors und die Betriebsstunden des Rotors eingespeichert. Auf diese Weise können automatisch Wartungsintervalle eingehalten werden. Ferner kann festgestellt werden, wann eine Überholung oder Austausch des Rotors erforderlich ist, weil er das Ende seiner Standzeit erreicht hat.
Mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens kann eine Reihe von Informationen zwischen Rotor und Rechnersystem ausgetauscht werden. So kann, wie bereits
erwähnt, der Produktionstyp in das Speicher- und Kommunikationsbauteil eingespeichert werden, der grob die Bedienung und Steuerung der Tablettenpresse definiert. Der Rotortyp kann z.B. für Einschicht-, Zweischicht- oder Dreischichttabletten eingesetzt werden oder auch für eine Sonderproduktion von Tabletten. Durch Auslesen des Typs des Rotorpakets kann unter Umständen online und über Teleservice auf die Daten zugegriffen werden, um eine Fehlerdiagnose durchzuführen oder eine Ersatzteilbestellung. Ein weiteres wesentliches Datum eines Rotortyps ist seine Stationszahl. Bei Falscheingabe funktioniert die Aussortierung der Schlechttabletten nicht, d.h., es können Schlechttabletten in die Gutproduktion gelangen. Auch Sonderfigurationen eines Rotorpakets können automatisch erkannt und zur Anpassung der Bedien- und Steuerungssoftware verwendet werden. So kann zum Beispiel die maximale Rotordrehzahl, die maximale Presskraft usw. berücksichtigt werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht eine automatische Erkennung des Rotortyps und eine automatische Anpassung der Steuerungs- und Bediensoftware und der Bedienoberfläche an diesen Rotortyp. Es verhindert, dass Mensch und Presse bei einem Rotorwechsel Schaden erleiden. Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht die Speicherung, Aktualisierung und Auslesung von beliebigen Informationen zum Rotorpaket. Ein falscher Rotortyp wird erkannt.
Die Erfindung soll nachfolgend anhand einer Zeichnung näher erläutert werden. Die einzige Figur zeigt perspektivisch ein Rotorpaket mit einem Blockschaltbild einer Anlage nach der Erfindung.
In der Figur ist ein Rotor bzw. ein Rotorpaket mit 10 bezeichnet. Es ist von bekanntem Aufbau. Man erkennt einen oberen Scheibenabschnitt 12 zur Aufnahme von nicht gezeigten Oberstempeln und einen unteren Scheibenabschnitt 14 zur
Aufnahme von nicht gezeigten Unterstempeln. Eine dazwischen angeordnete Matrizenscheibe, beispielsweise in Form von einzelnen Segmenten mit Bohrungen zur Aufnahme von zu verpressendem Material, ist aus Darstellungsgründen fortgelassen. Oberhalb der oberen Stempelfuhrung 12 befindet sich der Kurventräger 15 für die Kurven für die nicht gezeigten Oberstempel. Das gezeigte Rotorpaket 10 ist Bestandteil einer nicht detailliert gezeigten Rundläuferpresse zum Beispiel von bekanntem Aufbau und wird von einem entsprechenden Antrieb in Drehung versetzt. Auf den Betrieb der Rundläuferpresse soll im Einzelnen nicht eingegangen werden. Die Rundläuferpresse ist in der Figur als Block 16 dargestellt. Die Rundläuferpresse 16 wird von einem Rechnersystem 18 bedient, gesteuert und überwacht. Zu diesem Zweck weist die Rundläuferpresse 16 eine erste Schnittstelle 20 auf. Auf die Steuerung, Bedienung und Überwachung der Rundläuferpresse 16 soll jedoch im Einzelnen nicht eingegangen werden. Sie kann konventionell sein.
Auf dem Kurventräger des Rotorpakets 10 am Rand ist ein Speicher- und Kommunikationsbauteil 22 fest angeordnet. Über seine nicht gezeigte Schnittstelle kann es mit einer zweiten Schnittstelle 24 eines Lese- und Schreibgeräts 26 kommunizieren, das seinerseits mit einer dritten Schnittstelle 28 des Rechnersystems 18 kommuniziert. Rechnersystem 18 und Lese- und Schreibgerät 26 können eine Einheit bilden, wie durch den gestrichelt gezeichneten Kasten 30 angedeutet. Eine zweite Kommunikationsstrecke 34 zwischen Speicher- und Kommunikationsbauteil 22 und Lese- und Schreibgerät 26 kann kontaktlos bzw. drahtlos oder kontaktbehaftet sein. Im letzteren Fall ist eine Steckverbindung zwischen den Teilen vorgesehen. Die Kommunikation bzw. Datenübertragung zwischen Rechnersystem 18 und Rundläuferpresse 16 über eine erste Kommunikationsstrecke 32 kann ebenfalls kontaktlos bzw. drahtlos oder kontaktbehaftet sein, wie an sich bekannt.
Im Speicher- und Kommunikationsbauteil 22 kann eine Reihe von Daten, beispielsweise Identifikations-, Vorgabe- und/oder Betriebs- und/oder Überwachungs-Daten, die für den Rotortyp und seine Betriebsweise kennzeichnend sind, eingespeichert sein. Hierzu gehört z.B. der Produktionstyp (Einschicht-, Zweischicht- oder Dreischichtproduktion von Tabletten, Sonderproduktion, Stationszahl usw). Insgesamt definiert der Produktionstyp die Bedienung und Steuerung der Rundläuferpresse 16 über das Rechnersystem 18. Hierzu gehört zum Beispiel auch die Anzahl der Stationen des Rotorpakets 10. In dem Speicher- und Kommunikationsbauteil 22 können auch Standzeit und Betriebsstunden des Rotorpakets 10 eingespeichert werden, um Wartungsintervalle einzuhalten und Fehlfunktionen durch zu lange Wartungsintervalle oder Überschreiten der Standzeit zu verhindern. Auch Sonderkonfigurationen können eingespeichert sein, um automatisch zu erkennen, ob zum Beispiel die maximale Rotordrehzahl, maximale Presskraft usw. eingehalten werden.
Wesentlich ist, dass vor Inbetriebnahme des Rotorpakets 10 die im Speicher- und Kommunikationsbauteil 22 gespeicherten Daten ausgelesen und in einen Speicher des Rechnersystems 18 eingelesen werden, damit eine automatische Anpassung der Bedien- und Steuerungssoftware für die Rundläuferpresse 16 stattfindet, indem im Rechnersystem 18 die neu eingespeicherten Daten ausgelesen werden und die Steuerungs- und Bediensoftware automatisch auf den neuen Rotortyp eingestellt wird. Hierfür sind keinerlei manuelle Eingaben im Terminal des Rechnersystems 18 erforderlich. Die Umstellung der Steuerungs- und Bediensoftware kann daher fehlerfrei in kürzester Zeit vonstatten gehen.