Mit einer Kollagenflachfolie umhüllte Wurstware mit netzartiger Oberflächenstruktur und Verfahren zu ihrer Herstellung
Die Erfindung betrifft eine Wurstware, deren Brätfül¬ lung von einer Umhüllung, gebildet aus wenigstens einer Kollagenflachfolie mit seitlich überlappenden Rändern, umgeben ist und deren äussere Oberfläche netzartig strukturiert ist. Die Erfindung betrifft ferner ein Verfahren zur Herstellung solcher Wurstwa¬ ren.
Es ist bekannt, Brühwurst oder Rohwurst in einem Naturdarm mit einem Netz zu umgeben oder mit Garn zu umschnüren, damit der Darm größtenteils von der Bean¬ spruchung durch das Gewicht der Wurst und durch radia¬ le Druckkräfte, die beim Brühen bzw. beim Reifen auftreten, entlastet wird. Solche Würste zeigen eine ansprechend strukturierte Oberfläche, weil der Natur¬ darm sehr elastisch ist und sich, verursacht durch den Innendruck, zwischen den Fäden des Netzes oder der Umschnürung kissenartig vorwölbt. Heute werden dem Naturdarm vielfach künstliche Wursthüllen vorgezo¬ gen, weil sie durch ihre gleichmäßige Festigkeit bei der Verarbeitung viele Vorteile bieten, unter anderem den, daß die Unterstützung durch ein Netz grundsätz¬ lich entfallen kann.
Wenn man allerdings aus Gründen der Optik auf die Verwendung eines Netzes Wert legt, so befriedigen künstliche Wursthüllen wegen der ihnen eigenen Festig¬ keit und damit verbundenen geringen Vorwölbung weni-
ger. Wollte man andererseits die elastischen Eigen¬ schaften von z.B. Kollagen-Wursthüllen diesen Wünschen anpassen, so würden sich bereits bei der Herstellung entsprechend breiter und dünner nachgie¬ biger schlauchförmiger Hüllen unüberwindliche Schwie¬ rigkeiten zeigen. Bis heute ist es jedenfalls nicht gelungen, solche Wursthüllen mit einem Durchmesser von 60 mm und mehr mit einer Wandstärke kleiner als 50 μm als Schlauchfolie herzustellen.
Aus der EP-A-0 175 173 ist es bereits bekannt, feste Fleischwaren mit zusammenhängender Oberfläche wie Kochschinken mit einer Kollagenflachfolie und einem Netz zu umhüllen. Die Anwendung derartiger Kollagen- flachfolien zur Umhüllung bzw. Verpackung von Wurst¬ ware insbesondere Brühwurst oder Rohwurst, die mit einem Netz umgeben werden, hat der Fachmann aber bisher nicht in Betracht gezogen. Es wäre nämlich zu erwarten gewesen, daß eine solche Kollagenfolie, deren ohnehin begrenzte Festigkeitseigenschaften vor allem unter Feuchteeinwirkung sich stark verschlech¬ tern, d.h. deren Naßfestigkeit gering ist, platzt, wenn sie mit Wurstbrät gefüllt wird, das eine pastöse Flüssigkeit mit vergleichsweise hohem Wassergehalt darstellt und dessen Oberfläche nicht - wie bei einem Fleischstück - zusammenhängend ist, sondern das aus diskreten feinen Partikeln besteht. Ein Platzen ist vor allem an solchen Stellen zu befürchten, wo die vergleichsweise mechanisch nur schwach beanspruchbare Kollagenfolie nicht durch die Maschen des umhüllenden Schlauchnetzes abgestützt und verstärkt wird. Ein solches Platzen, das sich bei einer Fleischware mit zusammenhängender Oberfläche nicht störend bemerkbar macht, würde im Fall einer Wurstfüllung zum Austreten
des vergleichsweise dünnflüssigen Wurstbräts an den beschädigten Stellen unter Druckverlust und damit zur allgemeinen Abflachυng der kissenartigen Vorwölbungen der Folie führen.
Überraschenderweise hat sich jedoch gezeigt, daß derartige Kollagenfolien wie sie zur Umhüllung von Fleischwaren mit zusammenhängender Oberfläche (Koch¬ schinken) bereits eingesetzt worden sind, ohne Wand¬ stärkenvergrößerung, d.h. ohne zusätzlichen Maßnahmen zur Verbesserung der mechanischen Eigenschaften wie der Berstfestigkeit auch zur Umhüllung von Wurst¬ waren, die mit einem flüssigen bzw. pastösen Inhalt gefüllt werden, eignen, ohne daß Schädigungen auftre¬ ten.
Ausgehend von dem vorbeschriebenen Stand der Technik ist es daher Aufgabe der Erfindung auch für Wurst¬ waren, deren Inhalt (Brät) pastös, sogar dünnflüssig ist und das keine zusammenhängende Oberfläche auf¬ weist, und zwar für Wurstwaren, die neben der Umhül¬ lung mit einem Netz umgeben werden, eine Umhüllung aus einer Kollagenflachfolie bereitzustellen, die allen Anforderungen beim Füllen und der nachfolgenden Hitzebehandlung entspricht, ohne zu platzen.
Gegenstand der Erfindung ist somit eine Wurstware, deren Brätfüllung von einer Umhüllung, gebildet aus wenigstens einer Kollagenflachfolie mit seitlich überlappenden Rändern, umgeben ist und deren äussere Oberfläche -netzartig strukturiert ist.
Gemäß einer Ausführungsform wird die netzartige Struktur von einem die Wurstware umgebenden Netz,
vorzugsweise einem textilen Schlauchnetz gebildet.
Deartige Kollagenflachfolien werden mit einer Wand¬ stärke von weniger als 20 μm angeboten. Sie zeigen bei guter Dehnbarkeit die für den Anwendungsfall ausreichende Festigkeit.
Geeignete Kollagenflachfolien sind bereits bekannt. Sie werden unter anderem in der DE-PS 642 922 beschrieben. Solche Kollagen-Folien können auf einer Folien-Gießmaschine hergestellt werden (DE-PS 842 825 und US-PS 2,747,228) .
Übliche Breiten sind 0,38 und 0,57 m. Die Wandstärke beträgt 7 - 40 μm, vorzugsweise 15 - 30 μm.
Als textile Schlauchnetze eignen sich alle branchenüb¬ lichen Baumwollnetze mit rechteckigen, sechseckigen oder rautenförmigen Maschen. Bevorzugt werden solche Netze eingesetzt, in die in der Umfangsrichtung ela¬ stische Fäden eingearbeitet sind.
Gemäß einer weiteren Ausbildung der Erfindung kann die netzartige Struktur der äusseren Oberfläche direkt aufgeprägt werden. Somit betrifft die Erfin¬ dung auch eine Wurstware in einer Kollagenflachfolie, bei der die netzartige Struktur direkt in die äussere Oberfläche bleibend eingeprägt ist.
Bei dieser Ausführungsform ist die Netzstruktur inte¬ graler Bestandteil der Oberfläche der Wurstware, während sie bei der Umhüllung mit einem Netz als von der Wurstware getrennter Bestandteil ausgebildet ist. Eine derartige Ausführungsform hat den Vorteil, daß
das Netz eingespart wird. Bei dieser Ausführungsform ist überraschend, daß nur eine vorübergehende Deforma¬ tion der Oberfläche zur Erzeugung einer netzartigen Struktur ausreicht, sofern das Wurstbrät unter Beibe¬ haltung der Deformation zwecks Erzeugung der Netz¬ struktur einer Wärme- oder Reifebehandlung unterworfen wird, bei der das Wurstbrät koaguliert. Danach kann die Einwirkung einer Verformungskraft beendet werden:
Die Oberfläche der Hülle ist bleibend verformt und weist abgebildet die Strukturen des formgebenden, die Deformationskraft ausübenden Gehäuses (z.B. ist ein Drahtkorb besonders geeignet) auf.
Gegenstand der Erfindung ist ferner ein Verfahren zur Herstellung derartiger Wurstwaren, das dadurch gekenn¬ zeichnet ist, daß eine Umhüllung aus wenigstens einer Kollagenflachfolie mit seitlich überlappenden Rändern gebildet wird, die Brätfüllung in die so gebildete Umhüllung eingepresst und auf die äussere Oberfläche der umhüllten Wurstware eine netzartige Struktur aufgebracht wird.
Weitere Einzelheiten des Verfahrens werden nachfol¬ gend anhand der Füllvorrichtung und Figurenbeschrei¬ bung erläutert:
Zum Füllen der erfindungsgemäßen Wurstwaren wird eine Füllvorrichtung vorwendet, wie sie ähnlich in der EP-A-0 175 173, Fig. 7 + 8 beschrieben wurde, bei der jedoch an die Stelle der Auflagefläche (29) eine feste Verbindung mit dem Rohr eines Vakuumfüllers tritt. Mit einer derart angepassten Füllvorrichtung
können Würste aller gängigen Kaliber von 60 bis 150 mm Durchmesser gefüllt werden, wenn die Kombina¬ tion der Rohre (24-26) im Durchmesser so bemessen wirdr daß jeweils das Rohr (26) Nennkaliber zeigt. Die EP-A-0 175 173 wird durch Verweis in die Beschrei¬ bung aufgenommen.
Nachdem die Folie (28,33) von der Rolle (31) abgezo¬ gen und zwischen die Rohre (24, 25) eingefädelt wur¬ de, wobei die Kanten (34) einander überlappen, und ein Netz auf das Rohr (24) aufgezogen wurde, wird zunächst das Rohr (26) vom Füller luftfrei mit Brät gefüllt. Darauf werden Folie und Netz soweit vorgezo¬ gen, daß sie zusammengefaßt und mit einem Clip ver¬ schlossen werden können. Nun kann mit dem Füllen begonnen werden, wobei durch den Fülldruck die ent¬ stehende Wurst vom Brät prall ausgefüllt wird, wäh¬ rend Folie und Netz vom Gerät abgezogen werden. Nach Unterbrechung der Brätzufuhr wird die Umhüllung zusam¬ mengequetscht und mit einem Doppelclipgerät verschlos¬ sen. Zwischen den beiden Clips wird die fertige Wurst abgeschnitten. In das am Gerät verbliebene, mit dem zweiten Clip verschlossene leere Hüllenende kann sofort die nächste Wurst gefüllt werden.
Nach dem geschilderten Verfahren können Brühwürste und Rohwürste gefüllt werden, die anschließend wie handwerksüblich weiter behandelt werden sollen, ohne daß wegen der geringen Wandstärke der Kollagenfolie oder deshalb, weil die Längskanten der Folie ohne feste Verbindung nur etwa 10 - 20 mm überlappt sind, besondere Rücksicht genommen werden müßte.
Nach der Fertigstellung sehen die Brüh- und Rohwürste
im Netz (siehe Figur 1) sehr ansprechend, appetitlich und rustikal aus. Der Wurstinhalt ist sehr gut zu erkennen, weil die dünne Kollagenfolie fast klar durchsichtig ist. Die Fleischfarbe wird nicht durch einen weißlich-opaken Darm abgeschwächt. Zwischen den Maschen ist die Folie durch den Druck des Brätes kissenartig nach außen vorgewölbt. Die Vorwölbung beträgt zwischen 1 und 10 mm.
Vor dem Aufschneiden der Würste sollte das Netz ent¬ fernt werden. Das ist ohne weiteres möglich, weil bei der Fertigstellung zwischen Folie und Netz keine Haftung ausgebildet wird. Dagegen ist es nicht mög¬ lich und auch nicht erforderlich, die dünne Folie von den Würsten abzuziehen, weil diese praktisch nicht mehr zu finden ist. Bei Brühwürsten hat sie den gleichen Charakter wie die zarte Saitlingshaut eines Wiener-Würstchens. Die Kollagenfolie wird nämlich integraler Bestandteil des hergestellten Lebensmit¬ tels und ist zum Mitverzehr bestimmt. Bei großka¬ librigen Roh- und Brühwürsten ist es bisher nicht möglich, eine zum Mitverzehr bestimmte Kollagen¬ schlauchfolie einzusetzen. Eine solche Folie muß, um den Druck des Bräts aushalten zu können, eine mini¬ male Wandstärke von 65 μm aufweisen, die den Verzehr zusammen mit der Wurst nicht erlaubt.
Erfindungsgemäß lassen sich derartige großkalibrige Roh- und Brühwürste im Netz rationell herstellen. Sie sehen sehr ansprechend, appetitlich und rustikal aus.
Gemäß einer weiteren Ausbildung der Erfindung kann auf das Netz verzichtet werden, indem der Oberfläche der mit der Kollagenfolie umhüllten Wurstware eine Netzstruktur bleibend aufgeprägt wird. Diese Ausfüh-
rungsfor wird hergestellt, indem die netzartige Struktur auf der äußeren Oberfläche der umhüllten und gefüllten Wurstware durch Einwirkung einer Verfor¬ mungskraft gebildet und durch eine anschließende Wärme- oder Reifebehandlung zwecks Koagulierung des Wurstbräts unter Beibehaltung der Deformationskraft bleibend fixiert wird. Bei dieser Ausführungsform verwendet man anstelle von Textilnetzen vorzugsweise Drahtkörbe, die über das Rohr 24 der Füllvorrichtung gestülpt werden.
Die Figur 2 zeigt einen Drahtkorb, der für die an¬ schließend- beschriebene Vorgehensweise geeignet ist. Der Zylinder ist in Längsrichtung in zwei Halbschalen 36,37 geteilt. Beide Hälften sind einseitig durch ein Scharnier 38 schwenkbar miteinander verbunden und werden anderseitig mit Schnellverschlüssen 39 ver¬ schlossen. An den Stirnseiten ist der Zylinder mit abnehmbaren Deckeln 40,41 versehen.
Die Figur 3 zeigt die in der EP-A-0175173 beschrie¬ bene Vorrichtung mit einem zum Füllen bereiten Draht¬ korb.
Zum Füllen wird die Folie 33 vor dem Ausstoßende 25,26 der Füllvorrichtung zusammengenommen und ggfs. mit einem Clip 42 verschlossen. Der Drahtkorb wird mit einem offenen Ende über das Rohr 24 geschoben bis das andere geschlossene Ende an das Rohr 24 anstößt.
Nun wird das Brät durch das Rohr 26 ausgestoßen und füllt die Folie, die sich dabei von innen an den Drahtkorb 35 anlegt. Der Drahtkorb wird gleichzeitig von dem Brät nach vorn geschoben. Wenn der Korb ganz gefüllt ist, wird die Füllpresse angehalten und das
Brät in der Folie 33 zwischen Korb 35 und Rohr 26 in axialer Richtung verdrängt, so daß ggfs. ein Doppel¬ clip 43 gesetzt werden kann. Das Brät sollte so bemes¬ sen sein, daß der Drahtkorb nach dem Anbringen des zweiten Deckels 41 vollständig gefüllt ist.
Figur 4 zeigt die oben genannte Vorrichtung mit ge¬ fülltem Drahtkorb und abgeclipter Folie. Die Wurstware ist nun allseitig von Folie umschlos¬ sen, wobei der Drahtkorb eine tragende und formende Funktion ausübt. Das Muster des Drahtnetzes, aus dem der Korb gefertigt ist, bildet sich auf der Ober¬ fläche ab, wobei sich die Folie in den Maschen des Netzes kissenartig vorwölbt.
Die Wurstware kann nach dem Verschließen des Korbes in der üblichen Weise weiterbehandelt werden: Eine Brühwurst wird zunächst umgerötet, dann getrock¬ net, geräuchert und schließlich gebrüht. Auch eine Rohwurst wird umgerötet und gegebenenfalls geräuchert und danach einige Tage bis einige Wochen gereift.
Erst wenn die Behandlung abgeschlossen ist, wird der Drahtkorb geöffnet und die fertige Wurst entnommen. Die Folie hat sich dann unlösbar mit dem Wurstbrät verbunden, während sie andererseits als Trennmittel gegenüber dem Drahtkorb wirkt und es erlaubt, die Wurst leicht zu entnehmen.