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Schwer entflammbares Verschlussteil sowie schwer entflammbare Appretur oder Beschickung
Die Erfindung betrifft ein schwer entflammbares Verschlussteil, das unter Bildung eines wieder lösbaren Verschlusses an ein korrespondierendes Verschlussteil angepasst ist, mit mindestens einem flächenförmig ausgebildeten Grundgewebe aus Kett- und Schussfäden und mit auf der Vorderseite des Grundgewebes vorstehenden Funktionselementen, wobei das Grundgewebe mit einer schwer entflammbaren Appretur versehen ist. Die Erfindung betrifft des Weiteren eine schwer entflammbare Appretur oder Beschich- tung für ein Verschlussteil, insbesondere für das vorstehend genannte Verschlussteil.
Durch die EP-B-0 883 354 ist ein flammhemmendes Befestigungselement, insbesondere Verschlussteil, bekannt, das für einen wieder lösbaren Eingriff an einem zweiten Befestigungselement angepasst ist, welches aufweist: - eine Trägerschicht aus einem flammhemmendem Polymermaterial mit einer freiliegenden Verbindungsfläche und einer Auflagefläche;
mehrere flexible, elastische Stielabschnitte als Funktionselemente, welche sich im Allgemeinen senkrecht zu der Verbindungsfläche erstrecken, wobei die distalen Stielabschnitte einen vergrößerten Kopfabschnitt aufweisen, der an einem distalen Ende des Stielabschnittes an- geordnet ist, wobei der vergrößerte Kopfabschnitt eine Oberseite den distalen Stielabschnitten gegenüberliegend aufweist, und eine der Ver-
bindungsfläche gegenüberliegende Verriegelungsfläche, und die Kopfabschnitte sind derart angeordnet, dass sie eine Bewegung entlang unterschiedlicher Abschnitte der Trägerschicht und in einen lösbaren Eingriff mit dem zweiten Befestigungselement ermöglichen; und
- einen nicht-flammhemmenden, druckempfindlichen Kleber, der auf die Auflagefläche aufgebracht ist.
Das bekannte Befestigungselement erfüllt hierdurch die Anforderungen des F.A.R. 25.853(a)(1)(i) Vertikal-Entflammbarkeitstest ohne Befestigung an einem Substrat. Die dahingehende Bestimmung oder Spezifikation bezieht sich auf solche Befestigungssysteme, die insbesondere Anwendungen in der Fahr- und Flugzeugtechnik betreffen und die beispielsweise dem Befestigen von Wandpaneelen an der Trägerstruktur einer Kabine eines Schienenfahrzeuges oder dem Festlegen von Sitzbezugmaterialen an Fluggastsitzen und dergleichen mehr dienen. Insbesondere im Bereich der Luftfahrzeugtechnik werden an dahingehende Befestigungssysteme heute erhöhte Anforderungen an die Schwerentflammbarkeit gestellt, die deutlich höher liegen kön¬ nen als die Angaben in der vorstehend genannten Spezifikation. Bei der vorstehend beschriebenen bekannten Lösung ist darüber hinaus bei einer bevorzugten Ausführungsform der nicht-flammhemmende, druckemp¬ findliche Kleber eine Schaumschicht aus einem druckempfindlichen Acryl- Schaumkleber, wobei dahingehend aufgebaute Kleber beispielhaft in der WO-A-2005/01 7060 näher beschrieben sind. Die bekannte Lösung bildet bereits einen sehr gut wirkenden flammhemmenden Verschluss aus; die bekannte Lösung kann jedoch teuer in der Realisierung sein, insbesondere was das Einbringen der U-förmigen Befestigungselemente in die Trägerschicht anbelangt. Neben dem Einsatz üblicher Kunststoffmaterialien wie vorstehend aufgezeigt in Form von Polyethylen, Polyamid oder dergleichen für das Ver-
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Schlussmaterial ist in der EP-B-0 883 354 auch bereits zur Realisierung eines flammhemmenden Verschlusses der Einsatz von Karbonmaterial aufgezeigt. Bei dieser bekannten Lösung wird unter Bildung eines flammhemmenden Verschlusses oder Verschlussteiles vorgesehen, dass sowohl die Schlaufen 5 als auch das Grundmaterial des Schlaufenteils als Grundgewebe, aus dem die Schlaufen als Funktionsteile oder Funktionselemente herausragen, aus Karbonfasern bestehen. Die Haken des Hakenteils selbst sollen demgemäß aus Draht gebildet sein. Obwohl bei der bekannten Lösung sowohl der Schlaufenteil als auch der Hakenteil als weiteres Funktionselement einen
T O textilen Charakter haben, so dass sie wie übliche textile Haftverschlüsse verarbeitet, insbesondere angenäht werden können, liegt ihre Flammfestigkeit weit über derjenigen von textilen Haftverschlüssen üblicher Art, nämlich bei ca. 1.000°C. Aber auch der Einsatz von Karbonfasermaterial hat sich wiederum als sehr kostenintensiv erwiesen, da Karbonmaterial zumin-
15 dest aus heutiger Sicht für Verarbeitungsbetriebe nur begrenzt in ausreichenden Mengen und zu vernünftigen Preisen zur Verfügung steht.
Um diesen Nachteilen zu begegnen, ist in der EP-B-1 973 440 bereits ein flammhemmender Verschluss vorgeschlagen worden mit mindestens einem
20 Verschlussteil mit mindestens einem flächenförmig ausgebildeten Grundgewebe aus Kettfäden und Schussfäden und mit auf der Vorderseite des Grundgewebes vorstehenden Funktionsfäden, die das Grundgewebe zumindest teilweise durchgreifen und die einzelnen Verschlusselemente ausbilden, wobei das Grundgewebe von nicht-flammhemmender Art ist und
25 auf seiner Rückseite als Beschichtung zumindest teilweise eine Trägerschicht mit einem schwer entflammbaren Medium und/oder mit einem aktiven Löschmedium aufweist, wobei das Grundgewebe eine Appretur aufweist und wobei die Trägerschicht auf ihrer dem Grundgewebe abgewandten Seite eine Verbindungskomponente beispielsweise in Form einer Kleb-
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Sofern die angesprochene Trägerschicht vorzugsweise aus einem schwer entflammbaren Material oder mit einem aktiven Löschmedium versehen ist, wobei auch beide Materialeigenschaften mit nur einer Trägerschicht erreichbar sind, kann das schwer entflammbare Material für die Trägerschicht vorzugsweise ausgewählt sein aus den folgenden Stoffgruppen:
- Ammonium Phosphat (AP)
- Ammonium Polyphosphat (APP)
- Aluminium Trihydroxid (ATH)
- Magnesium Hydroxid (MDH)
- Resorcinol bis-Diphenylphosphat (PDP)
- Roter Phosphor (RP)
- Tri-n-butyl Phosphat (TBP)
- Tricresyl Phosphat (TCP)
- Triphenyl Phosphat (TPP)
- Melamin.
Dieser bekannte Verschluss nebst Verschlussteil und eingesetzter Appretur für das Grundgewebe genügt auch erhöhten Schwerentflammbarkeitskrite- rien, wie sie beispielhaft in der Spezifikation AIMS 04-19-002 (Ausgabe Ja- nuar 2005) der Airbus S.A.S. aufgezeigt sind unter dem Titel Hook and loop tape, non selfadhesive flame propagation resistant; Material Specification. Trotz dieser Vorteile betreffend die Schwerentflammbarkeit des angestrebten Verschlusses nebst Appretur baut auch diese bekannte Lösung immer noch komplex auf, und insbesondere bei Einsatz der vorstehend näher be- zeichneten eingesetzten aktiven Löschmedien ist mit entsprechend hohen Kosten bei der Realisierung zu rechnen.
Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein schwer entflammbares Verschlussteil nebst einer ganz allge- mein für Verschlussteile einsetzbaren flammhemmenden Appretur zu schaffen, die unter Beibehalten der Vorteile im Stand der Technik, insbesondere
in sehr hohem Maße eine Flammhemmung sicherzustellen, die den allgemeinen Kriterien und Spezifikationen zur Schwerentflammbarkeit genügen, dahingehend weiter zu verbessern, dass sie sich in herstellungstechnisch einfacher und kostengünstiger weise erhalten lassen. Eine dahingehende Aufgabe löst ein schwer entflammbares Verschlussteil mit den Merkmalen des Patentanspruches 1 sowie eine schwer entflammbare Appretur oder Beschichtung gemäß der Merkmalsausgestaltung des unabhängigen Patentanspruchs 1 1 . Vorteilhafte Weiterausgestaltungen sind Gegenstand der Unteransprüche.
Gemäß dem kennzeichnenden Teil des Patentanspruchs 1 ist erfindungsgemäß vorgesehen, dass das Grundgewebe und die Funktionselemente überwiegend, vorzugsweise jedoch vollständig, aus schwer entflammbaren Kunststoffmaterialien bestehen. Dadurch dass alle relevanten Komponenten zum Aufbau eines Verschlussteils aus schwer entflammbaren Materialien bestehen, also das Grundgewebe aus Kett- und Schussfäden sowie die Funktionselemente und die Appretur, lassen sich die vorgegebenen Krite¬ rien wie FAR- oder AIMS-Test ohne Weiteres einhalten bzw. erfüllen. Dabei kommt der Auswahl der Appretur gemäß der Merkmalsausgestaltung des Patentanspruches 1 1 eine besondere Bedeutung zu. Insbesondere wenn die Appretur selbst oder eine auf das Verschlussteil aufzubringende Beschichtung aus einem lösungsmittelfreien, feuchtigkeitsvernetzenden Schmelzklebstoff auf der Basis von reaktiven Polyurethan-Prepolymeren gebildet ist, lassen sich in funktionssicherer und kostengünstiger Weise schwer entflammbare Verschlussteile jedweder Art generieren. Dies hat so keine Entsprechung im Stand der Technik.
Sowohl vertikal als auch horizontal durchgeführte Entflammbarkeitstests haben gezeigt, dass im Wesentlichen ohne Nachbrennen oder Nachtropfen ein einmal entzündetes Verschlussteil sofort wieder erlischt und dabei groß-
tenteils noch seine Funktionsfähigkeit als Verschlussteil eines Gesamtverschlusses beibehält.
Dabei lassen sich neben der Auswahl der Appretur noch weitere verlässlich wirkende, schwer entflammbare Verschlussteile schaffen, sofern man die Kett- und die Schussfäden des Grundgewebes aus PA66-Kunststoffmateria- lien aufbaut und als Fadenmaterial für die Funktionselemente wie Schlaufen und/oder Pilzkopf- Verhakungselemente PP-Kunststoffmaterialien verwendet. Weitere verbesserte Resultate lassen sich dann erreichen, sofern die aus
PA66- und/oder PP-Kunststoffmaterialien bestehenden Fäden Flammschutzadditive aufweisen, die Phosphor- und/oder Triazin-Verbindungen und/oder Graphitanteile beinhalten. Besonders bevorzugt ist es für die Appretur des schwer entflammbaren Verschlussteiles oder sonstiger Verschlussteile als Appretur solche zu verwenden, die Polyester-Polyol oder Polyether-Polyol in maßgebendem Umfang innerhalb eines Schmelzklebstoffsystems aufweisen. Insbesondere wenn der Schmelzklebstoff mit einer Rezeptur wie folgt auf¬ gebaut ist:
- 10 bis 90 % Polyester-Polyol
- 0 bis 50 % Polyether-Polyol
5 bis 35 % Polyisocyanat
- 2 bis 50 % Flammschutzmittel wie antimon- und halogenfreie Phosphor- und/oder Triazinverbindungen und
- bedarfsweise Zusatzstoffe wie Katalysatoren und Stabilisatoren, ist eine Appretur erreicht, die den Anforderungen an eine Schwerentflammbarkeit des Produktes in jeder Hinsicht gerecht wird.
Die Appretur, respektive der Schmelzklebstoff, kann das Grundgewebe aus Kett- und Schussfäden vollständig aufnehmen und insoweit auch Teile der Funktionselemente, sofern diese aus Polfäden gebildet, zumindest teilweise in das genannte Grundgewebe mit eingewoben sind; es besteht aber auch die Möglichkeit, zusätzlich oder alternativ die Appretur auf der Unterseite eines Trägerteils anzubringen, das Bestandteil eines gegossenen Verschlusses auf seiner gegenüberliegenden Oberseite dann die Funktionselemente trägt. Ist bevorzugt das Grundgewebe in der genannten Appretur aufgenommen, kann darüber hinaus auf der Unterseite des Verschlussteiles, das den Funktionselementen abgewandt ist, eine zusätzliche Klebstoffschicht angebracht werden, die bevorzugt gleichfalls schwer entflammbar ausgebildet ist und einen druckempfindlichen Kleber aufweist.
Im Folgenden wird das erfindungsgemäße flammhemmende Verschlussteil anhand eines Ausführungsbeispieles nach der Zeichnung näher erläutert. Dabei zeigen in prinzipieller und nicht maßstäblicher Darstellung: Fig. 1 das Gewebebild eines Haftverschlussteils in Draufsicht;
Fig. 2 eine Seitendarstellung auf das flächige Haftverschlussteil nach der Fig. 1.
Die Fig. 1 zeigt ausschnittsweise eine Draufsicht auf ein flächenförmiges Haftverschlussteil, das sich innerhalb der Bildebene sowohl in der einen als auch in der anderen Bildrichtung beliebig verlängern lässt, und die geometrischen Abmessungen des Flächengebildes sind abhängig von den Vorgaben der Webeinrichtung, auf der das Verschlussteil gefertigt wird. Insbesondere werden für die spätere Verwendung dahingehende Verschlussteile in der Art von rollenartig aufgewickelten Haftverschlussbändern konfektioniert (nicht dargestellt).
Das Verschlussteil besteht aus Kettfäden 10 und Schussfäden 12, die in Queranordnung miteinander verwebt das Grundgewebe 14 für das Haftverschlussteil bilden. Des Weiteren ist in das Grundgewebe 14 mit Funktions- fäden 16 in der Art von Polfäden versehen, die einen weiteren Bestandteil des Grundgewebes 14 mit ausbilden. Der jeweilige Funktionsfaden 16 bildet dann für das flächenförmige Haftverschlussteil die einzelnen Funktionsoder Verschlusselemente 18 aus, was im Folgenden noch näher erläutert werden wird. Des Weiteren spricht man häufig fachsprachlich anstelle der eingesetzten Fäden auch von Garnen.
In Blickrichtung auf die Fig. 1 gesehen ist auf ihrer Oberseite mit einem Pfeil 20 die Produktionsrichtung für das herzustellende Verschlussteil wiedergegeben. Bei der gezeigten Anordnung nach der Fig. 1 sind die jeweili- gen Schussfäden 12 in der Art einer Sinus- oder Cosinus-Welle bogenförmig ausgebildet, und an den Kreuzungsstellen zwischen Kettfäden 10 und Schussfäden 12 verlaufen die Kettfäden 10 parallel zur Produktionsrichtung 20 sowie parallel zueinander in geradliniger Anordnung. Bei der in der Fig. 1 gezeigten Ausführungsform sind nur die Schussfäden 12 bogenförmig im Grundgewebe 14 verlaufend angeordnet, wobei der jeweilige Schussfaden 12 in alternierender Reihenfolge einen Kettfaden 10 übergreift und den in Reihe unmittelbar nachfolgende untergreift. Die Vorteile einer dahingehenden bogenförmigen Ausgestaltung sind näher in der DE-B-102 40 986 der Schutzrechtsinhaberin aufgezeigt, so dass an dieser Stelle hierauf nicht mehr näher eingegangen wird.
An der Stelle des jeweiligen Untergriffes des Grundgewebes 14 bildet der Funktions- oder Polfaden 16 eine darüber liegende Schlaufe 22 aus, wobei nachfolgend unmittelbar eine weitere Schlaufe 24 ausgebildet ist, so dass eine Art V-Bindung verwirklicht ist. Es sind hier aber auch andere Bin-
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9 dungsarten denkbar, beispielsweise das Einbinden des Funktionsfadens 16 in W-förmiger Art oder dergleichen.
Die genannten Schlaufen 22, 24 bilden eine Art von Verschlusselementen 18 aus, und bleiben die Schlaufen 22, 24 wie in Fig. 1 dargestellt, geschlossen, entsteht dergestalt eine Flausch-Haftverschlussteil, wobei haken- oder pilzartige Verschlusselemente in die dahingehenden Schlaufen 22, 24 eingreifen können, um dergestalt einen wieder lösbaren Haftverschluss als Ganzes im Rahmen eines Verschluss- oder Befestigungssystems zu erhalten. Es besteht aber auch gemäß der Darstellung nach der Fig. 2 die Möglichkeit, die Schlaufen 22, 24 entlang einer Trennlinie 26 aufzuschneiden, so dass dergestalt nach Anschmelzen der freien Enden der geöffneten Schlaufe jeweils ein pilzförmiges Verschlusselement entsteht, das man dergestalt mit korrespondierendem Vlies- oder Flauschmaterial eines anderen nicht näher dargestellten Verschlussteils als dem anderen Verschlussteil in wieder lösbarer Weise verhaken kann.
Wie des Weiteren die Darstellung nach der Fig. 2 zeigt, kann ein einzelner Schussfaden 12 auch aus einem Schussfadenpaar bestehen oder mehrfädig sein. Dies gilt auch für die Kettfäden 10, die gemäß der Querschnitts- oder Ansichtsdarstellung nach der Fig. 2 in alternierender Reihenfolge jeweils ein Paar an Schussfäden 12 des zweiten Verschlussteils übergreifen, um nachfolgend einen Untergriff dieses Schussfadenpaars 12 vorzunehmen. Der jeweilige Funktions- oder Polfaden 16 übergreift dabei unter Auslassen jeweils eines Schussfadenpaares 12 die beiden darauffolgenden Schussfadenpaare 12 in der gezeigten Reihe. Auf dem Grundgewebe 14 sind also die Schlaufen einer ersten Art 22 und einer weiteren Art 24 versetzt zueinander angeordnet, wobei die Schlaufen der ersten Art 22 im Wesentlichen geschlossen O-förmige Schlaufen ausbilden, und die Schlaufen der zweiten Art 24 sind V-förmig oder U-förmig ausgebildet. Ein sogenannter Rapport für einen Funktionsfaden 16 wiederholt sich mithin in Richtung der Schuss-
fäden 12 nach fünf Kettfäden 10. Um nun zu einem schwer entflammbaren oder flammhemmenden Verschlussteil zu gelangen, wird das Verschlussteil nach den Figuren 1 und 2 wie nachfolgend näher beschrieben aufgebaut. So werden die Kettfäden 10 und die Schussfäden 12 aus PA66-Kunststoff- materialien gebildet, wobei es sich hierbei um monofil ausgebildete Polyamidfäden oder -garne handelt. Die angesprochenen Faden- oder Garnsysteme werden mit einem Flammschutzadditiv versehen, insbesondere in Form einer Phosphorverbindung. Der flammhemmende Mechanismus wirkt insbesondere in der Gasphase, und die Wirkung ist permanent und wasch- beständig. Bei dem PA66-Fadensystem handelt es sich um eine intrinsisch flammhemmende Polyamid-Faser, die keine Halogene beinhaltet. Die texti- len Eigenschaften der PA-Faser werden durch das Flammschutzadditiv nicht negativ beeinflusst, und die Faser erweist sich als hochfest. Insbesondere erfüllt die Polyamid-66-Faser die Vorgaben der DIN 4102-1 , B1 ).
Die Polfäden 16, die wie dargelegt die späteren Funktionselemente ausbilden, bestehen aus PP-Kunststoffmaterialien. Die PP-Fasern sind unter der Markenbezeichnung LIFOFLAM 70/101 PP auf dem Markt zu beziehen und auch die Polypropylenfaser erweist sich als hochfest und weist ein Flamm- Schutzmittel in Form einer geeigneten Phosphorverbindung auf.
Anstelle der genannten Phosphorverbindungen als Flammschutzadditiv können auch sogenannte Triazin-Verbindungen eingesetzt werden und/oder Fadensysteme, die Graphitanteile oder sonstige Kohlenstoffanteile aufwei- sen.
Um dem Grundgewebe 14 einen sicheren Halt zu geben und um insbesondere zu vermeiden, dass die Polfäden 16 aus dem Grundgewebe 14 unter Belastung herausgezogen werden, ist es vorteilhaft, das Grundgewebe 14 mit einer Appretur 30 zu versehen, insbesondere die Appretur 30 derart
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1 1 anzubringen, dass alle Fäden, die im Grundgewebesystem liegen, von der Appretur 30 eingeschlossen sind.
Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, für das Grundgewebe 14 eine Appretur 30 einzusetzen, die selbstklebende Eigenschaften aufweist.
Versuche mit einer Appretur 30 aus wässriger Dispersion aus Polyurethan, wie sie unter dem Handelsnamen TUBICOAT PUS auf dem Markt erhältlich ist mit Einsatz von Flammschutzmitteln, die unter den Marken Apyrol PA1 und Apyrol PA2 vertrieben werden, ergeben insbesondere bei den FAR- Vertikalbrenntests sehr kurze Brennstrecken und sehr kurze Nachbrennzeiten gegenüber vergleichbar ausgebildeten Klettverschluss-Systemen ohne einen solchen Flammschutzzusatz. Als besonders geeignet hat sich die folgende Rezeptur für die das Grundgewebe bindende Appretur 30 erwiesen:
- Apyrol PA1 7 %
- Apyrol PA2 7 %
- Tubicoat PUS 40 %
- Wasser 46 %
- MgCh 0,01 %.
Sofern eine zusätzliche Klebstoffschicht vorzugsweise auf der freiliegenden Unterseite der Appretur 30 angebracht werden soll, ist diese auf der Basis von Kunstkautschuk realisiert oder auf einer Acrylatbasis. Im letztgenannten Fall ist es gleichfalls sinnvoll, das Acrylat als wässrige Dispersion auszubilden und diesem ein Flammschutzmittel zuzuführen, das unter dem Handelsnamen Apyrol PP46 erhältlich ist und neben Polyphosphorsäuren Ammoniumsalze beinhaltet. Um das mit einer Appretur 30 versehene Grund- gewebe 14 mit Drittbauteilen verbinden zu können, kann auch vorgesehen sein, dass auf der Unterseite der Appretur 30, die den vorstehenden Funkti-
onselementen 18 abgewandt ist, eine zusätzliche Klebstoffschicht 32 aufgetragen wird. Diese in der Art einer Beschichtung auf die Appretur 30 aufgetragene Klebstoffschicht 32 kann beispielsweise aus einem schwer entflammbaren drucksensitiven Klebstoff oder Klebstoff System bestehen. Deckt man die Klebstoffschicht 32 durch ein geeignetes Papier (nicht dargestellt) nach außen zur Umgebung hin ab, kann nach Entfernen des Deckpapiers über die Klebestoffschicht 32 das Verschlussteil an Drittbauteilen unmittelbar festgelegt werden. Als besonders vorteilhaft im Sinne einer Flammhemmung hat es sich jedoch erwiesen, die Appretur 30 aus einem lösungsmittelfreien, feuchtigkeitsver- netzenden Schmelzklebstoff auf der Basis von reaktiven Polyurethan- Prepolymeren auszubilden. Ein solcher Polyurethan-Schmelzklebstoff ist im Handel unter dem Markennamen AdtraPU F 9131-UV erhätlich. Insbe- sondere soll die in der Art einer Beschichtung für das Grundgewebe 14 aufzutragende Appretur zwischen 40 bis 200 g/m2, vorzugsweise mit 120 g/m2, aufgetragen werden. Die besonders bevorzugt einzusetzende Appretur weist dabei die folgende Rezeptur auf:
- 10 bis 90 % Polyester-Polyol,
- 0 bis 50 % Polyether-Polyol,
5 bis 35 % Polysiocyanat,
- 2 bis 50 % Flammschutzmittel wie antimon- und halogenfreie Phos¬ phor- und/oder Triazinverbindungen, und
bedarfsweise Zusatzstoffe wie Katalysatoren und Stabilisatoren.
Insbesondere sind hier UV-Stabilisatoren angesprochen und sogenannte Antioxidantien, die aufgrund ihrer geringen Konzentration die Prozessparameter beim Herstellen des Verschlussteils nicht negativ beeinflussen können.
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Es ist für einen Durchschnittsfachmann auf dem Gebiet der Haftverschlusstechnologie überraschend, dass er durch die Appretur 30 in der Art einer Beschichtung, die sogar nachträglich auf einen fertigen, nicht-flammgeschützten Klettverschlussteil aufgebracht wird, der auch gegossen sein kann, nicht nur die typischen Anforderungen der Flugzeugindustrie an die Schwerentflammbarkeit erfüllt, sondern dass darüber hinaus auch der neuerdings verlangte sogenannte Verbundtest bestanden wird. Wird beispielsweise der Klettverschluss mit seinem einen Verschlussteil aufgenäht in Form eines textilen Flächengebildes, das beispielsweise als Gardine/Sitzbezug dient, ist der Einzelnachweis für das Haftverschlussteil nicht mehr ausreichend, sondern vielmehr ist dann die Schwerentflammbarkeit im genannten Verbund als Ganzes zu überprüfen. Aufgrund der vorgestellten Appretur 30 lassen sich dahingehende Verbundtests mühelos und erfolgreich durchführen unter der Voraussetzung, dass die korrespondierenden Verschlussteile entsprechend und/oder das textile Grundmaterial des Verbundpartners gleichfalls schwer entflammbar ausgestaltet sind.
Trotz der verhältnismäßig hohen Konzentration an Flammschutzmitteln bleibt die Waschechtheit des Gesamtverschlusssystems auch bei sehr hohen Temperaturen, beispielsweise im Rahmen von 95°-Kochwäschen erhalten. Des Weiteren ist sichergestellt, dass die strengen Auflagen an den Einsatz von Chemikalien erfüllt sind. Mit dem vorliegend beschriebenen Appretursystem sind die gültigen europäischen Normen und Richtlinien erfüllt. Insgesamt bleibt festzuhalten, dass mit einem Verschlussteil, das mit den vorstehend genannten Materialien ausgerüstet oder versehen ist, sich die bei den einzelnen Tests betreffend die Schwerentflammbarkeit aufgezeigten Kriterien mehr als erfüllen lassen. Es hat sich in praktischen Versuchen gezeigt, dass sowohl die Nachbrennzeit als auch die abtropfenden Bestandtei- le des Verschlussteils unter Hitze sowie die gemessene Brennstrecke sich
gegenüber bekannten Systemen deutlich reduzieren, gegebenenfalls gegen Null fahren lassen.